Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ mit schöngewandten Phrasen handeln und betrügen. Wenn ich mich nicht zierlich auszudrücken weiß, so bin ich doch wenigstens in der Kunst der Lügen unerfahren, und das ist nach meiner Meinung schon immer einiges Verdienst. Darum müßt Ihr mir auf mein Wort glauben, wenn ich Euch sage, daß ich Euch recht von Herzen liebe.

      AGNES. Und wenn ich Euch glaube?

      HUGO. Seltsame Frage! dann müßt Ihr mich von Herzen wieder lieben. — Oder, ist Euch vielleicht, — wie soll ich mich ausdrücken? — meine Gestalt, mein Wesen nicht angenehm genug, oder vielmehr widerwärtig? Es ist wahr, ich kann etwas Seltsames an mir haben, das den Leuten auffällt, ehe sie mich näher kennen, aber das sollte doch nicht die Ursach seyn, einen Mann zu verstoßen, der es sonst redlich meint. Ihr werdet zugeben, daß Redlichkeit mehr werth ist, als eine schöne Außenseite. Wenn ich also auch, wie die Leute von mir sagen wollen, einen bläulichen, oder blauen Bart habe, so ist das doch immer noch besser, als wenn ich ganz ohne Bart auf die Freyerei ginge.

      ANTON. Nun, Schwester!

      HUGO. Ihr glaubt vielleicht — das ist aber ein menschenfeindlicher Aberglaube — ich müsse deswegen auch innerlich anders seyn, wie die übrigen Menschen, und geringer, weil, wie gesagt, mein Bart nicht von der besten Farbe ist. Die Damen wissen ja die Farbe ihrer Haare zu verbessern, und Euch zu Gefallen will ich mich auch auf dergleichen Künste legen. Zeigt mir den Mann, der mehr für Euch zu thun gesonnen wäre!

      AGNES. Ihr legt mein Zögern unrecht aus.

      HUGO. Ihr könnt nur Ja oder Nein sagen, das Uebrige, was dazwischen liegt, ist nur zu diesen Worten eine Vorbereitung. — Ich habe schon mehr Weiber gehabt, und ich sollte es freilich gewohnt sein, daß sie ihre Meinung vor der Hochzeit immer nur durch einen Umweg zu erkennen geben, nachher ist ihre Art zu sprechen desto kürzer und verständlicher. — Nun, mein Fräulein?

      AGNES. Ihr müßt mir noch Zeit lassen — Auch vor der Einsamkeit auf Eurem Schlosse fürchte ich mich etwas.

      HUGO. Dem läßt sich bald abhelfen; wenn ich Euch nicht genug bin, so wollen wir Gesellschaft bitten, Menschen von aller Art, Ihr werdet ihrer bald überdrüßig werden. Aber Euch soll die Zeit nicht lang währen. Wenn Ihr Neuigkeiten, oder seltsame Kostbarkeiten liebt, so findet Ihr auf meinem Schlosse mancherlei, das wohl der Betrachtung würdig ist, und mit dem Ihr nicht so bald zu Ende kommt. Auf meinen Reisen und in vielen Fehden habe ich mancherlei erbeutet, das mich selbst in manchen Stunden noch ergötzt.

      AGNES. Dürfte ich meine Schwester Anne wohl mit mir nehmen?

      HUGO. Wenn sie Euch folgen will, mit vielen Freuden.

      ANTON. Ihr seid also so gut als richtig?

      HUGO. Es sieht fast so aus. — Nun habt Ihr mir das Herz leicht gemacht. Man muß nur nicht verzagen, so siegt man am Ende doch. (sie gehn ab.)

       Simon, Anne.

      ANNE. Du bist heut ungemein mißvergnügt, Bruder.

      SIMON. Was soll man anders seyn? Ich finde keine Ruhe in mir selber; alles ist mir zuwider, und wenn es mir manchmal vorkömmt, als würde sich jetzt ein Räthsel auflösen, so verfliegt alles im Augenblicke wieder.

      ANNE. Aber warum heftest du auch deinen Geist immer so auf einen Gedanken?

      SIMON. Frage doch, warum er sich selbst so heftet? Ich kann dabei nichts thun und lassen. — Ich möchte lachen, denn dieser sogenannte Geist ist ja Niemand anders, als ich selbst.

      ANNE. Es ist mit Dir nicht zu sprechen, — man hat doch Gewalt über sich.

