Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
isbn:
Gelassen entgegnet Pat: »Sie wissen nur, daß ich weder Vater noch Mutter habe. Sie wissen aber nicht, daß ich ein richtiges Zuhause besitze. Eine schöne gepflegte Wohnung und einen älteren erfahrenen Menschen, der die Wohnung und mich betreut, nämlich meine Reserl. Sie glauben nicht, mit wieviel Liebe Reserl Monika betreuen würde. Also?«
Peter, eben noch mitteilsam und aufgeschlossen, zieht sich in sich selbst zurück wie eine Schnecke in ihr Haus.
»Ausgeschlossen«, sagt er energisch. »Damit kann ich Sie unmöglich belasten.«
Patricia aber ist zäh. »Wenn es aber nun wirklich keine Belastung für mich wäre? Wenn Sie mir damit eine große Freude bereiten würden? Sagten Sie dann auch nein?«
»Sie sind sehr hartnäckig«, entfährt es ihm, und das klingt schroffer als beabsichtigt.
»Warum denken Sie mehr an mich als an Ihr Kind?« wirft sie ihm entgegen.
Er sieht sie mit einem langen, nachdenklichen Blick an. »Warum kümmern Sie sich um mich und Monika?«
Seine Frage bringt sie keinen Augenblick aus der Fassung.
»Sehr einfach. Ich liebe Ihre Monika, und das Kind tut mir leid, wenn es herumgestoßen wird.«
Er beschattet sein Gesicht mit der Hand. Stille herrscht zwischen ihnen, eine merkwürdig lastende Stille, die Patricia schmerzhaft berührt.
»Verzeihen Sie, Herr Bendler«, sagt sie leise. »Das sollte kein Vorwurf für Sie sein.«
Er läßt die Hand sinken. Abermals trifft sie ein langer prüfender Blick, als erwäge er, ob er ihr Vertrauen schenken kann oder nicht.
»Warum haben Sie nirgends ein Bild von Ihrer Frau?« fragt sie und erschrickt, als sie es ausgesprochen hat, denn sein Gesicht verändert sich schlagartig. Es wird hart. Er nimmt das Glas, trinkt es leer und springt dann auf die Füße. Mit raschen Schritten geht er im großen Zimmer hin und her, verfolgt von Patricias großen dunklen Augen.
Ich habe eine verwundbare Stelle berührt, denkt sie, und ärgert sich über sich selbst. Was geht sie eigentlich dieser Mann an? Sie liebt Monika, das stimmt, aber das hat doch mit Peter Bendler nichts zu tun.
Mit einem Ruck bleibt er vor ihr stehen.
»Darüber kann ich nicht sprechen, wenigstens jetzt nicht. Vielleicht später, bitte, verstehen Sie mich«, stößt er erregt hervor.
Patricia nickt. Was gehen sie seine Privatverhältnisse an? Ihr geht es nur um das Kind, und sie hätte gern gewußt, warum er jede Erinnerung an Monikas Mutter auslöscht.
In Gedanken zuckt sie die Schultern. Nun! Was geht es sie an, was er für Gründe haben mag.
Peter Bendler setzt sich wieder. Sie wirft einen scheuen Seitenblick auf ihn. Jetzt ist er wieder der verschlossene Mann mit dem düsteren Ausdruck. Sie erhebt sich schnell.
»Es wird Zeit, nach Monika zu sehen. Das Kind muß ins Bett, und ich muß heim.«
Peter hält sie nicht zurück. Er sieht mit einem nachdenklichen Blick hinter ihr her, bis sie die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hat.
In der Küche findet sie Monika mit hochroten Wangen.
»Es ist alles fertig, Tante Pat.« Monika wirft sich in Patricias Arme und bedeckt deren Gesicht mit kleinen zärtlichen Küssen. Verschämt flüstert sie: »Ich habe dich sehr lieb.«
»Ich dich auch, mein Liebes.« Monika schmiegt sich fester in Pats Arme und läßt sich hin und her wiegen.
