Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 38

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ ge­dacht.« Es klang wie ein Wie­gen­lied.

      Sto­ckend, kaum zu ver­ste­hen, denn Schlumpf ließ den Kopf lie­gen, wo er war, und das Kleid dämpf­te noch die Wor­te: »Ich hab’s gern für dich ge­tan.« Dann fuhr der Kopf in die Höhe, Schlumpf lä­chel­te. Es war ein merk­wür­dig ver­krampf­tes Lä­cheln; und er sag­te:

      »Weißt, ich bin den Be­trieb schon ge­wohnt.«

      Wenn auch der Kopf sich frei ge­macht hat­te, Son­jas ver­schränk­te Hän­de la­gen noch im­mer im Na­cken des Bur­schen. Sie zog ihn nä­her, küss­te ihn auf die Stirn.

      »Darfst nicht mehr dran den­ken, gell? Nie mehr! Das ist vor­bei…«

      Schlumpf nick­te eif­rig.

      Stu­der hus­te­te. Es ging ein­fach nicht mehr, der Rauch setz­te sich sonst in sei­ner Lun­ge fest. Sein Sch­neu­zen klang wie­der wie ein Trom­pe­ten­si­gnal, aber wie ein tri­um­phie­ren­des. Das Ge­sicht des Un­ter­su­chungs­rich­ters war weich ge­wor­den. Er spiel­te mit ei­nem Pa­pier­mes­ser, trom­mel­te auf dem Ak­ten­de­ckel, auf dem in schö­ner Rund­schrift stand SCHLUMPF ERWIN und dar­un­ter in Block­buch­sta­ben: MORD.

      Er leg­te den Brief­öff­ner lei­se ab, klopf­te das Ak­ten­bün­del mit der Kan­te auf den Tisch. Dann nahm er einen di­cken Schmö­ker, der am Ran­de sei­nes Schreib­ti­sches lag, schob den Akt Schlumpf dar­un­ter und schlug mit der fla­chen Hand ein paar­mal auf den Buch­de­ckel.

      »Ja«, sag­te er und es war ein Seuf­zer. Er war Jung­ge­sel­le, schüch­tern wahr­schein­lich. Vi­el­leicht be­nei­de­te er den Bur­schen Schlumpf. »Ja«, sag­te er noch ein­mal, dies­mal ein we­nig fes­ter. »Und was hat das al­les zu be­deu­ten, Herr Stu­der?«

      »Oh, nüt Apar­tigs«, sag­te Stu­der. »Son­ja Wit­schi möch­te eine Aus­sa­ge ma­chen.«

      Nun war dies si­cher eine Über­trei­bung, denn Son­ja Wit­schi hat­te sich bis jetzt im­mer stand­haft ge­wei­gert, eine Aus­sa­ge zu ma­chen. Sie war so­gar stumm ge­we­sen wie ein Fisch.

      »Fräu­lein Wit­schi«, der Un­ter­su­chungs­rich­ter war über­aus höf­lich. »Ich wer­de so­gleich mei­nen Schrei­ber ru­fen las­sen, und dann wer­den Sie uns mit­tei­len, ob Sie et­was über den Tod Ihres Va­ters aus­zu­sa­gen ha­ben.« Er sah nicht auf und är­ger­te sich in­ner­lich über die Phra­se.

      Stu­der mel­de­te sich. Er wol­le gern den Ge­richts­schrei­ber ma­chen, sag­te er. Dann sei man mehr un­ter sich. Und er kön­ne ganz gut mit der Ma­schi­ne um­ge­hen, wenn es sein müs­se. Mit zwei Fin­gern zwar. Aber es wer­de wohl lan­gen, wenn Son­ja nicht zu schnell er­zäh­le. Der Un­ter­su­chungs­rich­ter nick­te. Schlumpf muss­te auf­ste­hen, er stand an der Wand und starr­te auf Son­ja. Und Son­ja be­gann zu er­zäh­len.

      Der Fall Witschi zum dritten und vorletzten Male

      Hin­ter al­lem habe der alte El­len­ber­ger ge­steck­t…

      »Das ist der Baum­schu­len­be­sit­zer in Ger­zen­stein«, warf Stu­der ein.

      »Wo­her wis­sen Sie das?« frag­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter.

      »Der Va­ter hat’s mir er­zählt. Vor vier­zehn Ta­gen, das weiß ich noch ge­nau. Wir sind zu­sam­men spa­zie­ren ge­gan­gen, es war ein Sonn­tag, schön war’s. Wir sind durch den Wald ge­lau­fen. Der Va­ter hat ge­sagt, er hal­te es da­heim nicht mehr aus, die Mut­ter quä­le ihn so, und auch der Ar­min, we­gen der Ver­si­che­rung, die er ver­pfän­det habe, und da habe der Va­ter ge­sagt, hin­ter al­lem ste­cke der alte El­len­ber­ger. Der rei­ze die Mut­ter im­mer auf.«

      »Ver­si­che­rung?« frag­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter.

