Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2. Karl May
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СКАЧАТЬ die Señorita sein werde, zu der er geführt werden sollte.

      Josefa saß in dem Gemach, das sie für sich ausgewählt hatte, in einer Hängematte und rauchte eine Zigarette. Sie trug heute wieder Frauenkleidung, von der sie einen ganzen Packsattel mitgebracht hatte. Da trat der Mexikaner ein, der soeben unten das Wort geführt hatte.

      »Verzeihung, Señorita«, sagte er, »ich habe eine Meldung zu machen. Es ist einer gekommen, der für Arbellez kämpfen will.« – »Für Arbellez kämpfen? Das klingt wunderbar. Wer ist der Mann?« – »Ein Vaquero dieses Arbellez.« – »Schickt ihn mir herauf.« – »Señorita, man muß vorsichtig sein. Er hat sich zur Wehr gesetzt.« – »So wird er entwaffnet, und zwei bringen ihn mit herein.« – »Ich werde ihn selbst mitbringen.«

      Der Mexikaner ging und kehrte mit einem zweiten zurück. Sie führten den Vaquero, dem sie die Hände gefesselt hatten.

      Dieser warf einen forschenden Blick auf das Mädchen. Er kannte es nicht persönlich, und da man ihm seinen Namen nicht genannt hatte, so befand er sich im unklaren darüber, bei wem er eigentlich sei.

      »Señorita, ich ersuche Euch, mir zu helfen«, bat er. »Es handelt sich hier um ein Mißverständnis.« – »Wer seid Ihr?« fragte sie. – »Ich bin Vaquero im Dienst des Señors Pedro Arbellez.« – »Das hat man mir bereits gesagt« – »Mein Herr schickte mich mit einer Botschaft fort, und nun ich zurückkehre, finde ich ihn nicht mehr vor, wohl aber fremde Leute, die ich nicht kenne.«

      Bei diesen Worten fiel Josefa ein, was Marie Hermoyes ihr von einem Vaquero gesagt hatte, der nach Fort Guadeloupe geschickt worden sei, und sie fragte:

      »Ihr wart in Fort Guadeloupe?« – »Ja«, antwortete er.

      Da wandte Josefa sich an die beiden Mexikaner und sagte:

      »Tretet hinaus und wartet vor der Tür; dieser Vaquero scheint ein braver Mann zu sein, ich werde allein mit ihm sprechen.«

      Die Männer gingen hinaus, und Josefa beschloß, sich durch List in Kenntnis dessen zu setzen, was dieser Mann seinem Herrn hatte mitteilen wollen.

      »Ich will meine Frage wiederholen«, sagte sie. »Ihr wart in Fort Guadeloupe?« – »Ja«, antwortete er. – »Es ist indessen eine kleine Veränderung eingetreten. Ist Euch ein gewisser Cortejo bekannt?« – »Ja«, erwiderte er. – »Woher kennt Ihr ihn?« – »Ich habe sehr viel von ihm gehört und ihn auch hier gesehen. Er war einmal da.« – »Was ist das für ein Mann?«

      Der Vaquero war aufrichtig und unvorsichtig genug, diese Frage zu beantworten:

      »Ein braver, ehrlicher Mann mag nichts von ihm wissen«, entgegnete er.

      Josefas große, runde Eulenaugen zogen sich zusammen. Er bemerkte gar nicht, welch ein Blick ihn aus denselben traf. Aber ihre Selbstbeherrschung und Verstellungskunst war so groß, daß sie mit der freundlichsten Stimme sagen konnte:

      »Da gebe ich Euch ganz recht. Dieser Cortejo ist ein Mensch, dem nichts heilig ist. Wißt Ihr vielleicht irgend etwas Besonderes über ihn?« – »Genug, Señorita.« – »Was denn zum Beispiel?« – »Es läßt sich nicht von solchen Dingen sprechen«, antwortete er, dieses Mal vorsichtiger. – »Ja, ich bin Euch fremd, und Ihr könnt mir solche Sachen natürlich nicht sogleich anvertrauen. Aber, wenn Ihr wüßtet … Ich hasse diesen Cortejo. Er hat mich und meine Familie unglücklich gemacht und ich folge ihm bloß, um ihn zu verderben.«

      Josefa machte ein so ehrlich erzürntes Gesicht, daß der Vaquero ihr glaubte.

      »Ihn verderben?« fragte er. »Das wird Euch wohl schwerlich gelingen. Er ist eine so schlaue Kanaille, daß er fast unmöglich zu täuschen ist. Aber sagt, wo ist Señor Arbellez?« – »Der ist geflohen.« – »Geflohen? Ah! Vor wem?« – »Eben vor Cortejo.« – »Aber warum?« – »So wißt Ihr diese Sache gar nicht?« – »Ich weiß von nichts. Ich bin nach Hause gekommen, und man hat mich sofort festgenommen und mir die Hände gebunden. Ich kann das ganz und gar nicht begreifen.« – »Nun, so will ich es Euch erklären. Aber ich muß leiser sprechen, damit die beiden, die draußen vor der Tür stehen, mich nicht hören.«

      Mit dieser Bemerkung beabsichtigte Josefa, den Vaquero sicher zu machen.

