Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ »Habe ich dir etwas geschworen, du Verruchter?« Da antwortete der Geist: »Du sollst haben, was du verdienst!« und öffnete seinen Rachen und stürzte auf die Prinzessin los; diese nahm aber schnell ein Haar von ihrem Kopfe, bewegte es hin und her mit der Hand und murmelte etwas dazu mit ihren Lippen; das Haar ward sogleich zu einem schneidenden Schwerte, sie schlug den Geist damit und spaltete ihn in zwei Teile. Nun ward aber der Kopf zu einem Skorpion; die Prinzessin hingegen verwandelte sich in eine große Schlange, die lange mit ihm sehr heftig kämpfte; der Geist verwandelte sich dann wieder in einen Adler und flog aus dem Schlosse weg, und die Schlange nahm die Gestalt eines Falken an und folgte dem Adler; es blieben beide eine Weile aus, zuletzt spaltete sich die Erde, es kam eine gefleckte Katze heraus, die brummte, miaute und schnarchte, bald nachher kam ein schwarzer Wolf. Auch diese kämpften lange miteinander, bis zuletzt der Wolf Sieger blieb. Da schrie die Katze und verwandelte sich in einen Wurm und kroch in einen Granatapfel, der neben einem Springbrunnen lag; der Granatapfel schwoll bis zur Größe einer Wassermelone an; da ward der Wolf zu einem weißen Hahn, der hob den Granatapfel bis zur Höhe der Türe hinauf, ließ ihn dann auf den marmornen Boden fallen, daß die Körner sich weit und breit zerstreuten, der Hahn fiel darüber her und fraß eines nach dem andern, bis nur noch ein Körnchen übrig blieb, das neben dem Springbrunnen verborgen war; der Hahn fing an zu krähen, die Flügel zu schütteln und den Schnabel zu öffnen, als wollte er fragen: ob nicht noch ein Körnchen übrig geblieben? wir verstanden ihn aber nicht; er krähte hierauf so stark, daß wir glaubten, das Schloß würde mit uns zusammenstürzen; endlich entdeckte der Hahn das Körnchen neben dem Springbrunnen und sprang darauf los, um es aufzupicken.

      Der Hahn freute sich schon und glaubte das letzte Körnchen des Granatapfels aufpicken zu können, aber es verwandelte sich in einen Fisch und tauchte in dem Springbrunnen unter; der Hahn nahm hierauf die Gestalt eines Walfisches an und tauchte dem Fische nach; sie durchbohrten nun beide den Boden und verschwanden wieder vor unsern Augen. Nach einer Weile erschreckte uns ein gräßliches Geschrei, und auf einmal erschien der Geist von neuem als eine Feuerflamme und die Prinzessin ward ebenfalls zu einer Feuerflamme. Der Geist blies feurige Funken aus Mund, Augen und Nase. Die beiden Flammen kämpften nun miteinander, aber es verbreitete sich plötzlich ein starker Rauch im Schlosse, daß wir beinahe erstickten, nun sahen wir erst unser Unglück und glaubten uns dem Tode nahe. Indes nahm die Flamme immer zu, der Brand ward größer, ich sagte: es gibt keinen Schutz und keine Macht außer beim erhabenen Gott. Auf einmal schrie der Geist wieder und ging aus dem Feuer als eine einzelne Flamme hervor, schwang sich zu uns in den Saal und blies uns ins Gesicht; die Prinzessin jedoch holte ihn wieder ein und schrie in heftig an. Aber schon war durch das Blasen des Geistes ein Funke auf mein rechtes Auge gefallen und versengte es, als ich noch Affe war; ein anderer Funke traf den König, verbrannte ihm die Hälfte seines Gesichtes, seinen Bart mit dem Halse und schlug ihm seine ganze Zahnreihe aus, ein dritter Funke fiel auf die Brust des Dieners, der vollständig verbrannte und starb. Wir verzweifelten schon an unserm Leben, da hörten wir eine Stimme, welche rief: »Gott ist groß! Gott ist groß! er hat den Unglauben besiegt und zermalmt!« Und wirklich hatte die Prinzessin den Geist überwunden, der zu einem Haufen Asche geworden war. Die Prinzessin kam dann zu uns und sprach: »Bringt mir eine Schüssel Wasser!« und setzte hinzu: »du sollst bei dem Namen Gottes und den heiligsten Schwüren frei sein!« worauf ich folglich wieder zu einem Menschen wurde. Hierauf schrie die Prinzessin: »Ach, das Feuer! das Feuer! O mein Vater, es tut mir leid um dich, ich kann nicht mehr leben: denn es hat mich ein durchdringender Feuerpfeil getroffen; ich bin zwar nicht gewohnt, mit Geistern zu kämpfen, doch habe ich nur einmal zu lange gesäumt; denn als ich der Hahn war und den Granatapfel spaltete, da hatte ich das Körnchen, welches die Seele des Geistes war, nicht gesehen, hätte ich es aufgelesen, so hätte ich ihn längst vernichten können, darum habe ich dann unter der Erde und zwischen dem Himmel noch mit ihm Krieg führen müssen; freilich habe ich, so oft er auch eine neue Art Zauber benutzte, sogleich durch eine höhere Art seine Absicht vereitelt, bis ich zu der des Feuers meine Zuflucht genommen, was selten jemand tut, ohne dabei sein Leben einzubüßen; doch war ich geschickter als er und habe ihn getötet, die Bestimmung war mir dazu behilflich, nun mag Gott, statt meiner, euch beistehen!« Dann schrie sie wieder: »O das Feuer! das Feuer!«

