Название: Gesetz und Frau
Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Höre mich an,« sagte er. »Was ich Dir jetzt mittheilen werde, sage ich Dir zum ersten und zum letzten Male Valeria! Wenn Du jemals entdeckst was ich Deinem Wissen vorenthalte, dann lebst Du von diesem Augenblick an auf der Folter; Deine Ruhe ist dahin für immer. Deine Tage werden Tage des Schreckens sein; Deine Nächte voller entsetzlicher Träume! »Und ohne meine Schuld – bedenke das wohl – ohne meine Schuld! Jeder Tag Deines Lebens wird Dir neuen Kummer bringen, neue Furcht vor mir – und dennoch wirst Du mir fortwährend Unrecht thun. Bei meinem Glauben als Christ, bei meiner Ehre als Mann, wenn Du noch einen Schritt weiter thust in dieser Sache, dann ist unser Glück gemordet bis an unsern Tod! Ziehe ernstlich in Betracht, was ich Dir gesagt habe, und lasse Dir Zeit dazu. Ich gehe nun zu meinem Freunde um ihm zu sagen, daß wir unsern Plan aufgegeben. Ich werde vor Abend nicht zurück sein.« Er seufzte und blickte mich mit unbeschreiblicher Trauer an. »Ich liebe Dich, Valeria,« sagte er. »Trotz Allem, was vorgekommen ist, so wahr Gott mir helfe, ich liebe Dich mehr denn je.«
Mit diesen Worten verließ er mich.
Ich muß die vollständige Wahrheit über mich schreiben. Ich glaube kaum, daß ein anderes Weib in meiner Stelle ebenso gehandelt hätte, wie ich es that. Die entsetzlichen Worte die mein Mann zu mir gesprochen, übten keinen niederschmetternden Einfluß auf mich, im Gegentheil, sie bestärkten mich nur in meinem Entschloß, zu entdecken, was mir verborgen ward. Eustace war noch nicht zwei Minuten fort, als ich den Wagen bestellte, um zu Major Fitz-David zu fahren.
Während ich noch wartete und unruhig auf- und niederging, warf ich zufällig einen Blick in den Spiegel.
Ich erschrak vor meinem eigenen Antlitz, so wild und verstört sah es aus. Konnte ich hoffen, in diesem Zustande den nothwendig günstigen Eindruck auf einen Fremden zu machen? Meine ganze Zukunft hing vielleicht davon ab, wie ich von dem Major Fitz-David aufgenommen wurde.
Ich klingelte nachdem Stubenmädchen und dieses erschien. Ich kann keine bessere Erklärung von der verzweifelten Stimmung geben, in der ich mich befand, als durch das Geständniß, daß ich diese vollständig fremde Person über meine äußere Erscheinung befragte Sie war bereits in mittleren Jahren, und eine lange Lebenserfahrung mit all’ ihrem Elend, allen ihren Täuschungen war deutlich auf ihrem Antlitz geschrieben. Ich gab ihr soviel Geld, daß es ihr Erstaunen erweckte. Sie dankte mir mit cynischem Lächeln indem sie sichtlich meiner Annäherung an sie eine übliche Bedeutung gab.
»Was kann ich für Sie thun, Madame?« fragte sie mit vertraulichem Lächeln. »Sprechen Sie nicht so laut. Es ist Jemand im Nebenzimmer.«
»Ich wünsche hübsch auszusehen,« sagte ich, »und Sie sollen mir dabei behilflich sein.«
»Ich verstehe Madame.«
»Was verstehen Sie?«
»Ich weiß ja mit diesen Sachen Bescheid,« flüsterte sie mit einem bedeutungsvollen Kopfnicken. »Es ist ein Gentleman im Spiel.« Dann sah sie mich mit einem prüfenden Blicke an. »Ich würde meinen Anzug nicht wechseln, wenn ich in Ihrer Stelle wäre,« fuhr sie fort, »denn er steht Ihnen vortrefflich.«
Es war zu spät die Unverschämtheit des Weibes zurückzuweisen, ich konnte nicht anders, als mich ihrer bedienen. Uebrigens hatte sie in Betreff des Anzuges Recht Ich trug ein hellgrünes Seidenkleid, reich mit Spitzen besetzt, ganz entschieden das beste meiner ganzen Toilette. Mein Haar dagegen bedurfte noch der Sorgfalt einer geschickten Hand. Das Mädchen arrangirte es mit bewunderungswürdiger Uebung. Als sie Kamm und Bürste niederlegte blickte sie mich an und suchte emsig auf dem Tische umher.
