Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 101

Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238385

isbn:

СКАЧАТЬ wollen wir uns niedersetzen, und da will ich Euch dann meine Rede, wie es sich schickt und gebührt, vorbringen, denn ich nehme keine Notiz davon, daß Ihr schon so gut wie richtig seid; Ordnung muß walten. (gehn.)

       Anne, Agnes.

      AGNES. Du könntest mich fast mit melankolisch machen, liebe Schwester.

      ANNE. O sein Vater, der eben angekommen ist, hat alles in mir erneut und sein Bild wieder lebhaft vor meine Seele gerufen. — O, Reinhold, Geliebtester, soll ich dich nie wieder sehn? — Ja, liebe Schwester, ich will mit Dir ziehn, aber wir müssen in der Einsamkeit recht viel von ihm, von Reinhold sprechen.

      AGNES. Wie du willst, Schwester.

      ANNE. Ich freue mich darauf, denn unser Bruder Anton ist hart und unfreundlich, er versteht die Empfindungen des Herzens nicht, seine Gegenwart bedrängt mich, und ich wage es nicht, so zu seyn, wie ich meiner Natur nach bin. Aber komm, liebe Agnes, wir müssen hinein gehn, denn alle werden uns erwarten.

      AGNES. Der alte Ritter Hans will uns allen eine feierliche Rede halten und um mich anwerben. Was man sich immer zwingen muß, bei so vielen Dingen ernsthaft zu bleiben! (gehn ab.)

      Dritter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Erste Scene

       Inhaltsverzeichnis

      (Feld.)

      Der Rathgeber, Claus welcher einen Korb trägt.

      CLAUS. Hier wollen wir eine Weile ruhn; wir kommen immer noch früh genug. Setzt Euch, hier ist Schatten. — Das Botenlaufen will mir und meiner Krücke gleich wenig bekommen. Ja, so ist das menschliche Schicksal, es kömmt wohl vor, daß man die Dienste wechseln muß.

      RATHGEBER. Was sprichst Du von Dienst? Ich habe nie gedient.

      CLAUS. Nun, nennt es, wie Ihr wollt. Unsre Herren sind todt, und es ist doch gut, daß sich der Blaubart unsrer annehmen will, so dürfen doch unsre Talente nicht betteln gehn. — Da, hier, trinkt eins auf des Blaubarts Gesundheit; eßt, wir haben ja noch Vorrath; dieser Rasen sey unser Tisch und Stuhl.

      RATHGEBER. Ich hatte mich da in dem Schlosse so eingewohnt. —

      CLAUS. Die Zeiten sind vorbei. — Aber ich bin doch neugierig, — sagt mir einmal, so lange ich Euch kenne und weiß, habe ich Euch immer den Rathgeber nennen hören, wie heißt Ihr denn eigentlich? Oder habt Ihr etwa keinen andern Namen?

      RATHGEBER. Narr, ich keinen andern Namen? — Ich hatte sonst einmal einen ganz vortreflichen Namen, aber ich muß dir gestehn, durch die Länge der Zeit hab ich ihn fast vergessen, ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern. — So gehts dem menschlichen Geiste. Ich habe mich angewöhnt, immer nach dem Titel Rathgeber zu hören und mich selbst so zu denken, — wart! — Ferdinand von Eckstein hieß ich ehemals. — Ja. — Aber die Zeiten sind freilich vorüber. Die Gewohnheit, sagt man wohl mit Recht, ist unsre zweite Natur; wenn ich jetzt nur von Rath reden höre, oder so im Sprichwort: hier ist guter Rath theuer, — guter Rath kömmt hinten nach, — so denk ich immer dabei an mich.

      CLAUS. Geht es mir denn anders? Man darf nur von irgend einem Narren in Afrika sprechen, so ist mir gleich, als wenn nothwendig von mir die Rede seyn müste. So hat man gar keine rechte Ruhe im Leben. Sagt mir nur, wozu man getauft wird, wenn der Taufname gar nicht gebraucht werden soll?

      RATHGEBER. Es ist unrecht.

