Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Sie stellen sich hin, als seien Sie ein Mummelgreis.«
»Bin ich auch, Ihnen gegenüber«, erwidert er gutmütig.
Enno Held ist eine schlanke Erscheinung. Im Gegenteil zu Ronald ist er nervös und fährt sich oft durch das ohnehin schon wirre blonde Haar. Ina Binding betrachtet er eingehend von Kopf bis zum Fuß. Das Äußere scheint ihm zu behagen. Er ist dennoch ärgerlich, daß er seinen Film, den er ohne Ronald drehen wird, ausgerechnet mit einer Anfängerin drehen soll. Nun, er wird sehen, ob sie wirklich etwas kann. Er ist fest entschlossen, sie nicht zu schonen.
»Fällt Ihnen nichts auf?« fragt Malton den Regisseur. Dieser blickt verständnislos drein.
»In welcher Beziehung?« Sein Blick wandert von Malton zurück zu Ina. Wie wunderbar wäre es gewesen, diesen Film mit Chris Velden neben Malton zu drehen.
Malton schiebt Ina mehr in den Vordergrund. »Haben Sie keine Augen im Kopf, Held?«
»Reichlich jung«, sagt Held verdrossen.
»Unsinn, ich meine die Ähnlichkeit mit Chris Velden.« Malton wird allmählich böse. Ihm gefällt die Art, wie Held Ina behandelt, ganz und gar nicht.
Abermals betrachtet der Regisseur Ina kritisch. »Wir wollen sehen, wie die Probeaufnahmen ausfallen. Eine Chris Velden ist wohl kaum zu ersetzen.«
»Zugegeben, Chris ist eine wirklich große Künstlerin und bedeutet einen Verlust für die Awa, man soll aber dem Nachwuchs auch eine Chance geben. Das hat Ferdinand Ronald bestimmt.«
»Wollen Sie es wagen, neben einer Anfängerin zu spielen?«
Malton schöpft tief Atem.
»Held, Sie beginnen mich zu langweilen mit Ihrem Für und Wider. Hätte ich mich sonst für Fräulein Binding eingesetzt, wenn sie eine Nichtkönnerin wäre?«
Endlich merkt Held, daß er zu weit gegangen ist, und um den Schauspieler zu versöhnen, sagt er bedeutend freundlicher:
»Dann ist alles in bester Ordnung, und wir übergeben Fräulein Binding dem Maskenbildner.«
Er will schon zur Klingel greifen, doch Malton kommt ihm zuvor.
»Ich selbst bringe Fräulein Binding ins Atelier.« Über die Schulter hinweg erkundigt er sich: »In welche Garderobe?«
»Ich komme mit. Wir nehmen die Garderobe, die neben der von Frau Velden liegt.« Er verneigt sich vor Ina. »Darf ich bitten?«
Mit Herzklopfen folgt Ina den beiden Herren. Sie hat genau gespürt, daß sie dem Regisseur nicht angenehm ist, aber sein Respekt vor Ronald und dem Schauspieler ist größer.
Bald befindet Ina sich in den Händen Max Hammers, eines Mannes mit flinken, gewandten Fingern, der mit Dosen und Döschen hantiert und dabei eine erstaunliche Ruhe bewahrt. Ina schließt die Augen und läßt alles über sich ergehen.
Bald stehe ich vor der Kamera, hämmert ihr Herz. Sie hat Malton, der abseits sitzt und die Arbeit Hammers scharf beobachtet, ganz vergessen, auch den unfreundlichen Regisseur, der mit ihrer Anwesenheit nicht einverstanden ist.
Es muß alles gutgehen, es muß, fleht sie heimlich.
»Fertig!«
Sie öffnet die Augen mit den dichten, leicht nach oben gebogenen Wimpern und stößt einen kleinen Überraschungslaut aus.
»Das soll ich sein?« fragt sie fassungslos. Ihr Teint ist gebräunt.
