Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker
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Название: Die Regulatoren in Arkansas

Автор: Friedrich Gerstacker

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Die, welche näher mit ihm bekannt waren, wußten das schon und unterbrachen ihn immer zur rechten Zeit, wo er sich dann augenblicklich zu seinem ersten Satz zurückfand. Ließ man ihn aber ungestört reden, so verlor er die Bahn und kam endlich, ohne sich auch nur mit einem Worte noch an das erinnern zu können, was er hatte sagen wollen, zu einem plötzlichen Halt.

      In dem sogenannten »Lot« angelangt, machte er nun den jungen Mann auf die einzelnen Tiere besonders aufmerksam, pries ihm, wie billig er dieses, wie teuer er das gekauft, was für Wetten jenes gewonnen, in wieviel Minuten ein anderes die Bahn durchlaufen. Er befand sich auch hier so recht in seinem Element, noch dazu, da ihm Brown nicht undeutlich zu verstehen gab, er gedenke in diesen Tagen selbst ein Pferd von ihm zu kaufen, und zwar ein starkes, kräftiges, das für den texanischen Freiheitskampf tauglich sei.

      »Das könnt Ihr bei mir bekommen, Brown, das könnt Ihr bekommen!« rief der Alte freudig, in dem Augenblick ganz vergessend, daß er dadurch den jungen Mann aus der Nachbarschaft verlieren würde. »Dort der Fuchs ist ein Mordspferd – nicht totzumachen – abends so munter wie morgens und erst vier Jahre alt – aber – wie ist mir denn? Ihr wollt nach Texas? Zum Henker, das leiden wir nicht – ich verkaufe gern ein Pferd, doch soll mich…« Er sah sich unwillkürlich um, ob seine Frau nicht zufällig in der Nähe wäre und sein Fluchen hören könnte. »Nein, Brown, das ist nichts. Texas ist ein Land, wo es keinem Christenmenschen gut geht.«

      »Dieses ruhige Leben hier sagt mir aber nicht zu; ich muß mich ein wenig in der Welt umsehen«, sagte der junge Mann, »später komm’ ich wieder zurück.«

      »Von Texas, eh? Von dort kommt niemand mehr zurück – kein ordentlicher Kerl wenigstens —, alle Schufte und Spitzbuben gehen ja jetzt dorthin, und das Sprichwort ’Geh in die Hölle‹ ist ganz abgekommen, man wird noch boshafter und wünscht den Leuten eine Reise nach Texas. Der Boden dort ist auch nicht besser als der unsere; ich habe unten im Canebottom Land, das ich nicht für zehn Dollar den Acker verkaufen möchte, und die Mast – Sie sollen einmal im nächsten Winter meine Schweine sehen; ich habe mir auch von Atkins eine neue Art gekauft – die mit ungespalteten Hufen. Atkins ließ mir zwei ab, und ich hätte noch mehr genommen, sein Bruder aber, der Advokat in Poinsett County, der sich erst neulich dort niedergelassen hat, denn das wißt Ihr doch, daß jetzt eine Menge Menschen dort in den Sumpf gezogen sind?«

      »Bei Euch wird es jetzt auch recht still im Hause werden«, sagte Brown, der einen Augenblick in tiefen Gedanken vor sich hingestarrt hatte. »Euer Sohn ist nach Tennessee, und wenn – Marion heiratet…«

      »Ja, das ist wahr; wird mir sonderbar vorkommen. Nun, ich bin auch nicht schuld daran, habe genug dagegen geschimpft. Ich weiß nicht, ich kann den Prediger nicht leiden.«

      »Er scheint sonst ein ordentlicher, stiller Mann zu sein!«

      »Still? Ja – sehr still; aber – unter uns – er kommt mir gar nicht wie ein Mann vor. Neulich hat ihm Heathcott Sachen gesagt, nach denen ich ihm ein Messer durch den Leib gerannt hätte, Rowson erwiderte aber nichts. Der Heathcott ist zwar ein wilder Bursche, sein Vater war noch einer von den alten Virginiern, die damals…«

      »Wie Ihr mir sagtet, ist die Hochzeit in vier Wochen, nicht wahr?«

      »In vier Wochen – ja – ich hab’ ihm gesagt, daß er meine Tochter nicht eher bekommen kann, bis er das Land gekauft, auf dem er wohnt, und sich überhaupt so eingerichtet hat, daß er eine Frau anständig ernähren kann. Man braucht hier im Walde gerade nicht viel, aber ein kleines Kapital ist doch nötig: bar Geld ist überhaupt etwas sehr Seltenes…«

      »Wovon ernährt sich Rowson eigentlich? Für sein Predigen empfängt er doch kein bares Geld?«

