Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ die Männer den schweren Mast mit vereinten Kräften über Bord, wo er im Sand liegenblieb. Neben dem schweren Anker lagen an Deck zusammengerollt einige schwere Trossen. Die Banditen richteten mit großer Geschicklichkeit eine der Rahen auf, befestigten den Flaschenzug, der das Segel getragen hatte, an deren Spitze, hoben auf diese Weise den inzwischen am Tau befestigten Anker und ließen ihn in das Boot hinab. Dann zogen sie das Ende des Taues durch das Gangspill.

      »Sie verstehn ihre Sache«, brummte Bob, »sind ein paar richtige Seeleute darunter.«

      Unten wurde das Kielboot jetzt bemannt.

      »Laß zwanzig bis dreißig Faden Tau ablaufen, Dick«, rief Hollins dem Rothaarigen zu. Alsdann befahl er den Männern im Boot, den Anker bis zu einer am Ufer stehenden Fichte zu bringen und ihn dort in Ufernähe fallen zu lassen. Das Boot stieß ab und führte den Befehl aus. Nachdem der Anker Grund gefaßt hatte, kehrte es um, und die Männer stiegen wieder an Bord.

      »Alle Hände ans Gangspill!« befahl Hollins.

      Die Leute griffen in die Speichen und begannen, die schwere, an Deck befestigte Winde zu drehen. Das Tau straffte sich; der Anker schleifte noch einige Male und saß dann endgültig fest.

      »Los, Boys, zeigt, was ihr könnt!« brüllte Hollins. »Munter! Munter!« Er ging nun selbst mit ans Gangspill und setzte seine herkulische Körperkraft ein. »Aho – hup!« rief er, »aho – hup!«

      Die Männer setzten die letzte Kraft ein, aber die Molly bewegte sich nicht.

      »Noch einmal, Boys! Aho – hup! Aho – hup!«

      Es half alles nichts; die Molly rührte sich nicht, sie steckte zu fest im Ufersand.

      »Hat keinen Zweck, Captain«, sagte der rothaarige Dick, »sind nicht Hände genug.«

      »Hilft alles nichts«, knurrte Hollins, »die Sloop muß zu Wasser. Wir müssen das Vorderteil erleichtern. Macht die große Luke dort auf und richtet einen Kran her. Wir schaffen etwas von der Ladung heraus.«

      Den Burschen schien selber viel daran zu liegen, das Schiff zu bergen; sie murrten nicht. Sie richteten mit Hilfe der Rahe und des Flaschenzuges einen Kran her, der denn auch bald darauf Fässer, Ballen und Säcke auf den Strand beförderte. Die durch den Fall des Mastes verursachte Zertrümmerung des Bollwerks leistete dabei gute Dienste.

      Mit steigender Erregung sahen die Männer im Wald dem Treiben der Piraten zu. Bob hielt es bald nicht mehr aus. Er hatte schon mehrmals den Wunsch geäußert, dazwischen zu schießen, aber Burns wollte nicht. »Warum?« entgegnete er jedesmal; »die Burschen sollen uns die Sloop erst einmal flott machen. So billig und einfach kriegen wir's sonst nicht. Nachher werden wir weitersehen.«

      Nachdem etwa fünfzig bis sechzig Stückgüter auf dem Ufersand lagerten, befahl Hollins, das Ausladen einzustellen und das Gangspill erneut zu bemannen. Auf sein aufmunterndes »Aho – hup!« setzten alle Mann wieder ihre äußerste Kraft ein. Das Tau war so straff gespannt, daß es zu reißen drohte. »Nochmals, Boys!« brüllte Hollins, »ich höre den Sand knirschen.«

      Noch eine wilde, gemeinsame Anstrengung, und die Molly begann sich zu rühren. Die Piraten stießen ein Gebrüll des Triumphes aus.

      »Sagte euch ja: kriegen den Kahn zum Schwimmen«, rief Hollins, »noch einmal alle Mann! Aho – hup!«

      Und wieder bewegte sich der Schiffsrumpf, um nun in langsamer, stetiger Bewegung, unter dem letzten Krafteinsatz der das Gangspill bedienenden Männer, ins Wasser zu gleiten. Wenige Minuten später schwamm die Sloop frei. Die Piraten brüllten und tobten vor Freude, und das Schiff trieb auf den Anker zu.

