Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Sie hat keinen Willen mehr. Sie läßt sich treiben. Sie haben die Rollen getauscht. Peter ist jetzt der bestimmende Teil. Energisch und umsichtig, dabei zartfühlend und verständnisvoll.
Monika ist geradezu aus dem Häus-chen, als sie erfährt, daß Pat ihre Mutti wird. Sie herzt und küßt die zukünftige Mutter, und Pat empfindet erstmals ein stolzes Glücksgefühl.
Jetzt gehört Monika ihr. Sie darf über die junge Seele wachen, darf das Kind leiten und erziehen mit dem Recht einer Mutter.
Zwei Tage später trifft Peter ziemlich verstört bei Patricia ein.
»Was hast du, Peter?« fragt Patricia verängstigt.
»Ich kann es nicht fassen«, bricht es nach einer kleinen Weile aus Peter hervor. »Baumann hat mir das gesamte in seinem Besitz befindliche Aktienkapital vermacht. Nicht genug damit, hat er mir auch sein Haus, ach, was sage ich, seine Villa, in der er wie ein Sonderling gelebt hat, umgeben von einem Stab von Angestellten, vererbt. Das ist zuviel. Daran werde ich mich niemals gewöhnen.«
Patricia bleibt ruhig und gelassen. »Und warum nicht? Du wirst dich an die neue Umgebung genauso schnell gewöhnen wie an deine und an meine Wohnung.«
Unsicher sieht er zu ihr auf, die rank und schlank, von bezaubernder Schönheit, vor ihm steht.
»Ja, für dich ist es der richtige Rahmen, Pat«, sagt er erleichtert. »Dorthin gehörst du.« Er lächelt schwach und setzt mit leisem Spott hinzu: »Und mich wirst du mit in Kauf nehmen müssen.«
»Aber Peter!« protestiert sie. »Willst du das nur meinetwegen annehmen?«
Er nickt ernsthaft. »Ja, nur deinetwegen. Du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe. Da ich dir nicht die Sterne vom Himmel holen kann, so lege ich dir als Ersatz eben ein schloßartiges Gebäude zu Füßen. Lange genug hast du für mich und Monika gesorgt.« Er sieht nachdenklich zu Boden, und Patricia betrachtet ihn liebevoll. »Was hast du nicht alles für uns getan, Pat, Wäsche gewaschen, Kohlen geschleppt und tagsüber im Werk gearbeitet. Jetzt kann ich es dir vergel-ten.«
Sie hält ihm lachend den Mund zu. »Hör auf, Peter, du machst eine Heilige aus mir. Dabei habe ich gar nichts davon an mir. Ich bin eine Frau wie jede andere. Und was ich tat, geschah nur um Monikas willen.«
Er blinzelt zu ihr auf. Sein Gesichtsausdruck ist jungenhaft, übermütig. »Nur Monika wegen?«
»Natürlich – nur!« sagt sie trotzig, um im nächsten Augenblick in seinen Arrnen zu liegen.
»Du bist eine kleine gefährliche Hexe, Patricia«, sagt er mit Überzeugung. »Hast du dich schon einmal richtig betrachtet? Du bist geradezu ein Ausbund an Schönheit.« Er durchwühlt ihr Haar. »Und so viel Schönheit will ich an mich ketten?«
»Du willst eben alles – oder nichts.« Lachend entwindet sie sich seinen Armen und steht wieder auf ihren Füßen. »Zuerst mußt du unbedingt Generaldirektor werden, dann wirst du sozusagen ein reicher Mann und nun –«
»– greife ich nach dir«, unterbricht er sie. Er ist nicht zu halten in seinem Übermut. Patricia wundert sich, wo sie bisher ihre Augen gehabt hat. Diesen Mann kennt sie noch gar nicht. Er scheint ihr völlig neu, aber irgendwie erregend.
»Du«, sagt sie, und das klingt wie eine Drohung, »Reserl geht aber mit in unser Schloß!«
»Bewilligt!« Er macht dazu eine gönnerhafte Handbewegung. »Haben die zukünftige Frau Generaldirektor noch mehr Wünsche?«
Sie legt den Finger an die Nase und gibt sich ein wichtiges Aussehen. »Mal überlegen, Peter. Es muß doch nicht gleich sein?«
»Nein, Kind, das hat schon ein bißchen Zeit«, sagt er lachend.