»Wo haben Sie denn das hingelegt?« fragte sie.
»Ich weiß nicht was Sie meinen.«
»Sehen Sie doch nur Ihr blasses Antlitz, Madame. Er wird erschrecken, wenn er Sie anschaut Sie müssen einen Anflug von Farbe haben. Wo haben Sie es denn hingelegt? Wie? Sie besitzen es nicht? Sie brauchen es nie? O, wie unrecht!«
Damit ging sie hinaus und kam bald mit Schminke und Puder wieder. Ich that nichts, um sie von ihrem Vorhaben zurückzuhalten. Als ich nach einiger Zeit wieder in den Spiegel blickte, hatte mein Antlitz eine falsche Farbe, mein Auge einen falschen Glanz, und ich war weit entfernt mich davor zu entsetzen. Im Gegentheil, ich war sehr zufrieden mit dem abscheulichen Betrug, an dem ich Theil genommen hatte.
Ich war nur darauf bedacht, mir durch irgend welches Mittel das Vertrauen des Majors zu gewinnen. Ich mußte um jeden Preis wissen, was jene letzten Worte meines Gatten bedeuteten?
Achtes Capitel.
Der Freund der Frauen
Es ist mir fast unmöglich, meine Gefühle zu beschreiben während ich nach der Wohnung des Majors Fitz-David fuhr. Von dem Augenblick an, wo ich mich den Händen des Stubenmädchens überlassen schien ich mein früheres Selbst verloren und einen anderen Charakter angenommen zu haben. Sonst hatte ich ein ängstliches und nervöses Temperament das jede Schwierigkeit übertrieb, welche sich mir entgegenstellte. Sonst wenn ich einem bedeutungsvollen Zusammentreffen mit einem Fremden entgegen gegangen wäre, würde ich sorgfältig überlegt haben, was ich zu sagen oder zu verschweigen hätte. Jetzt dachte ich mit keinem Gedanken an den Major; ich fühlte ein unbegrenztes Vertrauen zu mir selbst und setzte ein blindes Vertrauen in ihn. Ich kümmerte mich weder um Vergangenheit oder Zukunft; sondern lebte einzig und allein für die Gegenwart Ich interessirte mich für die Läden und für die vorüber fahrenden Equipagen. Ich bemerkte die bewundernden Blicke, welche mir die Fußgänger zuwarfen und freute mich sogar über dieselben. Ich sagte mir, daß diese Blicke ein günstiges Vorzeichen wären, wie ich von dem Major empfangen werden würde. Als wir vor das Haus Nr. 16 in Vivian Place fuhren, hegte meine Seele nur eine Befürchtung, nämlich die, daß der Major nicht zu Hause sein könne. Die Thür wurde mir von einem alten Diener geöffnet der aussah, als wenn er früher Soldat gewesen wäre. Er betrachtete mich mit ernster Aufmerksamkeit die allmälich in ein pfiffiges Wohlgefallen überging. Ich fragte nach dem Major Fitz-David. Die Antwort war nicht gerade ermuthigend. Der Mann wußte nicht bestimmt ob er zu Hause sei. Ich gab ihm meine Karte mit dem Namen Mrs. Eustace Woodville. Der Diener wies mich in ein Zimmer zu ebener Erde und verschwand mit meiner Karte.
Indem ich mich umblickte gewahrte ich eine Tapetenthür und, bei noch näherer Besichtigung, eine Spalte die groß genug war, um durch dieselbe Alles hören zu können, was im nächsten Zimmer gesprochen wurde.
»Was hast Du ihr gesagt, Oliver?« fragte eine männliche Stimme in leisen Tönen.
»Daß ich nicht gewiß wüßte, ob Sie zu Hause seien,« entgegnete der Diener, der mich eingelassen.
»Ich denke, es ist besser, sie nicht zu empfangen Oliver,« begann die Stimme des Majors wieder.
»Gut, Sir.«
»Sage, ich wäre ausgegangen und Du wüßtest nicht, wann ich zurückkäme,« fuhr der Major fort. »Die Lady möchte so gut sein und mir schreiben.«
»Gut, Sir.«
»Noch einen Augenblick, Oliver. – Ist sie jung?«
»Ja, Sir.«
»Hübsch?«
»Mehr als hübsch, Sir.«
»Fein?«
»Gewiß, Sir.«
»Groß?«
»Beinah’ so groß als ich, Sir.«
»Schlank?«
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