»Jetzt marsch ins Bett, Kleines. Morgen bist du nicht ausgeschlafen«, droht Pat scherzend.
»Du kommst doch mit?« Monikas Augen leuchten vor Freude, und Pat legt den Arm um Monikas Schulter. Gemeinsam suchen sie Monikas schmales, aber doch gemütlich eingerichtetes Zimmer auf. Auch hier hat Patricia die Möbel umgestellt und einen bunten Teppich auf den Boden gelegt. Er stammt aus ihrem Haushalt. Auch sonst hat sie manche Dinge in Monikas Zimmer verteilt, die früher ihr gehörten.
Während Monika ins Bad verschwindet, richtet Pat das Bett für Monika. Wie eine fürsorgliche Mutter hantiert sie, und dabei überrascht Peter sie.
Er bleibt im Türrahmen stehen. »Ich habe es mir überlegt, Fräulein Hellberg«, sagt er mit rauher Stimme. »Sie können Monika zu sich nehmen, wenn ich mit dem Chef auf Reisen bin.«
Patricia spürt, wie sie vor Freude errötet. Monika kommt also in kein Heim. Sie wird sich um das Kind kümmern dürfen, das ihr so sehr ans Herz gewachsen ist.
Nach außen tut sie sich Zwang an. »Na, endlich werden Sie vernünftig. Monika wird nichts entbehren.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagt er von der Tür her. »Eine Mutter könnte Monika nicht lieber haben.«
Was ist nur los mit mir, denkt sie ärgerlich, muß ich heute jedes Wort von ihm so wichtig nehmen? Er denkt sich bestimmt nichts Besonderes dabei.
Sie richtet sich auf, streicht noch einmal über die zurückgeschlagene Bettdecke und wendet sich Peter zu.
»Wenn Monika im Bett ist, gehe ich heim«, erwidert sie.
»Selbstverständlich begleite ich Sie.« Und als sie eine abwehrende Handbewegung macht, setzt er kurz hinzu: »Bitte keine Widerrede.«
Verdrossen geht sie später an seiner Seite ihrer Wohnung zu.
Ihm kommt gar nicht der Gedanke, daß er sie durch seine Schroffheit verletzt haben könnte. Er wirft hin und wieder einen Blick auf ihre zierliche Gestalt. Er hört das Klappern ihrer hohen Absätze und überlegt, wann er das letzte Mal neben einer Frau hergegangen ist.
Patricia Hellberg ist schön, wunderschön sogar, soviel hat er heute abend festgestellt. Aber er weiß auch, diese Schönheit blüht nicht für ihn. Wer ist er schon?
»Hier bin ich daheim«, fällt sie in seinen Gedankengang ein und reicht ihm die Hand. Er sieht an dem vornehmen Haus empor. Hm! Wer ist Patricia Hellberg eigentlich? Ihm selbst kaum bewußt, beginnt er sich mehr und mehr mit ihr zu befassen, und oft schiebt er die Gedanken an sie ärgerlich von sich.
Persönlich hat er kein Interesse an ihr, redet er sich ein. Er ist ihr nur sehr zu Dank verpflichtet, da sie sich mit großer Liebe seines Kindes angenommen hat. Diese Sorge hat ihn oft hart gequält.
Ja, wenn Monika immer nur von ihrer Pat schwärmt, möchte er ihr mitunter das Sprechen verbieten. Aber dann lächelt er nachsichtig. Kinder sind nun einmal so. Woran sie ihr Herz gehängt haben, das ist für sie ein Gegenstand, der im Mittelpunkt ihrer kleinen Welt steht.
*
Peter Bendler hat sich sehr gut in sein neues Aufgabengebiet eingearbeitet. Generaldirektor Baumann ist sehr zufrieden mit dem Mann, der nie ein überflüssiges Wort spricht, der von seiner Arbeit besessen ist und auf den er sich in jedem Falle verlassen kann.
СКАЧАТЬ