Waldröschen VII. Die Abenteuer des schwarzen Gerard 2. Karl May
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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Wer ist das? Was wollen diese Leute?« – »Das ist meine Ehrengarde«, antwortete Josefa. »Ich will Euch sagen, daß wir mit dreihundert Mann die Hazienda überfallen haben. Die Franzosen sind getötet, und Ihr befindet Euch in meiner Hand.« – »Ich? In Eurer Hand? Ihr irrt Euch, Señorita. Ihr mögt die Franzosen überfallen und töten; ich aber bin ein freier Mexikaner, dem Ihr nichts anhaben könnt!« – »Ihr seid es, der sich irrt. Ihr seid kein freier Mexikaner, sondern unser Gefangener. Merkt Euch das! Beantwortet mir meine Frage von vorhin: Was ist es, was Ihr in jüngster Zeit von uns gehört habt?«

      Pedro Arbellez konnte sich nur schwer in die Situation finden, sie war ihm fast unbegreiflich. Er sollte der Gefangene dieser beiden Leute sein? Früher hätte er sich zur Wehr gesetzt, jetzt aber war er alt, schwach und krank, es fehlte ihm die Energie der jüngeren Jahre; er sah die Waffen, die sich in den Händen der beiden befanden, er hörte ein wüstes Schreien, Rufen und Jauchzen, das jetzt durch die Räume der Hazienda erschallte, und das vermehrte seine Bestürzung.

      »Antwortet!« gebot Josefa.

      Und als Arbellez nicht sofort gehorchte, spannte sie den Hahn ihrer Pistole.

      »Oh, Señor, redet, gebt Antwort! Ihr werdet sonst erschossen!« bat Marie Hermoyes. – »Ja, wenn Ihr beide mir nicht unbedingt gehorcht, werdet Ihr ohne Barmherzigkeit erschossen«, drohte Josefa, die sich in der Rolle eines Räuberhauptmanns ganz behaglich fühlte. »Also, was habt Ihr gehört?« – »Daß Señor Cortejo Präsident werden will«, antwortete Arbellez. – »Präsident? Pah! König will er werden! Ganz Mexiko soll ihm und mir gehören! Diese Hazienda wird von uns zuerst besetzt, denn sie ist unser Eigentum.« – »Sie ist das meinige!« – »Ihr lügt!« – »Ich habe sie gekauft!« – »Beweist es!« – »Ich habe es bereits bewiesen, ich besitze das Dokument des Kaufes.« – »Dieses Dokument ist gefälscht Ihr habt die Hazienda nicht gekauft Ihr habt sie vielmehr geschenkt erhalten, und die Kaufakten sind nur zum Schein ausgestellt worden.« – »Selbst wenn Ihr das Richtige erraten hättet, wäre die Hazienda mein Eigentum. Und selbst wenn mein Recht ein nichtiges wäre, fiele die Hazienda an den Grafen Rodriganda zurück, aber nicht an Euch.« – »Pah! Was dem Grafen gehört, gehört auch uns! Ihr versteht das freilich nicht!« – »Oh, ich verstehe und begreife das schon!« entgegnete Arbellez.

      Der Zorn hatte ihn erfaßt, er begann daher mutiger zu werden.

      »Ihr begreift es? Wirklich?« höhnt sie. »Wie unendlich klug von Euch!« – »Ja, ich begreife es«, antwortete er. »Ich kenne Eure volle Schlechtigkeit, ich durchschaue den ganzen, ungeheuren Schwindel.« – »So seid doch so gut, es uns mitzuteilen«, lachte Josefa boshaft. – »Der untergeschobene Graf Alfonzo ist ein Cortejo; darum glaubt Ihr, was den Rodrigandas gehört, gehöre auch Euch. Oder wollt Ihr leugnen?« – »Leugnen? Euch gegenüber? Ihr seid nicht bei Sinnen. Was ein Verrückter sagt, braucht weder bestätigt, noch geleugnet zu werden. Also Ihr habt die Hazienda wirklich gekauft, mein teurer Señor Arbellez?« – »Ja.« – »Ihr habt ein Dokument darüber?« – »Ja.« – »Wo?« – »Es ist gut aufgehoben.« – »Ich frage, wo!« – »Das ist lediglich meine Sache, nicht die Eurige.« – »Ihr irrt Euch abermals. Ich bin gekommen, das Dokument von Euch zu fordern.« – »Ah, Ihr wollt das Papier in Eure Gewalt bringen und mich dadurch um mein Eigentum betrügen? Das wird Euch nicht gelingen!« – »Ich werde Euch zwingen.« – »Versucht es.«

      Da wurden Josefas Eulenaugen größer, und ihre Züge zeigten einen unaussprechlichen Haß. Sie sagte:

      »Bringt mich nicht in Zorn, Alter! Eure Strafe würde fürchterlich sein. Ich verlange das Dokument. Wo habt Ihr es?« – »Ich wiederhole, daß Ihr es nicht erhaltet.« – »Ich werde es suchen.« – »Ihr werdet es nicht finden.« – »Ich stürze das ganze Haus danach um.« – »Es befindet sich nicht im Haus. Euer Suchen wird vergeblich sein.«

      Da sprang Josefa vom Stuhl auf, ballte die Faust und zischte Arbellez entgegen:

      »Ah, Ihr habt es nicht hier auf der Hazienda? Wo sonst?« – »Es liegt mit meinem Testament in sicheren Händen. Bemüht Euch nicht.«

      Josefas Zorn wuchs, ihre Augen sprühten Blitze.

