Название: Die wichtigsten Dramen
Автор: Людвиг Тик
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238385
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HUGO. Wer ist denn der?
CLAUS. Wir nennen ihn nur kurzweg den Rathgeber, Rath zu geben ist auch sein eigentliches Handwerk, und ich muß gestehn, daß er es darin zu einer großen Fertigkeit gebracht hat. Jeder von uns beiden, einzeln genommen, ist nur ein schwaches Rohr, ein faules Holz, das nur glänzt, wenn kein anderer Schimmer in der Nähe ist; aber wenn unser Verstand zusammen gethan wird, so entsteht daraus eine Komposition, eine Art von Prinzmetall, das außerordentlich dauerhaft ist.
HUGO. Nun, so bringe ihn mir. Du magst ihn selber abholen, ich vertraue dir. Weißt du mein Schloß?
CLAUS. O ja, gnädiger Herr.
HUGO. Ich mag mit andern Menschen nicht gern umgehn, aber solche Eures Gelichters sind mir lieb, bei Euch weiß man, woran man ist, Ihr gebt Euch für nichts aus, Ihr heuchelt keinen Werth, keine Würde, die ich so oft die Würde des Menschen nennen höre: ich kenne nichts so Jämmerliches. Wir bleiben beisammen, und wenn mir dein Rathgeber gefällt, so soll ers gut bei mir haben. — Du da! liegt Friedheim weit von hier?
KNECHT. Nur eine Tagereise.
HUGO. Es sollen zwei schöne Fräulein dort seyn, dahin will ich mit kleiner Begleitung; ihr übrigen zu meinen Schlössern zurück! — Jetzt will ich jene Narren sterben sehn. — (geht ab, die Knechte ziehn fort.)
CLAUS. (allein) Kann man mit einer so geringen Verstellung selbst so listige Füchse hintergehn? Mit den wenigen Worten also hab ich mein Leben von dem blutdürstigen grimmigen Menschen zurück kaufen können? Aber, wenn ich es recht ernsthaft überlege, ist mein Leben auch nicht viel werth. Ho ho! das fehlte nur noch, das wäre ein Hauptspaß, daß ich mich selbst aus Desperation aufknüpfte, nachdem er mich verschont hat. Aber meine armen Herren! — Ich könnte weinen. — Und warum soll ich nicht weinen? Es ist eben so thöricht, als zu lachen, es liegt also nicht außer meinem Berufe. — (er setzt sich auf die Erde.) Sie sind gewiß schon todt, — hier will ich um sie trauern, denn kein anderes Auge geht doch ihretwegen über.
(Er verhüllt das Gesicht. Der Vorhang fällt.)
Zweiter Akt
Erste Scene
(Die Burg Friedheim.)
Agnes, Anne.
Agnes mit einer Laute.
Nun höre mir zu, liebe Schwester, ob ich jetzt im Stande bin, das Lied recht zu spielen.
ANNE. Du hast kein Talent zur Musik, es wird dir zeitlebens nicht gelingen.
AGNES. Und warum denn nicht so gut, wie andern? — Höre nur:
Wie rauschen die Bäume
So winterlich schon;
Es fliegen die Träume
Der Liebe davon!
Und über Gefilde
Ziehn Wolkengebilde,
Die Berge stehn kahl,
Es schneidet ein Regen
Dem Wandrer entgegen,
Der Mond sieht ins Thal,
Ein Klagelied schallt
Aus Dämmrung und Wald:
Es verwehten die Winde
Den treulosen Schwur,
Wie Blitze geschwinde
Verschüttet vom Glück sich die goldene Spur;
O dunkles Menschenleben,
Muß jeder Traum einst niederschweben?
Rosen und Nelken
Bekränzen das Haupt,
Und ach! sie verwelken,
Der Baum steht entlaubt;
Der Frühling er scheidet
Macht Winter zum Herrn,
Die Liebe vermeidet
Und fliehet so fern. —
Verworrenes Leben,
Was ist dir gegeben? —
Erinnern und Hoffen
Zur Qual und zur Lust —
Ach! ihnen bleibt offen
Die zitternde Brust.
ANNE. Besser, als ich gedacht hätte.
AGNES. Aber sage mir einmal, warum in allen diesen Liedern immer so viel von Liebe die Rede ist? Wissen diese Liedermacher denn keinen andern Gegenstand?
ANNE. Sie glauben, daß jedermann daran Theil nimmt.
AGNES. Ich wahrlich nicht. Mir ist nichts widerwärtiger, als diese ewigen Klagen. Ich wünschte, es gäbe so Gesänge für alle mögliche Sinnesarten, und alles froh und heiter. — Erzähle mir doch, wie ist es denn eigentlich mit deiner Liebe, ich weiß fast kein Wort davon.
ANNE. O laß mich, liebe Schwester.
AGNES. Wie lange ist er nun schon fort? — Drei Jahr?
ANNE. Ach!
AGNES. Siehst du, du seufzest noch immer, aber du solltest lieber einmal vernünftig erzählen.
ANNE. Ich bin eine schlechte Erzählerinn.
AGNES. Aber im Ernst, es muß mit der Liebe ein äußerst wunderbares Ding seyn.
ANNE. Du bist glücklich, daß du es nicht begreifst.
AGNES. Mir ist immer leicht und heiter, aber du bist die Schwerfälligkeit selbst, ohne Leben, ohne Theilnahme für die Welt und ihre Begebenheiten, du lebst nur noch zum Schein, nur ein geringfügiges äußerliches Leben, aber innerlich bist du schon lange abgestorben.
ANNE. Jeder Mensch hat seine eigene Weise, laß mir die meinige.
AGNES. Daß man sich selbst so alle СКАЧАТЬ