Der Vaquero. Balduin Mollhausen
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Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Vielleicht begleitet dich Rabbit. Mit den Herden rücke ich allmählich näher, und befolgst du meinen Rat pünktlich, so kannst du mich nicht verfehlen. – Hier hast du meinen Kompaß,« und er nestelte das einer Taschenuhr ähnliche Instrument von seinem Halse, »den bewahre und betrachte als deinen zuverlässigsten Freund. Als mir heute nachmittag die Zeit bis zum Wiedersehen zu langsam verstrich, überlegte ich alle möglichen Fälle genau. Dann ritzte ich mit dem Messer ein Merkmal auf den Rand des Dinges. Bei Licht wirst du es sofort entdecken. Drehst du es, daß die Nadel mit der Spitze gerade vor dem N steht, also gegen Mitternacht weißt, so bezeichnet das Merkmal die Richtung, die du innezuhalten hast. Kommt also die Stunde, in der du keinen anderen Ausweg mehr weißt, dann sattle euer flinkstes Pferd, stecke Lebensmittel auf drei, vier Tage zu dir und reite auf die Prairie hinaus. Dort ist das Merkmal dein Wegweiser. Reite langsam oder schnell, weiche rechts oder links ab, wenn du Hindernissen begegnest, nur achte darauf, daß du stets wieder in die vorgeschriebene Richtung kommst, wobei Rabbit dir von großem Nutzen sein wird, und du kannst mich nicht verfehlen. Denn ob du eine halbe Tagereise zu weit gegen Morgen oder gegen Abend verschlagen wirst, macht keinen Unterschied. Die Herden weiden gesondert voneinander und erstrecken sich zuweilen über die Breite einer Tagereise hinaus, da mußt du auf die eine oder die andere stoßen; wirst sie auch schon aus der Ferne entdecken. Belästigen dich aber die Hirten – die sind nämlich mutwilliges Gesindel – dann zeige ihnen den Kompaß, und du wirst erstaunen, wie höflich und gefällig sie werden. Wir sind dann nicht weit vom Rio Grande, wo es Notare und Geistliche in Fülle giebt, die uns zusammensprechen können.«

      »Keines deiner Worte vergesse ich,« erklärte Bell eifrig, und die letzte Spur von Bitterkeit war aus ihrem Wesen verschwunden, »und baue darauf: ist die Zeit zum Handeln da, lass' ich mich nicht säumig finden. Doch anderes beunruhigt mich noch. Die beiden Fremden, die heut bei uns ankehrten –«

      »Ich sah sie,« schaltete King Bob aufbrausend ein, »die nichtswürdigsten Schurken, die je mit dem Schweiß und Blut ihrer Mitmenschen sich mästeten.«

      »Was du sagst, Bob, ist Wahrheit, und ich fürchte, der Tag ist nicht fern, an dem wir von unserer Farm vertrieben werden.«

      »Das heißt, wenn ihr gutwillig geht. Denn begegnet ihr Gewalt mit Gewalt, da möchten die Sklavenmänner sich doch besinnen, ihre verräterischen Schädel zur Zielscheibe für eure Büchsen herzugeben,« versetzte King Bob hohnlachend. »Verdammt!« und seine Stimme erhielt einen eigentümlichen Ausdruck zügelloser Begeisterung, »dein Vater baut starke Palissadenzäune, ich gewahrte es aus der Ferne, und das verrät einen bedachtsamen Mann. Bei Gott, Bell, mit anderthalb Dutzend zuverlässigen Schützen hinter der Brustwehr zu stehen und den feilen Hunden gemächlich eine Kugel nach der anderen zuzuschicken, das müßte eine wahre Herzenslust sein –«

      »Wozu ich deine Beihilfe am wenigsten gebrauche,« ertönte hinter ihnen eine tiefe harte Stimme.

      Beide sprangen auf, und vor ihnen stand Howitt. Von Argwohn erfüllt, war er nicht auf dem Pfade gekommen, den Rabbit bewachte, sondern auf einem Umwege aus entgegengesetzter Richtung. So behutsam war er auf dem Ufer hinter dem ihn bergenden Gebüsch einhergegangen, daß Arrowmaker sowohl wie die mit ganzer Seele in ihr ernstes Gespräch vertieften jungen Leute seine Nähe nicht eher ahnten, als bis er seine Stimme erhob.

      Bell, von Entsetzen ergriffen, verharrte regungslos. Keinen Laut vermochte sie von sich zu geben, als sie des Vaters ansichtig wurde. Was sie fürchten, was sie hoffen sollte, wußte sie nicht. Wohl aber war sie im klaren darüber, daß zwei Männer einander gegenüberstanden, die, gleich starrköpfig und leidenschaftlich, gleich hoch gewachsen und von gleichem trotzigen Vertrauen auf ihre Körperkraft erfüllt, das Aergste nicht als ausgeschlossen erscheinen ließen. King Bob, zwar ebenfalls erschrok- ken, gewann indessen alsbald seine Besonnenheit zurück, und die heftige Erregung niederkämpfend, erwiderte er in ehrerbietigem Tone:

