Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2. Karl May
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Читать онлайн книгу Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2 - Karl May страница 13

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Mit diesen Worten wurde der Vaquero von den Kreaturen Josefas niedergerissen. Sie nahmen ihre Lassos ab und banden ihn fester als vorher.

      Von der Wand her aber erscholl ein Wimmern. Rasch trat einer der beiden Männer zu Josefa, die die Augen geschlossen hielt und stöhnte.

      »Fehlt Euch etwas, Señorita?«

      Josefa öffnete die Lider, sah ihn an, holte schmerzlich Atem, antwortete aber nicht.

      »Tut Euch etwas weh?« fragte er. – »Ja«, hauchte sie. »Die Brust.«

      Bei diesen Worten hob sie leise die Hand und legte sie auf die schmerzende Stelle.

      »Donnerwetter, Ihr werdet doch nichts gebrochen haben!« rief er. – »Ich weiß es nicht«, lispelte sie. – »Habt Ihr denn irgendwo Schmerzen?« – »Da«, entgegnete Josefa und legte die Hand auf die Stelle, wohin der Tritt des Vaquero sie getroffen.

      »Ja, das war ein Fußtritt. Und wir haben keinen Doktor hier. Was macht man da? Señorita, versucht doch einmal, ob Ihr aufstehen könnt.«

      Der Mann umfaßte die Verletzte und versuchte, sie emporzurichten.

      »O Gott!« rief Josefa da, denn diese Bewegung hatte ihr große Schmerzen verursacht. – »Jetzt ruft sie zu Gott«, höhnte der Vaquero. – »Still, du Schuft!« rief sein Wächter. »Du wirst den Tritt teuer bezahlen müssen.« – »Wo tut es jetzt weh, Señorita?« fragte der andere. – »Hier«, erwiderte sie, nach der linken Brust zeigend. – »An, so habt Ihr einige Rippen gebrochen. Wollen einmal sehen, wie es mit den Armen und Beinen steht.«

      Der nicht eben sanfte Samariter zerrte an den erwähnten Gliedern hin und her und sagte dann beruhigend:

      »Na, die sind noch ganz, und das mit den Rippen hat nichts zu bedeuten. Man drückt und quetscht ein wenig daran herum, und sie sind zurechtgeschoben. Kommt! Ich lege Euch da auf die Hängematte.«

      Josefa schüttelte den Kopf.

      »Wohin sonst?« – »Setzt mich dort auf den Stuhl … an den Tisch!«

      Sie sprach nur mit Mühe. Das Atmen und infolgedessen auch das Reden fielen ihr schwer! Der Mann faßte sie an, hob sie empor und ließ sie auf den Stuhl nieder. Sie wimmerte dabei, er aber sagte:

      »Na, es geht ja. Haltet Euch nur aufrecht Ich werde Euch eine Magd schicken. Vorher aber müssen wir diesen Kerl nach dem Loch bringen. Welche Strafe soll er für den Tritt erhalten, Señorita?«

      Josefa schüttelte mit dem Kopf und winkte mit der Hand von sich ab.

      »Keine?« fragte er verwundert. – »Doch«, antwortete sie leise. »Aber jetzt nicht.« – »Ah, das ist etwas anderes. Also später. Fort mit dir, Halunke, du wirst bald erfahren, was du dir da für einen Braten an den Spieß gesteckt hast«

      Der Vaquero wurde von den Männern erfaßt und hinausgestoßen. Sie schleppten ihn zwei Treppen tiefer, bis vor die Tür des Loches. Erst als sie die Riegel zurückgeschoben hatten, bemerkten sie das Hängeschloß.

      »Donnerwetter, das habe ich vergessen, ich muß wieder hinauf«, rief der eine.

      Mit diesen Worten eilte er zurück.

