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СКАЧАТЬ einiger der ausgezeichnetsten lebenden Militärs verbürgt. Daß es von der Hoffnung auf Begnadigung eingegeben sein sollte, war kaum anzunehmen, denn Wilhelm hatte dafür gesorgt, jede derartige Hoffnung niederzuschlagen. Noch weniger konnte man annehmen, daß der Gefangene Unwahrheiten ausgesagt habe, um der Tortur zu entgehen, denn obgleich es in den Niederlanden allgemein gebräuchlich war, überführte Mörder auf die Folter zu spannen, um ihnen die Namen ihrer Auftraggeber und Mitschuldigen abzupressen, so hatte doch Wilhelm anbefohlen, bei dieser Gelegenheit die Folter weder anzuwenden noch auch nur zu nennen. Es muß hinzugesetzt werden, daß der Gerichtshof gar kein strenges Verhör mit dem Gefangenen anstellte, sondern ihm seine Geschichte nach seiner Weise erzählen ließ. Man darf daher wohl annehmen, daß seine Erzählung im Wesentlichen wahr ist, und kein Theil derselben trägt unverkennbarer den Stempel der Wahrheit als sein Bericht von der Audienz, mit der Jakob ihn in Saint-Germains beehrt hatte.

      Auf unsrer Insel machte die Nachricht großes Aufsehen. Die Whigs nannten ganz offen Jakob sowohl als Ludwig Meuchelmörder. Wie, fragte man, sei es, ohne dem gesunden Menschenverstande Hohn zu sprechen, möglich, den Worten, welche Grandval aus dem Munde des verbannten Königs von England gehört zu haben erklärte, einen unschuldigen Sinn beizulegen? Und welcher Mensch, der den Hof von Versailles kenne, werde glauben, daß Barbesieux, ein bloßer Anfänger in der Politik und mehr Sekretär als Minister, gewagt haben würde, das was er gethan, ohne Bewilligung seines Gebieters zu thun? Sehr menschenfreundliche und sehr unwissende Personen könnten sich vielleicht der Hoffnung hingeben, daß Ludwig vor vollendeter Thatsache noch nicht Theilnehmer gewesen sei. Daß er aber nach vollendeter Thatsache Mitschuldiger gewesen sei, könne kein Mensch bezweifeln. Er müsse nothwendig das Verfahren des Kriegsgerichts, das Zeugenverhör und das Geständniß gesehen haben. Wenn er also wirklich den Meuchelmord verabscheute, wie jeder Ehrenmann ihn verabscheute, würde dann nicht Barbesieux mit Schimpf und Schande aus seiner Anwesenheit verbannt und in die Bastille geworfen worden sein? Barbesieux sei jedoch noch immer im Kriegsministerium, und Niemand behaupte, daß er nur mit einem Worte oder mit einem ungehaltenen Blicke bestraft worden sei. Es sei demnach klar, daß beide Könige an Grandval’s Verbrechen Theil hätten. Und wenn man frage, wie zwei Fürsten, die eine große Religiosität zur Schau trügen, eine solche Schändlichkeit hätten begehen können, so laute die Antwort darauf, daß sie ihre Religion von den Jesuiten gelernt hätten. Die englischen Jakobiten erwiederten sehr wenig auf diese Vorwürfe, und die französische Regierung erwiederte gar nichts darauf.31

      Wilhelm’s Rückkehr nach England

      Der Feldzug in den Niederlanden endete ohne ein weiteres Ereigniß, das erwähnt zu werden verdiente. Am 18. October traf Wilhelm wieder in England ein. Spät am Abend des 20. erreichte er Kensington, nachdem er durch die Hauptstadt in ihrer ganzen Länge gefahren war. Sein Empfang war herzlich, eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, die ihn mit lauten Zurufen begrüßte, und alle Fenster auf seinem Wege, von Aldgate bis Piccadilly, waren erleuchtet.32

