Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.. Томас Бабингтон Маколей
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СКАЧАТЬ Benehmens Russell’s ausdrückte. Die Stimmung der Versammlung war von der Art, daß einige eifrige Whigs es jetzt wagen zu dürfen glaubten, ein Tadelsvotum gegen Nottingham zu beantragen. Allein der Versuch scheiterte. „Ich bin bereit,” sagte Lowther, und er sprach unzweifelhaft die Gesinnung Vieler aus, – „ich bin bereit jeden Antrag zu unterstützen, der dem Admiral zur Ehre gereicht; aber ich kann mich nicht bei einem Angriffe auf den Staatssekretär betheiligen. Denn meines Wissens haben Ihre Majestäten keinen eifrigeren, fleißigeren und treueren Diener als Mylord Nottingham.” Finch bot seine ganze blühende Beredtsamkeit zur Vertheidigung seines Bruders auf und gab, ohne der vorherrschenden Ansicht direct entgegenzutreten, zu verstehen, daß Russell’s Benehmen nicht fehlerfrei gewesen sei. Das Tadelsvotum gegen Nottingham wurde nicht betrieben; das Votum, welches Russell’s Verhalten für durchaus lobenswerth erklärte, wurde den Lords mitgetheilt, und die Papiere, welche sie den Gemeinen zugesandt hatten, wurden in sehr unceremoniöser Weise zurückgegeben.68 Die schwer gekränkten Lords verlangten eine freie Conferenz. Sie wurde bewilligt, und die Wortführer der beiden Häuser versammelten sich im gemalten Zimmer. Rochester sprach im Namen seiner Collegen den Wunsch aus, die Gründe zu erfahren, auf welche hin der Admiral für vorwurfsfrei erklärt worden sei. Auf diese Aufforderung erwiederten die auf der andren Seite des Tisches stehenden Gentlemen nur, daß sie nicht autorisirt worden seien, eine Erklärung zu geben, daß sie aber Denen, die sie hergeschickt hätten, das Gesagte mittheilen würden.69

      Inzwischen waren die Gemeinen der Untersuchung über die Führung des Kriegs herzlich müde geworden. Die Mitglieder hatten sich der Verstimmung, die sie von ihren Landsitzen mitgebracht, zum großen Theile einfach dadurch entledigt, daß sie ihrem Herzen Luft gemacht hatten. Burnet giebt zu verstehen, daß die Kunstgriffe, in denen Caermarthen und Trevor große Meister waren, dazu angewendet wurden, Beschlüssen vorzubeugen, welche der Regierung ernste Verlegenheiten bereitet haben würden. Aber obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, daß einige lärmende vermeintliche Patrioten durch Beutel voll Guineen zum Schweigen gebracht wurden, so würde es doch ungereimt sein, wollte man annehmen, daß das Haus im allgemeinen auf diese Art influirt worden sei. Wer solche Versammlungen gesehen hat, weiß, daß der Eifer, mit dem sie an langwierige Untersuchungen gehen, sehr bald erkaltet und daß ihr Unmuth, wenn er nicht durch unvernünftige Opposition lebendig erhalten wird, schnell verraucht. In kurzer Zeit war Jedermann des Großen Ausschusses zur Rathertheilung müde. Die Debatten waren langweilig und weitschweifig gewesen, und die gefaßten Beschlüsse waren größtentheils rein kindisch. Es sollte dem Könige unterthänigst gerathen werden, geschickte und rechtschaffene Männer anzustellen. Es sollte ihm unterthänigst gerathen werden, Männer anzustellen, welche treu zu ihm gegen Jakob stehen würden. Die Geduld des Hauses war erschöpft durch lange Discussionen, welche auf die pomphafte Verkündigung derartiger Gemeinplätze hinausliefen. Endlich erfolgte die Explosion. Einer der Mißvergnügten lenkte die Aufmerksamkeit des Großen Ausschusses auf das beunruhigende Factum, daß beim Feldzeugmeisteramte zwei Holländer angestellt seien, und trug darauf an, dem Könige solle unterthänigst gerathen werden, sie zu entlassen. Der Antrag wurde mit geringschätzendem Spotte aufgenommen. Man bemerkte, daß gerade die Militärs ihre Verachtung am lautesten äußerten. „Denken wir im Ernst daran, zum Könige zu gehen und ihm zu sagen, daß, weil er geruht habe, in dieser hochwichtigen Krisis unsren Rath zu verlangen, wir ihm unterthänigst riethen, einen holländischen Magazinaufseher aus dem Tower zu entfernen? Wahrhaftig, wenn wir keinen wichtigeren Vorschlag vor den Thron zu bringen haben, so können wir eben so gut zu Tische gehen.” Die Mitglieder waren im Ganzen der nämlichen Ansicht. Der Präsident wurde vom Stuhle wegvotirt und nicht aufgefordert, um Erlaubniß zu bitten, denselben wieder einnehmen zu dürfen. Der Große Ausschuß existirte nicht mehr. Die gefaßten Beschlüsse wurden in aller Form dem Hause mitgetheilt. Einer derselben wurde verworfen, die anderen wurden fallen gelassen, und nachdem die Gemeinen mehrere Wochen lang erwogen hatten, welchen Rath sie dem Könige geben sollten, gaben sie ihm schließlich gar keinen.70

