Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2. Karl May
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Читать онлайн книгу Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2 - Karl May страница 10

СКАЧАТЬ es, daß sie zum Besuch kommt, jedoch als Erbin nicht.« – »Ah, so hat sie die Erbschaft abgelehnt?« – »Das eigentlich nicht. Sie konnte sie nicht annehmen, weil die eigentliche Erbin gekommen ist.« – »Die eigentliche Erbin? Wie meint Ihr das?« fragte Josefa. – »Nun, die Tochter meines Herrn. Sie ist doch die eigentliche Erbin.« – »Ihr meint Señorita Emma Arbellez?« – »Ja.« – »Aber ich denke, daß sie nicht mehr lebt, daß sie verschwunden ist!« – »Ja, das meinten wir, aber denkt Euch, sie hat sich wiedergefunden.« – »Unmöglich!« rief das alte Mädchen. – »Wir hätten es allerdings für unmöglich gehalten, aber Gott lebt noch, er tut noch immer Wunder über Wunder.« – »Ihr werdet Euch jedenfalls irren. Wiedergefunden nach so vielen Jahren!« – »Ich irre mich nicht; ich werde doch die Tochter meines Herrn kennen.« – »So habt Ihr sie gesehen und mit ihr gesprochen?« – »Ja.« – »Und sie ist es wirklich? Es ist keine Täuschung möglich? Ihr habt sie erkannt?« – »Ich habe sie wiedererkannt, augenblicklich, als ich sie sah. Sie hat sich gar nicht verändert.«

      Der gute Mann beachtete gar nicht, welche Gefühle sich auf dem Gesicht Josefas ausdrückten. Erst Unglauben, dann Zweifel, Bangen, Überzeugung, Schreck und Grimm zuckten nach und nach über ihre Züge. Aber sie hatte dieselben doch so sehr in ihrer Gewalt, daß es ihr gelang, sich leidlich zu beherrschen. Dies letztere war nötig. Das Wiedererscheinen von Emma Arbellez brachte die größte Gefahr mit sich; Josefa mußte alles erfahren, um gegen alles gerüstet zu sein, und das konnte sie nur, wenn sie vermied, bei dem Vaquero Verdacht zu erregen. Darum schlug sie wie in höchster Überraschung die Hände zusammen und rief im freudigsten Ton, der ihr möglich war:

      »Mein Gott, welch ein Glück! Welch eine Freude! Wo befindet sich denn die gute Emma?« – »Ich habe mich im Fort Guadeloupe von ihr getrennt.« – »So habt Ihr sie dortgelassen?« – »Ja. Sie kam plötzlich mit allen an, die mit ihr verschwunden waren.«

      Der Atem schien dem Mädchen zu stocken. Sie riß die runden Augen auf und fragte:

      »Mit allen?« – »Ja, Señorita.« – »Wen meint Ihr da?« – »Zunächst Señor Sternau…«

      Bei diesem Namen wurde Josefa totenbleich. Henrico Landola hatte ja gemeldet, daß die ganze Gesellschaft untergegangen sei. Hatte er sich geirrt? War er getäuscht worden, oder hatte er absichtlich gelogen? Mit diesem Sternau erwuchs den Brüdern Cortejo der grimmigste Feind von neuem. Sie fragte, vor Erregung stockend:

      »Señor Sternau? Ich denke, der ist längst tot?« – »Nein, er lebt Ich erkannte auch ihn sogleich wieder.« – »Ihr habt ihn gesehen und gesprochen?« – »Ja.« – »Und wer war noch mit dabei?« – »Jener Señor Mariano, der mit Señorita Emma und Sternau verschwand.«

      Hätte Josefas Schreck sich steigern können, so wäre es jetzt sicher geschehen. Also der echte Graf Rodriganda lebte noch? Vielleicht war jetzt, da sie alles bereits gewonnen geglaubt hatte, nun im Gegenteil alles verloren!

      »Und wer noch?« erkundigte sie sich weiter. – »Büffelstirn …« – »Ah, der Häuptling der Mixtekas?« – »Ja. Und Bärenherz …« – »Der Häuptling der Apachen?« – »Ja. Ferner die beiden Helmers, von denen der eine Donnerpfeil genannt wurde.« – »Es ist unglaublich!« sagte Josefa fast ächzend, was aber der brave Vaquero für den Ausdruck freudigsten Erstaunens nahm. »Was Ihr mir da sagt, klingt ja fast wie ein Märchen, wie ein Wunder!« – »Ihr scheint die Personen alle sehr genau zu kennen«, sagte er. – »Ja. Señor Arbellez hat mir alles erzählt.« – »Vor seiner Flucht?« – »Ja. Er hatte noch so viel Zeit, mich mit allem bekannt zu machen. Mir ist es lieb, daß er dies getan hat, denn dadurch wird es nur möglich, ihm und den Wiedergefundenen meine Dienste anzubieten. Ich werde mein Möglichstes tun, um ihnen von Nutzen zu sein. Aber sagt, wo haben diese Leute denn so lange Zeit gesteckt?« – »Auf einer wüsten Insel im Meer.« – »Unglaublich! Wie sind sie denn dorthin gekommen?« – »Ein gewisser Kapitän Landola hat sie gefangengenommen und dort ausgesetzt.«

      Jetzt hatte Josefa Mühe, ihren Grimm zu verbergen. Also nicht tot waren sie, sondern von Landola ausgesetzt worden! Dieser hatte also mit falschen Karten gespielt. Zu welchem Zweck aber? Jedenfalls, um seinen Vorteil zu suchen, um eine Waffe gegen die Brüder Cortejo zu haben, falls er sie aussaugen wollte. Etwas anderes war ja gar nicht denkbar. Auch er mußte also schleunigst unschädlich gemacht werden!

