Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker
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Название: Die Regulatoren in Arkansas

Автор: Friedrich Gerstacker

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Es mochten wohl das Hirn des wackern Assowaum ähnliche Gedanken durchkreuzen, als er träumend in die zerfallenden Holzscheite starrte; da stand sein Weib plötzlich von ihrer Arbeit auf und ging dem Haus zu. Sie sah die sich nähernde Gestalt des Predigers und eilte ihm entgegen. Der aber reichte ihr die Hand und sprach ein langes, salbungsvolles Gebet über sie. Unterdessen zischte das Fleisch auf den Kohlen und verbrannte auf der einen Seite.

      Alapaha war eine jener wenigen indianischen Schönheiten, denen die sonstigen, für das Auge des Weißen nicht angenehmen Unterscheidungszeichen ihrer Abstammung zur Zierde gereichten. Die vorstehenden Backenknochen verloren sich unter den vollen, von Gesundheit strotzenden Wangen, die reifen Lippen waren üppig geschwellt, die schwarzen Augen blitzten mit einem kaum zu unterdrückenden Feuer aus dem dunklen Teint der Waldschönheit hervor, der Elfenbeinglanz ihrer Zähne hätte eine Negerin beschämen können, und die schlanke Gestalt wurde keineswegs durch die Falten des feingegerbten ledernen Gewandes oder Überwurfs genügend verhüllt, um nicht ihre schönen Formen wenigstens ahnen zu lassen. Die zierlichen Füße staken in sorgfältig gearbeiteten Mokassins, das Haar wurde durch ein brennendrotes Tuch zusammengehalten, und Glaskorallen schmückten ihre Ohren und ihren Hals.

      »Alapaha!« rief Assowaum jetzt in nicht unfreundlichem, aber ernstem Ton, »Alapaha – sagt dir der Große Geist der Christen, daß du die Pflichten vernachlässigen mußt, die du deinem Mann und Häuptling schuldig bist?« Alapaha floh mit schnellen Schritten zu ihrer Arbeit zurück, und Rowson nahte sich dem roten Krieger, der, ihn nur leicht mit dem Kopfe grüßend, ruhig liegenblieb.

      »Zürnt Eurer Frau nicht, Bruder Assowaum«, redete er den Indianer salbungsvoll an, »zürnt ihr nicht, wenn sie den Worten des Herrn lauscht. Es ist ihr einziges Seelenheil, dem sie entgegeneilt, und Ihr solltet der letzte sein, der ihr dabei hemmend in den Weg träte.«

      »Assowaum zürnt nicht und hindert sie in der Ausübung ihres Glaubens nicht«, antwortete der Indianer, »aber er ist hungrig, und das Fleisch verbrennt. Alapaha ist das Weib des roten Mannes.«

      »Ich habe lange die Gelegenheit wieder einmal herbeigewünscht«, sagte Rowson mit freundlichem Blick, »Euch den Segen des Christentums recht anschaulich zu machen. Ihr wichet mir aber stets aus. Darf ich die jetzige Gelegenheit benutzen?«

      Der Indianer erwiderte nichts, sondern nahm nur das Fleisch, das ihm Alapaha auf einem roh gearbeiteten hölzernen Teller darreichte, und begann seine Mahlzeit. Der ehrwürdige Prediger rief ihm nun aufs neue alle jene Kraftstellen der Heiligen Schrift ins Gedächtnis zurück, die auf die Sünden der Menschen und die Gnade des dreieinigen Gottes aufmerksam machen, wobei er nicht vergaß, ihm die vielen Wunder zu erzählen, die Christus in seinem Lebenslauf getan, bis er zur Versöhnung alles Fleisches am Kreuze gestorben sei. Wahrscheinlich glaubte Rowson durch diese bilderreichen Erzählungen am leichtesten auf die sinnliche Natur des Waldsohnes einwirken zu können. Der Indianer aß ruhig fort; aber selbst als er sein Mahl beendet hatte, unterbrach er dennoch den Redner mit keiner Silbe, mit keinem Blick, und lauschte aufmerksam dessen Worten, so daß Rowson, hierdurch ermutigt, immer eifriger fortfuhr, die christliche Religion stets nur durch solche Sachen hervorzuheben, die, wie er nicht ganz mit Unrecht glaubte, in den Augen seines Zuhörers den meisten Wert haben mußten.

      »Hat der blasse Mann geendet?« fragte Assowaum endlich, als jener erschöpft stillschwieg.

