Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Uns auf unser Versprechen nach Hause ziehn, dabei aber tüchtig bluten lassen.

      CONRAD. Wartet einmal! — Ihr werdet uns vielleicht noch vorher irgend einen Schimpf anthun, um Euch zu rächen.

      HUGO. Zum Beispiel, Euch hängen lassen.

      CONRAD. Ich muß gestehn, das wäre mir sehr unerwünscht, denn es ist in unsrer Familie bis jetzt noch keinem geschehn.

      HUGO. Desto besser. — Aber Ihr möchtet lieber begnadigt seyn? — Wagt nur eine recht tüchtige Bitte daran, und ich lasse mich vielleicht erweichen denn ich bin nicht so ganz unbarmherzig. Ist kein rechter Redner unter Euch?

      CONRAD. Ich bin immer noch der, der so am meisten spricht.

      HUGO. Nach welchem Muster habt Ihr Euch gebildet? Denn darauf kommt viel an.

      CONRAD. Je nun, ich spreche so, was mir ohngefähr in den Kopf kommt.

      HUGO. Das ist nicht recht, ich hätte mich lieber nach Regeln rühren lassen.

      CONRAD. Also, laßt Euch erbitten: seht, wir sind zwar in Eurer Gewalt, aber es ist gegen unsern Willen geschehn, man kann nicht wissen, wie sich das Blatt einmal wendet, und Ihr kennt ja wohl das Sprichwort: eine Hand wäscht die andere.

      HUGO. Ist das Eure ganze Redekunst?

      CONRAD. Ihr könnt auch einmal übel weg kommen, denn es steht keinem an der Stirn geschrieben, wes Todes er sterben soll; es ist noch nicht aller Tage Abend, und Niemand, sagte der weise Crösus zum Könige Salomon, der ihn wollte verbrennen lassen, kann sich vor seinem Tode glücklich preisen.

      HUGO. Ihr rührt mich immer noch nicht. — Kniet nieder. (sie knien.)

      HEYMON. Habt Mitleid mit uns.

      HUGO. Steht auf! ich lache leichter als ich weine; bringt mich zum Lachen, und ich schenke Euch unter dieser Bedingung das Leben.

      CONRAD. Ich wollte, wir hätten unsern Narren hier, es schickt sich wenig für uns. —

      HUGO. Bin ich für Euren Witz zu schlecht?

      CONRAD. Nein, das nicht, aber ich habe mich nie auf dergleichen Künste gelegt.

      HUGO. Vielleicht hilft Euch das Naturell durch.

      CONRAD. Herr Ritter, mein Naturell ist ein gutes Naturell, und es wäre manchen Leuten zu wünschen, daß sie nur solch Naturell aufzuweisen hätten.

      HUGO. Wie meint Ihr das?

      CONRAD. Je nun, ich meine, daß ich sonst wohl schon von Rothbärten, aber wahrhaftig noch von keinem Blaubart gehört habe.

      HUGO. Haha! wollt Ihr da hinaus? — Fort mit Euch! der Tod ist Euch gewiß, ob ich gleich über Eure dumme Ungeschliffenheit von Herzen lachen möchte.

      HEYMON. Aber hört doch nur. —

      HUGO. Sprecht kein Wort weiter, oder ich spalte Euch mit meiner eignen Hand den Kopf. Nichtswürdiges Gesindel! — Führt sie fort, sag’ ich, bindet sie, und nachher, wenn ichs Euch befehle, schlagt ihnen die Köpfe herunter. — Ihr seid ein schöner Redner, das muß ich gestehn. —

      (Heymon, Conrad und Martin werden von den Knechten abgeführt.)

      Ein Knecht, der den Claus herbei bringt.

      KNECHT. Gnädiger Herr, hier ist noch einer von den Feinden, der sich hinter jenen Busch versteckt hatte.

      HUGO. Komm her, ich bin grade in der rechten Stimmung, dir dein Todesurtheil zu sprechen.

      CLAUS. Und ich sage Euch, ich bin grade in der rechten Stimmung, daß ich nichts darnach frage.

      HUGO. Wer bist du?

      CLAUS. Ein Narr.

      HUGO. So mußt du den andern Gesellschaft leisten.

      CLAUS. Mir recht.

