Gesetz und Frau. Уилки Коллинз
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Название: Gesetz und Frau

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ vorher bedient hatte, um in die chinesischen Vasen auf den Consolen zu gucken. Indem ich meinen Kopf rückwärts wandte, hörte ich ein Geräusch in dem anstoßenden Zimmer, das auf die Straße ging. Ein heller schmaler Lichtstrahl, der durch die schon öfter erwähnte Spalte fiel, brachte mich auf den Gedanken, daß ich bei meiner Arbeit belauscht werden könnte. Leise schlich ich auf den Zehen durch das Zimmer nach der Thür und drückte sie schnell nach der andern Seite hin auf. Ich stand dem Major gegenüber. Er hatte mich augenscheinlich belauschen wollen.

      Der Hut in seiner Hand zeigte an, daß er im Begriff war, ausgehen zu wollen, und er benutzte sofort diesen Umstand zu seiner Entschuldigung.

      »Ich habe Sie doch hoffentlich nicht erschreckt?« sagte er.

      »Ein wenig allerdings, Major.«

      »O, das thut mir so leid und ich fühle mich so beschämt! Ich war eben im Begriff, die Thür zu öffnen, um Ihnen zu erzählen, daß ich einen kleinen Gang thun müsse. Ich habe einen pressirenden Auftrag von einer Dame erhalten Ein reizendes Wesen – ich wünschte wohl, daß ich sie Ihnen vorstellen könnte! Die Arme befindet sich in augenblicklicher Verlegenheit. Kleine Rechnungen – unverschämte Lieferanten, die ihr Geld haben wollen – und ein Gemahl, der ihrer ganz unwürdig ist. Ein höchst interessantes Geschöpf. Sie erinnern mich etwas an sie – namentlich im Blick und in der Haltung des Kopfes. Ich bleibe höchstens eine halbe Stunde fort. Kann ich noch etwas für Sie thun, ehe ich gehe? Nein? Dann versprechen Sie mir zu klingeln, wenn Sie etwas bedürfen sollten. Auf Wiedersehen, meine schöne Freundin, auf Wiedersehen!«

      Als er fort war, überließ ich mich erst meinen Reflexionen. Es stand fest, er hatte mich beim Repositorium beobachtet. Der Mann, der meines Gatten Vertrauen besaß, der Mann, welcher wußte, wo der Schlüssel meines Geheimnisses lag, hatte mich bei seinen Büchern beobachtet! Ohne es zu wollen, hatte er mir das Versteck gezeigt, in dem sich das Gespenst meines Lebens verborgen hielt. Von diesem Augenblick an hatten die übrigen in dem Zimmer befindlichen Dinge wenig oder gar kein Interesse mehr für mich. Selbst den Portraits an den Wänden, größtentheils Frauenköpfe und Gegenstände früherer Verehrung des Majors, schenkte ich keine Aufmerksamkeit. Ich erhob mich von neuem zur Arbeit und ging nach der Leiter, um sie an das Repositorium zu stellen.

      Auf dem kurzen Wege, den ich machen mußte, um sie zu holen, sah ich die Schlüssel auf dem Tisch liegen, welche der Major zu meiner Verfügung gestellt hatte. Der Verdacht, den man gewöhnlich gegen verschlossene Raume hegt, brachte mich zu dem Entschluß, erst diese zu prüfen, ehe ich mich wiederum zu den Büchern wandte.

      Die Schranke, welche unter dem Repositorium angebracht waren, hatten drei Thüren. Als ich die erste derselben öffnete, hörte der Gesang oben auf. Es lag für mich etwas Schauerliches in dem plötzlichen Uebergang von dem laut tönenden Clavierspiel zur absoluten Stille. Ich stand einen Augenblick wie festgebannt. Das nächste Geräusch, das ich vernahm, waren die knarrenden Stiefel, wahrscheinlich des Gesanglehrers, der die Treppe hinabging. Gleich darauf fiel die schwere Hausthür hinter ihm ins Schloß; dann herrschte tiefes Schweigen wie zuvor. Ich machte eine gewaltsame Anstrengung, meine Selbstbeherrschung wiederzugewinnen und kehrte zu dem ersten Schrank unter dem Repositorium zurück.

      Er war in zwei Hälften getheilt.

      Die obere Hälfte enthielt nichts als Cigarrenkisten, während in der unteren sich eine Muschelsammlung befand. Sonst war in dem ersten Schrank nichts Verdächtiges zu entdecken.

      Als ich den zweiten Schrank öffnete, fiel es mir plötzlich auf, daß es dunkel geworden war.

      Ich sah nach dem Fenster. Es war mittlerweile Abend geworden. Die plötzliche Verfinsterung war durch Wolken hervorgebracht worden, die sich am Himmel zusammengezogen hatten. Schwere Regentropfen schlugen gegen die Fensterscheiben; der Herbstwind pfiff traurig durch die Raume des öden Hofes. Ich schürte das Feuer ein wenig an, ehe ich meine Nachforschungen erneuerte.

