Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ al­li­weil, blib i dir treu…«

      Da sag­te Stu­der und sei­ne Stim­me klang hei­ser:

      »Eh, du hast mir doch er­zählt, dass du hei­ra­ten willst? Das Meit­schi… es wird doch zu dir hal­ten, oder? Und wenn du sagst, du bist un­schul­dig, so ist’s doch gar nicht si­cher, dass du ver­ur­teilt wirst. Und du kannst dir doch den­ken, dass ein Selbst­mord­ver­such die größ­te Dumm­heit ge­we­sen ist, die du hast ma­chen kön­nen. Das wird dir als Ge­ständ­nis aus­ge­leg­t…«

      »Es war doch kein Ver­such. Ich hab wirk­lich…«

      Aber Stu­der brauch­te nicht zu ant­wor­ten. Es ka­men Schrit­te den Gang ent­lang, der Wär­ter Liech­ti sag­te »Da drin ist er, Herr Dok­tor.«

      »Scho wie­der z’wäg?« frag­te der Dok­tor und griff nach Schlumpfs Hand­ge­lenk. »Künst­li­che At­mung? Fein!«

      Stu­der stand vom Bett auf und lehn­te sich ge­gen die Wand.

      »Ja, also«, sag­te der Dok­tor. »Was ma­chen wir mit ihm? Selbst­ge­fähr­lich! Sui­ci­dal! Na ja, das kennt man. Wir wer­den eine psych­ia­tri­sche Ex­per­ti­se ver­lan­gen… Nicht wahr?«

      »Herr Dok­tor, ich will nicht ins Ir­ren­haus«, sag­te Schlumpf laut und deut­lich, dann hus­te­te er.

      »So? Und warum nicht? Naja, dann könn­te man… Ihr habt doch si­cher eine Zwei­er­zel­le, Liech­ti, in die man den Mann le­gen könn­te, da­mit er nicht so al­lein ist… Geht das? Fein…«

      Dann, lei­se, so, wie man auf dem Thea­ter flüs­tert, je­des Wort ver­ständ­lich: »Was hat er an­ge­stellt?«

      »Ger­zen­stei­ner Mord!« flüs­ter­te der Wär­ter eben­so deut­lich zu­rück.

      »Ah, ah«, nick­te der Dok­tor be­küm­mert – so schi­en es we­nigs­tens. Schlumpf dreh­te den Kopf, sah hin­über zum Wacht­meis­ter. Stu­der lä­chel­te, Schlumpf lä­chel­te zu­rück. Sie ver­stan­den sich.

      »Und wer ist die­ser Herr da?« frag­te der Arzt. Das Lä­cheln der bei­den brach­te ihn in Ver­le­gen­heit.

      Stu­der trat so hef­tig vor, dass der Dok­tor einen Schritt zu­rück­wich. Der Wacht­meis­ter stand steif da. Sein blei­ches Ge­sicht mit der merk­wür­dig schma­len Nase pass­te nicht so recht zu dem ein we­nig ver­fet­te­ten Kör­per.

      »Wacht­meis­ter Stu­der von der Kan­tons­po­li­zei!« Es klang auf­rüh­re­risch und bo­ckig.

      »So, so! Freut mich, freut mich! Und Sie sind mit der Un­ter­su­chung des Fal­les be­traut?« Der blon­de Arzt ver­such­te sei­ne Si­cher­heit wie­der­zu­ge­win­nen.

      »Ich hab ihn ver­haf­tet«, sag­te Stu­der kurz. »Üb­ri­gens, ich will gern noch eine Wei­le bei ihm blei­ben bis er sich be­ru­higt hat. Ich hab Zeit. Der nächs­te Zug nach Bern fährt erst um halb fün­f…«

      »Fein!« sag­te der Arzt. »Wun­der­bar! Tut das nur, Wacht­meis­ter. Und heut abend legt Ihr mir den Mann in eine Zwei­er­zel­le. Ver­stan­den, Liech­ti?«

      »Ja­wohl, Herr Dok­tor.«

      »Le­bet wohl mit­ein­an­der«, sag­te der Arzt und setz­te den Hut auf. Liech­ti frag­te ob er schlie­ßen sol­le. Stu­der wink­te ab. Ge­gen Haft­psy­cho­sen wa­ren wohl of­fe­ne Tü­ren das wirk­sams­te Ge­gen­mit­tel.

      Und die Schrit­te ver­hall­ten im Gang.

