Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ich fühlte eine heidnische Liebe zu ihr; kann man aber über einen kranken Liebenden sich wundern, der seinen Glauben vergißt?«

      Ich legte mich dann nieder und nie habe ich eine schönere Nacht gehabt.

      Als ich des Morgens aufstand, so erzählte der Kalender weiter, führten mich die Mädchen in ein Bad, das im Schlosse war; und als ich gewaschen war, kleideten sie mich in kostbare Kleider, dann brachten sie zu essen. Wir aßen und tranken auch den Wein, den sie holten; die Becher kreisten bis zur Nacht, hierauf sagten sie: »Wähle eine von uns, die diese Nacht bei dir bleiben soll, wir stehen dir alle zu Diensten.« Ich wählte hierauf ein sanftes Wesen mit zarten Hüften, wie ein Dichter sagte:

      »Ich erblickte an ihrem Busen zwei festgeschlossene Knospen, die der Liebende nicht umfassen darf; sie bewacht sie mit den Pfeilen ihrer Blicke, die sie dem entgegenschleudert, der Gewalt gebraucht.«

      Ich brachte abermals eine herrliche Nacht zu; des Morgens ging ich wieder ins Bad und zog frische Kleider an. Kurz, meine Gebieterin, ich verlebte die schönste Zeit bei ihnen, wählte jede Nacht eine andere von den vierzig Mädchen, und so verging mit Essen, Trinken und Belustigungen ein ganzes Jahr. Aber am Anfang des folgenden Jahres fingen die Mädchen an zu wehklagen, sich an mich zu hängen und weinend Abschied zu nehmen. Ich fragte ganz erstaunt, was denn vorgefallen sei, daß sie mir so das Herz betrübten. Sie antworteten: »O hätten wir dich nie gekannt! Wir haben schon viele kennen gelernt, doch noch niemand, der so angenehm gewesen, als du; noch nie sahen wir einen so feinen Mann.« Dann weinten sie wieder und ich fragte sie noch einmal: »Warum weinet ihr? mein Herz zerspringt um euretwillen.« Jetzt antworteten sie alle auf einmal. »Du allein kannst Ursache unsrer Trennung werden; gehorchst du uns, so werden wir uns nie trennen, bist du aber ungehorsam, so müssen wir von einander scheiden. Unser Herz sagt uns aber, daß du uns nicht gehorchen wirst, und darum weinen wir.« Ich bat sie, mir zu sagen, um was es sich eigentlich handle, und sie sprachen: »Wisse, o Herr und Gebieter! wir alle sind Königstöchter und leben hier schon viele Jahre beisammen. Jedes Jahr müssen wir vierzig Tage von hier abwesend sein, dann kehren wir wieder und bleiben das ganze Jahr hier, essen, trinken und belustigen uns. Was nun deinen Ungehorsam gegen uns betrifft, so hat es damit folgende Bewandtnis. Wir werden dir während unsrer vierzigtägigen Abwesenheit alle Schlüssel des Schlosses überlassen; du findest darin hundert Schatzkammern, öffne sie, zerstreue dich damit, esse und trinke. Jede Türe, die du öffnest, wird dir auf einen Tag Unterhaltung gewähren; nur eine einzige Schatzkammer darfst du nicht öffnen, dich ihr nicht einmal nähern, sonst sind wir auf immer geschieden; hier allein könntest du uns ungehorsam werden. Doch hast du über neunundneunzig Schatzkammern zu gebieten; du kannst alle öffnen und dich darin ergehen, öffnest du aber diese hundertste Schatzkammer, die mit der Türe von rotem Golde, so müssen wir getrennt bleiben.«

      Die vierzig Mädchen ermahnten und warnten mich lange, fuhr der Kalender fort, beschwuren mich bei Gott und ihrem Leben, doch ja nicht unsere Trennung zu verursachen, sie baten mich, die vierzig Tage hindurch Geduld zu haben, bis sie wiederkehren würden; hierauf überlieferten sie mir die Schlüssel und wiederholten noch einmal: »Hüte dich wohl, die eine Schatzkammer zu öffnen!« Es umarmte mich dann eines der Mädchen und sprach folgende Verse:

      »Als sie zur Trennung sich nahte, war ihr Herz zwischen Liebe und Verzweiflung geteilt; sie weinte frische Perlen und aus meinem Auge flossen blutige Tränen wie Karneol, sie bildeten zusammen eine Schnur auf ihrem Halse.«

      Ich nahm Abschied von ihr und sagte: »Bei Gott! ich werde jene Türe niemals öffnen!« Sie gingen dann fort und machten noch warnende Zeichen mit der Hand. Ich blieb allein im Schloß und beschloß bei mir, diese Türe nicht zu öffnen, um niemals von ihnen getrennt zu werden. Ich ging jetzt und öffnete die erste Schatzkammer; als ich hineinkam, fand ich einen Garten wie ein Paradies. Es waren mannigfaltige Früchte darin, dicht ineinander verflochtene Zweige, singende Vögel, murmelnde Gewässer. Mein Herz erweiterte sich bei diesem Anblick. Ich lief zwischen den Bäumen umher, atmete den Wohlgeruch der Blumen, hörte das Gespräch der Vögel, die den einzigen mächtigen Gott priesen! wie ein Dichter von Äpfeln sagte:

      »Mancher Apfel vereinigt zwei Farben, die der aneinanderliegenden Wangen eines Liebespaares, welches auf einem Polster sich umarmt und erschreckt wird. Sie errötet vor Scham und er erblaßt vor Furcht.«So im Texte, d. h.: Ich sah auch Äpfel, auf welche folgende Verse passen.