      Die Stimmung der Lords war eine ganz andre. Aus vielen Umständen geht hervor, daß die Holländer damals nirgends so sehr gehaßt wurden wie im Oberhause. Das Mißfallen, mit dem ein Engländer des Mittelstandes die ausländischen Freunde des Königs betrachtete, war bloß national. Aber die Abneigung, mit der ein englischer Edelmann sie betrachtete, war persönlich. Sie standen zwischen ihm und der Majestät, sie entzogen ihm die Strahlen der königlichen Gunst. Der ihnen gegebene Vorzug verletzte ihn sowohl in seinen Interessen wie auch in seinem Stolze. Seine Aussicht auf den Hosenbandorden war bedeutend geringer, seitdem sie seine Concurrenten geworden waren. Er hätte Oberstallmeister sein können, wenn Auverquerque nicht gewesen wäre, Oberkammerherr, wenn Zulestein, Obergarderobier, wenn Bentinck nicht gewesen wäre.71 Die üble Laune des Adels wurde durch Marlborough genährt, der damals die Rolle eines Patrioten spielte, welcher verfolgt wurde, weil er sich zur Vertheidigung der Interessen seines Vaterlandes gegen die Holländer erhoben, und der nicht voraussah, daß ein Tag kommen werde, wo er angeklagt werden sollte, die Interessen seines Vaterlandes den Holländern zu Gefallen aufzuopfern. Die Peers beschlossen, Wilhelm eine Adresse zu überreichen, in der sie ihn ersuchten, seine englischen Truppen nicht unter das Commando eines holländischen Generals zu stellen. Sie nahmen die Frage, welche das Haus der Gemeinen zum Lachen gereizt, ganz ernsthaft auf und riethen ihrem Souverain feierlich, keine Ausländer in seinen Magazinen anzustellen. Auf Marlborough’s Vorschlag drangen sie in den König, darauf zu bestehen, daß der jüngste englische General den Vorrang vor dem ältesten General im Dienste der Generalstaaten haben solle. Es beeinträchtige, sagten sie, das Ansehen der Krone, wenn ein Offizier, der sein Patent von Sr. Majestät habe, von einem Offizier commandirt würde, der ein ähnliches Patent von einer Republik habe. Auf diesem offenbar durch einen unedlen Groll gegen Holland eingegebenen Rath gab Wilhelm, der sich wenig um Beschlüsse des Oberhauses kümmerte, die nicht vom Unterhause unterstützt wurden, wie sich erwarten ließ, eine sehr kurze und trockne Antwort.72

      Bill zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen

      Während die Untersuchung über die Führung des Kriegs schwebte, nahmen die Gemeinen die Berathung eines wichtigen Gegenstandes wieder auf, der schon im vergangenen Jahre ihre Aufmerksamkeit sehr beschäftigt hatte. Die Bill zur Regulirung des Verfahrens in Hochverrathsfällen wurde aufs Neue eingebracht, stieß aber auf nachdrückliche Opposition seitens der Staatsbeamten, Whigs sowohl als Tories. Somers, der jetzt Generalfiskal war, empfahl dringend Aufschub. Daß das Gesetz in seiner gegenwärtigen Fassung gewichtige Einwürfe zulasse, wurde nicht in Abrede gestellt, wohl aber behauptet, daß die vorgeschlagene Abänderung in diesem Augenblicke mehr schaden als nützen werde. Niemand werde behaupten, daß unter der bevorstehenden Regierung das Leben harmloser Unterthanen irgendwie gefährdet sei. Niemand werde hingegen leugnen, daß die Regierung selbst in großer Gefahr sei. Sei es weise gehandelt, die Gefahr dessen, was bereits in ernster Gefahr schwebe, noch zu vergrößern, um dem, was schon vollkommen sicher sei, noch größere Sicherheit zu verleihen? Denen, welche so sprachen, warf man ihre Inconsequenz vor und fragte sie, warum sie nicht den Muth gehabt hätten, sich in der vorigen Session der Bill zu widersetzen. Sie antworteten sehr plausibel, daß die während der Parlamentsferien stattgefundenen Ereignisse Allen die noch etwas lernen wollten, eine wichtige Lehre gegeben habe. Das Land sei gleichzeitig von einer Invasion und von einem Aufstande bedroht gewesen. Kein Verständiger zweifle daran, daß viele Verräther Vorkehrungen zum Anschluß an die Franzosen getroffen und zu dem Ende Waffen, Munition und Pferde angesammelt hätten. Obgleich man jedoch mehr als genügende moralische Beweise gegen diese Feinde ihres Vaterlandes gehabt habe, sei es doch nicht möglich gewesen, gegen einen Einzigen von ihnen juristische Beweise zu finden. Das Hochverrathsgesetz möge in der Theorie hart sein und sei allerdings in früherer Zeit gröblich gemißbraucht worden. Aber ein Staatsmann, der sich weniger um die Theorie als um die Praxis und weniger um die Vergangenheit als um die Gegenwart kümmerte, werde jenes Gesetz nicht für zu streng, sondern für zu lax erklären und werde, so lange der Staat in der größten Gefahr sei, jeder weiteren Milderung seine Zustimmung versagen. Doch trotz aller Opposition wurde die Bill СКАЧАТЬ



<p>68</p>

Ueber die Vorgänge dieses Tages im Hause der Gemeinen sehe man die Protokolle vom 20. Dec. und den Brief von Robert Wilmot, Mitglied für Derby, an seinen Collegen, Anchitel Grey, in Grey’s Debates.

<p>69</p>

Commons’ Journals, Jan. 4. 1692/93.

<p>70</p>

Colt’s Briefe bei Tindal; Commons’ Journals, Dec. 16, 1692, Jan. 11. 1692/93. Burnet II. 104.

<p>71</p>

Die heftige Antipathie des englischen Adels gegen die holländischen Günstlinge wird in einer 1698 von Renaudot geschriebenen höchst interessanten Note erwähnt, die sich in den Archiven des französischen Ministeriums des Auswärtigen befindet.

<p>72</p>

Colt’s Briefe bei Tindal; Lords’ Journals, Nov. 28., 29. 1692, Feb. 18., 24. 1692/93.