Название: Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Das Amulett Staffel
isbn: 9783740919504
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»Granny?« wiederholte Tammy verwundert.
»lch habe jetzt eine Granny«, erzählte Daniel stolz. »Sie ist nett und besucht mich jeden Tag. Natürlich ist sie nicht meine richtige Granny. Sie heißt Mrs. Baker. Aber sie will mich nehmen, wenn mein Vater mich nicht haben will.«
Daß sein Vater ihn nicht mehr haben wollte, war ein Wunschgedanke Daniels. Mit einem Flugzeug würde er schon gar nicht mehr fliegen. Aber bei Granny wollte er auch nur bleiben, wenn Tammy bei ihm sein konnte.
»Hier ist die Kette«, sagte er und legte sie auf Tammys Bett. »Schau sie dir mal richtig an. Da steht auch was drauf. Ich kann es nur nicht lesen. Aber Granny sagt, sie würde Glück bringen. Wenn man sich etwas wünscht, geht es in Erfüllung. Ich wünsche mir, daß wir zusammenbleiben können.« Er legte seinen Kopf auf ihre Hand und schaute sie erwartungsvoll an.
»Wenn ich sie dir gebe und du wünschst dir auch, daß wir zusammenbleiben können, hilft es vielleicht doppelt«, schlug er zögernd vor und blickte sie bittend an.
Dr. Wilkens erschien in der Tür. »Danny, möchtest du bitte einen Augenblick kommen«, sagte er freundlich. »Für dich ist Besuch da.«
»Granny?« fragte der Junge. »Sie soll doch Tammy heute auch besuchen. Jetzt ist sie ganz munter.«
»Nein, es ist jemand anders. Wenn Mrs. Baker kommt, kann sie Miß Roloff besuchen. Sie wird sicher heute noch kommen«, tröstete Dr. Wilkens gutmütig.
Daniel lebte in ständiger Sorge, Eliza Grass könnte hier auftauchen, und so ging er nur zögernd mit. Er war fest entschlossen, kein Wort mit ihr zu reden, wenn sie es wäre, und zurück zu ihr wollte er schon gar nicht. Aber die elegante junge Dame, die auf ihn wartete, hatte gar keine Ähnlichkeit mit Miß Grass.
»Ich bin deine Tante Stella«, hörte er sie sagen und wunderte sich, weshalb sie Tränen in den Augen hatte.
Stella konnte den Blick nicht von dem Kind abwenden. Wie ähnlich er Fabian war!
»Ich habe doch gar keine Tante«, widersprach Daniel und betrachtete sie aufmerksam.
»Ich bin die Schwester von deinem Papi«, erläuterte Stella leise. Sie mußte immer wieder gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen.
»Ich habe einen Vater in Deutschland«, bestätigte Daniel ernsthaft. »Aber den kenne ich nicht.«
»Ich komme aus Deutschland und will dich abholen.«
Daniels mißtrauischer Blick wurde abweisend. Sie gefiel ihm ganz gut, aber das gestand er sich nicht ein.
»Wir werden uns bestimmt gut verstehen, Danny«, fuhr Stella fort. »Ich werde dich sehr lieb haben.«
Das klang verlockend, und Daniel befand sich in einem wachsenden Zwiespalt. Tammy war krank, und er konnte sie doch nicht einfach im Stich lassen.
»Tammy und ich wollen zusammenbleiben«, behauptete er. »Du kannst sie fragen. Es ist aber nett, daß du gekommen bist«, fügte er großmütig hinzu.
Ein weiches Lächeln legte sich um ihren Mund. »Ich bin gekommen, um dich zu holen, Danny«, wiederholte sie eindringlich. »Wir brauchen nicht gleich morgen zu fliegen. Wir werden warten, bis du ganz gesund bist.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will überhaupt nie mehr fliegen.«
»Dann werden wir mit dem Schiff reisen«, gab sie sofort nach.
»Aber nur, wenn Tammy mitkommt. So lange muß ich warten.«
Stella überlegte, wie teuer wohl der Aufenthalt werden, und was Fabian dazu sagen würde. Sie verfügte nicht über unbegrenzte Mittel, aber sie wollte den Jungen auch nicht gleich einschüchtern.
