Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Falk. Doch nur für große Herrn.
Stüber (eifrig.)
Nein, nein, das gilt für Hoch und Subaltern.
Wie, meinst Du, schädigte das meine Chance,
Erführ' mein Vorgesetzter, was geschah: –
Daß ein Bureau von solcher Contenance
Mein Flügelroß in seinen Wänden sah.
Du weißt, man zieht in jeglichem Ressort
Den Mann der Prosa dem der Dichtung vor.
Allein am schlimmsten wär's, erführ' der Chef,
Daß ich das Amtsgeheimnis brach, betreff
Verrats von Fakten von Gewichtigkeit –
Falk.
So straft sich solche Unvorsichtigkeit?
Stüber (geheimnisvoll.)
So, daß gar leicht ein homo publicus
Im Umdrehn seinen Abschied nehmen muß.
Ein Staatsbeamter hat in allen Lagen –
Sogar zu Haus – ein Schloß vorm Mund zu tragen.
Falk.
Wie kann sich nur ein Herrscher unterwinden
Und dem – Aktuar, der drischt, den Mund verbinden!
Stüber (zuckt die Achseln.)
Dem, was legal ist, kannst Du nicht entgehn.
Und sondermaßen, wenn, wie augenblicklich,
Gehaltsreformen vor der Türe stehn,
Da wär' es weder nützlich noch erquicklich,
Auf solche Amtsprobleme einzugehn.
Sieh, darum bitt' ich, tu mir nicht den Tort –
Und schweig; denn ich verlier' sonst –
Falk. Das Portefeuille?
Stüber.
"Kopierbuch" ist das offizielle Wort.
Das Protokoll ist eigentlich das œil
de bœuf am Busentüchlein des Bureaus;
Wer dort sondierte, wär' prinzipienlos.
Falk.
Doch mich zu Deinem Sprecher zu bestallen –
Mich selbst zu bitten: Sag dem Pastor –
Stüber. Ja,
Ich wußte nicht, wie tief der Mann gefallen,
Der doch nun längst schon bessre Tage sah,
Im Amt ist, Frau und Kinder hat und Geld,
Das ihn im Kampf ums Dasein sicher stellt.
Konnt' er so philiströs zu werden wagen, Was soll man dann von uns Aktuaren sagen, Von mir, als der noch unbefördert ist, Der eine Braut hat, sich demnächst vermählen wird, Wozu man denn auch bald Familie zählen wird, Et cetera! (In Heftigkeit geratend.) O, wär' ich Kapitalist, Ich wollt' mir einen Harnisch überhängen, Und auf den Tisch haun, daß die Fenster sprängen! Und hätt' ich Deine Unabhängigkeit, Ich führte, glaub' mir, durch den Prosaschnee Den unentwegten Schneepflug der Idee!
Falk.
So rette Dich doch, Mann!
Stüber. Wie?
Falk. Noch ist Zeit!
Der Menschen Eulenurteil acht' geringe!
Freiheit macht selbst aus Raupen Schmetterlinge!
Stüber (tritt zurück.)
Du meinst doch nicht, ich sollte brechen –?
Falk. Doch!
Die Perl' ist weg, was soll die Schale noch?
Stüber.
Der Vorschlag paßt für einen Luftikus,
Doch nicht für einen Mann, gereift im Jus!
Ich rechne nicht, was Christian der Vierte
Seinzeitlich sub "Verlöbnis" dekretierte, –
Denn im Gesetz von anno zweiundvierzig
Ist derlei nicht berührt, – gewiß, man irrt sich,
Wenn man den Fall für strafbar ansieht; er
Ist just kein Bruch des Rechts, das heutzutage –
Falk.
Da siehst Du's also!
Stüber (fest.) Wenn auch, – nimmermehr!
Ein solcher Ausnahmsfall kommt nicht in Frage.
Wir trugen schwere Zeiten treu und fügsam,
Sie fordert sich nicht viel, ich bin genügsam, Und hab' es längst gespürt, Bureau und Haus, Die machen meine wahre Heimat aus. Mag der und jener mit den Schwänen fliegen, – Im kleinen Leben kann auch Schönheit liegen. Was sagt doch irgendwo Geheimrat Goethe Von der Milchstraße, die den Himmel ziert, Daß sie uns leider keine Sahne böte Und Butter nun erst recht nicht –
Falk. Konzediert!
Doch soll ich nicht Dein Buttermachen tadeln,
So muß der rechte Geist das Ganze weihn.
Ein Mann soll Bürger seiner Tage sein,
Doch auch zugleich ihr Bürgerleben adeln.
Wohl nichts entbehrt der Schönheit ganzer Gunst;
Doch sehen und verstehn, das ist die Kunst. Nicht jedermann, der von Beruf ein Töpfer, Ist deshalb schon ein Künstler, schon ein Schöpfer.
Stüber.
So laß uns friedlich unsrer Straße gehn;
Wir wollen Dir ja nicht im Wege stehn.
Du magst, so hoch Du willst, gen Himmel schweben.
Traun! Einmal wollt' auch sie und ich dahin; Doch Arbeit will der Tag, nicht leichten Sinn; Dem stirbt man ab, so nach und nach im Leben. Das Jugendleben, schau, ist ein Prozeß – Und zwar ein törichter im großen Ganzen. Vergleich Dich, Freund, und denk nicht an Regreß. Denn Du verlierst in sämtlichen Instanzen.
Falk СКАЧАТЬ