Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 7

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ schüch­tern zu fra­gen, denn er hass­te den Bris­sa­go­rauch. Er reich­te dem Wacht­meis­ter ein ge­öff­ne­tes Etui über den Tisch. Stu­der schüt­tel­te ab­leh­nend den Kopf. Ihm, dem Wacht­meis­ter Stu­der, Zi­ga­ret­ten mit Gold­mund­stück!…

      Der Un­ter­su­chungs­rich­ter frag­te in die Stil­le:

      »Wo ha­ben Sie sich Ihre prak­ti­schen Kennt­nis­se an­ge­eig­net, Herr Stu­der?« Aber nicht ein­mal der Wech­sel in der An­re­de­form – Herr Stu­der statt Wacht­meis­ter – ver­moch­te den schwei­gen­den Mann aus sei­nem Grü­beln zu we­cken.

      »Wie kommt es, dass Sie es mit Ihren Kennt­nis­sen nicht we­nigs­tens zum Po­li­zei­leut­nant ge­bracht ha­ben?«

      Stu­der fuhr auf:

      »Was?… Wie mei­nen Sie?… Ha­ben Sie einen Aschen­be­cher?«

      Der Un­ter­su­chungs­rich­ter lä­chel­te und schob eine Mes­sing­scha­le über den Tisch.

      »Ich hab sei­ner­zeit beim Pro­fes­sor Groß in Graz ge­ar­bei­tet. Und warum ich es nicht wei­ter ge­bracht habe? Wis­sen Sie, ich hab’ mir ein­mal die Fin­ger ver­brannt an ei­ner Ban­kaf­fä­re. Da­mals war ich Kom­mis­sär bei der Stadt­po­li­zei… ja, und wäh­rend des Krie­ge­s… Nach der Ban­kaf­fä­re bin ich in Un­gna­de ge­fal­len und hab’ wie­der von un­ten an­fan­gen müs­sen… Das gibt es… Aber was ich sa­gen woll­te: wie ge­den­ken Sie die An­ge­le­gen­heit zu be­han­deln? Was für Schrit­te wer­den Sie un­ter­neh­men?«

      Zu­erst woll­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter den Mann an sei­nen Platz ver­wei­sen, ihm klar­ma­chen, hier habe er zu be­feh­len, er tra­ge schließ­lich die Verant­wor­tung für die Un­ter­su­chung… Aber dann ver­warf er die­se Auf­wal­lung. Der Blick Stu­ders hat­te et­was so Er­war­tungs­voll-Ängst­li­ches… Da­rum sag­te er ziem­lich ver­söhn­lich: »Nun, wie ge­wohnt, denk ich. Die Fa­mi­lie Wit­schi vor­la­den, den Meis­ter des… des… An­ge­klag­ten…«

      »Schlumpf Er­win«, un­ter­brach Stu­der, »vor­be­straft we­gen Ein­bruch, Dieb­stahl und an­de­rer klei­ne­rer De­lik­te…«

      »Ganz rich­tig. Im Grun­de also eine Per­sön­lich­keit, der man das Ver­bre­chen gut zu­trau­en könn­te, nicht wahr?«

      »Schon… mög­lich…« Pau­se. »Aber auch ein Vor­be­straf­ter kann nicht zau­bern… Und der Schlumpf wird nicht das Maul auf­tun… Sie wer­den lan­ge fra­gen kön­nen. Der lässt sich le­bens­läng­lich nach Thor­berg schi­cken– und wenn er ein­mal dort ist, hängt er sich wie­der auf. Im Grund ist es scha­d’ um den Bur­schen… ja, es ist scha­d’ um ihn…«

      »Ihre Men­sch­lich­keit in Ehren, Herr Stu­der, aber… Wir ha­ben eine Un­ter­su­chung zu füh­ren, oder?«

      »Ja, ja… üb­ri­gens ist die Lei­che noch in Ger­zen­stein?«

      Wie­der blät­ter­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter in den Ak­ten.

