Der Vaquero. Balduin Mollhausen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Vaquero - Balduin Mollhausen страница 12

Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ wie ihr patriotischer Vater sie hatte taufen lassen, von der ihre Mutter behauptete, daß unwiderstehliche Reize sie schmückten. Und Reize besaß sie in der That. Zunächst einen Körper von tadellosem Ebenmaß, einer Größe und einem Gliederbau, daß mancher Farmerbursche gewiß gern mit ihr getauscht hätte. Ihr Gesicht war rund und strotzend in dreiundzwanzigjähriger Gesundheit. Die etwas nach oben weisende veredelte Stumpfnase der Mutter hätte durch keine andere ersetzt werden können, die besser zu den vollen Wangen und den üppigen Lippen des hübsch geschnittenen Mundes mit den blendend weißen Zähnen passend gewesen wäre. Dazu kamen zwei große hellbraune Augen, von denen unentschieden war, ob sie mehr Gutmütigkeit oder Schlauheit ausstrahlten.

      Auf ihren zutraulich höflichen Gruß wies King auf das Geld, und ohne es zu beachten bemerkte Independence munter:

      »Ich hörte, Sie hätten ein gröberes Stück Arbeit für mich,« und bezeichnend traf die große Hand das von ihrem Halse niederhängende Schurzfell.

      »Die Stütze einer Nähmaschine versprach ich zu erneuern, und die verlangt schon die Nachhilfe eines schwereren Hammers,« erklärte King, und während er aus dem Eisenvorrat ein geeignetes Stück hervorsuchte, rollte Independence die Aermel auf, und neben den Amboß hintretend, ließ sie den zur Hand liegenden Hammer probeweise auf demselben klingen. Bei diesem Geräusch sprang Kornett, wie Frau Hickup den Spitz getauft hatte, unter dem Werktisch hervor und in das Rad hinein und beobachtete von dort aus aufmerksam die Bewegungen seines Herrn. Kaum aber schürte dieser die Glut, als er seinen endlosen Weg schweifwedelnd antrat. Gleichzeitig begann das Fauchen des Blasebalgs und das Sprühen der Funken. Bis zum Erglühen des Eisens dauerte es indessen eine Weile, und die füllte Independence mit lebhaften Mitteilungen aus.

      »Ich will es nur bekennen,« begann sie munter, »der Mutter traue ich in manchen Dingen nicht über den Weg. Immer und immer wieder hechelt sie an mir herum. Daher stellte ich mich neben der Thür auf, um zu horchen –«

      »Was nicht das erste Mal gewesen ist,« schaltete King gelassen ein.

      »Hoffentlich auch nicht das letzte Mal, Mr. King, und das gereut mich nicht. Denn alles, was sie über mich redete, war Unsinn. Dachte ich doch ebensowenig daran, Ihren ungeratenen Jungen zu heiraten, wie da den Kornett. Gut war ich ihm zwar von Herzen, oder ich hätte seine Quälereien nicht so geduldig ertragen; aber heiraten? Brrr! Was sollte ich mit einem Manne, der stärker wäre als ich, den ich also fürchten müßte?«

      »Sie sprach wohl nur im Scherz,« meinte King mit dem matten Anfluge eines Lächelns.

      »Nein, ihr blutiger Ernst war's, und den Plan mit uns beiden hat sie heut noch nicht aufgegeben. Dabei weiß keiner besser als sie, daß er vor zwei, drei Jahren in der Ferne mit einem halbwilden Squattermädchen anbändelte. Das mag ein schönes Ding sein!«

      Die Unterhaltung stockte, indem King das Eisen in der zischenden und schnaubenden Glut drehte, Wasser über die Kohlen spritzte und das sich rötende Metall prüfte. Endlich packte er es mit der Zange fester, legte es auf den Amboß, und unter der Wucht des Hammers, den Independence mit der Gewalt und Sicherheit eines Vulkan schwang, bebte die ganze Werkstatt. Aber als hätten die umherspritzenden Funken ihren frohen Lebensmut erfrischt, begann sie ohne große Anstrengung ein Lied zu singen, nach dessen Takt sie die Schläge regelte:

      »Und der Grobschmied ist schwarz,

      Seine Dollars sind weiß;

      Er verdient sie bei Tag,

      Nachts verthut er sie mit Fleiß!

      Quenkedillo, Quenkedillo dillo dillo dillo –«

      hieß es dann immer wieder mit einem Atem, den sie von dem Blasebalg entlehnt zu haben schien.

