Der Vaquero. Balduin Mollhausen
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Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sie sich als gefälscht oder übertrieben aus, soll die Mühe des Verpalissadierens mich nicht gereuen. Ein Dummkopf erster Klasse, der sich von den Ereignissen überraschen läßt, rechne ich, und jetzt rücken Sie heraus mit der Sprache. Ein ehrlicher Mann braucht keine Umwege zu beschreiben, wie 'n Oppossum, das 'nen Hühnerstall im Auge hat. Doch beim Sitzen redet sich's leichter, und dieses hier ist eine Bank, auf der ich schon vor siebzehn, achtzehn Jahren den Schweiß auf meiner Stirn trocknen ließ.« Dann, nachdem alle drei auf dem vor der einen Haushälfte hinlaufenden, aus sechs eingerammten Pfählen und einer roh bearbeiteten Plankenlage hergestellten Gerüst sich niedergelassen hatten, nahm Baxter wieder das Wort.

      »Vor allen Dingen bauen Sie auf meine Versicherung,« hob er an, »daß ich die weite und nicht unbeschwerliche Reise einzig und allein zu dem Zweck unternahm, um über etwaige Meinungsverschiedenheiten mich freundschaftlich mit Ihnen zu einigen. Klingt die erste Ankündigung wirklich hart in Ihren Ohren, so beweist das nicht, daß Sie auch nur im geringsten geschädigt oder übervorteilt werden sollen. Es stände das in häßlichem Widerspruch mit der Achtung, die ich aus vollem Herzen jedem schwer ums Dasein arbeitenden Ackerbauer zolle. Ich muß Sie nämlich in Kenntnis davon setzen, daß ich hier, Ihre Farm mit eingeschlossen, sechs Quadratmeilen Land ankaufte und im Begriff stehe, es in Parzellen abzuteilen und diese für zuziehende Ansiedler mundgerecht herrichten zu lassen.«

      »Von wem kauften Sie das Land?« fragte Howitt wie von ungefähr.

      »Von der Regierung. Hier ist der Kontrakt. Auch die Karte will ich Ihnen vorlegen.«

      »Also vom Uncle Sam« meinte der alte Squatter ruhig, das Dokument durch eine nachlässige Handbewegung zurückweisend, »verhandelte der aber Land, ohne die darauf angesessenen Squatter an ihr Vorkaufsrecht zu mahnen, so ist er ein ebenso niederträchtiger Schurke, wie Sie selber, der Sie darauf ausgehen, freie Arbeiter durch menschliches schwarzes Vieh zu verdrängen.«

      »Wer spricht von verdrängen?« fragte Baxer, die Beschimpfung überhörend, gleißnerisch entrüstet; »das wäre erst der letzte Ausweg, und dazwischen liegen solche Bedingungen, wie sie Ihnen nur willkommen sein können.«

      Da Howitt unbeweglich über den Hof hinsah und kein Verlangen verriet, die gepriesenen Bedingungen kennen zu lernen, fuhr er nach einer Pause zuvorkommend fort:

      »Zunächst sollen Ihnen also, in gewissenhafter Berücksichtigung der Lage dieses Gehöftes, zweimal sechzig Morgen Land, jeden zu fünf Dollars berechnet, als freies Eigentum verschrieben werden. Dafür verpflichten Sie sich, meinen Grundsätzen Rechnung zu tragen und nicht nur selbst für die segensreiche Institution der Sklaverei zu stimmen, sondern auch Ihre Nachbarn, die zu Ihnen aufblicken wie zu einem Gouverneur, dazu zu bewegen. Dadurch sichern Sie sich und den Ihrigen den ungestörten Besitz der mit so viel Fleiß und Mühe emporgebrachten Farm; außerdem aber ziehen Sie Ihren Vorteil aus dem mit der schnelleren Besiedelung wachsenden Verkehr, zumal es mit dem Kaufgelde nicht eilt, und Sie es nach Bequemlichkeit abtragen mögen.«

      »Fein ausgeklügelt,« meinte Howitt mit einem bösen Lächeln, »so fein, daß ein Einfältigerer darauf anbeißen könnte. Ich rechne indessen, nachdem Sie Ihre Bedingungen stellten, hören Sie auch gern die meinigen. Ich besitze sieben Kinder, sechs Söhne und eine Tochter. Auf Grund dieser Zahl fordere ich also, daß Sie siebenmal sechzig Morgen aus Ihren sechs Quadratmeilen für mich herausschneiden, und zwar so, daß dieser komfortable Winkel der Mittelpunkt bleibt. Ferner berechnen wir den Morgen mit drei und dreiviertel Dollars, also zum Regierungspreise, eine Summe, die ich beim Abschluß berichtige, und drittens verpflichten Sie sich, auf dem von Ihnen angekauften Lande keine Sklaverei zu dulden.«

      »Auch Ihre Bedingungen erscheinen nicht übel,« versetzte Baxter, sein Mißvergnügen hinter sorgloses Lachen verbergend, »Sie übersehen nur eines dabei, nämlich daß wir uns hier auf meinem Grund und Boden befinden, Sie also gewissermaßen mein Gast sind, es daher in meiner Gewalt liegt, Käufer und Pächter heranzuziehen, wie sie mir am meisten zusagen.«

