Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Umständen andere eintreten.«

      Als ich aber dem vermeinten Feuer nahe kam, sah ich, daß es ein mit rotem Kupfer beschlagenes Schloß war, das durch den Glanz der Sonne in der Ferne wie Feuer aussah. Ich war sehr froh darüber und setzte mich. Kaum hatte ich aber Platz genommen, so traten mir zehn reinlich gekleidete Jünglinge entgegen mit einem sehr alten Manne. Allen Jünglingen war ihr rechtes Auge ausgestochen, und ich wunderte mich, so viele Einäugige beisammen zu sehen. Als sie mich erblickten, grüßten sie mich freudig und fragten mich nach meiner Geschichte; ich erzählte ihnen alle Unglücksfälle, die mir widerfahren, und sie waren sehr erstaunt darüber. Sie führten mich dann ins Schloß; dort fand ich zehn Sofas und auf jedem derselben ein blaues Polster mit einer blauen Decke; zwischen diesen größeren Sofas war noch ein ganz kleines, an dem ebenfalls alles blau war. Als wir in diesen Saal traten, setzte sich jeder Jüngling auf ein solches Sofa und der Alte ließ sich auf das kleinere, das in der Mitte stand, nieder. Sie sprachen zu mir: »Junger Mann, setze dich auf den Boden und frage nicht nach unserm halbgeblendeten Gesicht.« Der Alte stand dann auf, reichte jedem besonders sein Essen, sowohl ihnen als mir, und wir aßen davon, dann reichte er auch mir und ihnen Wein, ebenfalls jedem besonders, und wir tranken. Sie fingen dann an, sich zu unterhalten und mich über mein Schicksal auszufragen, und über alle wunderbaren Dinge, die mir begegnet waren. Ich erzählte ihnen vieles davon, bis der größte Teil der Nacht verstrichen war; dann sagten die Jünglinge zu dem Alten: »O Alter! es ist nun Zeit, daß du uns bringst, was unsre Pflicht erfordert, denn es ist schon die Stunde zum Schlafen.« Der Alte ging in ein Nebenzimmer und brachte zehn Schüsseln heraus, jede mit einer blauen Decke zugedeckt; er reichte jedem Jüngling eine; dann zündete er zehn Wachskerzen an und steckte eine auf jede Schüssel; hierauf nahm er den Deckel weg, und siehe da! es war in der Schüssel: Asche, Kohlenstaub und Pfannenruß; sie beschmierten sich die Gesichter damit, zerrissen ihre Kleider, schlugen sich ins Gesicht und auf die Brust und sagten weinend: »Es war uns so wohl, da ließ uns der Übermut keine Ruhe.« So fuhren sie bis gegen Morgen fort. Dann machte ihnen der Alte warmes Wasser; die Jünglinge wuschen sich und zogen andere Kleider an. Als ich sah, o Gebieterin! wie sie ihr Gesicht besudelten, verlor ich beinahe meine Fassung, mein Innerstes ward aufgeregt, ich vergaß alles, was mir begegnet war, und konnte nicht länger schweigen: ich fragte sie daher, was dies bedeute, nachdem wir uns angenehm miteinander unterhalten hatten. Ich sagte zu ihnen: »Ihr seid doch, Dank sei Gott, ganz verständige Leute, aber nur Wahnsinnige tun, was ihr eben getan; ich bitte daher bei allem, was euch teuer ist, sagt mir, was mit euch geschehen, und warum eure Augen ausgestochen wurden und ihr euer Gesicht so mit Asche und Ruß schwärzt.« Sie antworteten: »Junger Mann! laß dich von deiner Jugend nicht verleiten und höre auf, uns auszufragen.« Sie erhoben sich dann und brachten etwas zu essen; wir aßen zwar, aber in meinem Herzen brannte ein unlöschbares Feuer, so sehr war mein Innerstes mit ihrem Benehmen beschäftigt. Nun unterhielten wir uns wieder bis abends, worauf der Alte Wein brachte, den wir bis Mitternacht tranken; dann sagten die Jünglinge zu dem Alten: »Bring uns das, was wir zur Erfüllung unserer Pflicht brauchen!« Er ging nun, und kam nach einer Weile wieder mit den gewöhnlichen Schüsseln, und sie taten dasselbe wie in der vorigen Nacht; nicht anders, weder mehr noch weniger. Kurz, meine Gebieterin! ich blieb einen Monat bei ihnen; sie taten jede Nacht dasselbe und des Morgens wuschen sie sich wieder. Ich erstaunte stets von neuem, und war zuletzt so mißmutig und ungeduldig, daß ich nicht mehr essen und trinken mochte. Ich sagte ihnen dann: »O ihr Jünglinge! wollt ihr meinen Kummer nicht verscheuchen und mir nicht sagen, warum ihr euer Gesicht so beschmiert und dabei sagt: wir waren so glücklich, da ließ uns der Übermut keine Ruhe! so laßt mich von euch wegziehen und zu meiner Familie zurückkehren, damit ich einmal vor diesem so außerordentlichen Anblick Ruhe bekomme; das Sprichwort sagt: Was das Auge nicht sieht, betrübt das Herz nicht; drum ist‘s besser, ich entferne mich von euch.«