      »Ich habe«, antwortete der Priester. »Und was sagt mein Bruder dazu?«

      Assowaum warf die Decke von sich, die er halb um sich herumgeschlagen hatte, richtete sich auf und sprach, dicht vor den Christen hintretend:

      »Vor alten Zeiten hat der Große Geist, den Ihr Gott nennt, die Welt erschaffen, und er machte Menschen – Indianer. Sie kamen nicht über die See. Er deckte etwas über die Erde und steckte die Menschen darunter; alle Stämme waren dort versammelt. Ein Stamm von ihnen aber sandte einen seiner jungen Leute hinauf zu sehen, was es oben gäbe, und dieser fand alles sehr hell und freute sich über die Schönheit des Ganzen. Ein Hirsch lief vorbei, und ein Pfeil stak in seiner Seite; der Indianer folgte ihm und kam zu dem Platz, wo er gestürzt und verendet war; andere Fährten sah er noch, und bald kam der Mann, der das Tier angeschossen hatte. Es war der Schöpfer selbst, und er zeigte ihm jetzt, wie er die Haut des Hirsches abstreifen und das Fleisch zerschneiden sollte. Gott befahl ihm dann, ein Feuer zu machen, aber der Indianer wußte nicht wie. Gott mußte es selber tun. Gott hieß ihn nachher ein Stück des Fleisches auf einen Stock stecken und es braten: der Indianer wußte aber nicht wie und ließ es auf der einen Seite verbrennen, während die andere roh blieb.«

      Rowson machte eine Gebärde, als ob er sprechen wollte, der ernste Blick Assowaums hielt ihn jedoch zurück.

      »Nachdem er den roten Mann also gelehrt hatte, das Wild zu erlegen und das Fleisch und seine Haut zu nutzen, rief er die anderen hervor aus der Erde, und sie kamen Stamm nach Stamm und erwählten jeder einen Häuptling.

      Gott machte auch das Gute und Böse – es waren Brüder. Der eine ging aus, um Gutes zu tun, der andere, um seines Bruders Werke wieder zu zerstören. Dieser machte steinige, kiesige Stellen, ließ giftige Früchte wachsen und stiftete Unheil. Der Gute wollte den Bösen gern vernichten, aber nicht mit Gewalt, schlug ihm also vor, daß sie einen Wettlauf anstellen wollten, wonach der Verlierer das Feld räumen sollte. Der Böse willigte ein und…«

      »Halt!« rief der Methodist jetzt, indem er sich in seinem Eifer von dem Stamm erhob, auf dem er gesessen, »nicht geziemt es mir, am heiligen Sabbat solchen Erzählungen zu lauschen. Armer, verblendeter Heide – das ist dein unseliger Aberglaube, der dich an diesem Gewebe der Lüge hängen läßt – scheuche ihn von dir! Jesus Christus…«

      Der Indianer sprach, während der Methodist diese Warnung schnell ausstieß, kein Wort, er unterbrach ihn mit keiner Silbe, aber er heftete einen so wilden Zorn und Ingrimm sprühenden Blick auf den Prediger, daß dieser erschrocken in seiner Rede einhielt und scheu nach dem nicht weit entfernten Hause zurücksah. Assowaum bezwang jedoch den in seiner Brust tobenden Sturm, und nur finster den fremden Apostel betrachtend, sprach er, als dieser plötzlich schwieg, mit fester, wenn auch leiser Stimme:

      »Ich habe Euren Worten gelauscht. Ihr habt mir von dem Häuptling erzählt, der Stöcke in Schlangen verwandelte und Wasser aus dem Felsen preßte; von dem Fisch, der den Menschen tagelang in seinem Bauch aufbewahrte und dann wieder ans Land spie; von dem Propheten, der auf einem feurigen Wagen in den Himmel fuhr, und von dem, der geopfert wurde und starb und doch wieder lebendig auf die Erde kam. Assowaum hat alles geglaubt. Ich erzähle Euch jetzt, wie der Große Geist in diesem Teil der Welt seine Kinder erschaffen habe, und Ihr nennt mich einen Lügner. Geht!« sagte er, seinen Arm dabei gegen den etwas beschämten Prediger ausstreckend, »das Auge des blassen Mannes sieht nur auf die Seite, auf der sein eigener Wigwam steht – alles andere ist schwarz.«

      Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, schritt Assowaum, das Nachbringen des Gepäcks seiner Squaw überlassend, dem Hause zu.

      Hier hatte Harper indessen seine Geschichte unter dem Gelächter und den Beileidsbezeigungen der übrigen vollendet, die sich, als Mittag heranrückte, größtenteils wieder nach ihren verschiedenenen Wohnorten zerstreuten, um dort ihre Mahlzeiten nicht zu versäumen. Nur Harper und Brown waren von der alten Mrs. Roberts als so »gar seltene Gäste« eingeladen worden, an dem einfachen Mahl teilzunehmen.

      Ehe der Tisch gedeckt wurde, winkte Roberts noch einmal dem jungen Brown zu, mit ihm zu der Einfenzung zu kommen, wo er seine guten Pferde hielt, denn auf sie konzentrierte sich sein ganzer Stolz und Ehrgeiz. Niemand im Staat durfte bessere Pferde haben als er, und wer mit dem alten Roberts tauschte, konnte sicher sein, daß er den kürzeren zog, denn keiner hatte ein sicheres Auge für die Fehler oder Tugenden des edlen Tieres als gerade dieser.

      Ehe wir übrigens mit dem alten Mann näher bekannt werden, möchte es vielleicht СКАЧАТЬ