      Ich sah dann Birnen, die besser als Julep und Zucker schmeckten und angenehmer als Moschus und Ambra rochen, so wie ein Dichter sagte:

      »Quitten vereinigen alle Annehmlichkeiten der Welt und sind als die vorzüglichsten Früchte bekannt; sie schmecken wie Wein, haben den Wohlgeruch des Moschus, ihre Farbe ist golden und ihre Form wie die des Mondes.«Hier fehlen wahrscheinlich die auf die Birnen bezüglichen Verse, sowie die Worte: »dann sah ich eine Quitte, auf welche folgende Verse passen.«

      Ich bemerkte auch Aprikosen, die dem Auge so wohl gefallen wie Rubin, ging dann aus diesem Garten und verschloß die Türe. Am folgenden Morgen öffnete ich eine andere Türe; hier sah ich einen großen Platz, in dessen Mitte ein Bach einen Kreis bildete, und rings umher waren allerlei wohlriechende Blumen gepflanzt: Rosen, Jasmin, weise Rosen, Narzissen, Veilchen, Levkojen, Anemonen und Lilien; es wehte gerade ein leiser Wind über diese Blumen, so daß der ganze Raum mit Wohlgerüchen angefüllt war; ich unterhielt mich hier und fing an, meinen Kummer zu vergessen. Als ich fortging, schloß ich auch diese Türe und öffnete eine dritte. Hier fand ich einen großen Saal mit verschiedenem Marmor und anderen kostbaren Steinen durchschnitten. Es waren Käfige von Sandel— und Aloeholz darin mit singenden Vögeln, Nachtigallen, Ringeltauben, Turteltauben und noch vielen anderen Tieren. Hier ward mir ganz wohl und mein Kummer verließ mich. Ich ging schlafen und am folgenden Morgen öffnete ich die vierte Türe. Hier stand ein großes Haus mit vierzig Schatzkammern rings herum, alle mit offenen Türen. Ich ging hinein und sah Perlen, Smaragd, Rubin, Karfunkel und ganze Haufen von Silber und Gold; mir schwindelte der Kopf, als ich so viele Reichtümer sah und dachte, solche Schätze können nur großen Königen gehören, und ich glaube, daß wenn alle Könige der Erde sich vereinigten, sie nicht einmal so viele zusammenbringen könnten. Ich ward ganz heiter und dachte: Jetzt bin ich der König meiner Zeit, der Herr so mannigfaltiger Dinge, Reichtümer und Mädchen, die niemand außer mir hat. So, meine Gebieterin! brachte ich meine Tage und meine Nächte zu, bis neununddreißig Nächte vorüber waren, es blieb also nur noch ein Tag übrig; schon hatte ich alle neunundneunzig Türen geöffnet, und es war die hundertste allein, die man mir eben verboten hatte. Diese verschlossene Türe beunruhigte und quälte mich, der Teufel bemächtigte sich meiner und ich hatte nicht Kraft genug, zu widerstehen. Zwar blieb nur noch eine Nacht übrig, dann wären die Mädchen zurückgekehrt, um wieder ein ganzes Jahr bei mir zu bleiben.

      Aber der Teufel überwältigte mich, ich öffnete die mit rotem Golde beschlagene Tür; als ich hineintrat, umfing mich ein so feiner und zugleich starker Geruch, daß ich zu Boden stürzte. Ich machte mir aber wieder Mut und ging vollends in diese Schatzkammer hinein, deren Boden mit Safran bestreut war; ich fand wohlriechende Wachskerzen und silberne und goldene Lampen, in denen die feinsten Öle brannten; die Wachskerzen waren mit Ambra und Aloeholz besteckt; dann sah ich zwei große Rauchfässer, wie ein Waschbecken, mit Kohlen und Weihrauch, aus denen der Dampf des Moschus und Safran in die Höhe stieg. Ich bemerkte dann auch ein Pferd, so schwarz und schwärzer noch als die Nacht; vor ihm war eine Krippe von weißem Kristall, auf der einen Seite lag geschälter Sesam und auf der anderen stand Rosenwasser. Das Pferd hatte einen Zaum an und war mit einem goldenen Sattel bedeckt. Dies Pferd erregte bei mir das größte Staunen, ich dachte, es müsse eine hohe Bedeutung haben. Der Teufel trieb mich dann wieder an, und ich führte das Pferd ins Freie und bestieg es; es wich aber nicht von der Stelle; ich spornte es und es bewegte sich nicht, darüber geriet ich in Zorn und schlug es mit der Peitsche; als es den Hieb fühlte, da wieherte es wie der Donner, schlug zwei Flügel auf und flog dann mit mir vom Schlosse weg in die Luft, bis man es nicht mehr sehen konnte. Es ließ sich dann mit mir auf dem Dach eines Schlosses nieder, schüttelte mich von seinem Rücken ab, schlug mir heftig mit dem Schweife СКАЧАТЬ