Название: Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Da trat Josefa einen Schritt auf ihn zu und zischte den Vaquero an:
»Das wünscht Dir wohl von ganzem Herzen?«
Der Gefragte fuhr um einen Schritt zurück, blickte erstaunt die Sprecherin an und erwiderte:
»Ja, natürlich! Ihr doch auch?« – »Ich? Ah, ich sage Euch, weil Ihr wünscht, Cortejo am Strick zu sehen, werdet Ihr der erste sein, den man hängen wird.«
Josefas Augen sprühten, ihre Selbstbeherrschung und ihre Verstellung waren vorüber.
»Aber, Señorita«, sagte der Vaquero verwundert »ich begreife Euch nicht!« – »Oh, Ihr sollt mich und alles andere sogleich begreifen! Nicht wahr, Ihr habt gesagt, daß Ihr mit Eurem Haziendero zu Juarez haltet?« – »Ja, freilich!« – »Nun, wenn alle Anhänger dieses Juarez so dumm sind wie Ihr und Euer Herr, so wird er ohne allen Zweifel in sehr kurzer Zeit hängen. Wißt Ihr, wo Arbellez ist?« – »Nun, geflohen, denke ich«, antwortete der Vaquero, ganz betreten von der plötzlichen Veränderung, die mit diesem Mädchen vorgegangen war. – »Und das laßt Ihr Euch weismachen? Ihr seid wirklich dümmer als dumm!«
Der Vaquero zögerte, zu antworten; er war zu ehrlich, um an eine solche Verlogenheit sogleich glauben zu können, dann aber sagte er langsam und zögernd:
»Aber Ihr habt es mir ja selbst gesagt!« – »Ja, aber ich dachte nicht, daß Ihr so einfältig wäret, es zu glauben. Haltet Ihr Cortejo wirklich für so unvorsichtig, Arbellez entkommen zu lassen?« – »Es ist ja mit Eurer Hilfe geschehen!« – »Nein, mit meiner Hilfe ist im Gegenteil Arbellez gefangengenommen worden!« – »Gefangengenommen?«
Die Augen des Vaquero vergrößerten sich; seine Lippen preßten sich zusammen.
»Ja. Er steckt unten im Keller. Er ist verurteilt, langsam zu verhungern.« – »Treibt keinen so grausamen Scherz, Señorita!« – »Oh, wenn Ihr wüßtet, wer ich bin, so würdet Ihr es nicht für Scherz halten!« – »Wer seid Ihr denn? Ihr habt es mir ja gesagt!« – »Um Euch zu täuschen, um aus Euch herauszulocken, was ich erfahren wollte. Und das ist mir glänzend gelungen. Ratet, wer ich bin!«
Bei dieser Aufforderung ruhte Josefas Auge mit einem triumphierenden Blick auf dem Vaquero.
Dieser war zwar ein einfacher, ehrlicher Mann, aber doch keineswegs ein Idiot. Es ging ihm eine plötzliche Ahnung durch die Seele.
»Mein Gott, ahne ich recht?« rief er erschrocken. Ihr seid … Ihr seid … Himmel, wenn es wahr wäre!« – »Nun, heraus damit!« – »Ihr seid Señorita Josefa … – »Ja!« entgegnete sie frohlockend, »ich bin die Tochter Cortejos.« – »So sei mir die heilige Madonna gnädig! Was habe ich getan!« – »Ja, sie mag Euch gnädig sein! Ich habe alles erfahren, alles, was ich nicht erfahren sollte. Und wißt Ihr, was ich nun tun werde?« – »Nun?« fragte er in höchster Bestürzung. – »Ich werde nach Fort Guadeloupe senden und den Grafen ermorden lassen …« – »Mein Gott!« – »Ich werde nach El Refugio senden und den Engländer nebst seiner Tochter ebenso ermorden lassen …« – »Das möge Euch nicht gelingen!« stöhnte der Alte. »Ich wäre schuld daran!« – »Ja, Ihr tragt die Schuld daran! Ich werde ferner Juarez und allen, die bei ihm sind, auflauern lassen. Sie müssen sterben, alle – alle – alle!«
Es glühte auf Josefas sonst so bleichem Gesicht eine so boshafte, höllische Freude, daß der Vaquero sich entsetzte. Beschwörend erhob er die gefesselten Arme und sagte:
