Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше страница 37

СКАЧАТЬ der Geist die­ser Er­lö­ser; aber in jede Lücke hat­ten sie ih­ren Wahn ge­stellt, ih­ren Lücken­büs­ser, den sie Gott nann­ten.

      In ih­rem Mit­lei­den war ihr Geist er­trun­ken, und wenn sie schwol­len und über­schwol­len von Mit­lei­den, schwamm im­mer oben­auf eine gros­se Thor­heit.

      Eif­rig trie­ben sie und mit Ge­schrei ihre He­er­de über ih­ren Steg: wie als ob es zur Zu­kunft nur Ei­nen Steg gäbe! Wahr­lich, auch die­se Hir­ten ge­hör­ten noch zu den Scha­fen!

      Klei­ne Geis­ter und um­fäng­li­che See­len hat­ten die­se Hir­ten: aber, mei­ne Brü­der, was für klei­ne Län­der wa­ren bis­her auch die um­fäng­lichs­ten See­len!

      Blut­zei­chen schrie­ben sie auf den Weg, den sie gien­gen, und ihre Thor­heit lehr­te, dass man mit Blut die Wahr­heit be­wei­se.

      Aber Blut ist der schlech­tes­te Zeu­ge der Wahr­heit; Blut ver­gif­tet die reins­te Leh­re noch zu Wahn und Hass der Her­zen.

      Und wenn Ei­ner durch­’s Feu­er geht für sei­ne Leh­re, – was be­weist diess! Mehr ist’s wahr­lich, dass aus eig­nem Bran­de die eig­ne Leh­re kommt!

      Schwü­les Herz und kal­ter Kopf: wo diess zu­sam­men­trifft, da ent­steht der Brau­se­wind, der »Er­lö­ser«.

      Grös­se­re gab es wahr­lich und Hö­her-Ge­bo­re­ne, als Die, wel­che das Volk Er­lö­ser nennt, die­se hin­reis­sen­den Brau­se­win­de!

      Und noch von Grös­se­ren, als alle Er­lö­ser wa­ren, müsst ihr, mei­ne Brü­der, er­löst wer­den, wollt ihr zur Frei­heit den Weg fin­den!

      Nie­mals noch gab es einen Über­menschen. Nackt sah ich Bei­de, den gröss­ten und den kleins­ten Men­schen: –

      All­zu­ähn­lich sind sie noch ein­an­der. Wahr­lich, auch den Gröss­ten fand ich – all­zu­mensch­lich!

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Von den Tugendhaften

      Mit Don­nern und himm­li­schen Feu­er­wer­ken muss man zu schlaf­fen und schla­fen­den Sin­nen re­den.

      Aber der Schön­heit Stim­me re­det lei­se: sie schleicht sich nur in die auf­ge­weck­tes­ten See­len.

      Lei­se er­beb­te und lach­te mir heut mein Schild; das ist der Schön­heit hei­li­ges La­chen und Be­ben.

      Über euch, ihr Tu­gend­haf­ten, lach­te heut mei­ne Schön­heit. Und also kam ihre Stim­me zu mir: »sie wol­len noch – be­zahlt sein!«

      Ihr wollt noch be­zahlt sein, ihr Tu­gend­haf­ten! Wollt Lohn für Tu­gend und Him­mel für Er­den und Ewi­ges für euer Heu­te ha­ben?

      Und nun zürnt ihr mir, dass ich leh­re, es giebt kei­nen Lohn- und Zahl­meis­ter? Und wahr­lich, ich leh­re nicht ein­mal, dass Tu­gend ihr ei­ge­ner Lohn ist.

      Ach, das ist mei­ne Trau­er: in den Grund der Din­ge hat man Lohn und Stra­fe hin­ein­ge­lo­gen – und nun auch noch in den Grund eu­rer See­len, ihr Tu­gend­haf­ten!

      Aber dem Rüs­sel des Ebers gleich soll mein Wort den Grund eu­rer See­len auf­reis­sen; Pflug­schar will ich euch heis­sen.

      Alle Heim­lich­kei­ten eu­res Grun­des sol­len an’s Licht; und wenn ihr auf­ge­wühlt und zer­bro­chen in der Son­ne liegt, wird auch eure Lüge von eu­rer Wahr­heit aus­ge­schie­den sein.

