DER ZAR. Ted Bell
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Название: DER ZAR

Автор: Ted Bell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351318

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СКАЧАТЬ ab. Einige von ihnen heulten verzweifelt, je näher der Zeitpunkt der Hinrichtung rückte. Während Paddy in den Rückspiegel schaute, zog er sich behutsam den Walross-Schnauzbart von der Oberlippe und die dicken Bausche von seinen Augenbrauen. Die Perücke behielt er auf seiner Glatze, weil er fand, sie sah nicht ganz so schlimm aus.

      Der Moderator Greg Noack, eine hyperaktive Nachteule, schaltete immer wieder zu einem Reporter des Senders, der in der Menge vor dem Tor stand. So bekam Paddy den Song doch zu Gehör. Es war das Protestlied »We Shall Overcome«, eine merkwürdige Wahl in seinen Augen, denn Stumpy war der allerletzte weiße Abschaum und kein armer Schwarzer, der mit Bezug auf den Titel irgendetwas überwinden musste. Außerdem, wer von diesen Idioten konnte noch richtig und falsch auseinanderhalten? In einem Land, wo »Fröhliche Weihnachten« nunmehr genauso verpönt waren wie das böse F-Wort, wusste man nicht mehr, wo einem der Kopf stand.

      Im Übrigen war Paddy nicht einmal Baptist, verflucht und zugenäht, sondern russisch-orthodox!

      Schließlich fuhr Noack ganz aufgeregt dazwischen, weil eine Eilmeldung aus Bismarck eingegangen war, weshalb sich der Sender jetzt live mit seinem Korrespondenten Willis Lowry in Verbindung setzte. Dieser stand beim Pressekorps auf den Stufen des Kapitols vor dem Gouverneursbüro.

      »Mit dieser Wendung hat niemand gerechnet«, begann er. »Die Nachrichtenredaktion von Kanal Fünf erfuhr soeben, dass der Gouverneur Charles Edward Stumps Hinrichtung in letzter Minute aufgeschoben hat. Diese Neuigkeit macht alle hier vor dem Regierungsgebäude sprachlos, denn noch um 20 Uhr beteuerte das Büro, dass keine Chance auf Begnadigung bestehe. Jetzt hingegen bekommen wir zu hören, dass …«

      »Schlag mich tot«, murmelte Strelnikow und schaltete das Radio ab. Er streckte sich nach seinem Handy aus, das auf dem Beifahrersitz lag, klappte es auf und wählte eine gespeicherte New Yorker Nummer.

      »Sitzt du vor der Glotze? Ist dieser Scheiß denn zu fassen?«, fragte er den Mann, Ruko, der sich meldete. »Dieses Arschloch von Gouverneur hat gerade Stumps Kopf aus der Schlinge gezogen. Hallo?«

      »Bestätige mir, dass du dem Gefängnisdirektor sein Geschenk gebracht hast«, bat Ruko.

      »Hab ich.«

      »Gut. Jetzt mach das Notwendige, Beef.«

      Weil er so groß und muskulös war, hatten ihn die Jungs aus seiner Nachbarschaft früher All-Beef-Paddy genannt – ein Patty oder Bratling aus reinem Rindfleisch eben. Unheimlich witzig, was? Nein, keineswegs.

      Die Leitung war tot.

      Paddy schaute wieder in den Rückspiegel. In der Ferne konnte er die Anstalt noch sehen, dazu die Lichtkegel der Scheinwerfer am Himmel. Er hielt auf dem Seitenstreifen an und zog die Handbremse.

      Aus einer seiner Jackeninnentaschen nahm er einen kleinen, schwarzen Funksender. Ein Lämpchen daran leuchtete grün. Als er eine Taste betätigte, wechselte die Farbe zu Rot. Daraufhin hielt er die Taste für drei Sekunden gedrückt. So gab das Gerät ein Signal an einen Kommunikationssatelliten seines Unternehmens weiter, der über Zentralnordamerika kreiste.

      Kurz darauf flammte es gleißend hell hinter ihm auf, und ein, zwei Sekunden später brachte die Druckwelle der gewaltigen Explosion seinen Mustang zum Vibrieren.

      Flügelblock D, die Kröte von Direktor und alle illustren, todgeweihten Häftlinge existierten nicht mehr. Zurück blieb ein Trümmerhaufen, verursacht von acht Unzen eines ausgesprochen explosiven Sprengstoffs auf Hexagon-Basis. Er war passgenau in die Festplatte des Wizard-Computers eingesetzt worden, den Paddy auf den Schreibtisch von Warden Garmadge gestellt hatte.