      CLAUS. Seht Euch nur etwas vor, ich glaube, der Blaubart wird ein scharfes Examen mit Euch anstellen.

      RATHGEBER. Lieber Gott, was kann er fragen, worauf ich nicht eine Antwort zu geben wüßte!

      CLAUS. Da müßt Ihr in Eurem Berufe gut beschlagen seyn.

      RATHGEBER. Ein Narr, wie Du, kann so etwas freilich nicht begreifen. — Es ärgert mich nur, daß ich so mit Dir in Gesellschaft reisen muß, mit dieser armseligen Gelegenheit; was werden die Leute denken?

      CLAUS. Sie werden Euch für einen blinden Passagier halten, der grade nicht Weisheit genug bei sich hat, um auf eine bessere Art fortzukommen.

      RATHGEBER. Wir sollten wenigstens die große Landstraße meiden.

      CLAUS. Narrheit geht nie anders. — Narrheit mit Weisheit, das ist die beste Gesellschaft.

      RATHGEBER. Ja, für den Narren, aber der weise Mann kömmt sehr dabei zu kurz.

      CLAUS. Ihr dürft ja nur an mir ein Beispiel nehmen, um immer noch mehr Abscheu vor der Narrheit zu bekommen. — Nun, eßt, eßt und trinkt und laßt es Euch wohl schmecken.

      Ulrich zu den Vorigen.

      ULRICH. Das ist ein verdammter Auftrag, den mir mein Herr gegeben hat, zu lauern, zu spähen, Gerüchte einzuziehen, mit einem Worte zu spionieren, was niemals meines Thuns gewesen ist. Da will er im Gebirge auf mich warten, bis ich ihm Nachricht bringen kann, ob sein Vater auf Marloff noch lebt, wie es in Friedheim steht, und doch soll ich den Orten nicht zu nahe kommen, daß man nichts merkt. Und, weiß der Satan, allenthalben, statt daß ich die Leute ausfrage, fragen sie mich aus, man sieht mirs an der Nase an, daß ich aus der Fremde komme, und ehe ichs mir versehe, sitze ich bis über die Ohren im Erzählen anstatt zuzuhören. Ei sieh, da ist ja Gesellschaft. Guten Tag, Landsleute.

      CLAUS. Schön Dank. Woher des Wegs!

      ULRICH. Weit her, kleines freundliches Männel.

      CLAUS. Das sieht man, Ihr seid von der Sonne verbrannt, kommt vielleicht gar aus dem Orient.

      ULRICH. Richtig, aus dem gelobten Lande, da haben wir die Heiden ein bissel gejagt, daß sies gespürt haben, und mein Herr — (für sich.) Schau, schau, alter Schwätzer, bist wieder auf dem graden Wege alles auszuplaudern.

      CLAUS. Wer ist Euer Herr?

      ULRICH. Das bleibt noch fürs erste ein Geheimniß. — Aber sagt, wißt Ihr, wo Marloff oder Friedheim zu liegt?

      CLAUS. Wir sind hier auch fremd; setzt Euch doch zu uns, und nehmt mit unsrer ländlichen Mahlzeit vorlieb.

      ULRICH. Herzlich gern. Da komm ich ja unversehens in eine besondre Compagnie. Wer seid Ihr denn?

      CLAUS. Wir sind Reisende, die auf der Landstraße fortzukommen suchen, bis sie den Ort ihrer Bestimmung erreicht haben.

      ULRICH. Ach so!

      Winfred zu den Vorigen, in bunter Tracht.

      WINFRED. Das ist ein lustiges Leben. Er hat sich als Meistersänger verkleidet, und ich bin sein Jongleur, und so haben wir schon Kirmsen und Jahrmärkte besucht, Händel gehabt, Spaß gemacht und tausend Narrheiten getrieben. Es wollen sich aber immer noch nicht die rechten Abentheuer finden lassen, die großen, gefährlichen, die Ruhm eintragen. — Hier ist ja doch der Ort, wo ich ihn erwarten sollte. Ja, richtig, bei der Eiche auf diesem СКАЧАТЬ