Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker
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Название: Die Regulatoren in Arkansas

Автор: Friedrich Gerstacker

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ rief Roberts, plötzlich stehenbleibend, indem er seinen Hund scharf ansah, »hier ist etwas nicht in Ordnung. Poppy ist ein zu gescheites Tier, um unnütz solche Gefühle zu verraten, mit dem Schweiß dort ist’s nicht richtig, – das ist kein Schweiß, das ist Menschenblut!«

      »Den Teufel auch!« sagte Curtis und sah ängstlich den Gefährten an.

      »Laßt uns der Fährte bis zum Fluß folgen«, fuhr Roberts fort, »dort werden wir Aufklärung erhalten oder wenigstens den Platz kenntlich machen können, an dem wir morgen früh die Untersuchung fortsetzen werden. Hier geht die Spur – deutlich genug – alle kleineren Büsche sind niedergetreten, der Körper muß schwer gewesen sein. Bei einem Stück Wild wären die Träger vorn und hinten gegangen, also in einer Reihe, und hier sind die Spuren auf beiden Seiten der Last.«

      »Mir graust’s, wenn ich das Blut sehe«, sagte der Krämer und wandte sich schaudernd ab.

      »Das kommt davon, weil Ihr noch nicht lange in Arkansas seid«, meinte Curtis; »lebt Ihr erst einmal wie ich, Eure zehn Jahre im Staate, denn werdet Ihr gleichgültig gegen derartige Sachen. Ich habe manche Leiche gesehen, seit ich hier bin, manchen Ermordeten mit begraben helfen – man gewöhnt sich wirklich dran. Nur einmal – einmal war mir’s doch bald zuviel…«

      »Jetzt hört auf mit Eurer Geschichte«, unterbrach ihn Roberts unwillig, »wir haben hier Schreckliches genug vor Augen, als daß Ihr noch mit Eurer großen ’Leichenschau‹ herauszurücken hättet – laßt die Toten ruhen.«

      »Die Geschichte müßt Ihr mir erzählen«, rief der Krämer, »ich höre so etwas für mein Leben gern.«

      »Ein andermal«, erwiderte Curtis, »aber dort ist der Fluß, nun werden wir wohl finden, was wir suchen.«

      »Hier haben sie ihre Last abgelegt«, sagte Roberts, auf einen etwas niedergedrückten Platz deutend. »Hirsch oder Mensch, von da aus muß er in den Fluß geschafft sein.«

      Curtis kniete neben die Stelle hin und bog sein Gesicht tief hinunter, aufmerksam den geringsten Eindruck im weichen Boden untersuchend. Plötzlich sprang er auf und rief:

      »Es war ein Mensch – da – da ist der Eindruck eines Knopfes. Ihr könnt es deutlich erkennen – dort – gleich neben dem schwarzen Blutstreifen – vor dem gelben Blatt da.«

      »Ja wahrhaftig«, sagte Roberts, der die Stelle ebenfalls betrachtet hatte, »es war ein Mensch – hier ist auch die Stelle, wo seine Hand gelegen hat. Gentlemen, hier ist ein Mord verübt – das unterliegt keinem Zweifel mehr, und morgen müssen wir hierher zurückkommen, die Sache genauer zu untersuchen. Heute ist’s zu spät. Bleiben wir noch zehn Minuten länger im Rohrbruch, so sind wir gezwungen, die Nacht hier zu kampieren, denn im Dunkeln wär’s unmöglich, durch das Dickicht zu dringen. Morgen aber mit Tagesanbruch wollen wir sehen, ob wir nicht das Opfer oder den Täter ermitteln können. Jetzt fort von hier; mir graust’s an der Stelle.«

      Die Männer bedurften weiter keiner Aufforderung, den Platz zu verlassen. Schweigend hieben sie sich mit ihren breiten Jagdmessern Bahn durch das Rohr, erreichten bei schon einbrechender Dämmerung ihre Pferde wieder, schwangen sich in die Sättel, trabten, den ziemlich offenen Wald zwischen dem Rohr und der dicht mit Büschen bewachsenen Bergreihe benutzend, scharf weiter und erreichten noch vor völliger Dunkelheit die Furt des Petite-Jeanne, an dessen anderem Ufer die kleine Hütte des alten Bahrens stand, der den nicht gerade ehrenhaften Beinamen »Lügen-Bahrens« in der Nachbarschaft trug.

      7. Zwei echte Backwoodsmen – Bahrens’ und Harpers Erzählungen

      Der Alte stand vor der Tür und blickte, augenscheinlich die Jäger erwartend, nach der Stelle hinüber, auf der sie jenseits des Flusses aus dem Walde treten mußten. Neben ihm kauerte Assowaum und zog seine Mokassins wieder an, die er bei der Wasserpartie abgelegt und neben der Büchse festgebunden hatte.