      Denn diess ist eure Wahr­heit: ihr seid zu rein­lich für den Schmutz der Wor­te: Ra­che, Stra­fe, Lohn, Ver­gel­tung.

      Ihr liebt eure Tu­gend, wie die Mut­ter ihr Kind; aber wann hör­te man, dass eine Mut­ter be­zahlt sein woll­te für ihre Lie­be?

      Es ist euer liebs­tes Selbst, eure Tu­gend. Des Rin­ges Durst ist in euch: sich sel­ber wie­der zu er­rei­chen, dazu ringt und dreht sich je­der Ring.

      Und dem Ster­ne gleich, der er­lischt, ist je­des Werk eu­rer Tu­gend: im­mer ist sein Licht noch un­ter­wegs und wan­dert – und wann wird es nicht mehr un­ter­wegs sein?

      Also ist das Licht eu­rer Tu­gend noch un­ter­wegs, auch wenn das Werk gethan ist. Mag es nun ver­ges­sen und todt sein: sein Strahl von Licht lebt noch und wan­dert.

      Dass eure Tu­gend euer Selbst sei und nicht ein Frem­des, eine Haut, eine Be­män­te­lung: das ist die Wahr­heit aus dem Grun­de eu­rer See­le, ihr Tu­gend­haf­ten! –

      Aber wohl giebt es Sol­che, de­nen Tu­gend der Krampf un­ter ei­ner Peit­sche heisst: und ihr habt mir zu­viel auf de­ren Ge­schrei ge­hört!

      Und And­re giebt es, die heis­sen Tu­gend das Faul­wer­den ih­rer Las­ter; und wenn ihr Hass und ihre Ei­fer­sucht ein­mal die Glie­der stre­cken, wird ihre »Ge­rech­tig­keit« mun­ter und reibt sich die ver­schla­fe­nen Au­gen.

      Und And­re giebt es, die wer­den ab­wärts ge­zo­gen: ihre Teu­fel ziehn sie. Aber je mehr sie sin­ken, um so glü­hen­der leuch­tet ihr Auge und die Be­gier­de nach ih­rem Got­te.

      Ach, auch de­ren Ge­schrei drang zu eu­ren Ohren, ihr Tu­gend­haf­ten: was ich nicht bin, das, das ist mir Gott und Tu­gend!’

      Und And­re giebt es, die kom­men schwer und knar­rend da­her, gleich Wä­gen, die Stei­ne ab­wärts fah­ren: die re­den viel von Wür­de und Tu­gend, – ih­ren Hemm­schuh heis­sen sie Tu­gend!

      Und And­re giebt es, die sind gleich All­tags-Uhren, die auf­ge­zo­gen wur­den; sie ma­chen ihr Tik­tak und wol­len, dass man Tik­tak – Tu­gend heis­se.

      Wahr­lich, an Die­sen habe ich mei­ne Lust: wo ich sol­che Uhren fin­de, wer­de ich sie mit mei­nem Spot­te auf­ziehn; und sie sol­len mir da­bei noch schnur­ren!

      Und And­re sind stolz über ihre Hand­voll Ge­rech­tig­keit und be­ge­hen um ih­rer­wil­len Fre­vel an al­len Din­gen: also dass die Welt in ih­rer Un­ge­rech­tig­keit er­tränkt wird.

      Ach, wie übel ih­nen das Wort »Tu­gend« aus dem Mun­de läuft! Und wenn sie sa­gen: »ich bin ge­recht,« so klingt es im­mer gleich wie: »ich bin ge­rächt!«

      Mit ih­rer Tu­gend wol­len sie ih­ren Fein­den die Au­gen aus­krat­zen; und sie er­he­ben sich nur, um And­re zu er­nied­ri­gen.

      Und wie­der­um giebt es Sol­che, die sit­zen in ih­rem Sump­fe und re­den also her­aus aus dem Schilf­rohr: »Tu­gend – das ist still im Sump­fe sit­zen.

      Wir beis­sen Nie­man­den und ge­hen Dem aus dem Wege, der beis­sen will; und in Al­lem ha­ben wir die Mei­nung, die man uns giebt.«

      Und wie­der­um giebt es Sol­che, die lie­ben Ge­bär­den und den­ken: Tu­gend ist eine Art Ge­bär­de.

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