      »Nein – bewahre, er hat aber noch ein kleines Vermögen in Tennessee, acht- oder neunhundert Dollar, wie er mir gesagt hat. Einen Teil von dem erwartet er in drei Wochen, und dann hab’ ich meine Einwilligung zugesagt – die Mutter ist ganz versessen auf die Verbindung. Ich hätte auch nichts dagegen, aber der Blick von dem Menschen gefällt mir nicht. Es ist sonderbar, was der erste Blick manchmal für einen Eindruck macht. In Tennessee, wo ich doch früher wohnte und wo mein Vater am Wolfriver achtzig Acker Land hatte – Sie kennen doch den Wolfriver? —, herrliches Land, und in Memphis, kaum eine halbe Meile davon, ist auch ein vorzüglicher Markt für alle Produkte. – Wie lange ist’s nun her, daß ich nicht in Memphis war? Lieber Gott, wie die Zeit vergeht, das war damals, als das erste Dampfboot vorbeikam – die ’New Orleans‹. Ja, ja, das muß 1811 gewesen sein – 1811. Nachher kam der Krieg wieder, und wir marschierten hinunter nach Louisiana, kamen aber zu spät; Old Hickery hatte die Britischen schon geklopft. Dann später, 1815, war der starke Frost, der uns damals die ganze Frucht verdarb – so ein Frost ist mir auch im Leben noch nicht wieder vorgekommen. Aber, Brown – an was denkt Ihr denn eigentlich? Ihr seht ja so starr vor Euch nieder, fehlt Euch etwas? – wovon sprach ich doch gleich?«

      »Mir? nein – nichts – ich habe etwas Kopfschmerz und glaube, ich habe heute morgen zuviel über Onkel Bens Abenteuer gelacht. Ja, wir sprachen von unserem Pferdehandel.«

      »Oh, das hat noch Zeit! – Aber hallo – wer kommt da? Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Mann zu Pferde, und alle mit Büchsen und Messern? Nun, das ist eine gute Empfehlung bei meiner Frau. Heathcott und Mullins und Smith und Heinze, der Herr segne uns, das sind die Regulatoren, da brennt’s wieder irgendwo. Nun, wir werden ja gleich hören.«

      Der alte Mann öffnete schnell die Pforte, und Brown folgte ihm hinaus, die Reiter zu begrüßen, die jetzt in kurzem Trab den breiten Weg zwischen den Feldern von westwärts herkamen.

      4. Die Regulatoren – Zank und Kampf

      Das Lynchgesetz, das heißt die Ausübung der Gerechtigkeit von nicht dazu befugten Personen, das Bestrafen von Verbrechern durch die einzelnen Bürger des Staates selbst, hatte in Arkansas wieder einmal seit kurzem recht überhand genommen. Um das zu verhindern, waren die Gesetze verschärft, ja sogar schwere Strafen auf die Bildung von eigenmächtigen Geschworenengerichten gesetzt worden. Wenig half das aber in einem Staate, wo noch kaum ein Weg die Wildnis durchschnitt und der Arm der Gerechtigkeit nicht über die nächsten Ansiedlungen hinausreichte. Arkansas war dabei in jener Zeit der Sammelplatz aller der Raubbanden geworden, die sonst in Missouri, Illinois, Kentucky, Tennessee und Mississippi ihr Unwesen getrieben hatten, und mit Recht traten die Ansiedler zusammen und zogen gemeinschaftlich gegen den Feind zu Felde, der ihnen den Frieden ihrer Wohnungen zu zerstören drohte. Wie aber jede Sache ihre Licht- und Schattenseiten hat, so auch hier. Wo einesteils mancher Schurke plötzlich und unerwartet vor Gericht gezogen und seiner gerechten Strafe überantwortet wurde, ohne daß man Friedensrichter oder Sheriff deshalb bemühte, traf es sich auch manchmal, daß persönlicher Haß und Rachgier die Erbitterung der Menge gegen einzelne Unschuldige lenkte, um diese die Macht fühlen zu lassen, die für den Augenblick in die Hände ihrer Feinde gegeben war. So rissen in White County die Regulatoren eines Tages einen ehrbaren, fleißigen Farmer aus der Mitte seines Familienkreises, banden ihn vor den Augen seiner Frau, die noch glücklicherweise durch eine Ohnmacht dem Schrecklichsten entzogen wurde, unter dem Jammern und Wehklagen seiner Kinder an einen Baum und peitschten den Unglücklichen auf eine entsetzliche Art, um ihm das Geständnis eines Verbrechens zu erpressen, das er nicht begangen hatte. Zwar bewies er später seine Unschuld und erschoß den Rädelsführer jener Bande, seine Frau hatten der Schreck und die Angst aber so angegriffen, daß sie in ein hitziges Fieber verfiel und wenige Monate danach starb. Man sagte auch, daß Heathcott damals mit unter jenen Regulatoren gewesen sei und er deshalb White County habe verlassen müssen. Auf jeden Fall war er ein wilder, roher Bursche, mit dem niemand gern etwas zu tun hatte – ein echter Kentuckier voller Prahlerei und Rauflust, wenn auch sonst ehrlich und brav.

      Die übrigen Männer waren größtenteils Farmer aus der Nachbarschaft und alle in ihre Jagdhemden gekleidet, mit Büchsen, Bowiemessern und Pistolen bewaffnet. Heathcott war besonders mit Gewehren und Dolchen СКАЧАТЬ