      »Gut gemacht, Boys!« lobte Hollins. »Legt das Schiff fest und braut einen steifen Grog. Rum und Zucker sind da.«

      Die erschöpften Leute ließen sich das nicht zweimal sagen. Bald darauf brannte der Herd in der auf Deck befindlichen Kombüse, und während die Piraten sich an Schinken und Bärenpranken gütlich taten, die sie unter den Proviantvorräten der Molly gefunden hatten, siedete das Wasser für das geliebte Getränk.

      Die Männer im Wald hatten dem Ablauf der Ereignisse mit gemischten Gefühlen zugesehen. In die Freude über das Abbringen des Schiffes mischte sich die Besorgnis, es könne in der Gewalt der Seeräuber endgültig verloren sein. Sie waren in starker Spannung Zeugen der ungeheuren, am Ende durch das Gelingen gekrönten Anstrengungen der Piraten gewesen.

      »Was nun, Master?« fragte Bob Green, auf die Molly starrend, die leicht schaukelnd vor Anker lag. »Hättet meinem Rat folgen sollen. Eine einzige Salve hätte vier der Halunken kampfunfähig gemacht. Mit den anderen wären wir dann schon fertig geworden.«

      »Und die Molly?« sagte Burns, »würde sie dann schwimmen?«

      »Ist natürlich ganz schön, daß sie uns eine Arbeit abgenommen haben, die wir allein nicht leisten konnten, aber nun scheint mir auch die Stunde des Handelns gekommen. Tun wir jetzt nichts, dann sind wir die Molly los.«

      »Es widerstrebt mir, Blut zu vergießen, wenn es nicht zur unmittelbaren Verteidigung des eigenen Lebens geschieht«, sagte der Puritaner.

      »Nehmt's mir nicht übel, aber das sind närrische Bedenken«, schnaufte der Bootsmann. »Von den Burschen da unten ist jeder einzelne für den Galgen reif. Ihr nehmt die Sache verdammt kaltblütig, Sir, schließlich steht auch Euer Eigentum auf dem Spiel.«

      Der Alte schüttelte störrisch den Kopf. »Vorläufig können die Kerle mit dem Schiff nicht weg«, sagte er. »Oder meint Ihr doch? Ihr seid Fachmann. Müssen sie nicht wenigstens einen Notmast setzen?«

      »Irgend etwas dergleichen müssen sie natürlich tun. Würde wahrscheinlich schwer halten, das Schiff mit sechs Rudern ins Schlepptau zu nehmen. Aber paßt nur auf, sie werden schon eine Spiere setzen. Die Jungen verstehen ihr Handwerk, das hab' ich gesehen.«

      Der Alte zögerte; er war offensichtlich unschlüssig. Abgesehen davon, daß es ihm zuwider war, Blut zu vergießen, wollte er auch das Leben des Sohnes der Schiffsladung wegen nicht in Gefahr bringen.

      Auf dem Schiff unten kreiste mittlerweile der Grogbecher. Gesang und Gejohl zeigten an, daß die Piraten den Beutetag feierten.

      John, der bisher geschwiegen hatte, sagte jetzt mit ironischem Lächeln: »Ich meine, die Burschen haben uns einen ganz hübschen Gefallen erwiesen. Sie sollen sich ruhig noch etwas mehr für uns anstrengen. Ich denke, wir lassen sie einen Notmast setzen und takeln – sie werden damit bestimmt schneller fertig als wir – wenn die Molly dann klar zum Auslaufen ist, holen wir sie uns.«

      Bob Green sah den Jungen verdutzt an und hatte dann Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Weiß Gott, Ihr habt recht, John«,, sagte er; »wir lassen die Kanaillen unsere Arbeit verrichten, und wenn sie damit fertig sind, gehen wir an Deck. Muß Euch sagen, ich brenne geradezu darauf, ihnen den Büchsenkolben um die Ohren zu schlagen.«

      »Der Vorschlag ist grundsätzlich so übel nicht«, sagte Elias Burns mit gleichbleibender Ruhe. »Versuchten wir das Schiff jetzt zu nehmen, müßten wir sie alle hinschlachten. Selbst wenn wir vier Mann aus dem Hinterhalt abschössen, was mir gar nicht gefällt, blieben immer noch acht, mit denen wir kämpfen müßten. Und das scheint immerhin eine recht unsichere Sache.«

      »Also gut«, versetzte Bob Green, »sollen die Halunken die alte Molly segelfertig machen. Und dann müßte ich nicht meines Vaters Sohn sein, wenn ich sie ihnen nicht abjagte.«

      Der СКАЧАТЬ