      »Hallo da drüben«, schrie Roberts, »ist die Furt seicht genug?«

      »Ay, ay!« war die Antwort, »knietief.«

      Die Männer hielten die Versicherung für genügend und trieben die Pferde die Bank hinunter und in den Fluß. Curtis aber, der voranritt, wäre der Spaß beinahe übel bekommen, denn er sank augenblicklich unter, und sein Pferd mußte mit ihm ans andere Ufer schwimmen.

      »Verdammt Eure schwarze Seele.« rief er ärgerlich aus, als er wieder festen Boden erreicht hatte, »was, zum Teufel, jagt Ihr einen denn mit Euren verdammten Lügen ins Wasser! He – ist das knietief?«

      »Nun, versteht sich«, erwiderte Bahrens lachend, »seht Ihr dort nicht das Zypressenknie in der Mitte vom Fluß? Dem geht’s noch nicht einmal an den oberen Rand, ‹s ist freilich sieben Fuß hoch.«

      Roberts hatte augenblicklich gehalten, als er Curtis so Hals über Kopf in die Fluten eintauchen sah, und dieser rief ihm jetzt vom andern Ufer zu:

      »Reitet noch ein Stückchen den Fluß hinunter, Roberts, dort, wo Ihr den Kies seht, da werdet Ihr trocken durchkommen.«

      »Wenn Ihr den Weg so gut kennt«, rief Bahrens, »warum seid Ihr denn nicht selbst weiter hinuntergeritten?«

      »Weil ich Narr genug war, Euch auch nur ein Wort zu glauben«, erwiderte ihm dieser, galoppierte die steile Uferbank hinauf, sprang vom Pferd und schüttelte dem Alten die Hand, der ihn herzlich willkommen hieß.

      Bahrens war einer von den echten Pionieren oder Squattern des Westens. Vor fünf Jahren etwa hatte er sich in Poinsett County, in den fürchterlichsten Sümpfen und zwanzig Meilen von jeder menschlichen Wohnung entfernt, niedergelassen. Dort hatte er auch eine Zeitlang höchst zufrieden von der Jagd gelebt. Dann aber war etwas vorgefallen, von dem er nicht gern sprach und das er »Familienverhältnisse« nannte, was ihn zwang, jene Gegend zu verlassen. Die Bewohner des Fourche la fave munkelten zwar etwas von Pferdefleischliebhaberei, das war aber grundlos. Erstlich kannten sie die Gegend nicht, denn was sich bis zu seiner Hütte verlief, war ohnedies wild geworden und der Büchse des Jägers verfallen, und zweitens hatte sich Bahrens stets als ein ehrlicher Mann bewiesen, und keiner seiner Nachbarn konnte ihm etwas Böses nachsagen. Daß er manchmal die »Wahrheit ein wenig zerhackte«, wie sich Roberts ausdrückte, wurde freilich von den meisten seiner Bekannten bestätigt, er selbst aber leugnete auch dies hartnäckig und war stets bereit, jede seiner Geschichten zu beschwören, nur – wetten wollte er nicht darauf, obgleich er sich sonst nie lange zu einer Wette bitten ließ. Hauptsächlich trieb er Viehzucht und bebaute nur ein sehr kleines Stück Land, etwa fünf Acker, um Mais für sich und die Seinen zu ziehen; auch hatte er mehrere Pferde, doch nicht viele. Er meinte, die Luft in Arkansas sage den Pferden nicht zu. Seine Familie bestand aus seiner Frau, zwei Töchtern und einem Sohn, der aber nicht bei den Eltern lebte, sondern vor zwei Jahren fortgewandert war und natürlich, da er weder schreiben noch lesen konnte, nichts weiter von sich hatte hören lassen.

      Das Haus selbst war eine der im Westen Amerikas gebräuchlichen Blockhütten, aus rohen, unbehauenen Stämmen errichtet, deren Dach, grobgespaltene, kurze Bretter, durch schwere Stangen, sogenannte weightpoles, festgehalten wurde. Dem aus rohem Lehm und Balken aufgeführten Schornstein entstieg ein dünner blauer Rauch, und Bahrens war eben damit beschäftigt, Feuerholz für den Abend zu hacken, um eine freundliche Flamme im Kamin zu unterhalten. Nur eine kleine niedere Fenz hielt eine Masse von jungen Ferkeln ab, die friedliche Einsamkeit der Wohnung zu stören, und quietschend und grunzend umrannten sie die hindernde Einfriedung, als ob sie das gewöhnliche Abendbrot, ein paar Maiskolben, erwarteten. In einer kleinen Einzäunung dicht daneben melkte die älteste Tochter, ein hübsches, schwarzäugiges Mädchen, eine große weiße Kuh, während die jüngere ein kleines Kalb an einem Strick zurückhielt, daß es die Schwester nicht in ihrer Arbeit stören und СКАЧАТЬ