Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ Un­ter­su­chungs­rich­ter war­te­te, und wäh­rend des War­tens starr­te er auf die qual­men­de Bris­sa­go in Stu­ders Han­d…

      »Ach so!« sag­te Stu­der plötz­lich. »Das al­so…« Er ging zum Fens­ter, stieß die Lä­den auf und warf die Bris­sa­go hin­aus. »Ich hät­t’ dar­an den­ken sol­len. Leu­te wie Sie… War das der Grund? Ich hab’s ge­spürt, dass Sie et­was ge­gen mich ha­ben, und ge­dacht, es sei we­gen dem Schlumpf… Und dann war’s nur die Bris­sa­go?« Stu­der lach­te.

      Ko­mi­scher Mensch! dach­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter. Ver­steht doch al­ler­hand!… Der Bris­sa­go­rauch! Kann so et­was eine feind­li­che Stim­mung aus­lö­sen?… In die­se Ge­dan­ken hin­ein sag­te Stu­der:

      »Merk­wür­dig. Manch­mal ist es nur eine un­be­deu­ten­de An­ge­wohn­heit, die uns bei ei­nem Men­schen auf die Ner­ven fällt: das Rau­chen ei­ner schlech­ten Zi­gar­re zum Bei­spiel. Bei mir sin­d’s die teu­ren Zi­ga­ret­ten mit Gold­mund­stück…« Und setz­te sich wie­der:

      »So, so«, sag­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter nur. Aber in­ner­lich fühl­te er al­ler­hand Hochach­tung für den Ge­dan­ken­le­ser Stu­der. Und dann mein­te er:

      »Ich möch­te jetzt den Schlumpf, Ihren Schütz­ling, vor­füh­ren las­sen. Wol­len Sie da­bei sein?«

      »Doch. Gern. Aber viel­leicht sind Sie so gut…«

      »Ja, ja«, der Un­ter­su­chungs­rich­ter lä­chel­te, »ich werd’ ihn schon so be­han­deln, dass er sich nicht wie­der auf­hängt, we­nigs­tens vor­läu­fig… Ich kann näm­lich auch an­der­s… Und ich will mit dem Staats­an­walt re­den. Wenn eine wei­te­re Un­ter­su­chung nö­tig sein soll­te, for­dern wir Sie an…«

      Billard und alkoholismus chronicus

      Stu­der stieß zu. Die wei­ße Ku­gel roll­te über das grü­ne Tuch, klick­te an die rote, traf die Ban­de und saus­te haar­scharf an der zwei­ten wei­ßen Ku­gel vor­bei.

      Stu­der stell­te die Queue auf den Bo­den, blin­zel­te und sag­te är­ger­lich:

      »Bitz­li z’we­nig Ef­fet.«

      Und ge­ra­de in die­sem Au­gen­bli­cke hör­te er zum ers­ten Male die dröh­nen­de Stim­me, die er noch oft hö­ren soll­te.

      Die Stim­me sag­te:

      »Und glaub mir, in der Af­fä­re Wit­schi ist auch nicht al­les Bock; glaub mir nur, da stimmt et­was nicht… und das weißt du ja auch. Dass sie den Schlumpf ge­schnappt ha­ben…« Mehr konn­te Stu­der nicht ver­ste­hen. Die Stil­le, die einen Au­gen­blick über dem Raum ge­schwebt hat­te, zer­sprang, der Lärm der Ge­sprä­che setz­te wie­der ein. Stu­der dreh­te sich um und sah sich an dem Mann mit der merk­wür­dig dröh­nen­den Stim­me fest.

      Der war hoch­ge­wach­sen, mit ei­nem ma­ge­ren, zer­furch­ten Ge­sicht. Er saß in ei­ner Ecke des Cafés an ei­nem Tisch­chen zu­sam­men mit ei­nem klei­nen Di­cken. Der Di­cke nick­te, nick­te un­un­ter­bro­chen, wäh­rend der ma­ge­re Alte den Ell­bo­gen auf­ge­stützt hat­te und mit auf­ge­r­eck­tem Zei­ge­fin­ger wei­ter­sprach. Die Lip­pen wa­ren fast un­sicht­bar – dem Mann muss­ten alle Zäh­ne feh­len. Jetzt senk­te der Alte die Hand, hob das Glas zer­streut zum Mund, merk­te plötz­lich, dass es leer war: da zer­brach ein sehr sanf­tes Lä­cheln den har­ten Mund, so, wie ei­ner lä­chelt, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt.