      Als die Prinzessin so schrie, fuhr der Kalender fort, sprach ihr Vater: »Mein Kind! auch wenn ich am Leben bliebe, wäre es ein Wunder, da doch dieser Diener gleich starb, und dieser junge Mann sein Auge verloren hat;« er fing dann an zu weinen und ich mußte mit ihm weinen. Nach einer Weile schrie die Prinzessin wieder: »Das Feuer! das Feuer!« und siehe da, ein Funken blieb an ihrem Kleide hängen zwischen ihren Füßen, dann zog er sich zwischen ihre Lenden, sie schrie dabei immerfort: »Das Feuer! das Feuer!« Nun ergriff es ihre Brust und sie schrie dabei immerfort, bis sie ganz verbrannte und zu einem Haufen Asche geworden war. Und bei Gott, meine Gebieterin! ich wurde sehr betrübt darüber und wünschte, lieber ein Hund oder ein Affe geblieben, oder gar gestorben zu sein, um nur nicht die Prinzessin nach so vielen Kämpfen sterben zu sehen.

      Als der Vater sie tot sah, schlug er sich ins Gesicht, ich tat dasselbe und rief die Diener herbei, die sehr erstaunt waren, den Sultan in einem bewußtlosen Zustande neben zwei Haufen Asche zu sehen. Sie umgaben den König, bis er wieder zu sich kam, und er erzählte ihnen, was seiner Tochter widerfahren war. Ihr Jammer war sehr groß; sie hielten sieben Trauertage, bauten ein Grabmal über die Asche der Prinzessin, die Asche des Geistes streuten sie aber in die Luft. Der Sultan war einen Monat krank, dann näherte er sich der Genesung, sein Bart wuchs wieder und Gott schrieb ihn unter die Geretteten ein. Er ließ mich dann rufen und sagte mir: »Höre, junger Mann, was ich dir sage, gehorche mir aber, sonst bist du des Todes!« Als ich ihm versprach, zu tun, was er befehlen würde, fuhr er fort: »Höre! wir brachten unsre Zeit im angenehmsten Leben zu und waren sicher vor allen Launen des Schicksals, bis deine unselige Gegenwart uns Unglück brachte; da verlor ich meine Tochter um deinetwillen, auch mein Diener wurde getötet, nur ich entging allein dem Tode. Durch dich ist all dies geschehen! Seitdem wir dich gesehen, ist aller Segen verschwunden. O, wäre es doch nie geschehen! Nun wünschte ich, da du doch nur unsrem Untergang deine Rettung zu verdanken hast, daß du in Frieden unser Land verlassest; denn sollte ich dich einst wieder schauen, so brächte ich dich um!«

      Da er mir dies in einem heftigen Tone sagte, ging ich weinend aus der Stadt. Ich war halb blind, sah und hörte nichts, wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte. Ich rief alles, was mir widerfahren, in mein Gedächtnis zurück: wie ich als Affe in die Stadt gezogen war und nun als Mensch in einem solchen Zustande sie verließ; dies alles machte mich sehr traurig. Aber ehe ich aus der Stadt heraus war, ging ich noch in ein Bad, ließ mir meinen Bart und meine Augenbrauen abscheren, hing dann einen schwarzen Sack um und ging planlos vor mich hin, Noch, o Gebieterin! denke ich jeden Tag an den unglücklichen Tod der Prinzessin und an den Verlust meines Auges, dann weine ich heftig und spreche folgende Verse:

      »Ich verlor die Besinnung; Das Unglück kam ganz unerwartet, doch kennt gewiß der Barmherzige meine Lage; ich habe daher Geduld, bis Gott anders über mich verfügen wird, so bitter auch mein Schicksal sein mag.«

      Ich durchreiste nun viele Länder, um nach Bagdad zu kommen, wo ich hoffte, jemanden zu finden, der mich dem Fürsten der Gläubigen vorstellen werde, damit ich ihm meine Geschichte erzählen könnte. Ich kam nun diese Nacht an, fand meinen Bruder hier stehen, grüßte und fragte ihn, ob er auch ein Fremder sei? Nach einer Weile kam dieser Dritte, der uns ebenfalls so anredete; so gingen wir miteinander, bis uns die Nacht überfiel. Das Schicksal trieb uns dann zu euch. Dies ist die Ursache des Verlustes meines Auges und des Abscherens meines Bartes.« Da sagten die Frauen: »Rette dein Leben und gehe!« Er aber erwiderte: »Bei Gott! ich weiche nicht, bis ich höre, was den übrigen geschehen.« Man entfesselte ihn hierauf und er stellte sich neben den ersten.

      Geschichte des dritten Kalenders

      Der dritte Kalender sprach hierauf: Gebieterin! meine Geschichte ist nicht wie die der andern, sondern viel wunderbarer und befremdender; aber sie enthält auch die Ursache meines ausgestochenen Auges und abgeschorenen Bartes. Denn während meine Freunde vom Schicksal und der Bestimmung überfallen wurden, habe ich mir selbst ein trauriges Geschick bereitet. СКАЧАТЬ