      »Señor Arbellez ist ein Anhänger des Präsidenten Juarez. Das wißt Ihr wohl?« – »Ja.« – »Cortejo aber will selbst Präsident werden. Auch das wißt Ihr wahrscheinlich?« – »Ich hörte davon sprechen, aber ich kann es beinahe nicht glauben.« – »Ihr könnt es glauben. Er hat eine ziemliche Zahl Anhänger um sich versammelt und ist nach dem Norden des Landes gegangen, um sich denselben zu unterwerfen. Mit der Hacienda del Erina hat er begonnen.« – »So hat er die Hazienda überfallen?« fragte der Vaquero finster. – »Ja.« – »Und Señor Arbellez hat fliehen müssen?« – »Ja; es gelang ihm, glücklicherweise zu entkommen.« – »Wohin?« – »Er hat es mir mitgeteilt, mir aber verboten, es jemandem zu sagen.« – »Auch mir sollt Ihr es nicht sagen?« – »Er hat von keiner Ausnahme gesprochen.« – »Wie kommt es, daß er gegen Euch so aufrichtig gewesen ist, Señorita?« – »Das ist sehr einfach. Er und mein Vater waren gute Bekannte. Mein Vater verlor durch Cortejos Schuld das Leben. Ich aber tat, als wüßte ich dies nicht, und schloß mich dem letzteren an, um mich an ihm zu rächen. Ich habe bei seiner Truppe einige brave Männer, die heimlich zu mir halten und nur den Augenblick erwarten, gegen Cortejo aufzutreten. Als wir nach der Hazienda kamen, erkannte ich Señor Arbellez und ließ ihn mit Hilfe dieser Männer entkommen. Vorher aber bat er mich, ihm alles Nötige wissen zu lassen.« – »So steht Ihr im Verkehr mit ihm?« – »Ja, aber heimlich natürlich.« – »So habt Vertrauen zu mir und sagt mir den Ort, wo er sich befindet. Ich habe ihm verschiedene, wichtige Mitteilungen zu machen.« – »Ich weiß nicht, ob Euch dies möglich sein würde, selbst wenn Ihr seinen Aufenthalt wüßtet.« – »Warum nicht?« – »Ihr seid ja hier Gefangener. Man wird Euch nicht gleich freilassen.« – »Alle Teufel, das ist unangenehm. Könntet Ihr mir nicht zur Freiheit verhelfen?« – »Ich werde es versuchen, kann aber für das Gelingen nicht garantieren. Am besten wird es sein, Ihr teilt mir mit, was Ihr Señor Arbellez zu sagen habt. Durch mich erfährt er es am schnellsten und am sichersten. Ich stand eben heute im Begriff, einen Boten an ihn abzusenden.« – »Ah, könnte ich das nicht sein, Señorita?« – »Wo denkt Ihr hin. Cortejo ist für einige Zeit abwesend. Man wird Euch festhalten, bis er zurückkehrt und über Euer Schicksal entscheidet. Ob es mir bis dahin gelingt, Euch zu befreien, weiß ich nicht. Ihr aber müßt am besten wissen, ob das, was Ihr Eurem Herrn zu sagen habt, einen so langen Aufschub erleidet. Überlegt es Euch.«

      Der Vaquero begann nachdenklich zu werden, er wiegte den Kopf und sagte:

      »Hm. Darf ich Euch denn auch wirklich trauen, Señorita?« – »Macht das ganz, wie es Euch beliebt«, antwortete sie mit gekränktem Stolz. – »Darf ich Euren Namen erfahren?« – »Mein Vater war Oberst Ramirez.«

      Der Oberst, ein bekannter Anhänger von Juarez, war vor einiger Zeit wahrend einer Reise ermordet worden. Dieser Umstand kam Josefa so gelegen, daß sie sich seiner bediente, um den braven Vaquero zu betrügen.

      »Oberst Ramirez?« fragte er. »Das war ein braver Mann.« – »Überhaupt«, bemerkte sie, »kann ich Euch beweisen, daß Señor Arbellez mir sein Vertrauen schenkt. Er hat mir alles von Euch erzählt.« – »Ah, wirklich!« – »Ja. Oder wüßte ich sonst, daß Ihr in Fort Guadeloupe bei Pirnero gewesen seid?« – »Das ist wahr.« – »Ich kann Euch sagen, daß Ihr dort zu tun hattet.« – »Nun, was?« – »Señor Arbellez hat sein Testament gemacht und die Tochter Pirneros als Universalerbin eingesetzt. Das solltet Ihr dort melden und zugleich die Señorita ersuchen, Eurem Herrn auf der Hazienda ihre Visite zu machen.« – »Wahrhaftig, Ihr wißt es. Das kann nur mein Herr Euch gesagt haben.« – СКАЧАТЬ