      »Sie ist am Mitt­wo­cha­bend ins Ge­richts­me­di­zi­ni­sche In­sti­tut über­führt wor­den. Der Re­gie­rungs­statt­hal­ter von Rogg­wil hat das an­ge­ord­net…«

      Stu­der zähl­te an den Fin­gern ab:

      »Am Mitt­woch, dem drit­ten Mai um halb acht Uhr mor­gens wird die Lei­che ge­fun­den. Ge­gen Mit­tag die ers­te Ob­duk­ti­on von Dok­tor… Dok­tor… Wie heißt er schon?«

      »Dr. Neu­en­schwan­der«

      »Neu­en­schwan­der. Gut. Mitt­wo­cha­bend wech­selt Schlumpf die Hun­der­ter­no­te im ›Bä­ren‹. Don­ners­tag Flucht. Heu­te, Frei­tag, ver­haf­te ich ihn bei sei­ner Mut­ter. Wann ist die Lei­che ins Ge­richts­me­di­zi­ni­sche In­sti­tut ge­bracht wor­den?«

      »Mitt­wo­cha­ben­d…«

      »Wann glau­ben Sie, kön­nen wir den Rap­port vom In­sti­tut ha­ben?«

      »Ich habe ge­dacht, wir könn­ten den An­ge­klag­ten mit der Lei­che kon­fron­tie­ren. Was mei­nen Sie dazu?« Die Fra­ge war höf­lich, aber der Un­ter­su­chungs­rich­ter dach­te da­bei: Wenn der Kerl nur bald ab­schie­ben wür­de, die Bris­sa­go stinkt, er ist auf­dring­lich, ich wer­de mich bei der Be­hör­de be­schwe­ren, aber was nützt mir das? Des­we­gen werd’ ich ihn doch nicht so bald los. Also sei­en wir freund­lich…

      »Kon­fron­tie­ren?« wie­der­hol­te Stu­der. »Da­mit er wie­der einen Flucht­ver­such macht?«

      »Was? Er hat Ih­nen durch­bren­nen wol­len? Und Sie ha­ben mir nichts da­von ge­sagt?«

      Stu­der sah den Un­ter­su­chungs­rich­ter mit sei­nen ru­hi­gen Au­gen an. Er zuck­te die Ach­seln. Was soll­te man auf sol­che Fra­gen ant­wor­ten?

      »Ich will ganz of­fen mit Ih­nen sein, Herr Un­ter­su­chungs­rich­ter«, sag­te Stu­der plötz­lich, und sei­ne Stim­me klang merk­wür­dig dumpf und er­regt. »Wir ha­ben lan­ge ge­nug her­um­ge­re­det. Sie den­ken bei sich: Die­ser alte, ab­ge­säg­te Fahn­der, der knapp vor der Pen­sio­nie­rung steht, will sich wich­tig ma­chen. Er drängt sich auf. Ich werd ihm aber schon aufs Dach ge­ben las­sen. Heut am Abend noch, so­bald er fort ist, te­le­fo­nie­re ich an die Po­li­zei­di­rek­ti­on und be­schwe­re mich…«

      Schwei­gen. Der Un­ter­su­chungs­rich­ter hat­te einen Blei­stift in der Hand und zeich­ne­te Krei­se aufs Lösch­blatt. Stu­der stand auf, pack­te die Leh­ne des Stuh­les, schwang den Stuhl her­um, bis er vor ihm stand, stütz­te sich auf die Leh­ne – und die Bris­sa­go qualm­te, die zwi­schen zwei Fin­gern stak – und dann sag­te er:

      »Ich will Ih­nen et­was sa­gen, Herr Un­ter­su­chungs­rich­ter. Ich rei­che gern mei­ne De­mis­si­on ein, wenn der Fall nicht so un­ter­sucht wird, wie ich es wün­sche. Aber wenn ich dann de­mis­sio­niert habe, dann kann ich ma­chen, was ich will. Es wird lus­tig wer­den. Ich hab’ dem Schlumpf ver­spro­chen, sei­ne Sa­che in die Hand zu neh­men…«

      »Sind Sie Für­sprech ge­wor­den, Wacht­meis­ter?« warf der Un­ter­su­chungs­rich­ter spöt­tisch ein.

      »Nein. Aber ich kann ja einen neh­men. Ei­nen, der die gan­ze An­kla­ge über den Hau­fen wirft – wäh­rend der Schwur­ge­richts­ver­hand­lung. Wenn Sie das lie­ber wol­len? Aber Sie müs­sen sich das recht leb­haft vor­stel­len! Sie wer­den als Zeu­ge von der Ver­tei­di­gung vor­ge­la­den wer­den, und dann wird man Ih­nen alle Feh­ler der Vor­un­ter­su­chung vor­hal­ten… Wird Ih­nen das ge­fal­len?«

      Der Kerl ist ja ganz ver­rückt! dach­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter. Der rich­ti­ge Que­ru­lant! Wa­rum hat man ge­ra­de die­sen Stu­der zur Ver­haf­tung ab­kom­man­diert! Ein Ge­rech­tig­keits­fa­na­ti­ker! Dass es so et­was noch gibt! Ich habe die gan­ze Zeit ein­ge­lenk­t… Kann der Mann denn Ge­dan­ken le­sen? Dum­me Ge­schich­te! СКАЧАТЬ