Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 110

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ Voraussetzung dafür war, daß sie nicht zu weit nach Süden abgekommen waren. Verfehlten sie den Genesee, weil sie zu weit südwärts gegangen waren, dann mußten sie eines Tages auf den Eriesee stoßen, der von Franzosen besiedelt war. Indessen hofften sowohl der Farmer als sein Sohn, daß sie in einigen Tagen das heimische Gewässer erreichen würden. Die Besorgnis des Alten hinsichtlich des Schicksals der tief in den Wäldern gelegenen Ansiedlung war zwar ohne weiteres begreiflich, aber nicht sehr begründet, da die Bewegung aller an den Seen hausenden Indianerstämme sich nach Süden richtete. Da die Ansiedlung zudem fern der Küste lag, war auch vom Ontario aus kaum etwas zu befürchten. John suchte den ängstlichen Vater denn auch immer wieder zu beruhigen, ohne dessen Besorgnisse allerdings ganz verscheuchen zu können.

      Was die Verhältnisse im Ohiotal anging, war der Miamihäuptling bestens unterrichtet. Auch er war der Meinung, der Vorstoß der Franzosen ziele von den Forts am Erie aus unmittelbar südwärts. Das Vorschieben französischer Truppen von Ost nach Südwest hatte ihn überrascht. Richard Waltham glaubte es damit erklären zu können, daß die Franzosen noch schwankenden indianischen Stämmen die französische Flagge zeigen wollten, um sie mitzureißen; natürlich konnten die Franzosen auch beabsichtigen, einen überraschenden Flankenangriff gegen die notwendig von Süd und Südwest heranziehenden Truppen der Kolonien zu führen. Alles in allem schien die Lage etwas undurchsichtig.

      Die Miamistämme im Ohiotal waren zwar nur teilweise offen zu den Franzosen übergetreten, dagegen hatte die Mehrzahl erklärt, sich neutral verhalten zu wollen. Die Miami hatten in diesem Sinne auch auf benachbarte Völkerschaften einzuwirken gesucht, was ihnen teilweise, so bei drei Stämmen der Lenni-Lenape, auch gelungen war. Tana-ca-ris-son, der Vater Ni-kun-thas, hatte als oberster Sagamore des ausgedehnten und einst sehr mächtigen Miamibundes eine gewaltige Macht in seiner Hand vereinigt gehabt, sein Ansehen hatte ihm einen beinahe königlichen Rang eingeräumt, den die Engländer, zuweilen nicht ungeschickt in der Ausnützung indianischer Gebräuche, denn auch vorbehaltlos anerkannten, indem sie Tana-ca-ris-son wie einen König behandelten. Ni-kun-tha, der Sohn, hatte sich bei den einzelnen Stämmen großer Beliebtheit erfreut, er hatte sich zudem in sehr jungen Jahren als Kriegshäuptling hervorgetan, und bei normaler Entwicklung hätte es kaum einem Zweifel unterlegen, daß er vom Rat der Alten eines Tages an die Stelle seines Vaters gerückt worden wäre. Die jähe Entwicklung durch den unversehens hereinbrechenden Krieg, Tana-ca-ris-sons plötzlicher Tod und Ni-kun-thas Abwesenheit hatten den künftigen ›König der Miami‹ zu einem landflüchtigen Krieger gemacht, der nur mit geringer Gefolgschaft rechnen konnte, eben mit den Leuten, die bei den Shawano seiner warteten.

      Ni-kun-tha sehnte sich sehr danach, mit seinen wenigen Getreuen zusammenzutreffen, um sie für die Sache seines ermordeten Vaters in den Kampf zu führen. Allein auf sich gestellt wäre er wohl längst an seinem Ziel angelangt, indessen duldete das in ihm wurzelnde natürliche Treuegefühl nicht, daß er in der Stunde der Not die Männer verließ, denen er die Rettung seines Lebens verdankte. Er beabsichtigte, die Gefährten bis zum Genesee zu geleiten und dann unverzüglich seinen Weg südwärts zu den befreundeten Shawano zu nehmen. Daß von Norden her auf englische Hilfe nicht zu rechnen war, hatte man erkannt; dort hatte man genug damit zu tun, die Seeplätze zu verteidigen. Hilfe konnte nur von Osten und Südosten kommen, und auch hierfür war, als er die Shawano verließ, um den englischen Kommandanten aufzusuchen, auch nur geringe Aussicht gewesen. Dabei wußte er, daß das Ohiotal verloren war, wenn sich nicht bald eine entscheidende Wendung vollzog. Dann trat unvermeidlich ein, was Tana-ca-ris-son immer gefürchtet hatte: Die Miamistämme gerieten unter französischen Einfluß und schließlich in völlige Abhängigkeit von Kanada.