Als Patricia wieder allein ist, läßt sie sich gedankenvoll am Fenster nieder. Sie haben zu dritt einen wunderschönen Sommer verbracht. Jetzt ist der Herbst angebrochen. Ein scharfer Wind schüttelt die Bäume und treibt die Blätter vor sich her.
Patricia fröstelt, obgleich es warm im Zimmer ist.
Im Oktober wollen sie heiraten. Dann heißt sie Patricia Bendler, und der Traum von einem unsinnigen Glück mit Donald ist ausgeträumt. Sie wird Peter eine treue Frau sein, denn er ist es wert. Sie weiß wirklich nicht, ob sie nun glücklich oder unglücklich darüber ist, daß sie sich mit ihrem Jawort den Weg zu Donald versperrt hat.
Donald, denkt sie wehmütig, wo bist du? Werde ich dich jemals wiedersehen? Und wenn – dann ist es zu spät, zu spät für uns beide.
*
Die Zeit vergeht wie im Fluge.
Monate ist Patricia nun schon die Frau Peter Bendlers. Sie hat sich gut in der Villa mit den vielen Zimmern und den auserlesenen Möbeln eingelebt. Auch mit dem Personal versteht sie sich gut.
Reserl hat sie tatsächlich mitbekommen, und diese herrscht auf ihre Weise über die zahlreichen Angestellten.
Müßte sie nicht glücklich sein? Sie hat einen guten Mann, ein liebevolles, zärtliches Kind, ein wunderbares Heim, und trotzdem ist das Herz vol-ler Sehnsucht.
Sie drückt die Stirn an das Glas des bis zum Erdboden reichenden Fensters und sieht gedankenvoll den leise herabrieselnden Flocken zu.
Sie liebt die Dämmerung, wenn die Lampen noch nicht brennen und alles von sanfter Melancholie überschattet ist. Dann kehren ihre Gedanken zu Donald, und nie weiß sie, wo sie ihn zu suchen hat.
Bald beginnt der Fasching, doch diesmal wird sie ihn an Peters Seite erleben, wenn er sich überhaupt freimachen kann.
Sie seufzt tief auf. Ja, Peter überläßt sie sehr viel sich selbst. Er geht in seiner Aufgabe auf. Er weiß, daß Patricia in seinem Hause wohlgeborgen ist. Aber weiß er auch, wie es in ihrer Seele aussieht? Kennt er Patricia genau? Und kennt sie Peter genau?
Sie führen ein Eheleben ohne Höhepunkte, ohne Eifersuchtsszenen, ohne Zank und Streit und nachfolgende Versöhnung. Manchmal haßt sie Peter, wenn er ihrer so sicher ist. Dann möchte sie ihm am liebsten an den Kopf werfen, daß ihr Herz weit von ihm entfernt ist.
Wahrscheinlich würde er sie aus seinen tiefblauen Augen entgeistert anstarren und sie dann auslachen.
Ja, er glaubt sie glücklich! Sie müßte mehr Pflichten haben, denkt sie. Reserl nimmt ihr alles aus der Hand. Sie fühlt sich einsam, und nur Monika vermag, sie von dunklen Gedanken abzubringen.
Monika ist glücklich und überhäuft die neue Mutti mit Zärtlichkeiten.
Peters Zärtlichkeiten haben etwas Flüchtiges an sich, etwas Gedankenloses, und dagegen wehrt sich ihr Inneres.
Schnell wird es draußen dunkel. Patricia tastet sich zum Lichtschalter und blickt blinzelnd in die Helligkeit. Schön ist es hier, wunderschön sogar, und sie überlegt, ob sie das alles missen möchte.
Nein! Nicht mehr grübeln, befiehlt sie sich selbst, verläßt das Wohnzimmer, das auf die zugeschneite Terrasse mündet, und sucht ihr Schlafzimmer auf. Dort steht unter einem der breiten Fenster die alte Truhe, in der sie ihr Zigeunerkostüm verwahrt hat und СКАЧАТЬ