      »Bell,« riet Howitt vollständig leidenschaftslos ins Haus hinein, »rücke Speck und Maiskuchen vom Feuer fort und stelle den Whisky für bessere Leute zur Seite!« Und über den Hof: »Jungens, führt den Fremden die Pferde zu! Sie haben große Eile, fortzukommen!« Er kehrte sich seinen Gästen zu, die erstaunt auf sein hartes Gesicht sahen: »Das ist meine Antwort auf eure Zumutung. Noch stelltet ihr die Füße nicht unter meinen Tisch; da hindert mich nichts, dringend zu raten, mein Gehöft so bald und so weit wie möglich hinter euch zu legen. Was ihr euer Recht nennt, wurde mir hinterrücks entzogen, also gestohlen, rechne ich. Mein Recht aber ist geheiligt durch achtzehnjährigen Besitz, das kann kein spekulativer Gauner, sogar der Onkel Sam selber mit seinem großen Gewissen nicht aus der Welt schaffen; und mein Recht verteidige ich in Gemeinschaft mit den Meinigen bis zum letzten Blutstropfen. Zweifeln Sie noch, so versuchen Sie doch, wie viele von Ihren feilen Schurken sich die verruchten Schädel an meinem Palissadenzaun einrennen. Denn ich bin, bei Gott, nicht der einzige hier herum, der sich dagegen auflehnt, wenn das ursprüngliche Gesetz, das uns allen bekannt ist, umgeworfen und unser freies Territorium in einem Zuchtstall für Farbige umgewandelt werden soll.«

      Die Pferde wurden vorgeführt. Die beiden Herren hatten sich erhoben. Ihre Gesichter schwammen in Wut und Hohn.

      »Sie selbst sind verantwortlich dafür, wenn ein schweres Verhängnis auf Sie hereinbricht,« bemerkte Baxter schneidend, »zählen Sie aber auf den Beistand vogelfreier halbwilder Viehtreiber, wie wir nicht weit von hier einem begegneten, so möchten Sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben –«

      Bei den letzten Worten trat Bell, beunruhigt durch die erregten Stimmen, auf die Thürschwelle. Ihre Erscheinung machte Baxter verstummen. Wie er, sah auch Margin verstört auf sie hin. Denn kein gewöhnliches Farmermädchen war es, welches da vor ihnen stand, sondern mit dem hohen, kräftigen, tadellosen Wuchs und der herausfordernden Haltung, trotz des ländlich aufgeschürzten einfachen Anzugs, das Bild einer erzürnten waffenkundigen Amazone, die im Begriff, sich zu Kampfe zu rüsten. Derselbe Ausdruck wiederholte sich in dem regelmäßig geformten Antlitz mit den weich abgerundeten, wettergebräunten Wangen, den unerschrocken blickenden Augen und den schwellenden Lippen des feingeschnittenen Mundes. Das starke blonde Haar hatte sie hinter die Ohren zurückgestrichen und dicht am Kopf zusammengeschnürt, von wo es wie ein Roßschweif tief über den Rücken niederwallte. Obwohl der Jahre höchstens zwanzig über das selbstbewußt getragene Haupt hingegangen waren, ruhte doch der tiefe, beinahe düstere Ernst eines weit höheren Alters auf dem jugendfrischen Antlitz. Nicht die leiseste Spur schlummernden Frohsinns war darauf zu entdecken. Es machte sich sogar ein eigentümlich herber Zug zu beiden Seiten des festgeschlossenen Mundes bemerklich. Hatte der Zufall gefügt, daß sie Baxters letzte Bemerkunge hörte, so war die nächste Wirkung, daß sie die Farbe wechselte. Dann aber sprach sie mit der vollen Feindseligkeit, welche durch das Auftreten der Fremden dem Vater gegenüber geweckt worden war:

      »Reden Sie verächtlich von Rinderhirten und trauen Sie dem Vater zu, mit ruchlosen Gesellen Gemeinschaft zu pflegen, so können Sie mit solchen sich nur selbst gemeint haben.«

      »Gut gegeben, Bell,« versetzte Howitt billigend, fügte aber streng hinzu: »Hast nur vergessen, daß dein Vater Manns genug ist, mit jedem, auch mit diesen beiden zweifelhaften Gentlemen, selber fertig zu werden.«

      Bell, weniger durch den Vorwurf des Vaters eingeschüchtert, als erbittert über Margin, der seine Bewunderung unverhohlen an den Tag legte und sie mit frechen Blicken betrachtete, kehrte sich kurz um und trat in die Hütte zurück.

      »Ein schönes Kind,« erklärte Margin unter dem vollen Eindruck des eigentümlichen Zaubers, der die charakteristische Erscheinung auszeichnete, und formlos fiel Howitt ein:

      »Darum befragte ich Sie nicht. Wähnen Sie, daß Anstand und gute Sitte hier im wilden Westen weniger zu Hause sind, als in euren vergoldeten Parlours, so irren Sie mächtig. Lassen eure Weiber sich unziemliches Anstarren von jedem elenden Laffen СКАЧАТЬ