      »Sei nur froh, daß es mit dir und dem Robert nichts geworden ist,« nahm King bei der ersten Pause das Gespräch mit heimlichem Widerwillen wieder auf, »der wäre nimmermehr ein Mann für dich gewesen. Du bist eine stattliche Person und wirst schon einen anderen und besseren finden –«

      »Ich heirate nie,« fiel Independence zutraulich ein, wie vor Jahren, wenn sie den stillen Hausherrn mit ihrem endlosen Geplauder bei der Arbeit störte, »ich will Ihnen auch sagen, weshalb. Ich hatte nämlich einen Schatz – Sie entsinnen sich vielleicht des lustigen Jerry – und seitdem der mir untreu wurde und als Söldling Handgeld nahm, schlug ich mir das Freien gänzlich aus dem Kopf.«

      »Schade; du wärest sicher eine vortreffliche Hausfrau geworden.«

      »Mag sein, Mr. King; aber lieber mein Brot als Grobschmied verdienen –« sie brach ab. Nachlässig durch das offene Fenster spähend, wurde sie eines Fremden ansichtig, der, von dem Hain her den Gemüsegarten durchschreitend, eben nach dem Hofe hinaufbog.

      »Da kommt einer,« bemerkte sie leise, denn sie wußte, daß King, außer im Geschäftsverkehr, jeden Umgang ängstlich mied, »der sieht freilich nicht wie jemand aus, der große Bestellungen auf dem Herzen trägt.«

      King stellte die Arbeit ein, für Kornett ein Zeichen, das Rad zu verlassen, sich zu schütteln und behaglich auszustrecken. Dann traten die beiden Arbeitsgefährten neben das Fenster hin, von wo aus sie, ohne selbst bemerkt zu werden, den Fremden zu überwachen vermochten. Ein vielleicht dreißigjähriger Mann war es, in der Blüte der Jugendkraft, mit einnehmendem sonnverbrannten Gesicht, braunem Vollbart und einer Haltung, die ihn als den bevorzugteren Gesellschaftskreisen angehörend kennzeichnet. Während des Einherschreitens behielt er das oberhalb der Hausthür angebrachte Schild im Auge, bemerkte daher nicht sogleich das eben auf die Schwelle tretende Mannweib. Erst als ihn nur noch wenige Schritte von dem Eingange trennten, sah er auf die seltsame Erscheinung, und den Hut lüftend, fragte er höflich, ob Herr King zu Hause und zu sprechen sei.

      Und herein zu King und Independence schallten die herrischen Worte:

      »Zu Hause? Ja. Ob aber zu sprechen, ist eine andere Frage. Bei Gingo! Eine Sünde wär's, ihn um Kleinigkeiten bei seiner schweren Arbeit zu stören.«

      »Um Kleinigkeiten kam ich nicht den weiten Weg von Deutschland herüber –« begann der Fremde.

      Die Pfeife aus dem Munde nehmend, fiel Frau Hickup unwirsch ein: »Einerlei. Ist Ihr Anliegen so schrecklich wichtig, mein junger Mann, so reden Sie herunter von Ihrer Leber. Hier ist alles militärisch geordnet. Sagen Sie, wer Sie sind, was Sie wünschen, sag' ich, und ich werde es pflichtschuldigst dem Herrn melden.«

      »Was würden Sie antworten, meine verehrte Dame, befragte ich Sie um Ihr Herkommen, um Namen und das, was Sie in Gedanken führen?« erwiderte der Fremde, durch die formlose Abfertigung gereizt.

      Frau Hickup betrachtete den nunmehr vor ihr Stehenden mit einer Miene, wie etwa der selige Knockhimdown zuzeiten einen ihm zugewiesenen krummbeinigen Rekruten. Er übte indessen offenbar einen erträglichen Eindruck auf sie aus; denn sich etwas straffer aufrichtend, ließ sie sich zu der Erwiderung herbei:

      »Was ich antworten würde, brauche ich vor keinem Menschen zu verheimlichen,« und die Gelegenheit, sich einem Unbekannten in ihrer ganzen Glorie vorzustellen, willkommen heißend, fuhr sie mit einer gewissen Feierlichkeit fort: »Mein ehrlicher Name ist Hickup, würde ich sagen, Witwe eines der berühmtesten Korporale, der durch einen fürchterlichen Hieb, mit dem er einem Apachewilden den Schädel spaltete, sich den ehrenvollen Beinamen Knockhimdown erwarb. Einer der berühmtesten Korporale, der jemals mit Weib und Kind an die Indianergrenze kommandiert und dort von den hündischen Rothäuten regelrecht skalpiert wurde.«

      »Wie traurig –« hob der Fremde an.

      Achselzuckend unterbrach ihn die stolze Korporalswitwe mit den Worten: »Traurig, aber immerhin kein unrühmliches СКАЧАТЬ