Gesetz und Frau. Уилки Коллинз
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Название: Gesetz und Frau

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ war gerade groß genug für zwei Chiffonnièren von Polysander, deren jede eine Reihe kleiner Fächer sehen ließ.

      Mit der Chiffonnière linker Hand beginnend, fand ich in den sechs Schiebläden nur eine Sammlung von Fossilien, welche der Major wahrscheinlich von seinen früheren Reisen mitgebracht.

      Ich wandte mich also zu der Chiffonnière rechts, deren Durchsuchung mich längere Zeit kostete.

      Die oberste Schieblade enthielt eine Menge Tischlerhandwerkszeug en miniature, jedenfalls aus der Knabenzeit des Majors herrührend. Die zweite Schieblade enthielt Geschenke von zarten Händen. Gestickte Serviettenbänder, Cigarrentaschen, Morgenschuhe, Börsen, und was der Dinge mehr waren. Der Inhalt der dritten Schieblade interessirte mich noch weniger. Er bestand aus alten Rechnungsbüchern, die ziemlich weit bis in frühere Jahre hinaufreichten. Ich schüttelte jedes dieser Hefte, um zu sehen, ob vielleicht ein loses Blatt herausfallen möchte; ganz vergebens. Im vierten Fach lagen quittirte Rechnungen, sauber mit rothen Bändchen zusammengebunden. Die fünfte Schieblade befand sich in trauriger Unordnung. Eine Menge Menüs längst verzehrter Diners, Visitenkarten, Einladungen, Theaterzettel, Textbücher, Pfropfenzieher, ramponirter Cigarretten, ein Bündel rostiger Schlüssel, zwei Cigarrentaschen und ein Plan von Rom. Ich kam nun zu der sechsten und letzten Schieblade, deren Inhalt mich gleichzeitig mit Staunen und Enttäuschung erfüllte: denn er bestand nur in den Fragmenten einer zerbrochenen Vase. Ich hatte mich auf einen niedrigen Stuhl der Chiffonnière gegenüber gesetzt und wollte eben, dem ersten Gefühl des Unwillens folgend, die Schieblade mit dem Fuße zustoßen, als die nach der Halle führende Thür sich öffnete und der Major Fitz-David vor mir stand.

      Seine Blicke, die erst den meinigen begegnet waren, glitten dann zu meinem Fuß herab. Als er das noch offene Fach bemerkte, sah ich seine Mienen sich verändern. Es war nur für einen Moment; aber in diesem Moment sprachen ans seinen Augen Verdacht und Staunen, als wenn ich bereits meine Hand auf den Schlüssel des Geheimnisses gelegt.

      »Bitte, lassen Sie Sich nicht stören,« sagte Major Fitz-David. »Ich bin nur heruntergekommen, um eine Frage an Sie zu richten.«

      »Und die wäre, Major?«

      »Es sind Ihnen im Verlauf Ihrer Nachforschungen vielleicht Briefe von mir in die Hand gefallen?«

      »Bis jetzt noch nicht. Sollte es aber in Zukunft der Fall sein, werde ich sie selbstverständlich ungelesen lassen.«

      »Darum wollte ich Sie eben freundlichst gebeten haben; denn ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß keiner meiner Briefe Sie auch nur um Zollbreite Ihrem Ziele näher führen wird. Sind Sie noch nicht müde vom vielen Suchen? Fühlen Sie Sich noch nicht entmuthigt?«

      »Nicht im mindesten, Major. Wenn Sie gütigst erlauben, werde ich meine Forschungen noch einige Zeit fortsetzen.«

      Ich hatte das Fach der Chiffonnière noch nicht wieder hineingestoßen und blickte, während ich ihm Antwort gab, mit fingirter Gleichgültigkeit auf die Fragmente der zerbrochenen Vase. Der Major hatte jetzt seine Selbstbeherrschung vollständig wiedergewonnen. Denn er begleitete meinen Blick mit derselben Gleichgültigkeit, die ich zur Schau getragen.

      »Das sieht allerdings nicht sehr ermuthigend aus,« sagte er mit mattem Lächeln, indem er auf die Scherben wies.

      »Man kann dem Anschein nicht immer Glauben schenken,« entgegnete ich. »Das klügste was ich in meiner gegenwärtigen Lage thun kann, ist, allem zu mißtrauen, selbst einer zerbrochenen Vase.«

      »Werden Sie auch nicht von der Musik dort oben gestört?« fragte er, zu einem andern Gegenstande übergehend.