      »Nun, was macht die Señorita?« fragte ihn sein Kamerad, als er wiederkam. – »Sie lag mit dem Kopf auf dem Tisch und spuckte Blut.« – »Ah, so sind wirklich Rippen entzwei. Mein Oheim war Bader, weißt du das?« – »Nein. Also Bader! Da konnte er wohl gebrochene Rippen wieder ganz machen?« – »Ja, natürlich.« – »Aber was kann das uns hier nützen?« – »Siehst du denn das nicht ein?« – »Hm. Lebt denn dein Oheim noch, und ist er hier auf der Hazienda?« – »Nein, er ist tot. Er hat den Hals gebrochen, und den konnte er sich selbst nicht einrichten.« – »Nun also, was haben wir da von deinem Oheim?« – »Kannst du das nicht einsehen?« – »Nein.« – »Ich will es dir sagen. Wenn er mein Oheim war, was war ich da von ihm?« – »Ach, doch nicht etwa sein Lehrjunge?« – »Oh, gerade das bin ich gewesen!« – »Donnerwetter, so bist du ja auch Bader!« – »Nein.« – »Was denn sonst?« – »Ich war nur eine Woche in der Lehre. Da zog ich einem statt des kranken zwei gesunde Zähne aus und bekam dafür solche Prügel, daß ich auf und davon lief. Mit der Baderei war es also für immer zu Ende.« – »O weh!« – »Warte es ab. Während meiner Lehrzeit nun kam es gerade vor, daß einer zwei oder drei Rippen brach …« – »Ah, während dieser acht Tage?« – »Ja.« – »Welch ein Glück.« – »Das nennst du Glück? Wohl für den, der die Rippen gebrochen hatte?« – »Unsinn. Was gehen mich die Rippen dieses Kerls an? Ich meine für uns.« – »Da kannst du allerdings recht haben, denn mein Oheim mußte diese Rippen einrichten.« – »Und du warst dabei?« – »Natürlich. Ich mußte mithelfen. Der Kerl brüllte zwar etwas, aber daraus darf man sich nicht viel machen. Die Rippen wurden eingerichtet.« – »Wie fingt ihr dies an?« – »Sehr einfach. Der Kerl mußte sich auf die Erde legen. Mein Oheim hielt ihm dann die Arme fest, und nun mußte ich ihm auf die Rippen treten.« – »Was? Auf die gebrochenen Rippen?« – »Unsinn! Auf die gesunde Seite. Sobald man nämlich auf dieser Seite acht- bis zehnmal auf- und niederspringt, kommt die Brust in eine solche Bewegung, daß die herausgebrochenen Rippen wieder einschnappen.« – »Das wäre allerdings höchst einfach. Der Kerl wurde also gesund?« – »Leider nicht; er war in vierzehn Tagen tot.« – »Ah! Also gelang die Heilung der Rippen nicht?« – »Unsinn, sie gelang vollständig. Als er nämlich tot war, stellte es sich heraus, daß der Kerl die Rippen gar nicht gebrochen hatte.« – »Donnerwetter! Was denn?« – »Das Bein, unweit der Hüfte. Da kam der Brand dazu, und so mußte er ins Gras beißen. Hätte er dem Oheim nicht weisgemacht, daß er die Rippen gebrochen habe, so hätten wir ihm anstatt der Rippen das Bein eingerichtet; der Brand wäre nicht gekommen, und der Mann lebte heute noch.« – »Das ist gewiß. Und solche Leute wollen Patienten sein. Hast du dir das mit den Rippen genau gemerkt?« – »Sehr genau!« – »Getraust du dir, sie auch der Señorita einzurichten?« – »Ganz gewiß. Ganz ausgezeichnet. Nur eins muß ich sicher wissen, ob es nämlich auch wirklich die Rippen sind, die sie gebrochen hat.« – »Was anderes soll sie denn gebrochen haben?« – »Vielleicht den Hals?« – »Da wäre sie tot.« – »Oder ein Bein!« – »Nein; an den Beinen habe ich sehr stark gezogen und gezerrt.« – »Oder einen Arm.« – »Sie kann sie ja alle zwei bewegen.« – »Nun, so können es also nur die Rippen sein.« – »Es fragt sich, ob sie es erlaubt, daß du auf sie trittst und springst.« – »Das ist gar nicht nötig.« – »Nicht? Warum denn nicht?« – »Eine Señorita ist viel zarter gebaut wie ein Mann; da braucht man nicht zu treten und zu springen. Es genügt, wenn man mit den Fäusten tüchtig drückt und trommelt. Dann schnappen die Rippen von selber ein.« – »Und einer muß halten.« – »Ja, natürlich; damit sie mich nicht stört.« – »Wen wirst du dazu nehmen?« – »Ich weiß noch nicht Du hättest wohl Lust?« – »Ja. Die Señorita wird jedenfalls ein gutes Geschenk geben, wenn sie wieder gesund ist. Willst du mich ihr vorschlagen?« – »Ja; aber nur unter der Bedingung, daß du sie festhältst. Sie mag schreien, weinen, bitten, räsonnieren, wie sie will; du darfst nicht darauf hören, sondern du mußt festhalten, bis du die Rippen schnappen hörst« – »Hört man dies denn?« – »Ja; sie geben einen lauten Knacks, den man nicht gut überhören kann.« – »Gut Ich werde so festhalten, daß zehn Pferde nichts machen könnten.« – »So sind wir also einig. Du gehst nun zu ihr und sagst daß ich ein Bader bin.« – »Ja. Und du sagst ihr nachher, daß ich dir helfen soll.« Während dieses grotesk-komischen Gesprächs hatten die beiden Kerle sich Mühe gegeben, das Hängeschloß zu öffnen. Jetzt endlich gelang es. Die Tür wurde aufgetan und, nachdem der Vaquero hineingestoßen worden war, wieder hinter ihm verschlossen. Dann hörte man, daß die Männer sich entfernten.

      6. Kapitel

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