      HUGO. Wie? Du hast das Leben nicht lieb?

      CLAUS. So wenig als einen sauern Apfel.

      HUGO. Das wäre fast zu vernünftig für einen Narren.

      CLAUS. Ei, wenn es Thorheit ist, das Leben lieb zu haben, so wäre am Ende der Zweck eines jeden Philosophen, sich aufzuhängen.

      HUGO. O ich habe nicht Lust, mich mit dir in einen Streit einzulassen. Aber wenn du Gründe hast, so sage sie mir doch, warum du dein Leben nicht achtest.

      CLAUS. Herr! Gründe, so groß und gewichtig wie die Felsen, und doch sind die Felsen selbst nur kleine Kiesel, wenn man dabei an die ganze Erde denkt. Doch das nur im Vorbeigehn gesagt. Aber seht mich doch einmal an, und sagt mir dann selbst eine vernünftige Ursach, aus welcher ich das Leben wohl lieb haben könnte. Bin ich nicht so gezeichnet, daß jeder Mensch von mir sagen wird: wenn der Kerl nicht zum Narren, oder zum Taugenichts zu gebrauchen ist, so ist er völlig in der Welt überflüßig? Bedenkt nur selbst, gnädiger Herr, unter einem solchen Titel durch das Leben zu hinken, zeitlebens auf keine höhere Ehre Ansprüche machen zu dürfen! Nicht wahr, es ist gar zu erbärmlich? Denn Reichthümer besitze ich nicht, und wenn ich sie auch besäße, was sollte ich mit ihnen wohl anfangen? Kein Mädchen wird so wahnwitzig seyn, sich in mich zu verlieben; Wohlwollen, Freundschaft, Ehre, Ruhm, alles ist für diese arme verkrüppelte widerwärtige Gestalt gar nicht in der Welt. Was ist denn also das Leben für mich? Nichts als der große Fettschweif des Indianischen Schaafs, es ist mir nur zur Last: ich bin nicht fröhlicher, als wenn ich vergesse, wer ich bin, ich diene dazu, andre zum Lachen zu bringen, und zwinge mich selbst zum Lachen, ich bin eine Medizin für verdorbene Mägen, ein Verdauungsmittel, die Hunde selbst sehn mich von der Seite an, und ich habe es noch nie dahin gebracht, daß mich einer geliebt hätte. Aus welcher Ursache, meint Ihr nun wohl, sollte ich das Leben lieben? Und was ist denn das Leben selbst? Eine beständige Furcht vor dem Tode, wenn man an ihn denkt, und ein leerer, nüchterner, genußloser Rausch, wenn man ihn vergißt, denn man verschwendet dann einen Tag nach dem andern, und vergißt darüber, daß die Gegenwart so klein ist, und daß jeder Augenblick vom nächstfolgenden verschlungen wird. Jeder Mensch wünscht alt zu werden, und wünscht damit nichts anders, als mit tausend Gebrechen, mit tausend Schmerzen in Bekanntschaft zu treten. Da schleichen sie denn ohne Zähne und ohne Wünsche, mit leerem zitternden Kopfe, mit Händen und Armen, die ihnen schon längst die Dienste aufgekündiget haben, und die nur noch als abgeschmackte Zierrathen von den Schultern verwelkt herunter hängen, ihrem Grabe keuchend und hustend entgegen, dem sie auf keine Weise entlaufen können. — Und ich, wie müßte ich nun gar seyn, wenn ich alt würde? Wer würde sich die Mühe nehmen, mich zu bedienen, mich zu trösten? Nein, gnädiger Herr, laßt mich immer frisch hängen, Ihr habt ganz Recht, das wird wohl der beste Rath seyn.

      HUGO. Kerl, du gefällst mir. Willst du mein Narr werden?

      CLAUS. Nein, ich bin des Dienstes überdrüßig.

      HUGO. Aber ich sage Ja, ich will dich zu meinem Narren haben, du sollst mir zuweilen dergleichen auferbauliche Reden halten, und mir in müßigen Stunden etwas vorschwatzen; ich will für dich sorgen, aber du mußt mir dienen.

      CLAUS. Nun, es sey, wenn es nicht anders seyn kann; aber dann, Herr Ritter, habe ich noch eine Bitte an Euch.

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