Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.. Томас Бабингтон Маколей
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СКАЧАТЬ Launen aufopfere, und Beide hatten Recht.36

      Während sie mit einander haderten, erhoben die Kaufleute aller Hafenplätze des Königreichs ein lautes Geschrei über die Marineverwaltung. Den Sieg, auf den die Nation so stolz war, erklärte man in der City für ein positives Unglück. Während einiger Monate vor der Schlacht war die ganze Seemacht des Feindes in zwei großen Massen concentrirt gewesen, die eine im mittelländischen, die andre im atlantischen Meere. In Folge dessen hatte es wenig Kaperei gegeben, und die Reise nach Neuengland oder nach Jamaika war fast eben so gefahrlos gewesen wie in Friedenszeiten. Seit der Schlacht aber waren die Ueberreste der vor kurzem unter Tourville versammelt gewesenen Flotte über den Ocean zerstreut. Selbst die Ueberfahrt von England nach Irland war unsicher. Jede Woche wurde angekündigt, daß zwanzig, dreißig, fünfzig Schiffe, welche London oder Bristol gehörten, von den Franzosen weggenommen worden seien. Mehr als hundert Prisen waren diesen Herbst allein nach Saint-Malo gebracht worden. Nach der Meinung der Schiffseigner und der Assecuradeurs würde es weit besser gewesen sein, wenn der Soleil Royal mit seinen tausend streitbaren Männern noch auf hoher See geschwommen wäre, anstatt daß er wie ein Aschenhaufen am Strande bei Cherbourg lag, während seine Mannschaft, auf zwanzig Brigantinen vertheilt, in den Gewässern zwischen Cap Finisterre und Cap Clear nach Beute umherkreuzte.37

      Die Kaper von Dünkirchen waren schon seit langer Zeit berühmt, und unter ihnen nahm Jean Bart, von niederer Herkunft und kaum im Stande seinen Namen zu schreiben, aber ausgezeichnet tapfer und rührig, unbestritten den ersten Rang ein. In dem Vaterlande Anson’s und Hawke’s, Howe’s und Rodney’s, Duncan’s, Saint-Vincent’s und Nelson’s würde der Name des verwegensten und geschicktesten Corsaren wenig Aussicht gehabt haben, in der Erinnerung fortzuleben. Frankreich aber, unter dessen vielen unbestrittenen Ruhmestiteln nur sehr wenige dem Seekriege angehören, zählt Jean Bart noch immer zu seinen großen Männern. Im Herbste des Jahres 1692 war dieser unternehmende Freibeuter der Schrecken aller mit der Ostsee Handel treibenden englischen und holländischen Kaufleute. Er nahm und zerstörte Schiffe dicht an der Ostküste unsrer Insel. Ja, er wagte es sogar in Northumberland zu landen, und verbrannte viele Häuser, ehe die Milizen zusammengezogen werden konnten, um ihm auf den Leib zu rücken. Der Werth der Prisen, die er in seinen heimathlichen Hafen führte, wurde auf ungefähr hunderttausend Pfund Sterling geschätzt.38 Um die nämliche Zeit wurde einem jüngeren Abenteurer, der bestimmt war, Bart zu erreichen oder noch zu übertreffen, Du Guay Trouin, das Commando eines kleinen bewaffneten Fahrzeugs übertragen. Der unerschrockene Knabe – denn er war noch nicht zwanzig Jahr alt – fuhr in die Mündung des Shannon, plünderte ein Haus in der Grafschaft Clare und schiffte sich nicht eher wieder ein, als bis ein Detachement der Garnison von Limerick gegen ihn ausrückte.39

      Erdbeben in Port Royal

      Während durch diese Seeräuber unser Handel gestört und unsere Küsten bedroht wurden, vermehrten einige andere Calamitäten, die keine menschliche Vorsicht hätte abwenden können, die öffentliche Verstimmung. Ein Erdbeben von furchtbarer Heftigkeit zerstörte binnen weniger als drei Minuten die blühende Colonie Jamaika. Ganze Pflanzungen veränderten ihre Lage, ganze Dörfer wurden verschlungen. Port Royal, die schönste und reichste Stadt, welche die Engländer bis dahin in der neuen Welt erbaut hatten, berühmt wegen ihrer Quais, ihrer Waarenmagazine und ihrer prächtigen Straßen, die mit Cheapside gewetteifert haben sollen, wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Funfzehnhundert Einwohner wurden unter ihren eigenen Häusern begraben. Die Folgen dieses Unglücks wurden von vielen großen Handlungshäusern London’s und Bristol’s schwer empfunden.40

      Noth in England

      Ein noch größeres Unglück war das Mißrathen der Ernte. Der Sommer war im ganzen westlichen Europa naß gewesen. Die starken Regengüsse, welche die Arbeiten der französischen Pioniere in den Laufgräben von Namur erschwert hatten, waren auch den Feldfrüchten verderblich gewesen. Alte Leute erinnerten sich seit 1648 keines solchen Jahres. Keine Frucht wurde reif. Der Preis des Quarters Weizen verdoppelte sich. Das Uebel wurde noch verschlimmert durch den Zustand der Silbermünzen, die in einem solchen Umfange beschnitten worden waren, daß die Worte Pfund und Schilling gar keine bestimmte Bedeutung mehr hatten. Verglichen mit Frankreich konnte England sich indeß noch glücklich schätzen. Hier waren die öffentlichen Lasten schwer, dort waren sie erdrückend. Hier mußte der Arbeiter mit seinem groben Gerstenbrot haushälterisch umgehen; dort geschah es nicht selten, daß der unglückliche Landmann mit halbgekautem Grase im Munde todt gefunden wurde. Unsere Vorfahren fanden einigen Trost in dem Gedanken, daß sie nach und nach die Stärke ihres furchtbaren Feindes erschöpften und daß seine Hülfsquellen wahrscheinlich eher versiegen würden als die ihrigen. Doch die Leiden und die Unzufriedenheit waren immerhin groß. In einigen Grafschaften griff der Pöbel die Getreidespeicher an. Die Nothwendigkeit sich einzuschränken wurde von Familien jeden Standes erkannt. Ein müßiger Schöngeist und Genußmensch, der schwerlich daran gedacht hat, daß seine Scherze je citirt werden würden, um die Geschichte seiner Zeit zu characterisiren, beklagt sich, daß in diesem Jahre der Wein von vielen Tafeln, auf denen man ihn zu sehen gewohnt war, verschwunden gewesen und durch Punsch ersetzt worden sei.41