      »Das sollte mich nicht hindern, Daniel Howitt, wenn Not vorhanden wäre, Ihnen meine Arme und mein Blut zur Verfügung zu stellen und Ihnen eine Verstärkung zuzuführen, vor der Ihre verworfenen Feinde zusammenknickten wie die verbrannten Grasstoppeln auf der Prairie unter einem vollwichtigen Fuß.«

      Howitt beachtete seine Erklärung nicht, sondern, sich Bell zukehrend, hob er mit erbarmungsloser Stimme an: »Das nennst du also einen Besuch beim alten Arrowmaker? Trotz meiner ernsten Warnung schämtest du dich nicht der Sünde, heimlich mit jemand zusammenzukommen, von dem du weißt, daß er meine Schwelle nicht überschreiten darf?«

      Auf Howitts Vorwurf ermannte Bell sich zu dem flehentlich sanften, jedoch festen Ausspruch: »Der einzige Mensch in der Welt, der über alles hinweg treu zu mir steht, dem ich mit heiligen Eiden mich versprochen habe, ritt zwei Tage und zwei Nächte, um mir ein freundliches Wort zu sagen; sollte ich ihm da ein kurzes Wiedersehen verweigern?«

      Wäre er um die Welt geritten, so hätte ihm das kein Recht gegeben, auch nur einen Blick von Dir zu erbetteln,« entschied der Alte jedoch unbeugsam. »Du hast gegen mein Gebot gehandelt, hast dich an Vater und Mutter versündigt, daß allein Elternliebe dich davor bewahrt, auf ewig aus dem Hause gewiesen zu werden. Was aber denjenigen betrifft, der mit seinen Schmeichelreden dich bethörte, da sage ich dir zum letztenmal: Flehtet ihr beide auf euren Knieen um meine Billigung eures hinterlistigen Verrates, so würde ich antworten: Jedem anderen ehrlichen Manne, und wär's ein verhungerter Knecht, der um meine Tochter anhält, gebe ich sie, doch nie einem Pferdedieb –«

      »Pferdedieb?« schrie King Bob wie in Raserei auf, vergegenwärtigte sich aber im nächsten Augenblick, daß es Bells Vater, der vor ihm stand, und besonnener sprach er weiter: »Sagte das ein anderer zu mir, so wäre unter meiner Faust das letzte Wort in seiner Kehle erstickt. Ihnen dagegen will ich jetzt hier in Bells Gegenwart eine Erklärung erteilen, deren ich mich nicht zu schämen brauche –«

      »Auch nicht des Vorwurfs, einen friedlichen Mann über den Haufen geschossen zu haben?« fiel Howlitt schneidend ein.

      »Auch nicht dieses Vorwurfs. Sind Sie aber ein rechtschaffener Mann und Christ, dem's widerstrebt, falsch Zeugnis abzulegen, so werden Sie mich zu Ende hören und mir Glauben schenken. Trifft auch mancher gerechte Tadel mich, so darf ich mich doch wohl rühmen, mit der Wahrheit nie frevelhaftes Spiel getrieben zu haben. Daran gedenken Sie, während ich rede. Denn wer mich einen Lügner nennt, der beleidigt mich auf den Tod, und dafür giebt es nur eine Sühne, der ihrer zwei zum Opfer fallen.« Wie in der Besorgnis, vielleicht zu weit gegangen zu sein, zögerte er. Er fühlte, wie Howitts Blicke sich in seine Augen gleichsam einbohrten; aber auch er selbst sah auf ihn hin, wie auf jemand, von dem er einen Angriff auf Leben und Tod zu gewärtigen habe. Nur ein Schritt trennte die beiden mächtigen Gegner voneinander. Mochte indessen das Blut in den Adern beider kochen, so verstanden sie es doch, sich zu beherrschen.

      Sekunden verstrichen. Bell zitterte. Die Hände ineinander ringend, vermochte sie kaum, sich aufrecht zu erhalten. Noch weniger wagte sie, ihre Stimme zu erheben. Es folterte sie die Angst, dadurch, daß sie an ihre Anwesenheit erinnerte, eine furchtbare Katastrophe herbeizuführen. Endlich atmete Howitt tief auf. Es klang wie das Röcheln eines gefesselten Raubtieres dortiger Waldungen, jedoch heiseren Tones begann er:

      »Ich strafe keinen Lügen, dem ich die Falschheit nicht beweisen kann. Jeden freien Mannes Recht ist, das von seinem Mitmenschen zu fordern. Jetzt rede und mache ein Ende.«

      »Mehr als Gerechtigkeit verlange ich nicht,« versetzte King Bob wieder besänftigt, halb zu der verzweifelnden Geliebten gewendet, »und so hören Sie: Aufgestachelt von den Vaqueros weit und breit, die mich als den Stärksten zu ihrem Vormann ernennen wollten, verstand ich mich dazu, eine Probe meiner Gewandtheit und Todesverachtung abzulegen. Es handelte sich darum, einem der schärfsten Herdenbesitzer ein Pferd zu rauben. Es gelang mir trotz aller Hindernisse, trotz der Gefahr, den mißlungenen Versuch mit dem Leben bezahlen zu müssen. Als ich eine Woche später mit meiner Beute bei den Kameraden eintraf, hieß ich nicht mehr Robert King, sondern King Bob. Doch schon folgenden Tages ritt ich denselben Weg, СКАЧАТЬ