      Schlechte Marineverwaltung

      Trotz dieser günstigen Symptome aber war die Nation verstimmt und unzufrieden. Zu Lande war der Krieg unglücklich gewesen. Zur See war ein großer Vortheil errungen, aber nicht benutzt worden. Man hatte allgemein erwartet, daß dem Siege vom Mai eine Landung an der französischen Küste folgen, daß Saint-Malo bombardirt, daß die letzten Ueberreste von Tourville’s Geschwader vernichtet und daß die Arsenale von Brest und Rochefort in Trümmer geschossen werden würden. Diese Erwartung war allerdings unvernünftig. Daraus, daß Rooke und seine Seeleute die in aller Eile von Bellefonds errichteten Batterien zum Schweigen gebracht hatten, folgte noch nicht, daß es rathsam war, Schiffe dem Feuer ordentlicher Festungen auszusetzen. Die Regierung war jedoch nicht weniger sanguinisch als die Nation. Es wurden großartige Anstalten getroffen. Nachdem die verbündete Flotte in Portsmouth eiligst wieder in Stand gesetzt worden war, stach sie aufs neue in See. Rooke wurde abgesandt, um die Wassertiefe und die Strömungen längs der Küste der Bretagne zu untersuchen.33 Bei Saint-Helens wurden Transportschiffe versammelt. Vierzehntausend Mann Truppen lagen bei Portsdown unter dem Commando Meinhart Schomberg’s, der für die Dienste seines Vaters und für seine eigenen mit dem höchsten irischen Peersrange belohnt worden und jetzt Herzog von Leinster war. Unter ihm dienten Ruvigny, der für seine trefflichen Dienste bei Aghrim zum Earl von Galway creirt worden war, La Melloniere und Cambon mit ihren tapferen Refugiés und Argyle mit dem Regimente, das seinen Namen führte und das, wie man sich zu erzählen begann, im vergangenen Winter in einer noch von keinem Engländer erforschten wilden Gebirgs- und Schneegegend etwas Sonderbares und Entsetzliches gethan haben sollte.