»Señorita, bedenkt, daß es einen Gott im Himmel gibt!« – »Einen Gott? Ah!« lachte sie, den Kopf schüttelnd. – »Der alles belohnt oder bestraft, je nachdem es gut oder böse ist!« – »Das sind Ammenmärchen!« – »Oh, lästert nicht!« – »Ammenmärchen!« wiederholte sie. »Seht Ihr denn nicht, daß gerade Gott mich beschützt? Er hat mich Eure Anschläge wissen lassen. Aber ich brauche seine Hilfe gar nicht; ich weiß allein, was ich tue. Sie werden alle fallen. Und Ihr, wißt Ihr, was mit Euch geschieht?« – »Ich stehe in Gottes Hand«, antwortete er. – »Nein, Ihr befindet Euch zunächst in meiner Hand. Ihr werdet hängen, wirklich hängen, so wie ich es Euch versprochen habe. Ich pflege Wort zu halten.« – »Ich habe lange genug gelebt. Meine Tage waren ja bereits gezählt. Wollt Ihr um eines alten Vaquero willen Eure Schuld vergrößern, so tut es.« – »Ja, ich werde es tun!« – »Ihr seid eine Teufelin!« – »Nicht wahr? Ihr habt recht; das sollt Ihr an Euch selbst erfahren. Ihr sollt nämlich nicht sogleich gehangen werden, ich will Euch erst ein kleines Vergnügen gönnen.« – »Dieses Vergnügen wird eine Folter sein?« – »Meint Ihr? Ja, das ist möglich. Ihr sollt nämlich Arbellez verhungern sehen.« – »Meinen Haziendero? Ah, das werdet Ihr doch nicht tun, Señorita!« – »O doch! Auch diese Marie Hermoyes wird vor Euren Augen verschmachten.« – »Ihr wollt mich nur martern!« – »Hofft auf keine Schonung! Ihr habt vorhin gesagt, daß ich ein Ausbund von Schlechtigkeit sei, und ich werde Euch den Gefallen tun, Euch zu beweisen, daß ich dies auch wirklich bin. Arbellez und Marie Hermoyes sind unten im Keller eingeschlossen. Sie erhalten weder Speise, noch Trank. Ihr werdet zu ihnen gesteckt werden und Nahrung erhalten, bis sie tot sind. Dann werdet Ihr gehängt.« – »Das wäre höllisch.« – »Meinetwegen! Ihr werdet übrigens da unten sehr gute Unterhaltung haben. Arbellez wird musikalische Vorträge halten mit Stöhnen und Wimmern. Er kann kein Glied regen, denn ich habe ihn schlagen lassen, daß das Blut in der Stube umherlief und ihm der Atem ausging.«
Da färbte sich das Gesicht des Vaqueros rot und seine Muskeln spannten sich.
»Ist dies wahr?« fragte er. »Ihr habt ihn wirklich schlagen lassen?« – »Ja.« – »Bis aufs Blut?« – »Freilich!« – »Mein Gott! Wäret Ihr doch ein Mann und nicht ein Weib, dann würde ich Euch für diese freche Grausamkeit bestrafen!« – »Ihr mich?« rief sie. – »Ja«, antwortete er drohend. »Oder glaubt Ihr, daß ein Vaquero machtlos ist, weil ihm die Hände gebunden sind? Ihr seid ein Weib, ich verachte Euch. Aber das Blut meines Herrn schreit zum Himmel auf, und Gott wird es hören und rächen.« – »Packt Euch fort, Alter! Dieses Blut schreit höchstens zu dem Ast auf, an dem Ihr hängen werdet Herein!«
Dieser letzte Ruf galt den beiden Männern, die vor der Tür standen, und die jetzt eintraten. Josefa fragte sie:
»Habt ihr gehört, was gesprochen wurde?« – »Nein, Señorita«, antwortete der eine. – »Gut. Bringt diesen Menschen in den Keller hinab, wo sich die beiden anderen Gefangenen befinden. Diese müssen hungern und dürsten, er aber erhält täglich soviel, daß er gerade am Leben bleibt. Verstanden?« – »Ja.« – »Aber er erhält Speise und Trank nicht in das Loch hinein, sonst würde er den anderen davon geben. Er wird vor der Kellertür gefüttert.« – »Ich werde das genau besorgen, Señorita!« – »Gut. So schafft ihn fort! Morgen aber wird diese Marie Hermoyes herausgeholt, um fünfzig Hiebe zu erhalten.«
Josefa sagte dies nur, um den alten Vaquero zu ärgern; dieser aber nahm es für ernst. Er wandte sich zu ihr und fragte:
»Wie, Ihr wollt auch diese schlagen lassen?« – »Ja.« – »Oder droht Ihr bloß?« – »Pah, Alter! Es ist mein Ernst!«
Da schwoll die Ader an seiner Stirn.
»So seid Ihr allerdings kein Weib, das СКАЧАТЬ