Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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      Das Schlimms­te aber sind die klei­nen Ge­dan­ken. Wahr­lich, bes­ser noch bös gethan, als klein ge­dacht!

      Zwar ihr sagt: »die Lust an klei­nen Bos­hei­ten er­spart uns man­che gros­se böse That.« Aber hier soll­te man nicht spa­ren wol­len.

      Wie ein Ge­schwür ist die böse That: sie juckt und kratzt und bricht her­aus, – sie re­det ehr­lich.

      »Sie­he, ich bin Krank­heit« – so re­det die böse That; das ist ihre Ehr­lich­keit.

      Aber dem Pil­ze gleich ist der klei­ne Ge­dan­ke: er kriecht und duckt sich und will nir­gends­wo sein – bis der gan­ze Leib morsch und welk ist vor klei­nen Pil­zen.

      Dem aber, der vom Teu­fel be­ses­sen ist, sage ich diess Wort in’s Ohr: »bes­ser noch, du zie­hest dei­nen Teu­fel gross! Auch für dich giebt es noch einen Weg der Grös­se!« –

      Ach, mei­ne Brü­der! Man weiss von Je­der­mann Et­was zu viel! Und Man­cher wird uns durch­sich­tig, aber dess­halb kön­nen wir noch lan­ge nicht durch ihn hin­durch.

      Es ist schwer, mit Men­schen zu le­ben, weil Schwei­gen so schwer ist.

      Und nicht ge­gen Den, der uns zu­wi­der ist, sind wir am un­bil­ligs­ten, son­dern ge­gen Den, wel­cher uns gar Nichts an­geht.

      Hast du aber einen lei­den­den Freund, so sei sei­nem Lei­den eine Ru­he­stät­te, doch gleich­sam ein har­tes Bett, ein Feld­bett: so wirst du ihm am bes­ten nüt­zen.

      Und thut dir ein Freund Übles, so sprich: »ich ver­ge­be dir, was du mir tha­test; dass du es aber dir tha­test, – wie könn­te ich das ver­ge­ben!«

      Also re­det alle gros­se Lie­be: die über­win­det auch noch Ver­ge­bung und Mit­lei­den.

      Man soll sein Herz fest­hal­ten; denn lässt man es gehn, wie bald geht Ei­nem da der Kopf durch!

      Ach, wo in der Welt ge­sch­a­hen grös­se­re Thor­hei­ten, als bei den Mit­lei­di­gen? Und was in der Welt stif­te­te mehr Leid, als die Thor­hei­ten der Mit­lei­di­gen?

      Wehe al­len Lie­ben­den, die nicht noch eine Höhe ha­ben, wel­che über ih­rem Mit­lei­den ist!

      Also sprach der Teu­fel einst zu mir: »auch Gott hat sei­ne Höl­le: das ist sei­ne Lie­be zu den Men­schen.«

      Und jüngst hör­te ich ihn diess Wort sa­gen: »Gott ist todt; an sei­nem Mit­lei­den mit den Men­schen ist Gott ge­stor­ben.« –

      So seid mir ge­warnt vor­dem Mit­lei­den: da­her kommt noch den Men­schen eine schwe­re Wol­ke! Wahr­lich, ich ver­ste­he mich auf Wet­ter­zei­chen!

      Mer­ket aber auch diess Wort: alle gros­se Lie­be ist noch über all ih­rem Mit­lei­den: denn sie will das Ge­lieb­te noch – schaf­fen!

      »Mich sel­ber brin­ge ich mei­ner Lie­be dar, und mei­nen Nächs­ten gleich mir« – so geht die Rede al­len Schaf­fen­den.

      Alle Schaf­fen­den aber sind hart. –

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Von den Priestern

      Und einst­mals gab Za­ra­thustra sei­nen Jün­gern ein Zei­chen und sprach die­se Wor­te zu ih­nen:

      »Hier sind Pries­ter: und wenn es auch mei­ne Fein­de sind, geht mir still an ih­nen vor­über und mit schla­fen­dem Schwer­te!

