Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker
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Название: Die Regulatoren in Arkansas

Автор: Friedrich Gerstacker

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Bruder soll doch aber ein sehr gewandter Geschäftsmann sein, und wenn er in dieser Hinsicht auch eine freilich etwas sonderbare Liebhaberei hat, so bringt er das sicherlich auf andere Art zehnfach wieder ein.«

      »Gewandter Geschäftsmann? Gott segne dich, Junge – es gibt keinen pfiffigeren Kaufmann als meinen Bruder; nur zu pfiffig manchmal, nur zu pfiffig! Ich erinnere mich noch recht gut daran, wie wir zusammen in Kentucky jagten und wie er die Krämer immer übers Ohr hieb mit alten Opossumfellen, denen er Waschbärenschwänze annähte und sie nachher als besonders wertvolle Felle verkaufte. Manches Quart Whisky haben wir auf die Art zusammen vertrunken. Aber einen Streich muß ich dir doch erzählen, den er mir einmal am Cane-See spielte. Wir ruderten zusammen in einem alten Kanu auf dem See herum, teils um Fische zu harpunieren, teils um Hirsche zu schießen, die des kühlen Tranks wegen an den Wasserrand kamen. Es war merkwürdig heiß, und die Sonne brannte auf eine sträfliche Art; um’s mir daher bequemer zu machen, wollt’ ich mein Jagdhemd ausziehen. Wie ich aber mein Pulverhorn vorher abnehme (ein kapitales hörnernes Pulverhorn mit luftdichtem Stöpsel), bleib’ ich mit dem Finger in der Schnur hängen, und wie der Blitz rutscht es über Bord und hinunter ins Wasser.

      Da saß ich. Der See war klar wie Kristall, und obgleich er etwa fünfzehn Fuß tief sein mochte, so konnt’ ich das Horn unten so deutlich liegen sehen, als ob ich’s mit den Händen zu ergreifen vermöchte. George war nun immer ein sehr guter Sprinter, Läufer und auch Schwimmer und Taucher gewesen; als er daher meine Verlegenheit bemerkte, erbot er sich unterzutauchen und sprang auch ohne weitere Umstände über Bord. Pulver war damals in der Gegend unmenschlich teuer und überdies schwer zu bekommen. Als er auf den Grund und in den weichen Schlamm kam, wurde das Wasser ein wenig trübe, und er mußte einen Augenblick warten, bis es wieder klar wurde. Ich zog indessen mein Jagdhemd aus und setzte mich darauf; wie er mir aber doch endlich zu lange da unten blieb und ich ein wenig ängstlich über Bord hinuntersah, was meinst du, was er da machte, he?«

      »Ja, ich weiß wahrhaftig nicht, was einer in solcher Lage anders machen könnte als den Versuch, so schnell als möglich wieder an die Oberfläche zu kommen.«

      »Fehlgeschossen!« rief der Alte und hielt in der Erregung des Augenblicks, wie von der Erinnerung überwältigt, sein Pony einen Augenblick an, »fehlgeschossen! Unten stand er, ruhig, als wenn er sich auf ebener Erde befände, und beugte sich vornüber, daß ich nicht sehen sollte, was er machte, ich sah’s aber gut genug- Der Spitzbube ließ mein Pulver heimlich in sein eigenes Horn laufen, und als er nachher wieder heraufkam, war mein Horn halbleer. – Nun, du brauchst nicht zu lachen, als ob du vom Pferde fallen wolltest. Das ist am Ende auch nicht wahr? Hat dir dein alter Onkel schon jemals eine Lüge erzählt? – He?«

      »Nein, Onkel Ben, seien Sie nicht böse, ich glaube jede Silbe; aber – ha – sehen Sie das Rote dort? – da drüben – hinter der umgestürzten Fichte – gerade dort zwischen dem Maulbeerbaum und der Eiche hindurch?«

      »Wo denn? ach da – ja, das ist ein Hirsch; wenn Assowaum mit seiner Büchse hier wäre, könnt’ er ihn bequem schießen; hinter den Bäumen würde man sicher bis auf fünfzig, sechzig Schritt herankommen.«

      »Wo nur Assowaum bleibt?« sagte der junge Mann jetzt, sich etwas ungeduldig im Sattel aufrichtend und auf die Straße zurückschauend, als ob er dort die Gestalt des Indianers zu sehen erwartete; »er schlich auf einmal in den Wald hinein, und ich glaubte, er sähe ein Stück Wild, weiß aber der liebe Gott, was ihn wieder abgehalten hat. Welch herrlichen Schuß er von hier aus hätte«, fuhr er jetzt etwas leiser fort, »ich wollte, ich hätte meine Büchse mitgenommen.«

      »Roberts würden dich schön bewillkommt haben, wenn du ihnen am Sabbat mit dem Schießeisen gekommen wärst; will’s die Frau doch nicht einmal von dem Indianer leiden, und dem – aber hol’ mich dieser und jener, das Tier ist ordentlich zahm, es muß uns gar nicht hören.«

