Der Vaquero. Balduin Mollhausen
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Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ich ihm die ganze Angelegenheit. Zum Schluß sagte ich, daß das Pferd für ihn verloren sei, ich aber gekommen, den geforderten Preis dafür zu bezahlen. Da nannte er mich den hinterlistigsten Räuber, der je verdiente, gehangen zu werden. Das Pferd sei ihm zu keinem Preis feil, behauptete er, ich aber sollte für meine Schandthat mindestens im Gefängnis büßen. Nach diesem bösen Hohn warf ich ihm die zweihundert Dollars vor die Füße – der Gaul war nicht halb so viel wert – und schwor ihm zu, daß, wenn er ebenso ehrlich wäre wie ich, sein Urteil anders gelautet hätte. So kam ein Wort zum anderen, und lauter schrieen wir, daß alle Leute seiner Farm zusammenliefen und uns beobachteten. Er allein hätte sich nicht an mich herangetraut. Angesichts der sieben, acht Männer achwoll ihm dagegen der Kamm, daß er sie aufforderte, mich zu verhaften. Damit ging auch meine Geduld auf die Neige. Ich zog den Revolver und drohte, jeden niederzuschießen, der Hand an mich lege. Die Leute wichen zurück. Der Farmer aber riß nunmehr ebenfalls den Revolver aus dem Gurt und feuerte auf mich.

      Die Kugel flog so dicht an meiner Schläfe vorbei, daß sie das Haar mit fortnahm, und die zweite hätte sicher ein Ende mit mir gemacht. Doch bevor er Zeit zu einem neuen Schuß gewann, brach er unter dem meinigen zusammen. Gleichzeitig spornte ich mein Pferd, und gefolgt von einigen gut gemeinten Kugeln, suchte ich das Weite. Wie ich später erfuhr, wurde der Verwundete binnen wenigen Wochen vollständig ausgeheilt. Ich hätte mich also unbesorgt dem Gericht stellen können, und meine Freisprechung wäre erfolgt. Es liegt daher für Sie kein Grund vor, mich zu einem Verbrecher zu stempeln.«

      »Und was beweist das?« fragte Howitt geringschätzig. »Den Diebstahl kannst du nicht ableugnen, ebensowenig den Angriff auf den rechtmäßigen Herrn des gestohlenen Pferdes. Und so rate ich dir, deines Weges zu ziehen, solange es noch Zeit ist.«

      »Ja, meines Weges will ich ziehen,« antwortete King Bob, und seine Stimme zitterte vor der in ihm gärenden Leidenschaftlichkeit, »doch nicht, bevor ich Ihnen einen ehrlichen Vorschlag gemacht habe. Und meine Ehrlichkeit ist schon allein dadurch in ein klares Licht gestellt worden, daß man mir die Oberaufsicht über Hunderttausende von Dollars anvertraute. Keine vier Monate dauert es, und ich bin wieder hier, um Ihre Tochter zur Frau zu begehren. Ein trotziger, wilder Geselle mag ich sein, das leugne ich nicht. Sitze ich aber erst friedlich auf meiner eigenen Scholle, so schleift sich das ab, und da werden weder Sie noch Bell jemals Ursache finden, dem offenen Wort eines rechtschaffenen, auf seine Ehre bedachten Mannes Glauben geschenkt zu haben.«

      »Vater!« hob Bell, in Thränen ausbrechend, nunmehr mit dem Mute der Verzweiflung an, »höre auf ihn! Sei barmherzig und treibe mich nicht zum Aeußersten –«

      »Schweige,« gebot Howlitt hart, »schweige mit deinem Aeußersten und gehe nach Hause! Deinen Partner sahst du zum letztenmal. – Fort, sage ich!« herrschte er der noch Zögernden erbittert zu, »und sei eingedenk, daß ich Mittel besitze, eine pflichtvergessene, aufsässige Tochter gefügig zu machen, und wäre ich gezwungen, sie mit dem ersten besten Landstreicher zusammenschreiben zu lassen.«

      Bell schritt davon. Ihre Haltung war eine herausfordernde geworden. Es regte sich in ihr das Blut des Vaters. Bis auf den Tod gekränkt durch die dem Geliebten zugeschleuderten Anklagen, reifte in ihr der Entschluß, scheinbar dem Willen des Vaters sich zu unterwerfen, jedoch nur bis zu der Stunde, in welcher der Weg zu ihrer Vereinigung mit King Bob sich vor ihr öffnen würde.

      Dieser wartete, bis sie zwischen dem Buschwerk verschwunden war; dann richtete er, den auf seine Entfernung wartenden eisernen Squatter noch etwas überragend, sich selbstbewußt auf.

      »Sie verweigern mir Ihre Tochter. Dazu besitzen Sie ein Recht. Doch auch mir steht ein unantastbares Recht zu, und das begründet sich auf die heiligen Eide, die zwischen Bell und mir gewechselt wurden –«

      »Bist du fertig?« fragte Howitt schneidend.