      »Nicht im mindesten, Major.«

      »Es wird auch gleich vorüber sein. Der Gesanglehrer wird bald gehen und der italienische Professor ist eben gekommen. Ich spare weder Mühe noch Kosten, das Talent des Wunderkindes auszubilden. Nicht allein den Gesang, sie muß auch die Sprache lernen, welche hauptsächlich das Idiom des Gesanges ist. Kann ich noch etwas für Sie thun, ehe ich Sie wieder verlassen muß?«

      Ich dankte ihm, er küßte meine Hand und wendete sich zum Gehen. Während er sich langsam der Thür zu bewegte, bemerkte ich, daß sein Blick sich auf eines der Repositorien heftete. Es war nur ein Moment, und im nächsten war er bereits aus dem Zimmer.

      Als ich wieder mit mir allein war, schenkte ich diesem Repositorium zum ersten Mal eine große Aufmerksamkeit. Es war von geschnitztem Eichenholz lehnte sich an die Wand, welche das Zimmer von der Halle trennte, und nahm fast den ganzen Raum der ersteren ein. Auf dem obersten Brett standen Vasen, Kandelaber und Statuetten paarweise in eine Reihe gestellt. Diese entlang blickend, bemerkte ich einen leeren Platz am äußersten Ende derselben, zunächst dem Fenster. Die correspondirende Stelle in der Reihe, an dem andern äußersten Ende zunächst der Thür, war von einer schönen seltsam geformten Vase eingenommen. Wo mochte ihr Pendant geblieben sein? Ich kehrte zu der sechsten Schieblade der Chiffonnière zurück und prüfte abermals ihren Inhalt. Es war kein Zweifel mehr, die zerbrochene Vase hatte einst in der von mir bemerkten Lücke auf dem obersten Brett des Repositoriums gestanden.

      Nachdem ich diese Entdeckung gemacht, nahm ich die Scherben bis auf den kleinsten Splitter heraus und betrachtete sie einen nach dem andern.

      Der Grund war von einem matten Gelb und die Verzierungen bestanden in Blumenzweigen und kleinen Cupidos, welche zwei Medaillons auf jeder Seite der Vase umrankten. Auf einem dieser Medaillons war mit unendlich feinen Zügen ein Frauenkopf dargestellt; das Haupt einer Nymphe, einer Gottheit oder irgend einer berühmten Person. Ich war nicht gelehrt genug, um das unterscheiden zu können. Das andere Medaillon zeigte den Kopf eines Mannes, ebenfalls im klassischen Styl. Freundliche Schäfer und Schäferinnen im Watteau-Kostüm mit ihren Hunden und Schafen bildeten die Zierrathe des Piedestals. So hatte die Vase ausgesehen, als sie noch auf ihrem Platz auf dem obersten Brett des Repositoriums stand. Durch welchen Zufall war sie zertrümmert worden? Und weshalb vor allen Dingen hatte sich die Miene des Major Fitz-David verändert, als er bemerkte, daß ich das zerstörte Kunstwerk entdeckt? Die Trümmer ließen jene wichtigen Fragen unbeantwortet. Und dennoch hegte ich die festeste Ueberzeugung, daß ich in jenen Scherben den Schlüssel zu meinem Geheimniß direkt oder indirekt gefunden habe.

      Da ferneres Verbleiben bei dem zerbrochenen Porzellan sich als nutzlos erwies, kehrte ich zum Repositorium zurück, auf das der Blick des Majors mich aufmerksam gemacht.

      Ich blickte über die langen Reihen der Bücher hinweg; ich las deren Titel auf dem Rücken. Da stand Voltaire in rothem Maroquin, Shakespeare in Blau, Walter Scott in Grün, die Geschichte von England in Braun. Ich stieß einen Seufzer aus bei dem Gedanken, daß ich alle diese Bücher durchblättern sollte.

      Major Fitz-David hatte von einem entsetzlichen Unglück gesprochen, das meines Gatten Vergangenheit getroffen. In welcher Beziehung konnte dieses Unglück mit einem der Bände Shakespeare's oder Voltaire's stehen? Ich war der Ansicht, daß ein bloßer Versuch, alle diese Bücher einer genauen Prüfung zu unterwerfen, eine Thorheit sein würde.

      Und dennoch hatte der Major einen verstohlenen Blick nach dem Repositorium geworfen. Und dennoch hatte er sich entfärbt, als er meinen Blick auf die zerbrochene Vase geheftet sah. Diese beiden Dinge mußten also unter allen Umständen in Verbindung mit einander stehen.

      Ich stellte mich auf die Zehen und blickte nach den höheren Brettern empor.

      Hier herrschte nicht die Sauberkeit wie in den unteren Regionen, die Bände waren nicht so sorgfältig arrangirt und so schön gebunden. Ihr Aeußeres war unscheinbar, sie standen loser an einander gereiht, einige waren vor- oder zurückgewichen, andere umgefallen. Auch zeigten sich leere Raume, aus denen Bände herausgenommen und nicht wieder hineingestellt worden waren. Ich kam zu dem Entschluß, die Prüfung des Repositoriums СКАЧАТЬ