      Als sie dies hörten, sprachen sie: »O Jüngling! nur aus Mitleid mit dir haben wir dir bisher dies verborgen, denn es möchte dir auch gehen, wie uns.« Als ich aber darauf bestand, alles zu wissen, sagten sie noch einmal: »Folge unserm Rate, frage nicht mehr nach unserm Zustande, sonst wirst du einäugig werden wie wir.« Da ich aber nicht nachgab, sagten sie: »Wenn es dir so geht, wie wir voraussehen, so werden wir dich nicht mehr beherbergen, du darfst dann nicht mehr bei uns wohnen.« Sie gingen hierauf, schlachteten ein Lamm, zogen ihm die Haut ab und sagten mir: »Nimm dieses Messer und lege dich in diese Haut; wir werden dich darein nähen, dann weggehen und dich liegen lassen. Es wird ein Vogel kommen, der Roch heißt, dich zwischen seine Füße nehmen und mit dir gen Himmel fliegen. Nach einer Weile wirst du fühlen, daß er dich auf einen Berg niederlegt, du schlitzest dann die Haut mit diesem Messer und schlüpfst heraus. Der Vogel wird davon fliegen, sobald er dich sieht. Mache dich dann gleich auf und gehe einen halben Tag lang, bis du ein hohes Schloß finden wirst, das in der Luft steht, mit rotem Gold beschlagen und mit Smaragd und vielen Edelsteinen verziert ist; es ist von keinem anderen Holz als Sandelholz und Aloe gebaut. Geh in dies Schloß hinein, und du hast, was du begehrt; denn unser Eingang ins Schloß ist die Ursache des Beschmierens unseres Angesichts und des Ausstechens unserer Augen. Wollten wir dir das Nähere erzählen, so würde unsere Geschichte zu lange dauern, denn jedem von uns ist sein Auge auf eine andere Weise ausgestochen worden.«

      Die Jünglinge nähten also die Lammshaut um mich, fuhr der Kalender fort, und gingen ins Schloß. Nach einer Weile kam der Vogel, nahm mich zwischen die Füße, flog mit mir davon und legte mich auf den Berg nieder. Ich zerschlitzte die Haut und schlüpfte heraus; als der Vogel dies sah, flog er davon und ich begab mich sogleich nach dem Schloß, das ich so fand, wie es mir beschrieben worden war. Da ich die Türe offen sah, trat ich hinein und fand es schön und geräumig, wie eine Rennbahn; rings herum waren hundert Schatzkammern mit Türen von Sandelholz und Aloe, mit rotgoldenen Platten belegt und mit silbernen Ringen. Mitten im Schloß sah ich vierzig Mädchen, wie der Mond; man konnte sie nicht genug ansehen. Sie hatten die kostbarsten Kleider und den reichsten Schmuck an. Als sie mich sahen, sagten alle auf einmal: »Willkommen! Wir freuen uns, Euch zu sehen, unsern Herrn. Wir erwarten schon seit Monaten einen Jüngling wie du. Gelobt sei Gott, der uns jemanden brachte, der unsrer eben so würdig ist, als wir seiner.« Hierauf liefen sie mir entgegen, ließen mich auf ein hohes Polster sitzen und sprachen: »Du bist nun unser Herr und Richter, wir sind deine ergebenen Sklavinnen, du kannst befehlen, was du willst.« Ich war sehr erstaunt über diese Anrede; und im Augenblick reichten mir einige unter ihnen zu essen, andere wärmten Wasser und wuschen mir die Hände und Füße, andere brachten mir frische Kleider, wieder andere schenkten mir Wein ein, und man sah ihnen an, wie sehr sie sich über meine Ankunft freuten; dann setzen sie sich und erkundigten sich nach meinem Zustand, bis die Nacht heranbrach.

      Als es Nacht war, o Gebieterin! fuhr der Kalender fort, versammelten sie sich wieder um mich her; fünf von ihnen legten eine Matte auf den Boden und rings umher frische und trockene Früchte und wohlriechende Kräuter; auch ein Krug Wein ward bereit gestellt. Wir setzten uns, tranken und die Mädchen versammelten sich um mich. Einige sangen, andere spielten Zither und Laute und auch andere Instrumente; die Becher und die Schalen gingen im Kreise herum, und ich war so vergnügt, daß ich allen Kummer der Welt vergaß. Ich dachte: Das ist das wahre Leben, wäre es nur nicht so vergänglich! Wir blieben so beisammen, bis der größte Teil der Nacht vorüber war und wir alle betrunken wurden. Nun begann ein fröhlicher Ball, die Mädchen tanzten miteinander, je zwei und zwei, mit unübertrefflicher Grazie. Als auch diese Lust zu Ende war, da sprachen sie: »Unser Herr! wähle dir eine unter uns, welche die Nacht mit dir zubringe; dann darf sie aber vierzig Nächte lang nicht mehr bei dir sein.« Ich wählte eine mit hübschem Gesicht, die Augen wie Kohle, schwarze Haare, Zähne wie Eis und dichte Augenbrauen, wie der Zweig von Basilikum. Sie ergötzte das Auge und entzückte das Herz, so wie ein Dichter sagte:

      »Sie ist schmiegsam, wie die Zweige des Ban, den der Zephyr bewegt; wie reizend und anziehend ist sie, wenn sie geht! Bei ihrem Lächeln glänzen ihre Zähne, so daß wir sie für einen Blitzstrahl halten können, der neben Sternen leuchtet. Von ihren kohlenschwarzen Haaren hängen Locken herunter, die den hellen Mittag in die Wolken der Nacht hüllen; zeigt sie aber ihr Angesicht in der Finsternis, so beleuchtet sie alles von Osten bis Westen. Aus Irrtum vergleicht man ihren Wuchs mit dem schönsten Zweig und mit Unrecht ihre Reize mit denen einer Gazelle. Wo sollte eine Gazelle ihren СКАЧАТЬ