      »Halleluja«, frohlockte Strelnikow.

      Bei Hexagon handelte es sich um eine weitere Erfindung des Zauberers, entdeckt während eines Experiments mit den Molekülstrukturen nichtnuklearer Explosiva. Es war hellblau und besaß die Konsistenz von Knetmasse. Eine Unze davon wirkte tausendmal stärker als die gleiche Menge Nitroglyzerin. Der Mann war durch schieren Zufall auf den durchschlagskräftigsten Sprengstoff des Planeten gestoßen.

      Um einer Entdeckung der Hexagon-Bomben in allen Zeta-Rechnern vorzubeugen, wurden sie werksseitig permanent versiegelt. Im Fall von Hardwarefehlern ersetzte man sie schlichtweg unentgeltlich. Gelang es jemandem, den Computer zu öffnen, zerfiel der enthaltene Sprengstoff zu inaktivem Pulver, sobald er mit Luft in Kontakt kam.

      Genial.

      Paddy fuhr zurück auf den Highway und nahm auf der kurvenreichen, dunklen Straße rasch Fahrt auf. Er musste seinen Flug erwischen. Dieser ging nach Los Angeles und von dort aus in irgendein -burg am Arsch der Welt in Alaska, wo er mit seinem nächsten Einsatz vertraut gemacht werden sollte. Wie er gehört hatte, sollte er dabei um Fischerei gehen. Zuerst aber – und darauf, dass es so kam, hätte er Geld gesetzt – würde er kurz und unerwartet beim Gouverneur von Norddakota vorbeischauen. Irgendwann innerhalb der nächsten Stunde sollte sein Handy läuten, und dann fuhr er zur Villa des Politikers. Durfte er ihn schon einen toten Politiker nennen?

      Fischerei? In Alaska? Was verstand er von Angeln und Netzen? Er kam aus Brooklyn, verdammt! Andererseits: Ein Auftrag war eben ein Auftrag, nicht wahr? Womöglich lernte er noch etwas dabei.

      Paddy lächelte und schaltete das Radio wieder ein, um einen Oldie-Sender zu suchen. Zugegeben, ihm gefiel das Leben gerade ziemlich gut. Sicher, sein Job hielt ihn ziemlich auf Trab, war dafür aber wirklich nie langweilig.

      Man brachte im Laufe einer langen, ereignisreichen Karriere 300, 400 oder sogar 500 Leute um die Ecke, also war es doch durchaus vorstellbar, dass einem die Sache ab einem gewissen Punkt langweilig wurde, oder? Man fragte sich: Wie oft kannst du das durchziehen, ohne das Interesse daran zu verlieren?

      Das tat er aber nicht.

      Es kam einzig und allein auf Einfallsreichtum an.

      Der Weg aus dem Wald hinaus war jedes Mal ein anderer.

      So lautete die Devise.

      Kapitel 8

      Bermuda

      Hawke jagte auf seinem Motorrad die letzte Anhöhe hinauf, bevor er auf eine Piste einbog, die sich bis zum Meer hinunterschlängelte, wo Lady Diana Mars' Haus stand.

      Im Zusammenhang mit seinem neuen Programm der radikalen Lebensvereinfachung hatte sich Hawke in Bermuda nur ein Spielzeug gegönnt: eine pechschwarze Norton Commando 16H, Baujahr 1949. Es war sein liebstes Transportmittel und perfekt zur Fortbewegung auf den engen und oft verkehrsreichen Straßen der Insel.

      Diese konnten gefährlich werden. Die Einheimischen, vor allem die Teenager, frönten einem salopp unbesorgten Fahrstil. Sie hockten seitlich auf den Sätteln ihrer Zweiräder wie Reiterinnen im Damensitz und lenkten einhändig. So fuhren sie auf Wegen, die für Pferde und Kutschen gebaut worden waren, und gingen hohe Risiken ein, wenn sie in uneinsehbaren Kurven überholten oder sich in hohem Tempo durch Staus drängelten. Hawke selbst war schon einige Male knapp einer Katastrophe entgangen, die junge Ansässige provoziert hatten. Er bezeichnete sie als Selbstmordrennfahrer, verantwortungslose Halbstarke.

      Nachdem er eine schmale Brücke überquert hatte, die ursprünglich als Überführung für die frühere Bermuda-Bahn nach Saint George's Island gedacht gewesen war, schaltete er schnell einen Gang zurück und erfreute sich am lauten Knattern des Auspuffs. Die Äste der Flammenbäume an den Straßenrändern bildeten eine tunnelartige Gewölbedecke, und der angenehme, СКАЧАТЬ