      Die beiden Männer waren indessen, die Straße ruhig hinaufreitend, dem Hirsch sehr nahe gekommen. Dieser stand in einer der unzähligen Salzlecken, die sich an beiden Ufern des Fourche la fave, besonders reichhaltig aber am nördlichen finden, und schien keine Ahnung von einer nahenden Gefahr zu haben. Einmal hob er zwar den Kopf, das mochte aber mehr sein, um Atem zu schöpfen, als daß er irgend etwas Außergewöhnliches fürchtete. Die Männer sahen nämlich, daß er in einem tiefen, in dem Lehmufer des kleinen Baches befindlichen Loch geleckt hatte, das durch häufigen Gebrauch von Pferden, Kühen, insbesondere aber Hirschen, ausgehöhlt worden. Wenige Sekunden blieb er in dieser Stellung und peitschte, den Rücken unseren beiden Freunden zugewandt, mehrere Male mit dem Wedel die ihn umschwärmenden Fliegen fort, dann aber senkte er wieder den Kopf, um aufs neue den Salzgeschmack des fetten Erdbodens zu genießen. Er hatte erst frisch aufgesetzt. Das kaum vier Zoll lange Gehörn hinderte ihn deshalb nicht sehr in der Verfolgung seines Zweckes, so daß er bald darauf den Kopf, ihn seitwärts herumbiegend, wieder in die Höhlung hineinschob, um mit der langen Zunge die salzigsten Teile aus dem Innern herauszuholen.

      »Wo nur der Indianer stecken mag, Bill!« sagte jetzt Harper leise und mit schlecht verhehlter Jagdlust. »Ich glaube, man könnte sich bis auf fünf Schritt an das dumme Ding heranschleichen, es merkte nichts. Ach, Bill, wie ich jung war, da hättest du mich sollen schleichen sehen, ich bin einmal…«

      »Wenn Sie sich hinter der Hickorywurzel hielten, Onkel, ich glaube, es ginge«, flüsterte ihm lächelnd der junge Mann zu.

      »Unsinn, Junge! Glaubst du, ich will mit meinen alten Knochen sonntags im Walde herumkriechen und unschuldiges Viehzeug erschrecken? Ich denke nicht dran.«

      Trotz der abweisenden Worte war Harper aber doch vom Pferd gestiegen, das geduldig und regungslos stehenblieb, und auf den Zehen schlich jetzt der kleine, dicke, weißgekleidete Mann mit immer röter werdendem Gesicht auf das Wild zu, augenscheinlich nur in der Absicht, seinen Spaß an den gewaltigen Sätzen des Tieres zu haben, wenn dieses ihn endlich, und so ganz in der Nähe, wittern würde. Der Hirsch schien ihn aber nicht zu wittern, da er gerade gegen den Wind stand, denn wieder hob er den Kopf, streckte sich einen Augenblick und begann seine leckere Mahlzeit aufs neue.

      William Brown oder Bill, wie ihn sein Onkel der Kürze wegen nannte, fing jetzt selbst an, sich für die Sache zu interessieren, denn unbeweglich auf seinem Pferde sitzenbleibend, um auch das geringste Geräusch zu vermeiden, schaute er mit gespannter Aufmerksamkeit dem Vorrücken seines Onkels zu, der in diesem Augenblick die Hickorywurzel erreichte und sich jetzt kaum zehn Schritt hinter dem Hirsch befand. Hier blieb er einen Moment stehen und sah nach seinem Neffen zurück, verzog aber das Gesicht dabei zu einem komischen Grinsen, als wenn er hätte sagen wollen: Na, Bill, bin ich nicht ein verfluchter Kerl? Hier zögerte er aber wenige Sekunden, denn entweder war er selbst über die unbegreifliche Sorglosigkeit des jungen Hirsches erstaunt, oder er scheute sich, mit seinen sauberen Schuhen weiter vorzutreten, da dort die wirkliche sogenannte »Lick« oder Salzlecke begann und der kleine Bach, der durch den weichen Lehmboden rieselte, von unzähligen Wildfährten und Viehspuren zu einem weichen Schlamm zusammengetreten war. Die alte Jagdlust überwog jedoch zuletzt alle Bedenken, denn jetzt schien sich ihm zum erstenmal die Möglichkeit, aufzudrängen, daß er das Wild wirklich ergreifen könnte, und ohne sich weiter zu besinnen, trat er leise und vorsichtig in den Schlamm, den Glanz seiner wohlgeschwärzten Sonntagsschuhe auf eine wahrhaft unverantwortliche Weise vernichtend. Näher und näher kam er dem Tier, Brown hob sich, atemlos vor gespannter Erwartung, im Sattel in die Höhe, und das Herz des alten Mannes schlug, wie er später wohl hundertmal erzählte, so laut, daß er mit jedem Augenblick fürchtete, der Hirsch müßte ihn hören. Da hob dieser den Kopf; ehe er aber nur, über die Nähe des weiß scheinenden Gegenstandes erschreckt, mit einer Muskel zucken konnte, warf sich Harper auch, Sabbat und Sabbatkleider vergessend, vorwärts und ergriff ihn gerade in demselben Augenblick mit beiden Händen an den Hinterläufen, als das entsetzte Tier versuchte, mit einem Sprung der gefährlichen Nachbarschaft zu entgehen. Es war zu spät, der Mann hing wie mit eisernen Klammern an dem Hirsch. Von den verzweifelten Kraftanstrengungen des Tieres mitgerissen, wurde Harper СКАЧАТЬ