Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ hast also die Toch­ter vom Er­mor­de­ten hei­ra­ten wol­len? Son­ja hieß sie? Und die El­tern, die wa­ren ein­ver­stan­den?«

      »Der Va­ter schon; der alte Wit­schi hat ge­sagt, ihm sei es gleich. Er war oft beim El­len­ber­ger zu Be­such und dort hat er mit mir ge­spro­chen, der Er­mor­de­te, wie Ihr sag­t… Er hat ge­meint, ich sei ein or­dent­li­cher Bursch, und wenn ich auch ein Vor­be­straf­ter sei, man sol­le nicht zu Ge­richt sit­zen, und wenn ich ein­mal die Son­ja zur Frau hät­te, dann wür­de ich kei­ne Dumm­hei­ten mehr ma­chen. Die Son­ja sei ein or­dent­li­ches Meit­schi… Und dann hat mir mein Meis­ter die Ober­gärt­ner­stel­le ver­spro­chen, weil doch der Cot­te­reau schon alt ist und ich tüch­tig bin…«

      »Cot­te­reau? Hat der die Lei­che ge­fun­den?«

      »Ja. Er geht je­den Mor­gen spa­zie­ren. Der Meis­ter lässt ihn ma­chen, was er will. Der Cot­te­reau stammt aus dem Jura, aber man merkt ihm das Wel­sche nicht mehr an. Am Mitt­woch­mor­gen ist er in die Baum­schu­le ge­lau­fen ge­kom­men und hat er­zählt, im Wal­de lie­ge der Wit­schi, er­schos­sen… Dann hat ihn der Meis­ter gleich auf den Land­jä­ger­pos­ten ge­schickt, um die Mel­dung zu ma­chen.«

      »Und was hast du ge­macht, nach­dem du vom Cot­te­reau die Neu­ig­keit er­fah­ren hast?«

      Ach, mein­te der Schlumpf, sie hät­ten alle Angst ge­habt, weil der Ver­dacht auf sie fal­len müs­se, als Vor­be­straf­te. Aber den gan­zen Tag sei es ru­hig ge­we­sen, nie­mand sei in die Baum­schu­le ge­kom­men. Nur der Cot­te­reau habe sich nicht be­ru­hi­gen kön­nen, bis ihn der Meis­ter an­ge­schnauzt habe, er sol­le mit dem G’­stürm auf­hö­ren…

      »Und am Mitt­wo­cha­bend hast du die hun­dert Fran­ken im ›Bä­ren‹ ge­wech­selt?«

      »Am Mitt­wo­cha­bend, ja…«

      Stil­le. Stu­der hat­te das Päck­chen Pa­ri­si­en­nes ne­ben sich lie­gen las­sen. Ohne zu fra­gen nahm Schlumpf eine Zi­ga­ret­te, der Wacht­meis­ter gab ihm die Schach­tel Zünd­höl­zer und sag­te:

      »Ver­steck bei­des. Aber lass dich nicht er­wi­schen!«

      Schlumpf lä­chel­te dank­bar.

      »Wann habt Ihr Fei­er­abend in der Baum­schu­le?«

      »Um sechs. Wir ha­ben den Zehn­stun­den­tag.« Dann füg­te Schlumpf eif­rig hin­zu: »Über­haupt, in der Gärt­ne­rei kenn ich mich aus. Der Vor­ar­bei­ter auf dem Tes­sen­berg hat im­mer ge­sagt, ich kann et­was. Und ich schaff’ gern…«

      »Das ist mir gleich!« Stu­der sprach ab­sicht­lich streng. »Nach dem Fei­er­abend bist du ins Dorf, in dein Zim­mer. Wo hast du ge­wohnt?«

      »Bei Hof­manns, in der Bahn­hof­stra­ße. Ihr fin­det das Haus leicht. Die Frau Hof­mann war eine Gu­te… Sie ha­ben eine Kor­be­rei.«

      »Das in­ter­es­siert mich nicht! Du bist in dein Zim­mer, hast dich ge­wa­schen. Dann bist du zum Nachtes­sen ge­gan­gen? Oder?«

      »Ja.«

      »Also: sechs Uhr Fei­er­abend.« Stu­der zog ein No­tiz­heft aus der Ta­sche und be­gann nach­zu­schrei­ben. »Sechs Uhr Fei­er­abend, halb sie­ben – vier­tel vor sie­ben Nachtes­sen…« Auf­bli­ckend: »Hast du schnell ge­ges­sen? Lang­sam? Hast du Hun­ger ge­habt?«