      »Und auf dieser Insel haben die Personen so lange gelebt?« fragte sie weiter. – »So viele Jahre. Denkt Euch nur, Señorita.« – »Wie traurig. Welch ein Unglück! Aber wie sind sie gerettet worden?« – »Das klingt auch fast unglaublich. Ein Graf hat sie gerettet.« – »Ein Graf? Welcher?« – »Oh, Ihr kennt ihn, wenn Señor Arbellez Euch alles erzählt hat« – »Ihr macht mich immer neugieriger.« – »Wißt Ihr, wem vor Señor Arbellez die Hazienda gehört hat?« – »Ich denke, dem Grafen Rodriganda.« – »Ja.« – »Er ist gestorben.« – »Nein, Señorita. Er ist nicht gestorben; er lebt noch; ich habe auch ihn gesehen.«

      Josefa trat einen Schritt zurück.

      »Ihr lügt!« rief sie. – »O nein«, antwortete der Vaquero triumphierend, »ich sage die Wahrheit. Man hat dem Grafen eine Medizin gegeben, die Starrkrampf hervorbringt. Er wurde begraben, ist aber auch aus dem Grab genommen worden. Dann hat man ihn als Sklaven verkauft. Es ist ihm geglückt, nach Jahren sich zu befreien. Er hat dabei meine Señorita Emma getroffen. Diese führte ihn darauf zu der wüsten Insel, und so wurden die Gefangenen alle befreit.« – »Was taten sie dann?«

      Josefa hauchte diese Frage nur noch. Es war ihr vor Schreck fast unmöglich, laut zu sprechen.

      »Sie gingen nach Mexiko, und zwar zunächst nach Fort Guadeloupe.« – »Warum dorthin?« – »Ich weiß es nicht, wohl, um den Präsidenten Juarez zu treffen.« – »Und haben sie ihn getroffen?« – »Ja«, antwortete der Gefragte. – »Er war dort? Er war in Fort Guadeloupe?« – »Ja; ich selbst habe ihn gesehen.« – »Ich hörte doch, er sei in El Paso del Norte.« – »Nein. Er ist nicht mehr dort. Er kam nach Fort Guadeloupe, um die Franzosen zu vernichten, die das Fort erobern wollten.« – »Ah, das ist mir neu. Ist es wirklich zu einem Kampf gekommen?« – »Zu einem fürchterlichen sogar. Es sind dreihundert Franzosen und noch mehr mit ihnen verbündete Komantschen vollständig aufgerieben worden, nachdem bereits vorher im Teufelspaß eine ganze Kompanie vernichtet worden ist.« – »Welch ein Glück! So gebietet also Juarez wieder über eine bedeutende Macht?« – »Er hat weiße Jäger bei sich, ist mit den Apachen verbündet und wird auch aus den Vereinigten Staaten zahlreiche Freiwillige erhalten.« – »Aber dazu gehört ja Geld, viel Geld!« sagte Josefa schlau. »Und das hat er nicht.« – »Geld? Oh, das hat er, und er bekommt auch noch viel mehr. Er hat kürzlich von dem Präsidenten der Union Millionen geschickt erhalten, und eben jetzt bringt ihm ein Engländer wieder Geld, Kanonen und Waffen.«

      Josefa horchte auf. Sollte der Vaquero etwa Lord Lindsay meinen? Sie fragte:

      »Von einem Engländer? Wie wollte der mit solchen Vorräten nach Fort Guadeloupe kommen? Das Land ist ja von den Franzosen dicht besetzt.« – »Das wird keine Schwierigkeiten machen. Der Engländer befindet sich in El Refugio an der Mündung des Rio Grande und hat einen Boten an Juarez geschickt. Dieser ist Geierschnabel, ein berühmter Jäger und Pfadfinder. Er hat Juarez in Guadeloupe getroffen. Ich habe auch mit ihm gesprochen. Dort ist verabredet worden, wie und wo das Geld und die Waffen in die Hände des Präsidenten kommen werden.« – »Aber Ihr wißt dies nicht; Euch hat man nichts davon gesagt?« meinte sie lauernd. – »Warum nicht?« fragte er mit Selbstbewußtsein. »Ich habe ja dabeigestanden, als Señor Mariano dem Boten des Engländers sagte, daß er mit nach El Refugio fahren werde.« – »Señor Mariano? Warum wollte er mit?« – »Hm, weil die Tochter des Engländers seine Verlobte ist.«

      Jetzt wußte Josefa genau, woran sie war.

      »Hat denn dieser Engländer СКАЧАТЬ