Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Es sind nur Unordnungen im Unterleibe.

      HUGO. Ihr scheint ein verständiger Mann, nehmt Euch meines Freundes an.

      ARZT. Er läßt sich nicht rathen.

      HUGO. Es wird noch mit ihm besser werden, wenn er nur erst heirathet.

      SIMON. Ihr seid ein schlechter Prophet, Herr Ritter. — Seht, Doktor, alle Leute geben sich mit Prophezeien ab, sie thun nichts lieber als die Zukunft vorher sagen, und doch findet Ihr es bei mir so sonderbar, daß ich auf diesen Wunsch verfallen bin. Sie meinen alle, sie haben Recht, und meine Krankheit besteht bloß in einer zu großen Bescheidenheit, daß ich selbst an meine Prophezeiungen nicht glaube, ich darf nur mehr Vertrauen haben, und ich bin so gesund wie die übrigen Menschen. (geht ab.)

      HUGO. Ein seltsamer Charakter!

      ARZT. Er hat sich, möcht ich sagen, in dem Hang zum Wunderbaren, den jeder Mensch in sich spürt, übergessen, und dadurch sind ihm diese Unverdaulichkeiten entstanden.

      HUGO. Was könnte aber dagegen helfen?

      ARZT. Ein tüchtiges Vomitiv, irgend eine gewaltsame Veränderung seiner Lebensart, viel Thätigkeit, Umgang mit vielen vernünftigen Leuten. Jede Tollheit ist nichts, als ein Rostfleck im Eisen, er muß wieder herunter geschliffen werden. Allen unverständigen Leuten fehlt es nur an gutem Willen, um wieder verständig zu werden.

      HUGO. Giebt es keine Arzenei, keine zusammenziehende Mittel, um diesen schlaff gewordenen Willen wieder anzuspannen?

      ARZT. Bis jetzt ist noch nichts entdeckt, die Philosophie geht auf Präparate aus, aber es ist ihr nur auch noch wenig gelungen.

      HUGO. Sagt mir einmal, Eure Kunst ist ein weites Gebiet, — Ihr wißt gewiß manches Geheimniß, — ich wollte Euch in einer Sache um Rath fragen.

      ARZT. Ich stehe zu Eurem Befehl.

      HUGO. Ich weiß nicht, — ich mag ungern davon sprechen, — und es macht mich böse. —

      ARZT. Herr Ritter —

      HUGO. Nun, seid nur still, seid ruhig, ich will mich in Acht nehmen, daß ich nicht zornig werde, aber hört mir ruhig zu: — die Leute sagen, ich hätte einen blauen Bart, — ich weiß nicht, ich sehe eben nicht viel in den Spiegel, — betrachtet mich einmal genau, und sagt mir die aufrichtige Wahrheit.

      ARZT. Ich könnte eben nicht sagen, — ich muß Euch gestehn, es kömmt viel auf die Beleuchtung an, — blau eben nicht, das nun wohl nicht, — aber so gleichsam bläulich, — aber es verstellt Euer Ansehn gar nicht, im Gegentheil, es giebt Euch ein gewisses männliches Wesen.

      HUGO. Man sagt mir doch, es wäre widerlich.

      ARZT. Nicht im mindesten, und gewiß, wenn Ihr im Schatten steht, sieht Euer Bart aus, wie jeder andre Bart, — und wer nicht ein recht scharfes Gesicht hat, findet auch in der Sonne keinen Unterschied.

      HUGO. Nun mags seyn, wies will; wißt Ihr kein Mittel dagegen?

      ARZT. Die Arbeiter in den Kupferwerken kriegen grünes Haar; aber Ihr habt den Schaden von Natur? Nicht wahr?

      HUGO. Ja doch.

      ARZT. Nun, grün könnten wir ihn bald kriegen, aber damit wäre Euch auch nicht gedient, eine Frühlingskur, oder ein Eisenbad könnten ihn gar scheckig machen, halb roth, halb blau, — die Kunst ist hier sehr beschränkt, — aber seid nur getrost, mit dem Alter, so wie das Haar etwas ergraut, wird Euer Bart binnen wenigen Jahren noch lichter oder himmelblau werden, dann in das Müllerblau fallen, und so unvermerkt in die ehrwürdige und unanstößige weiße Farbe.