      »Noch nicht,« antwortete King Bob kaltblütig, »und so erkläre ich feierlich, daß Bell trotz aller ungerechten Schmähungen und uns grausam in den Weg geworfenen heillosen Hemnisse dennoch die Meinige wird, und müßte ich bei dem Versuch, sie zu erringen, elend zu Grunde gehen.«

      »So gehe zu Grunde und fahre zur Hölle,« versetzte Howitt nicht minder gelassen, »damit dürfte der Zwiespalt zwischen uns breit genug geworden sein, daß Menschenkräfte ihn nicht mehr zu überbrücken vermöchten.«

      »Einem rechten Manne ist nichts unmöglich,« erwiderte King Bob, und in seiner Stimme verriet sich unerschütterliche Willenskraft. »Was sich hier ereignen mag: Sie selbst sind verantwortlich dafür, wenn ein schweres Verhängnis auf Sie und Ihre Familie hereinbricht.«

      Gleich darauf befand er sich bei dem Kawindianer. Schweigend nahm er seine Büchse, und ohne Benutzung des Steigbügels sprang er in den Sattel. Klirrend trafen die großen Sporenräder den Mustang, der in wilden Sätzen über die Lichtung stürmte und, ähnlich seinem Herrn, den Kopf geneigt und nach vorn gestreckt, in das Gebüsch eindrang.

      Finster lauschte Howitt ihm nach, wie die Zweige vor ihm rauschten, einknickten und wieder zurückschnellten. Arrowmaker führ den Vorschub zur Rede zu stellen, welchen er den jungen Leuten leistete, verschmähte er.

      »Steckte der leibhaftige Satan nicht in ihm drinnen, möchte er vielleicht ein ganzer Mann geworden sein,« grollte er vor sich hin, indem er langsam heimwärts wandelte. »Zum Teufel mit ihm! Ich war's nicht, der ihn rief.«

      Gleichzeitig mit Bell traf er vor dem offenen Palissadenzaun ein.

      »Woher kommst du? Längst hättest du zu Hause sein müssen,« fragte er streng.

      Bell, die so lange geneigten Hauptes gegangen war, richtete sich auf. Deutlich unterschied Howitt, daß ein unheimlicher Ausdruck der Entschlossenheit sich über ihr Antlitz ausgebreitet hatte. Es leuchtete förmlich im Mondschein, so bleich war es geworden.

      Ich wartete auf King Bob,« antwortete sie unerschrocken, sogar trotzig. »Um mich zu sehen, ritt er Tag und Nacht. Ich war's ihm schuldig, ihn nicht scheiden zu lassen, ohne ihm lebewohl gesagt zu haben. Meinen heißesten Segen gab ich ihm mit auf den Weg.«

      »Es ist gut,« versetzte Howitt weniger hart, als hätte der Anblick des schönen, stattlichen Mädchens ihm eine gewisse Achtung eingeflößt, »das Lebewohl gönne ich ihm, vorausgesetzt, daß es eins auf ewig gewesen.«

      Mit ruhiger Entschiedenheit erklärte Bell: »Du sollst Vater und Mutter verlassen und dem Mann deiner Wahl folgen, steht geschrieben. Neben dem Segen erneuerte ich den Schwur meiner Treue.«

      Howitts Zorn bäumte sich wieder auf. »Wer des Vaters Fluch auf sich ladet, dem blüht kein Glück,« knüpfte er in seiner tiefen Verbitterung an, »dessen sei eingedenk bei allem, was du unternimmst.«

      »Ich werde es sein. Aber auch eingedenk, daß ein Herr über uns allen ist, der die Herzen der Menschen prüft,« fügte Bell bitter hinzu, und an dem Vater vorbei schritt sie über den Hof.

      Howitt blieb noch eine Weile draußen. Finster betrachtete er den Mond. Der Besuch der Landspekulanten hatte ihn feindlich aufgeregt. Was galten ihm alle durch sie wachgerufenen Sorgen im Vergleich mit dem Bewußtsein, mit der einzigen Tochter unheilbar zerfallen zu sein. Gewiß gönnte er ihr von ganzem Herzen ein fest begründetes dauerndes Glück, aber nur ein solches, wie es im Einklange mit seinen eigenen Anschauungen stand. Wie als Herrn seiner Farm, betrachtete er sich auch als Herrn und Gebieter seiner Familie. Seinem Willen gegenüber gab es keinen anderen. Er hatte gesprochen; an seinem Wort konnte nicht mehr gerüttelt oder gedeutelt werden.

      »Das war ein schwerer Tag,« stöhnte er unbewußt, wie dem Monde seine Gedanken anvertrauend, und langsam kehrte er sich der Hütte zu. Tief auf seufzte er beim Anblick des kleinen matt erleuchteten Fensters. Was hätter er nicht darum gegeben, wäre der wilde Steppenreiter seiner Tochter nie in den СКАЧАТЬ