      »Rösi«, sag­te er zur Kell­ne­rin, die ge­ra­de vor­bei­kam, »Rösi, noch zwei Be­cher.«

      »Ja, Herr El­len­ber­ger.« Die rot­haa­ri­ge Kell­ne­rin ließ sich die Hand tät­scheln. Sie sah aus wie eine Kat­ze, die ger­ne schnur­ren möch­te, aber auf der Su­che nach ei­nem ru­hi­gen Platz ist, wo sie dies un­ge­stört tun kann.

      »Du kommst…«, sag­te Stu­ders Spiel­part­ner, der No­tar Münch, der einen ho­hen stei­fen Kra­gen um sei­nen di­cken Hals trug. Und wäh­rend Stu­der mit ver­knif­fe­nen Au­gen die Stel­lung der Ku­geln prüf­te, dach­te er im­mer­fort: El­len­ber­ger? El­len­ber­ger? Und re­det von der Af­fä­re Wit­schi? Und wäh­rend er wei­ter dach­te, ob es wohl die­ser El­len­ber­ger sei, Baum­schu­len­be­sit­zer in Ger­zen­stein, Meis­ter des Schlumpf, ver­fehl­te er na­tür­lich sei­nen Stoß. Er hat­te nicht rich­tig ein­ge­krei­det, die Spit­ze der Queue sprang mit ei­nem un­an­ge­nehm ho­hen Gix von der Ku­gel ab.

      Das Bil­lard­tuch, mit der sehr hel­len, nach un­ten ab­ge­blen­de­ten Lam­pe dar­über, warf einen grü­nen Schein in die Luft und gab dem Rauch, der lei­se durch die Luft wog­te, eine ku­rio­se Far­be. Ein La­chen, das wie ein Kräch­zen klang, kam vom Tisch des al­ten El­len­ber­ger, aber nicht der Alte hat­te ge­lacht, son­dern sein Beglei­ter, der klei­ne Di­cke. Und in die Stil­le, die dem La­chen folg­te, hör­te Stu­der den al­ten El­len­ber­ger sa­gen:

      »Ja, der Wit­schi, der war nicht dumm. Aber der Äsch­ba­cher. Ein zwei­tä­gi­ges Kalb ist min­der…«

      »Was ist los, Stu­der?« frag­te der No­tar Münch. Kei­ne Ant­wort.

      Die Af­fä­re Wit­schi schi­en wirk­lich ver­hext zu sein.

      Jetzt hat­te Stu­der ge­meint, sie die­sen Abend we­nigs­tens ver­ges­sen zu kön­nen.

      Aber na­tür­lich: da kam man ins Café zum Bil­lard­spie­len und aus­ge­rech­net muss­te die­ser El­len­ber­ger auch hier hocken und laut über die Af­fä­re Wit­schi re­den. Dann war es na­tür­lich mit der Ruhe vor­bei…

      Der Rücken des Er­mor­de­ten auf der Fo­to­gra­fie… Der Rücken, auf dem k­ei­ne Tan­nen­na­deln haf­te­ten… Die Wun­de im Hin­ter­kopf… Die ku­rio­sen Vor­na­men der Fa­mi­li­en­mit­glie­der… Wen­de­lin hieß der Va­ter, die Toch­ter Son­ja, der Sohn Ar­min. Vi­el­leicht hieß die Mut­ter Ana­sta­sia?… Wa­rum nicht?

      Und wäh­rend Stu­der auf sei­ne Bil­lard­queue ge­stützt, dem Spie­le des No­tars zu­sah, der heu­te Abend in Form zu sein schi­en, hör­te er wie­der die an­ge­nehm dröh­nen­de Stim­me sa­gen:

      »Was macht wohl un­ser Schlumpf? Was meinst, Cot­te­reau? Ha­ben sie ihn wohl ge­schnappt, die Tschu­cker?«

      Das Wort ›T­schucker‹ gab Stu­der einen Ruck. Er war ab­ge­brüht ge­gen den Spott, dem man als Fahn­der aus­ge­setzt war. Ein­zig die­ses ver­fluch­te Wort mit dem un­an­ge­neh­men ›U‹ mach­te ihn wild. Es klin­ge so voll­ge­fres­sen, hat­te er ein­mal zu sei­ner Frau ge­äu­ßert. Und als er es jetzt aus des al­ten El­len­ber­gers Mun­de hör­te, riss es ihn her­um, und er starr­te СКАЧАТЬ