      HUGO. (für sich.) Himmelblau! Müllerblau! — (laut.) Lümmel von Arzt! (geht schnell ab.)

      ARZT. Es giebt wunderliche Menschen! (von der andern Seite ab.)

       Simon, Anton.

      ANTON. Du weißt nie recht, was du willst.

      SIMON. Sei geduldig, Bruder, ich kann doch nicht dafür, daß ich so bin.

      ANTON. Das kann jeder Narr für sich sagen.

      SIMON. Was würde daraus werden, wenn ich eben so hitzig wäre, als du?

      ANTON. Wärest du das, so wärest du auch nicht ein solcher Träumer.

      SIMON. Man kann nicht wissen, wie ich in dem Falle gebaut wäre. — Aber, wie gesagt, ich traue ihm nicht, ich glaube, daß unsre Schwester mit ihm unglücklich seyn wird.

      ANTON. Und was hast du denn für Gründe?

      SIMON. Sieh nur fürs erste sein Gesicht an. — Fällt dir wirklich nichts dabei ein? Kriegst du kein Mißtrauen gegen ihn? Wendet sich dir das Herz nicht um?

      ANTON. Possen.

      SIMON. Und dann hat er mehrere Frauen gehabt, und sie sind immer sehr schnell wieder gestorben.

      ANTON. Aber Agnes kann ihn überleben; er ist reich, er hat mehrere Schlösser, viel Gold und Juwelen, sie ist gut bei ihm versorgt.

      SIMON. Nun, wenn sie selber will, so mags darum seyn. — Aber ich habe in dieser Nacht einen wunderbaren Traum gehabt; wenn du geduldig seyn willst, so will ich ihn Dir erzählen.

      ANTON. Sprich nur.

      SIMON. Wie es geschah, weiß ich nicht, aber ich ward im Schlafe sehr bedrängt und geängstigt, darüber griff ich endlich nach meinem Schwerdte, um mir Ruhe zu verschaffen. Ich lief wüthend herum, und traf auf den Ritter Hugo; er war mir noch mehr zuwider als sonst, und ohne daß ich mir bewußt war, wie es so weit kam, hatt ich ihn bei der Schulter ergriffen, und stieß ihm mit großer Herzensangst das Schwerdt durch die Brust, er fiel auf den Boden und ich war ruhig. — Das Seltsamste ist, daß ich nun seit dem Erwachen unaufhörlich an diesen Traum denke, und ich muß es dir gestehn, Bruder, so wie ich den Ritter vor mir sehe, wandelt mich eine unbeschreibliche Lust an, ihm mit dem Schwerdte eins zu versetzen; ich kann mich dann kaum halten, ich denke es mir sogleich als das größte Vergnügen, zu fühlen, wie ihm der Degen im Leibe umgekehrt wird. — Mir ist schon ein Grausen darüber angekommen. — Ist das nicht sonderbar?

      ANTON. Toll ist es! Dumm ist es!

      Vorige, Hugo mit Hans von Marloff.

      HUGO. Hier bringe ich Euch, edler Ritter, meinen lieben Freiwerber, der für mich sprechen will.

      HANS. Ich freue mich, Euch einmal wieder zu sehn. Ich bin des Reitens nicht mehr gewohnt, und ordentlich ganz müde. — Ihr seid wohl?

      ANTON. Vollkommen.

      HANS. Und meine liebe Pathe? Ihr wißt doch, ich bin bei Eurer Schwester Agnes Gevatter gestanden?

      ANTON. Sie wird sich freuen, Euch zu sehn.

      HANS. Ach sie war schon damals ein gar liebes Kind.

      SIMON. (mit der Hand an den Degen, leise zu Anton) Wie ich dir vorher sagte, Bruder.

      ANTON. Ich rathe Dir Gutes! —

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