      Am 26. Juli waren sämmtliche Truppen an Bord. Die Transportschiffe segelten ab und vereinigten sich nach wenigen Stunden in der Nähe von Portland mit der Kriegsflotte. Am 28. wurde ein allgemeiner Kriegsrath gehalten. Sämmtliche Schiffcommandeurs, mit Russell an der Spitze, erklärten, daß es Wahnsinn sein würde, ihre Schiffe in den Bereich der Kanonen von Saint-Malo zu bringen, und daß die Stadt erst zu Lande bedrängt werden müsse, ehe die im Hafen liegenden Kriegsschiffe mit der geringsten Aussicht auf Erfolg von der See her angegriffen werden könnten. Die Militärs erklärten mit gleicher Einstimmigkeit, daß die Landtruppen ohne gleichzeitige Mitwirkung der Flotte nichts gegen die Stadt auszurichten vermöchten. Man überlegte nun, ob es rathsam sei, einen Angriff auf Brest oder Rochefort zu unternehmen. Russell und die übrigen Flaggenoffiziere, darunter Rooke, Shovel, Almonde und Evertsen, erklärten, der Sommer sei für beide Unternehmungen zu weit vorgerückt.34 Wir müssen glauben, daß eine Ansicht, in der so viele ausgezeichnete englische und holländische Admirale übereinstimmten, mag sie uns auch noch so auffallend erscheinen, den damals feststehenden Prinzipien der Seekriegskunst angemessen war. Warum aber alle diese Fragen nicht acht Tage früher erschöpfend berathen, warum vierzehntausend Mann Truppen eingeschifft und aufs Meer geschickt worden waren, ehe man erwogen hatte, was sie thun sollten oder ob sie überhaupt etwas würden thun können, darüber dürfen wir uns mit Recht wundern. Die Flotte kehrte zum Erstaunen und Unwillen der ganzen Nation nach Saint-Helens zurück.35 Die Minister tadelten die Commandeurs, die Commandeurs tadelten die Minister. Ganz besonders laut und heftig waren die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Nottingham und Russell. Der rechtschaffene und fleißige, in den Civilgeschäften wohlbewanderte und in der parlamentarischen Debatte beredtsame Nottingham entbehrte der Eigenschaften eines Kriegsministers und war sich seiner Mangelhaftigkeit in dieser Beziehung keineswegs bewußt. Zwischen ihm und dem ganzen Stande der Seeleute von Profession herrschte eine schon seit langer Zeit währende Fehde. Er war einige Zeit vor der Revolution einer der Lords der Admiralität gewesen und glaubte sich damals eine gründliche Kenntniß der Marineangelegenheiten erworben zu haben. Diese Ansicht theilten jedoch nur sehr Wenige. Männer, welche die Hälfte ihres Lebens auf dem Wasser zugebracht und Schlachten, Stürme und Schiffbrüche gesehen hatten, ärgerten sich über seine etwas pomphaften Sermone und Verweise und erklärten ihn für einen bloßen Pedanten, der mit aller seiner Büchergelehrsamkeit Dinge nicht verstehe, die jeder Kajütenjunge wisse. Russell war stets eigensinnig, anmaßend und widerspenstig gewesen, und jetzt entwickelten Glück und Ruhm seine Fehler zu voller Stärke. Der Regierung gegenüber, die er gerettet hatte, nahm er sich alle Freiheiten eines insolenten Dieners heraus, der sich für unentbehrlich hält, behandelte die Befehle seiner Vorgesetzten mit geringschätzender Leichtfertigkeit, nahm jeden auch noch so milden Tadel für eine Beleidigung, lieferte keinen eigenen Plan und zeigte doch eine unmuthige Entschlossenheit, keinen von irgend einem Andren vorgeschlagenen Plan auszuführen. Gegen Nottingham empfand er eine starke und sehr natürliche Antipathie. Sie waren in der That ein schlecht zusammenpassendes Paar. Nottingham war ein Tory, Russell ein Whig. Nottingham war ein spekulativer Seemann, der auf seine Theorien pochte, Russell ein praktischer Seemann, der auf seine Thaten stolz war. Nottingham’s Stärke war die Rede, Russell’s Stärke war das Handeln. Nottingham’s Benehmen war anständig bis zur Förmlichkeit; Russell war heftig und barsch. Schließlich war Nottingham ein braver Mann, Russell ein Schurke. Sie wurden jetzt Todfeinde. Der Admiral machte sich über СКАЧАТЬ



<p>31</p>

Ich habe die Geschichte von Grandval’s Complot hauptsächlich seinem eignen Bekenntnisse entlehnt. Frau von Maintenon habe ich nicht erwähnt, weil Grandval sie in seinem Bekenntnisse nicht erwähnt. Die ihr zur Last gelegte Beschuldigung stützt sich einzig und allein auf Dumont’s Autorität. Siehe auch A True Account of the horrid Conspiracy against the Life of His most Sacred Majesty William III., 1692; Reflections upon the late horrid Conspiracy contrived by some of the French Court to murder His Majesty in Flanders, 1692; Burnet II. 92; Vernon’s Briefe aus dem Lager an Colt, veröffentlicht von Tindal; London Gazette vom 11. August. Die Gazette de Paris enthält kein Wort über den Gegenstand, – ein sehr bezeichnendes Stillschweigen.

<p>32</p>

London Gazette vom 20. und 24. October 1692.

<p>33</p>

Siehe seinen Rapport bei Burchett.

<p>34</p>

London Gazette vom 28. Juli 1692. Siehe die Beschlüsse des Kriegsraths bei Burchett. In einem vom 10. Juli datirten Briefe an Nottingham sagt Russell: „In sechs Wochen wird das was wir Sommer nennen, so ziemlich zu Ende sein.” Lords’ Journals, Dec. 19. 1692.

<p>35</p>

Monthly Mercury, Aug. und Sept. 1692.