Die Augen erscheinen durch Untermalung ungewöhnlich groß. Die Wimpern stehen strahlenförmig in dem noch rassiger wirkenden Gesicht. Der Mund ist etwas breiter gezogen und läßt die Zähne noch weißer erschei-nen.
Sie weiß wirklich nicht, ob sie sich schön findet. Sie meint, es sei eine Fremde, die ihr da aus dem Spiegel entgegenblickt.
»Was meinen Sie?« wendet Hammer sich an den langsam näherkommenden Schauspieler. Der strahlt.
»Großartig!« staunt Malton. »Und nun in das Kostüm.«
Wieder arbeiten fleißige Hände an Ina. Diesmal hat Malton die Garderobe verlassen. Er lehnt draußen im Gang und raucht eine Zigarette. Später kommt Held angefegt.
»Ist es noch nicht soweit? Es ist alles zur Aufnahme bereit.«
Als Ina erscheint, sagt Held zunächst gar nichts. Irgendwie ist er von Ina beeindruckt. Malton blickt ihn mit spottlustigem Lächeln von der Seite her an, äußert aber kein Wort.
Dann beginnen die Aufnahmen. Nur zehn Minuten dauern die Aufnahmen, dann werden die Scheinwerfer ausgeschaltet, und Ina wird von Malton und Held in den Vorführraum geleitet.
Ihr klopft das Herz so stark, daß sie meint, die Herren, die sie in ihre Mitte genommen haben, müssen es hören.
Sie hat immer noch die Schminke im Gesicht. Ihre Augen glänzen wie im Fieber vor Erwartung. Sie sieht hinreißend schön aus.
*
Ina wagt sich nicht zu rühren während der Vorführung. Auch auf ihre Begleiter wirft sie keinen Blick. Sie sitzt aufrecht und macht keine Bewegung. Sie weiß genau, die nächsten Minuten entscheiden über ihre Zukunft. Daran wird auch James Malton nichts ändern können, falls er ihr den Weg ebnen würde.
Zudem möchte sie ihm in nichts verpflichtet sein. Manchmal ist er wirklich nett, dann wieder bringt sie sein spöttischer Ton in Rage. Dann muß sie sich zusammenreißen, um nicht ungezogen zu werden.
Nicht nur Ina, Held und Malton wohnen der Vorführung bei. Es haben sich noch einige Mitarbeiter vom Stabe Ronalds eingefunden. Sie sind kritischer denn je eingestellt und verfolgen die Vorgänge auf der Leinwand mit größter Aufmerksamkeit.
Als der Raum wie von Zauberhand erleuchtet wird, herrscht zunächst Schweigen. Ina hält die Lider gesenkt und die Hände im Schoß verschlungen. Gleich wird man ihr Urteil sprechen. Man wird sie natürlich ablehnen.
Und dann kommt alles anders. Ina wird umringt, Hände strecken sich ihr zum Glückwunsch entgegen. Malton hält sich abseits. Erst nachdem Held sich Ina genähert hat und ihr mit freundlichem Lächeln die Hand drückt, kommt er auf sie zu.
Er hebt ihr Kinn etwas an, so daß sie ihn ansehen muß.
»Na, Kleines, was habe ich gesagt? Sie sind wunderbar.«
Held drängt sie von Malton weg. »Können Sie auch singen?«
»Gewiß«, erwidert sie mit zittriger Stimme, »etwas schon.«
»Dann wollen wir sofort einige Aufnahmen machen.«
»Ich komme natürlich mit«, läßt Malton sich vernehmen und hakt sich bei Ina unter. Merkwürdig, unter all den fremden Menschen kommt er ihr mit seiner unerschütterlichen Ruhe wie ein Fels in der Brandung vor. Sicher ist er manchmal ekelhaft mit seiner Überheblichkeit. Aber jetzt ist er kameradschaftlich, und dafür ist sie ihm dankbar.
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