Robert Blum: Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk. Blum Hans
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Название: Robert Blum: Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk

Автор: Blum Hans

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066114466

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">       Die Erzeug’rin großer Thaten,

       Aller Völker Kraft und Macht.

       Die allein nur Muth und Stärke

       Geben kann zum großen Werke: —

       Einheit — ist Dir ja versagt!

      In die einzeln schwachen Glieder

       Gießt sie Kraft und Fülle wieder;

       Einheit ist der Staaten Mark.

       Kein Erob’rer stellt verwegen

       Dann sich lüstern uns entgegen;

       Werdet eins, dann sind wir stark.

      Deutsche, nützt die hehren Stunden!

       Wenn sie einmal hingeschwunden,

       Sind sie ewig uns vorbei;

       Laßt das große Völkerringen

       Etwas wenigstens uns bringen:

       Werdet eins! dann sind wir — frei!“

      Ueberhaupt ist der gesunde Realismus, der bei aller Begeisterung des jungen Herzens aus diesen Gedichten spricht, doppelt wohlthuend in einer Zeit, die sich anschickte, mit Heine einem krankhaften sentimentalen Weltschmerz sich zu ergeben. Nirgends fingirt Blum Liebesleiden, die er nicht kannte, nirgends zeigt er sich mit der Welt zerfallen, lebensmüde, obwohl er hierzu mehr Grund haben mochte, als mancher Andere. Dagegen dringt wiederholt die bittere Klage über das harte Geschick, das ihm gerade die Erreichung der höchsten Lebensziele so unendlich schwer machte, mit der vollen Kraft eines gewaltigen Naturlautes aus seiner gepreßten Brust. Aber immer richtet ihn auf der felsenfeste Glaube an den Sieg der idealen Mächte, denen er sein Streben geweiht, und damit auch an die eigene Sendung, die er zu erfüllen bestimmt ist.

      Besonders merkwürdig für seine Weltanschauung ist dabei, zumal bei dem rein rationalistischen Glauben, den er z. B. in seinem „Glaubensbekenntniß“ ausspricht, die feste Ueberzeugung an die Unsterblichkeit der Seele, die er in diesen Gedichten wiederholt ebenso deutlich bekennt, wie — in dem letzten Briefe an seine Gattin, den er Angesichts des Todes schrieb. In einem seiner frühesten Gedichte „An die Zeit“ (1829) heißt es am Schlusse:

      „Du veränderst und wechselst nur jede Gestalt,

       Die im Staub sich erzeugte vom Staube;

       Doch dem Geiste droht nie der Zerstörung Gewalt,

       Er wird nie der Verwesung zum Raube.

       Zerstöre Du nur ohne Ende und Ruh’ —

       Ein Theil meines Wesens ist ewig, wie Du.“

      In der That bedurfte es eines so festen Glaubens an das Walten der sittlichen Mächte und solcher Bedürfnißlosigkeit, wie Robert Blum sie gewöhnt war, um auch in jenen bösen Tagen den Kopf oben zu behalten, als Ringelhardt Anfang Juni 1831 gezwungen war, plötzlich „aus Geschäftsrücksichten“, das heißt mit Rücksicht auf die Geschäftslosigkeit, die Bretter, die die Welt bedeuten, in Köln abzubrechen und Robert Blum zu entlassen. In dieser traurigen Lage griff dieser nach dem ersten Erwerb, der sich ihm bot — er wurde Schreiber beim Gerichtsvollzieher Kümpeler und bezog in dieser Stellung einen Monatsgehalt von — sechs Thalern! Davon war Alles zu bestreiten. Glücklicher Weise dauerte diese harte Prüfung nur bis 15. September. Da engagirte ihn Ringelhardt von Neuem für den früheren Gehalt.

      Eine erhebliche Förderung verdankte Robert Blum diesem Dienstverhältnisse durch die bereits erwähnte freie Verfügung über die Theaterbibliothek des Directors. Bereits im Winter 1830 auf 1831 wurde der größte Theil der hier vorräthigen dramatischen Werke geradezu verschlungen, später mit Muße das Beste — vor Allem Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare und was an antiken Dramen da war, wieder und wieder gelesen, halb auswendig gelernt. Mit Schiller vor Allen gewann Blum die größte Vertrautheit. Aber auch Goethe lernte er mehr und mehr schätzen. Als der deutsche Dichterfürst starb, schrieb Blum ein tiefempfundenes „Sonett auf Goethe’s Tod“ in seine Gedichtsammlung. Daneben regten die dramatischen Novitäten des Tages den kritischen Theaterdiener an, sein Urtheil über dieselben in kurzen scharfen Distichen auszusprechen. Viele dieser Urtheile über Stücke, die heute noch auf dem Repertoire stehen, sind noch jetzt recht interessant.

      „Dummheiten, Malicen und Xenien“ hat Robert Blum selbst die kleine Sammlung überschrieben, aus der hier einige Beispiele folgen.

      Sonst und jetzt.

      Derbe Komik, kräft’ge Witze,

       Leicht und treffend wie die Blitze,

       Traf man sonst im Lustspiel an.

       Aber jetzt sind wir verwöhnt,

       Alles Kräft’ge ist verpönt,

       Weil man’s — nicht mehr schaffen kann.

      Raupach.

      Als er noch Dichtungen gab, da waren die Stücke zu tadeln,

       Jetzt sind die Stücke zwar gut, doch ach! nicht Dichtungen mehr.

      Moderne Kritik.

      Reiße den Einen herunter, erhebe den Andern zum Himmel;

       Beides mit Brutalität, doch ohne Sinn und Verstand.

       Schreibe das Ganze — aus Scham, aus Furcht theils auch, ohne Namen,

       Nennt man Dich bald ein Genie, denn das heißt heute Kritik.

      Das Orchester.

      Welche unendliche Zahl von Musikern und Instrumenten!

       Schade, daß durch das Gewühl man die Musik nicht mehr hört.

      Die Stumme von Portici.

      Glänzend brichst Du Dir Bahn in allen Ländern Europa’s

       Weil Du mit sprachlosem Mund, sprichst aus dem Herzen des Volks.

      Mozart.

      Würde Musik vom Unsinn auch ganz verdrängt von der Erde,

       Deine Werke allein geben ihr ewig Asyl.

      Gleichniß.

      Wie die Fische ewig dürsten,

       Bei beständ’gem Ueberfluß,

       Schlürfen Schmeichelei die Fürsten,

       Ohne Maß und Ueberdruß.

      Schwere Wahl.

      Allopathie! Homöopathie!

       Ich schwanke schon seit vielen Tagen

       Und bitte, Freundchen, sagen Sie,

       Mit welcher darf ich es wohl wagen?

       Das ist Geschmack, der wechselt ab,

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