      Auch un­ter ih­nen sind Hel­den; Vie­le von ih­nen lit­ten zu­viel –: so wol­len sie And­re lei­den ma­chen.

      Böse Fein­de sind sie: Nichts ist rach­süch­ti­ger als ihre De­muth. Und leicht be­su­delt sich Der, wel­cher sie an­greift.

      Aber mein Blut ist mit dem ih­ren ver­wandt; und ich will mein Blut auch noch in dem ih­ren ge­ehrt wis­sen.« –

      Und als sie vor­über ge­gan­gen wa­ren, fiel Za­ra­thustra der Schmerz an; und nicht lan­ge hat­te er mit sei­nem Schmer­ze ge­run­gen, da hub er also an zu re­den:

      Es jam­mert mich die­ser Pries­ter. Sie ge­hen mir auch wi­der den Ge­schmack; aber das ist mir das Ge­rings­te, seit ich un­ter Men­schen bin.

      Aber ich lei­de und litt mit ih­nen: Ge­fan­ge­ne sind es mir und Ab­ge­zeich­ne­te. Der, wel­chen sie Er­lö­ser nen­nen, schlug sie in Ban­den: –

      In Ban­den falscher Wert­he und Wahn-Wor­te! Ach dass Ei­ner sie noch von ih­rem Er­lö­ser er­lös­te!

      Auf ei­nem Ei­lan­de glaub­ten sie einst zu lan­den, als das Meer sie her­um­riss; aber sie­he, es war ein schla­fen­des Un­ge­heu­er!

      Fal­sche Wert­he und Wahn-Wor­te: das sind die schlimms­ten Un­ge­heu­er für Sterb­li­che, – lan­ge schläft und war­tet in ih­nen das Ver­häng­niss.

      Aber end­lich kommt es und wacht und frisst und schlingt, was auf ihm sich Hüt­ten bau­te.

      Oh seht mir doch die­se Hüt­ten an, die sich die­se Pries­ter bau­ten! Kir­chen heis­sen sie ihre süss­duf­ten­den Höh­len.

      Oh über diess ver­fälsch­te Licht, die­se ver­sumpf­te Luft! Hier, wo die See­le zu ih­rer Höhe hin­auf – nicht flie­gen darf!

      Son­dern also ge­bie­tet ihr Glau­be: »auf den Kni­en die Trep­pe hin­an, ihr Sün­der!«

      Wahr­lich, lie­ber sehe ich noch den Scham­lo­sen, als die ver­renk­ten Au­gen ih­rer Scham und An­dacht!

      Wer schuf sich sol­che Höh­len und Buss-Trep­pen? Wa­ren es nicht Sol­che, die sich ver­ber­gen woll­ten und sich vor dem rei­nen Him­mel schäm­ten?

      Und erst wenn der rei­ne Him­mel wie­der durch zer­broch­ne De­cken blickt, und hin­ab auf Gras und ro­then Mohn an zer­broch­nen Mau­ern, – will ich den Stät­ten die­ses Got­tes wie­der mein Herz zu­wen­den.

      Sie nann­ten Gott, was ih­nen wi­der­sprach und wehe that: und wahr­lich, es war viel Hel­den-Art in ih­rer An­be­tung!

      Und nicht an­ders wuss­ten sie ih­ren Gott zu lie­ben, als in­dem sie den Men­schen an’s Kreuz schlu­gen!

      Als Leich­na­me ge­dach­ten sie zu le­ben, schwarz schlu­gen sie ih­ren Leich­nam aus; auch aus ih­ren Re­den rie­che ich noch die üble Wür­ze von Tod­ten­kam­mern.

      Und wer ih­nen nahe lebt, der lebt schwar­zen Tei­chen nahe, aus de­nen her­aus die Unke ihr Lied mit süs­sem Tief­sin­ne singt.

      Bes­se­re Lie­der müss­ten sie mir sin­gen, dass ich an ih­ren Er­lö­ser glau­ben ler­ne: er­lös­ter müss­ten mir sei­ne jün­ger aus­se­hen!

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