      »Wis­sen Sie, die Heft­li!…« sag­te Stu­der, als ob da­mit al­les er­klärt wäre. »Und…«

      »Und dann ha­ben wir auch noch eine Un­fall und Le­bens­ver­si­che­rung bei ei­ner Ge­sell­schaft ge­hab­t…«

      Stu­der un­ter­brach wie­der:

      »Und die war dem al­ten El­len­ber­ger für fünf­zehn­tau­send Fran­ken ver­pfän­det wor­den, nicht wahr?«

      Son­ja nick­te.

      »Das war vor zwei Jah­ren«, sag­te sie. »Da­mals hat das gan­ze Un­glück be­gon­nen. Das Ver­mö­gen der Mut­ter war in frem­den Ak­ti­en an­ge­legt, ich weiß nicht mehr, wie sie ge­hei­ßen ha­ben, sie ha­ben viel Zin­sen ge­bracht…«

      »Di­vi­den­den aus­ge­zahl­t…« stell­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter fest.

      »Ja, und dann sind die Pa­pie­re kei­nen Rap­pen mehr wert ge­we­sen. Da hat der Va­ter sei­ne Le­bens­ver­si­che­rung ge­nom­men und hat sie beim El­len­ber­ger ver­pfän­det.

      Da­mals war der Va­ter viel mit dem Schwomm zu­sam­men, mit dem Leh­rer Schwomm. Der Leh­rer Schwomm hat einen Ver­wand­ten ge­habt im El­saß. Und der war bei ei­ner Ge­sell­schaft, ei­ner deut­schen, die ver­sprach 10% Zin­sen. Ja, ich glaub’, so war es. Und der Va­ter war so froh, er sag­te noch, jetzt kön­ne er das ver­lo­re­ne Geld wie­der zu­rück­ge­win­nen und ist zum El­len­ber­ger ge­gan­gen und hat auf sei­ne Ver­si­che­rung Geld auf­ge­nom­men. Das Geld hat der Ver­wand­te vom Leh­rer ein­ge­steckt und ist da­mit nach Deutsch­land ge­fah­ren… Aber wir ha­ben nie wie­der et­was von ihm ge­hört – vom Geld mein’ ich. Der Mann ist in Ba­sel ver­haf­tet wor­den. Er hat nicht nur in Ger­zen­stein die Leu­te be­tro­gen, auch in den Städ­ten. Die Ge­sell­schaft hat schon be­stan­den, in Deutsch­land, er aber hat gar nichts mit ihr zu tun ge­habt. Der Leh­rer Schwomm hat den Va­ter ge­be­ten, nichts von der Sa­che zu er­zäh­len. Und der Va­ter hat auch ge­schwie­gen…«

      »Ich glau­be, die­se gan­ze Ge­schich­te brau­chen wir nicht ins Pro­to­koll auf­zu­neh­men, Herr Stu­der«, sag­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter.

      »Ge­wiss, ge­wiss…« ant­wor­te­te Stu­der, drück­te ein paar­mal auf den Um­schal­ter und fal­te­te dann die Hän­de. »Jetzt ist es ganz bös ge­wor­den«, er­zähl­te Son­ja wei­ter. »Es war kaum mehr aus­zu­hal­ten da­heim. Kein Geld, viel Schul­den… Der Ar­min, der nicht wei­ter stu­die­ren konn­te und je­den Tag häs­si­ger wur­de, die Mut­ter, die vom Mor­gen bis zum Abend klag­te… Da­mals kam der On­kel Äsch­ba­cher oft. Er konn­te sehr lieb sein, der On­kel Äsch­ba­cher. Ich hat­te ihn fast so gern wie den Va­ter. Als er sah, dass ich im­mer trau­ri­ger wur­de, ver­schaff­te er mir die Stel­le in Bern. Die Mut­ter be­kam den Zei­tungs­ki­osk. Mit dem Va­ter kam der On­kel nicht gut aus. Ich weiß selbst nicht, warum. Und der Va­ter be­ob­ach­te­te ihn im­mer, so heim­lich; manch­mal hat­te ich Angst. Für wen? Ich weiß es selbst nicht… Er ist ein ku­rio­ser Mann, der On­kel Äsch­ba­cher…« wie­der­hol­te Son­ja und schwieg einen Au­gen­blick.

      »Ge­wöhn­lich kam der On­kel Äsch­ba­cher СКАЧАТЬ