      »Nicht viel Hun­ger…«

      »Dann hast du schnell ge­ges­sen und warst um sie­ben fer­tig…«

      Stu­der schi­en in sein No­tiz­buch zu star­ren, aber sei­ne Au­gen wa­ren be­weg­lich. Er sah die Ver­än­de­rung in den Ge­sichts­zü­gen des Schlumpf und un­ter­brach die Span­nung, in­dem er harm­los frag­te:

      »Wie viel hast du für das Nachtes­sen be­zahlt?«

      »Eins fünf­zig. Zu Mit­tag hab ich im­mer beim El­len­ber­ger eine Sup­pe ge­ges­sen und Brot und Käs mit­ge­bracht. Der El­len­ber­ger hat nur fünf­zig Rap­pen für den Tel­ler Sup­pe ver­langt, und z’Im­mis hat er um­sonst ge­ge­ben, denn der El­len­ber­ger war im­mer an­stän­dig mit uns, wir ha­ben ihn gern ge­habt, er hat so koh­lig da­her­ge­re­det, er sieht aus, wie ein ur­al­ter Mann, hat kei­ne Zäh­ne mehr, aber…« dies al­les in ei­nem Atem­zug, als ob der Re­den­de vor ei­ner Un­ter­bre­chung Angst hät­te. Doch Stu­der woll­te dies­mal auf das Ge­schwätz nicht ein­ge­hen.

      »Was hast du am Mitt­wo­cha­bend zwi­schen sie­ben und acht Uhr ge­macht?« frag­te er streng. Er hielt den Blei­stift zwi­schen den ma­ge­ren Fin­gern und blick­te nicht auf.

      »Zwi­schen sechs und sie­ben?« Schlumpf at­me­te schwer.

      »Nein, zwi­schen sie­ben und acht. Um sie­ben warst du mit dem Nachtes­sen fer­tig, um acht hast du im ›Bä­ren‹ eine Hun­der­ter­no­te ge­wech­selt. Wer hat dir die drei­hun­dert Fran­ken ge­ge­ben?«

      Und Stu­der blick­te den Bur­schen fest an. Schlumpf dreh­te den Kopf zur Sei­te, plötz­lich warf er sich her­um, drück­te die Au­gen in die Ell­bo­gen­beu­ge. Sein Kör­per zit­ter­te.

      Stu­der war­te­te. Er war nicht un­zu­frie­den. Mit klei­nen Buch­sta­ben schrieb er in sein No­tiz­buch: ›Son­ja Wit­schi‹ und mal­te hin­ter die Wor­te ein großes Fra­ge­zei­chen. Dann wur­de sei­ne Stim­me weich, als er sag­te:

      »Schlumpf­li, wir wer­den die Sa­che schon ein­ren­ken. Ich hab’ dich ex­tra nicht ge­fragt, was du am Diens­tag­abend, also am Abend vor dem Mord, ge­tan hast. Da hät­test du mich doch nur an­ge­lo­gen. Und dann steht es si­cher in den Ak­ten, und ich kann auch dei­ne Wir­tin fra­gen… Aber sag mir noch: Was ist die Son­ja für ein Meit­schi? Ist sie das ein­zi­ge Kind?«

      Schlumpfs Kopf fuhr in die Höhe.

      »Ein Bru­der ist noch da. Der Ar­min!«

      »Und den Ar­min magst du nicht?«

      Dem habe er ein­mal zünf­tig auf den Gring ge­ge­ben, sag­te Schlumpf und zeig­te die Zäh­ne wie ein knur­ren­der Hund.

      »Der Ar­min hat dir die Schwes­ter nicht gön­nen mö­gen?«

      »Ja; und mit dem Va­ter hat er auch im­mer Krach ge­habt. Der Wit­schi hat sich oft ge­nug über ihn be­klag­t…«

      »So­so… Und die Mut­ter?«

      »Die Alte hat im­mer Ro­ma­ne ge­le­sen…« (›die Al­te‹, sag­te der Bur­sche re­spekt­los). »Sie ist mit dem Ge­mein­de­prä­si­den­ten Äsch­ba­cher ver­wandt und der hat ihr den Bahn­hof­ki­osk in Ger­zen­stein ver­schafft. Dort ist sie im­mer ge­hockt und hat ge­le­sen, wäh­rend der Va­ter hau­siert hat… Nicht ge­ra­de hau­siert. Er ist mit ei­nem Zehn­der­li her­um­ge­fah­ren, als Rei­sen­der für Bo­den­wich­se, Kaf­fee… Und das Zehn­der­li СКАЧАТЬ