      Um­ständ­lich setz­te Stu­der den Stroh­halm in Brand, den er aus der Bris­sa­go ge­zo­gen hat­te, hielt die Flam­me un­ter das Ende der­sel­ben, war­te­te bis der Rauch oben her­aus­quoll und steck­te sie dann in den Mund.

      Dann zog er ein gel­bes Päck­li aus der Ta­sche, sag­te: »So, nimm eine!« Schlumpf sog den ers­ten Zug der Zi­ga­ret­te tief in die Lun­gen. Sei­ne Au­gen leuch­te­ten. Stu­der setz­te sich aufs Bett.

      – Der Wacht­meis­ter sei ein Gu­ter, sag­te der Schlumpf.

      Und Stu­der muss­te sich zu­sam­men­neh­men, um ein merk­wür­di­ges Ge­fühl im Hal­se zu un­ter­drücken. Um es zu ver­trei­ben, gähn­te er aus­gie­big.

      »So, Schlumpf­li«, sag­te er dann. »Und jetzt. Wa­rum hast du Schluss ma­chen wol­len?«

      – Das kön­ne man nicht so ohne wei­te­res sa­gen, mein­te der Schlumpf. Es sei ihm al­les ver­lei­det ge­we­sen. Und er ken­ne ja den Be­trieb. Wenn man ein­mal ver­haf­tet sei, dann käme man nicht mehr los. Vor­be­straft! – Und jetzt wer­de es für le­bens­läng­lich lan­gen… Und das Meit­schi, von dem der Wacht­meis­ter ge­spro­chen habe, das wer­de ja­wohl auch nicht war­ten wol­len. Es wäre schön dumm, wenn es das täte. – Wer denn das Meit­schi sei? – Es hei­ße Son­ja und sei die Toch­ter vom er­mor­de­ten Wit­schi. – Und ob die Son­ja glau­be, dass er den Mord be­gan­gen habe? – Das wis­se er nicht. Er sei ein­fach fort, da­mals, als er ge­hört habe, man be­schul­di­ge ihn. – Wie das denn zu­ge­gan­gen sei, dass man ge­ra­de auf ihn ver­fal­len sei? – Eh, we­gen der Hun­der­ter­no­te, die er im ›Leu­en‹ ge­wech­selt habe. – Im ›Leu­en‹? Nicht im ›Bä­ren‹? – Es kön­ne auch im ›Bä­ren‹ ge­we­sen sein. Na­tür­lich im ›Bä­ren‹! Der ›Leu­en‹ sei die für­neh­me Wirt­schaft, da hät­ten sie ein­mal bei ei­nem An­lass auf­ge­spiel­t…

      »Bei wel­chem An­lass? Und wer hat auf­ge­spielt?«

      »Bei ei­ner Hoch­zeit. Der Bu­cheg­ger hat Kla­ri­net­te ge­spielt, der Schrei­er Kla­vier und der Ber­tel Bass­gei­ge. Und ich Hand­har­fe…«

      »Schrei­er? – Bu­cheg­ger? – Die – die kenn’ ich doch!« Stu­der run­zel­te die Stirn.

      »Denk wohl!« sag­te der Schlumpf, und ein klei­nes Lä­cheln ent­stand in sei­nen Mund­win­keln. »Der Bu­cheg­ger hat oft von Euch er­zählt und der Schrei­er auch. Ihr habt ihn vor drei Jah­ren ge­schnapp­t…«

      Stu­der lach­te. So, so! Alte Be­kann­te! – Und die hät­ten sich also zu ei­ner Länd­ler­ka­pel­le zu­sam­men­ge­tan? »Länd­ler­ka­pel­le?« Schlumpf tat be­lei­digt. »Nein! Ein rich­ti­ger Jazz­band. Der El­len­ber­ger, un­ser Meis­ter, hat uns so­gar einen eng­li­schen Na­men ge­ge­ben: ›The Con­vict Ban­d‹! Das soll hei­ßen: Die Sträf­lings­mu­si­k…«

      Der Bur­sche Schlumpf schi­en ganz zu­frie­den zu sein, von ne­ben­säch­li­chen Din­gen zu spre­chen. Aber wenn man vom Mord an­fing, ver­such­te er ab­zu­bie­gen.

      Stu­der war ein­ver­stan­den. Der Schlumpf soll­te nur ab­schwei­fen, wenn er Freu­de dar­an hat­te. Nicht drän­gen! Es kommt al­les von selbst, wenn man ge­nü­gend Ge­duld hat…

      »Dann habt Ihr auch in den um­lie­gen­den Dör­fern ge­spielt?«

      »So­wie­so!«

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