      »Ein Testament habt Ihr gemacht? Ah, ist das wahr?« – Ja«, antwortete er. – »Und Ihr habt einen Erben eingesetzt, dem die Hazienda gehören soll?« – »Die Hazienda und alles, was dazugehört.« – »Wer ist es?« – »Testamentsgeheimnisse pflegt man nicht auszuplaudern, Señorita.«

      Da stampfte Josefa mit dem Fuß auf und rief:

      »Ich befehle Euch aber, es zu sagen.« – »Ihr habt mir nichts zu befehlen.« – »Das wird sich finden. Wenn Ihr mir nicht freiwillig antwortet, so werde ich Euch zum Reden zu zwingen wissen.«

      Arbellez‘ ganze Energie war erwacht Er antwortete verächtlich:

      »Ihr seid nicht die Person, die mich zu etwas zwingen könnte.« – »Nicht? Ah, Ihr glaubt wohl gar nicht daß sich die Hazienda in unserer Gewalt befindet?« – »Ich glaube es. Ich muß es ja, denn ich höre das Freudengeheul Eurer wüsten Bande, die bereits zu plündern beginnt« – »Hört Ihr es? Hört Ihr es wirklich? Ja, unsere Burschen sind nicht faul. Alles, alles, was sie finden, gehört ihnen, nur Pedro Arbellez und Marie Hermoyes sind unser Eigentum; diese beiden haben wir uns ausbedungen. Glaubt nicht, daß Ihr uns entfliehen oder entgehen könnt!« – »Ich weiß es. Wir befinden uns in der Gewalt zweier Teufel.« – »Zweier Teufel, ja, das ist der richtige Ausdruck. Ihr sollt sehen, wie es ist, wenn der Teufel mit einem umgeht Ich frage Euch zum letzten Mal, ob Ihr mir sagen wollt, wo sich das Kaufdokument befindet.« – »Ihr erfahrt es nicht.« – »Auch nicht, wer Euer Erbe ist?« – »Nein.« – »Ich werde Euch in den tiefsten Keller stecken.« – »Tut es!« – »Ich werde Euch foltern und auf alle Weise peinigen und quälen!« – »Versucht es! Gott wird uns schützen.« – »Gott wird sich um Euch nicht bekümmern. Ihr werdet verhungern müssen, langsam verhungern.« – »Ich fürchte den Tod nicht!« – »Oh, mein Alter, du sollst ihn fürchten lernen. Dein Tod wird ein schrecklicher sein. Ich werde dich peitschen lassen. Du sollst alle Qualen erleiden, die es nur geben kann!« – »Es wird sich ein Rächer finden!« – »Glaube das nicht. Wer will es wagen, sich an der Tochter des Königs von Mexiko zu vergreifen oder zu rächen!« – »Noch ist Euer Vater nicht König. Er wird es niemals werden!« – »Wurm, der du bist! Du bleibst also bei deiner Halsstarrigkeit?« – »Ja. Ich bin ein alter Mann. Ihr habt mir mein einziges Kind geraubt Ihr habt mit satanischer List das Glück ganzer Familien untergraben. Wenn Ihr mich zu Tode martert, wird Euer Gewissen nicht schwerer werden, aber ich verfluche Euch, und mein Fluch wird Euch treffen, wenn Ihr es nicht denkt!«

      Josefa stieß ein höhnisches, aber gezwungenes Lachen aus.

      »Ja, du bist ein alter Mann«, sagte sie, »du bist altersschwach, du weißt nicht mehr, was du redest. Aber wenn ich dir den Rücken zerfleischen lasse, so wirst du wenigstens das noch reden können, was ich von dir hören will. Mit dir bin ich nun fertig. Jetzt zu der anderen.«

      4. Kapitel

      Die alte, brave Marie Hermoyes hatte inzwischen mit Zittern und Beben dieser Unterredung zugehört. Sie kannte dieses Mädchen, sie wußte, was von Josefa zu erwarten war, die vor keiner Grausamkeit zurückschreckte. Jetzt kam die Reihe an sie. Sie erwartete mit Angst, was man ihr sagen werde.

      »Warum bist du von Mexiko fortgegangen?« fragte Josefa. – »Ich wollte nach der Hazienda«, antwortete Marie. »Señor Arbellez war mein Freund.« – »Ah, in Mexiko hattest du keine Freunde? Hattest du denn nicht uns?«

      Die Alte schlug verlegen die Augen nieder. Konnte sie sagen, daß sie durch die Angst von Mexiko vertrieben worden war? Aber Josefa kam ihr zu Hilfe:

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