      SIMON. Das sagt der Arzt auch immer, und bei Euch andern, die Ihr in einer unbegreiflichen Trägheit fortlebt, mags auch wohl wahr seyn, denn Euch liegt nichts ernsthaft am Herzen; Ihr könnt euch leicht zwingen, weil Ihr im Grunde gar nichts wollt. Der Geist ist nur ein Diener Eures Körpers, eine fast unnöthige Zugabe zu dem Dinge, das da ißt und trinkt, folglich, wenn Ihr von Euch selbst sprecht, so meint Ihr immer jemand anders, im Grunde Eure Launen, Euren Appetit; diesem thut Ihr alles zu Gefallen, ihm zu Gefallen denkt und sorgt Ihr nicht, ihn aufrecht zu erhalten zerstreut Ihr Euch, wie Ihr es nennt. Wenn Ihr also von Eurem Ich sprecht, so meint Ihr nur Euren Magen, Ihr könnt nicht ernsthaft an Euch selbst denken, ohne daß Ihr sogleich mit einem Seufzer dazwischen rennt: ach! heute Mittag wird mir gewiß das Essen nicht schmecken! und so Euren Sinn gewaltsam wieder von Euch abwendet.

      ANNE. Ach, Bruder, ich verstehe dich recht gut, und das Schlimmste ist, daß Du Recht hast.

      SIMON. Wann hätte ich denn wohl Unrecht? Ihr gebt Euch nur niemals die Mühe, mich zu verstehn. Alle Gedanken, die Euch nicht gefallen, möchtet Ihr gar zu gern für Unsinn ausgeben, damit Ihr nur behaupten könnet, das Leben sei doch etwas werth. Alle Menschen würden melankolisch seyn, wenn sie sich nur vor ihren Nichtswürdigkeiten die Zeit dazu ließen. — Da kömmt der Arzt schon wieder, und meint, wenn ich nur seine Pulver nehmen wollte, würde es schon besser mit mir werden.

      Der Arzt zu den Vorigen.

      ARZT. Ich freue mich, Euch wohl zu sehn, mein Fräulein. Und wie geht es Euch?

      SIMON. Soll ich wieder klagen? Soll ich Euch weitläufig meine Empfindungen schildern? Ihr versteht mich nicht, und könnt also auch nicht daran glauben. Wozu soll ich immer in den Wind reden!

      ARZT. Daß jeder Kranke doch immer glaubt, er sei nur der einzige auf der Welt, der solche Art zu empfinden habe!

      SIMON. Nun, könnt Ihr mir zu dem verhelfen, was ich wünsche? — Könnt Ihr machen, daß ich die Zukunft ergründe, wie ein Exempel, das ich berechne? Wohlan, dann will ich das Leben und Eure Kunst für etwas halten.

      ARZT. Ihr müßt Euch dergleichen Gedanken aus dem Sinn schlagen.

      SIMON. Nun, seht Ihr wohl? Dieser Wunsch kömmt Euch als etwas ganz Abgeschmacktes vor, folglich ist Euch diese Empfindung noch niemals nahe getreten, denn sonst würdet Ihr mir nicht so antworten, folglich versteht Ihr mich nicht, folglich könnt Ihr mich auch nicht heilen.

      ARZT. Wenn ich Euch auch das Uebrige zugebe, warum sollte ich Euch nicht heilen können?

      SIMON. Ach, Ihr seid — ein Arzt! — Es ist gut, daß Ihr mich selbst durch dergleichen Reden nicht aufbringen könnt, weil es mir immer gar zu gegenwärtig ist, wie Ihr meinen Zustand anseht. Ich will nächstens eine Reise antreten, vielleicht finde ich Leute, die mich besser verstehn.

      ARZT. Wie Ihr wollt.

      Hugo zu den Vorigen.

      HUGO. Mein Fräulein, Eure Schwester wünscht Euch zu sprechen. Sie hat eine Bitte an Euch.

      ANNE. Ich gehe, sie aufzusuchen. (ab.)

      HUGO. Und Ihr seid noch immer so finster, Junker? — Ihr solltet heirathen, die Liebe würde Euch wie eine Sonne aufgehn, und Ihr würdet dann die Welt nicht mehr so dunkel finden.

      ARZT. Er sollte nur Arznei nehmen, so würde er schon besser werden. Könnt ich ihn nur von der Verachtung gegen meine Wissenschaft heilen, so wäre schon das meiste geschehn.

      HUGO. Vielleicht ist eine unglückliche Liebe an Eurem Zustande Schuld.

      ARZT. Ach nein! Er hat gewiß schon seit mehreren Jahren keine Diät gehalten, und da rächt sich die Natur nachher.

      HUGO. СКАЧАТЬ