      Zunahme der Verbrechen

      Ein weit beunruhigenderes Symptom des allgemeinen Nothstandes als die Substituirung des Clarets durch Branntwein und Citronen war die Vermehrung der Verbrechen. Während des Herbstes von 1692 und des darauffolgenden Winters wurde die Hauptstadt durch Einbruchdiebstähle in beständiger Angst erhalten. Eine dreizehn Mann starke Diebesbande drang in den Palast des Herzogs von Ormond in Saint-James’ Square und es wäre ihr fast gelungen sein prächtiges Silbergeschirr und seine Juwelen zu entwenden. Eine andre Bande versuchte einen Einbruch in Lambeth Palace.42 Wenn herrschaftliche, von zahlreichen Dienern bewachte Wohnungen in solcher Gefahr schwebten, so wird man leicht glauben, daß keines Krämers Kasse und Waarenlager sicher war. Von Bow bis Hydepark, von Thames Street bis Blomsbury war kein Kirchspiel, in welchem nicht eine ruhige Wohnung durch nächtliche Diebe geplündert worden wäre.43 Zu gleicher Zeit waren die Heerstraßen wegen der Freibeuter, die sich in stärkere Truppen formirten, als man sie bis dahin gekannt hatte, kaum noch zu passiren. Es existirte ein geschworner Bund von zwanzig Straßenräubern zu Fuß, die in einem Alehause in Southwark ihre Zusammenkünfte hielten.44 Die gefürchtetste Räuberbande aber bestand aus zweiundzwanzig Berittenen.45 Eine Reise von fünfzig Meilen durch die reichsten und bevölkertsten Grafschaften England’s scheint damals eben so gefährlich gewesen zu sein, wie eine Wanderung durch die Wüsten Arabien’s. Die Diligence von Oxford wurde am hellen Tage nach einem blutigen Kampfe ausgeplündert.46 Ein mit funfzehntausend Pfund Sterling Staatsgeldern befrachteter Wagen wurde angehalten und ausgeraubt. Da diese Operation einige Zeit erforderte, so wurden alle Reisenden, die während der Arbeit der Diebe zur Stelle kamen, festgenommen und bewacht. Als die Beute in Sicherheit gebracht war, durften die Gefangenen zu Fuß ihren Weg fortsetzen; aber ihre Pferde, sechzehn bis achtzehn an der Zahl, wurden todtgeschossen oder ihnen die Knieflechsen zerschnitten, um jede Verfolgung zu verhindern.47 Der Postwagen von Portsmouth wurde in einer Woche zweimal durch wohlbewaffnete und berittene Männer beraubt.48 Einige joviale Squires aus Essex wurden auf einer Hasenjagd ihrerseits von neun Jägern ganz andrer Art gehetzt und eingeholt und waren herzlich froh, als sie, wenn auch mit leeren Taschen, wieder zu Hause anlangten.49

      Die Freunde der Regierung behaupteten, die Räuber seien lauter Jakobiten, und gewisse Anzeichen gaben dieser Behauptung in der That einen Schein von СКАЧАТЬ



<p>36</p>

Evelyn’s Diary, July 25. 1692; Burnet II. 94. 95., und Lord Dartmouth’s Note. Die Geschichte des Streits zwischen Russell und Nottingham ist am besten aus den Protokollen und Debatten des Parlaments von der Session 1692/93 zu ersehen.

<p>37</p>

Commons’ Journals, Nov. 19. 1692; Burnet II. 95; Grey’s Debates, Nov. 21. 1692; Pariser Gazette vom August und September; Narcissus Luttrell’s Diary, Sept.

<p>38</p>

Siehe Bart’s Letters of Nobility und die Pariser Gazette vom Herbst 1692.

<p>39</p>

Mémoires de Du Gay Trouin.

<p>40</p>

London Gazette vom 11. Aug. 1692; Evelyn’s Diary, Aug. 10; Monthly Mercury vom September; A Full Account of the late dreadful Earthquake at Port Royal in Jamaica, licensed Sept. 9. 1692.

<p>41</p>

Evelyn’s Diary, June 25., Oct. 1. 1690; Narcissus Luttrell’s Diary, June 1692, May 1693; Monthly Mercury, April, May, June 1693; Tom Brown’s Description of a Country Life, 1692.

<p>42</p>

Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 1692.

<p>43</p>

Siehe zum Beispiel die London Gazette vom 12. Jan. 1693.

<p>44</p>

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.

<p>45</p>

Ibid. Jan. 1693.

<p>46</p>

Ibid. July 1692.

<p>47</p>

Evelyn’s Diary, Nov. 20. 1692; Narcissus Luttrell’s Diary; London Gazette vom 24. Nov.; Hop an den Greffier der Generalstaaten, 18. (28.) Nov.

<p>48</p>

London Gazette vom 19. Dec. 1692.

<p>49</p>

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.