      Trotz des wieder auflodernden Feuers war mir eiskalt, als ich zu dem Repositorium zurückkehrte. Meine Hände zitterten, ich wußte mir die Ursache dieser plötzlichen Nervenverstimmung nicht zu erklären.

      Das zweite Spind enthielt in seiner oberen Hälfte einige sehr schöne, aber nicht geschnittene Kameen. In einer Ecke bemerkte ich ein sauber geschriebenes Manuscript. Ich griff schnell danach, aber nur um einer neuen Enttäuschung zu begegnen. Das Manuseript enthielt nichts als einen Katalog über die Kameen.

      Zu der unteren Hälfte übergehend fand ich schon kostbarere Kuriositäten, schön geschnittene Elfenbeinsachen aus Japan und feine Lacksachen aus China. Die Durchsuchung der Schätze des Majors begann mich abzuspannen. Als ich das zweite Spind schloß, empfand ich kaum Neigung, das dritte zu öffnen. Endlich that ich es dennoch.

      Auf dem obersten Fach entdeckte ich ein einziges großes prachtvoll gebundenes Buch, in blauem Sammet mit zierlich ciselirten Klammern, die so fest in ihre Oesen gedrückt waren, als hätten sie die Ausgabe, den Inhalt des Bandes vor neugierigen Augen zu schützen.

      Die Blätter waren vom feinsten Velimpapier, rund herum mit geschmackvoll gezeichneten Illustrationen. Und was enthielten diese kostbar geschmückten Seiten? Zu meinem unaussprechlichen Erstaunen, zu meinem tiefsten Widerwillen enthielten sie nur Haarlocken welche in der Mitte eines jeden Blattes mit zierlichen Seidenstichen befestigt waren Unter denselben bemerkte ich Zuschriften welche mir bewiesen daß die verschiedenen Haarlocken Liebes- und Erinnerungszeichen von Damen waren, welche des Majors leicht entzündliches Herz in verschiedenen Perioden bezaubert hatten Die Unterschriften waren außer in der englischen in verschiedenen anderen Sprachen geschrieben.

      So zeigte die erste Seite eine Locke vom allerhellblondesten Haar mit der Unterschrift: »Meine angebetete Madeleine Ewige Treue. 22. Juli 1839!« Andere Locken in Braun, Schwarz und Roth trugen italienische, französische und spanische Unterschriften. Endlich legte ich das Buch entrüstet nieder und war eben im Begriff, mich dem Repositorium zuzuwenden, als ich fast instinctiv den Band noch einmal in die Hand nahm.

      Ich wandte alle Blätter um, bis ich zu dem ersten leeren gelangte. Nachdem ich die Entdeckung gemacht, daß die folgenden Blätter ebenfalls nicht von Locken beschwert waren, faßte ich das Buch vorsichtig an beiden Seiten des Rückens und schüttelte es in der Hoffnung, daß vielleicht lose Blätter darin sein möchten die ich beim ersten Durchsehen nicht entdeckt.

      Diesmal wurde meine Geduld durch eine Entdeckung belohnt, welche mich unbeschreiblich irritirte und betrübte.

      Eine kleine Photographie in Visitenkartenformat fiel aus dem Buch.

      Bei dem ersten flüchtigen Blick bemerkte ich sofort die Portraits zweier Personen auf der Karte.

      In der einen dieser Personen erkannte ich meinen Gatten.

      Die andere Figur stellte eine Frau dar.

      Ihr Antlitz war mir vollständig unbekannt. Sie war nicht mehr jung. Sie saß auf einem Stuhl, und mein Gatte stand hinter ihr und beugte sich über sie, indem er eine ihrer Hände hielt. Die Züge der Frau waren hart geschnitten und häßlich, mit unverkennbaren Zeichen heftiger Leidenschaften und großer Willenskraft. Trotz ihrer großen Häßlichkeit preßte mir die Eifersucht das Herz zusammen als ich den ruhig gütigen Blick meines Mannes bemerkte, der auf sie gerichtet war.

      Eustace hatte mir in den Zeiten unseres Verlobtseins die Mittheilung gemacht, daß er sich früher, ehe er mich gekannt, öfters in dem Glauben befunden habe, verliebt zu sein. Sollte dies so wenig anziehende Weib ein Glied in der Kette jener Damen bilden denen er früher seine Bewunderung geschenkt? Hatte sie ihm nahe genug gestanden um ihn zu dem Entschluß zu bringen sich Hand in Hand mit ihr photographiren zu lassen? Je länger ich die beiden Portraits anschaute, desto weniger vermochte ich ihren Anblick zu ertragen. Ich warf die Photographie unwillig in eine Ecke des Schrankes. Ich war ernstlich СКАЧАТЬ