»Wir werden alles in Ruhe überlegen«, schlug sie vor, »und ich werde mit Tammy sprechen.«
»Ich habe ihr meine Kette gegeben, und wenn sie sich wünscht, daß wir zusammenbleiben, geht es auch in Erfüllung«, erzählte er geheimnisvoll.
Was es mit der Kette auf sich hatte, vielmehr mit dem Amulett, erfuhr Stella später von Mrs. Baker, als diese zu ihrem täglichen Besuch kam. Die imposante Erscheinung der alten Dame verfehlte auch auf sie ihre gewohnte Wirkung nicht. Stella war überdies froh, sich mit einem Menschen aussprechen zu können, und Mrs. Baker zeigte sich sehr verständnisvoll.
»Sie mögen vielleicht über mich lächeln«, sagte sie, »aber wenn Danny sich gewünscht hat, mit Tammy zusammenzubleiben, wird sich wohl alles so fügen. Sie müssen das Kind verstehen. Es hat endlich einen Menschen gefunden, der gut zu ihm ist. Es stand allein in einer fremden Welt, und ich kann mich, nach allem, was ich in Erfahrung gebracht habe, des Gefühls nicht erwehren, daß Miß Grass ein falsches Spiel getrieben hat. Daniel ist sehr empfindsam, und wenn er spürt, daß sein Vater ihn nur gezwungenermaßen zu sich nehmen will, wird dies ein neuer großer Schock für ihn sein. Bedenken Sie das bitte! Ich glaube nicht, daß er Ihnen gegenüber auch aggressiv ist, aber Sie müssen ihm Zeit lassen. Sie können mein Gast sein, Miß Melian. Es würde mich freuen. «
Stella wußte gar nicht, wie ihr geschah. Daß es so viel Güte und Verständnis gab, ließ ihr doppelt schmerzlich bewußt werden, wie unzugänglich ihr Bruder war.
Sie schrieb ihm einen langen, ausführlichen Brief und kündigte ihm an, daß sie heimkäme, sobald Daniel damit einverstanden wäre.
»Er ist ein reizender Junge«, schrieb sie am Schluß, »Dir so ähnlich, daß es mich schmerzt, wenn ich an Deine Einstellung zu ihm denke. Er braucht sehr viel Liebe, und Du sollst wissen, daß fremde Menschen bereit sind, ihm diese Liebe zu geben, während Du Dich verschließt.«
Nachdem Stella nun einmal zu dem Entschluß gekommen war, sich Daniels Zuneigung zu erobern, dachte sie nicht daran, die Tage untätig auf Mrs. Bakers Kosten zu verbringen.
Wie sie die Zeit nützlich verwenden konnte, wurde ihr durch einen Zufall offenbar, als Dr. Wilkens bei einem Besuch, den sie Tammy machte, beiläufig andeutete, daß Mr. Larsen eine ständige Pflegerin brauchte.
Wer Mr. Larsen war, hatte sie schon von Daniel erfahren, der großen Anteil am Schicksal seines Reisegefährten nahm.
»Ich könnte das übernehmen«, schlug sie impulsiv vor. »Ich bin Heilgymnastin und habe auch Kenntnisse in der Krankenpflege.«
War sie Tammy von Anfang an sympathisch gewesen, so wurde sie es jetzt noch mehr.
»Ich finde das wundervoll von Ihnen, Miß Melian«, sagte sie voller Wärme. »Es überzeugt mich, daß Daniel in liebevolle Obhut kommt. Ich habe den Jungen sehr, sehr gern, und wenn ich es mir leisten könnte, würde ich ihn gern begleiten. Aber bei mir wird sich wohl nun manches ändern. In unserem Beruf ist man rasch vergessen, wenn man nur ein paar Wochen von der Bildfläche verschwindet.«
»Sie werden unser Gast sein, Tammy«, entgegnete Stella herzlich. »Es wäre schön, wenn Sie mit zu uns kämen. Da wir mit dem Schiff reisen, könnten Sie sich unterwegs noch erholen.«
Damit gewann sie Dannys Herz. Wenn sein Vater eine solche Schwester hatte, konnte er selbst so übel nicht sein, überlegte er, und langsam machte СКАЧАТЬ