      Sie hatten erst eine kleine Weile geruht, als der Häuptling sich erhob, um zunächst einmal, seiner Gewohnheit nach, die nähere Umgebung nach verdächtigen Spuren abzustreifen. »Ich lasse dich nicht allein gehen, Falke«, sagte John, aufstehend und nach der Büchse greifend.

      Der Indianer lächelte: »Schnelle Büchse mag mitkommen. Er sehr klug, scharfes Auge. Vier Augen besser als zwei.«

      Die beiden Männer hielten sich bei ihrem Streifzug nach Westen, um nach einiger Zeit, einen Bogen beschreibend, zum Lager zurückzukehren. Das Holz stand am Fuß der Hügelkette lichter und erlaubte ein ziemlich rüstiges Ausschreiten.

      Sie mochten ein paar Meilen gegangen sein, ohne irgendetwas Verdächtiges zu gewahren, als der Miami, während sie dem Lauf eines seichten Baches folgten, plötzlich zusammenzuckte und einen heiseren Überraschungsruf ausstieß. John stutzte, blieb gleichfalls stehen und faßte die Büchse fester. »Was gibt's, Falke?« flüsterte er.

      »Dort!« zischte der Indianer; seine Augen funkelten gleich denen eines auf Beute lauernden Panthers.

      John folgte dem weisenden Finger seines roten Gefährten mit dem Blick, sah aber nichts. »Was fällt dir auf?« flüsterte er.

      »Irokese hier!« zischte der Indianer.

      John erschrak und blickte sich unruhig um; er gewahrte noch immer nichts.

      »Komm«, raunte der Häuptling und watete durch den Bach. John folgte ihm. Drüben angekommen, wies Ni-kun-tha auf eine Stelle am Boden. John sah nichts.

      »Gras niedergetreten – hier – da – dort«, raunte der Miami. »Irokesenspäher kommen Bach herauf, gehen hier an Land.«

      John starrte auf das Gras; jetzt schien es ihm, als seien hier und da ein paar Hälmchen umgeknickt. Er hätte das nie gesehen, ohne ausdrücklich darauf hingewiesen zu werden.

      »Eben erst hier gewesen, Spur frisch«, flüsterte Ni-kun-tha.

      John, der selbst im Wald aufgewachsen war, ein vorzüglicher Jäger war und über scharfe Augen verfügte, bewunderte den Spürsinn des roten Mannes. Er hatte oft von der unwahrscheinlichen Fähigkeit der Indianer, Spuren zu lesen, gehört; jetzt zum ersten Male erhielt er eine unmittelbare Probe dieser Kunst. »Was beginnen wir?« raunte er.

      »Gehen nach. Töten ihn«, zischte Ni-kun-tha. »Sehr gefährlich!« Und mit unendlicher Vorsicht, dabei doch raschen Schrittes folgte er der nur seinem Auge wahrnehmbaren Spur, bis zu einer Stelle, wo das Gras spärlicher wuchs und wo nun auch John in dem weichen Boden den leichten Eindruck eines Fußes gewahrte.

      Plötzlich fiel irgendwoher ein Schuß; John hörte die Kugel dicht an seinem Ohr vorbeipfeifen; in knapp hundert Schritt Entfernung stieg Pulverdampf auf. Ni-kun-tha sprang, den Tomahawk aus dem Gürtel reißend, mit gellendem Schrei auf die Stelle zu, John folgte ihm, ohne zu zögern. Unmittelbar vor ihnen tauchte ein Indianer auf; er entfernte sich in eiliger Flucht, von John und dem Miami gefolgt. Plötzlich stolperte Ni-kun-tha und fiel. John erkannte zu spät, daß ein ihm geschickt zwischen die Beine geworfener Ast die Ursache dieses Stolperns war. Fast im gleichen Augenblick erhoben sich ringsum an die zwanzig wild bemalte Indianer; ebenso viele Gewehrläufe starrten den beiden entgegen.

      Ni-kun-tha sprang auf; sein Blick flog wie der eines gestellten Wildes in die Runde. Wohin er sah, standen Irokesenkrieger in Kriegsbemalung, die schußbereiten Büchsen erhoben. Der Häuptling ließ die eigene Büchse sinken und blieb hochaufgerichtet, in königlicher Haltung stehen. John stand schwer atmend neben ihm.

      Ein alter Indianer trat vor und redete Ni-kun-tha an: »Mein junger Bruder hatte es sehr eilig bei der Verfolgung eines meiner jungen Leute.«

      Ni-kun-tha antwortete nicht.

      Die anderen Indianer drängten jetzt näher; auf einen Wink des Alten wurden John und dem Miami die Waffen abgenommen.

      »Mein junger Bruder ist ein Shawano, der gleich einem Wolf in den Wäldern heult?« sagte der Irokese, wie Ni-kun-tha auf den ersten Blick gesehen hatte, ein Seneca-Häuptling.

      Ni-kun-thas СКАЧАТЬ