Der Vaquero. Balduin Mollhausen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Vaquero - Balduin Mollhausen страница 11

Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ bringen? Den heimtückischen Feinden, die sein vieljähriges, patriarchalisch, wenn auch streng regiertes Reich bedrohten, fühlte er sich gewachsen. Wie ein Alp lastete dagegen auf ihm der Gedanke an den gestörten Frieden unter seinem Dach.

      Viertes Kapitel

      »Thomas King, Kunstschlosser,« las man oberhalb der Thür eines aus Balken und Brettern fest errichteten einstöckigen, verwitterten Hauses auf einem Schilde mäßigen Umfanges. Das Haus lag am äußersten Ende der Stadt St. Charles. Mit dem Rücken lehnte es sich gewissermaßen über einen Gemüsegarten hinweg an einen Hain großer Waldbäume, die trotz der Nähe der Stadt bisher von der lichtenden Axt verschont geblieben waren. Von der Vorderseite betrug die Entfernung bis zum Rande des Missouriufers kaum dreißig Schritte. Auch hier war ein Schild mit der bedeutsamen Inschrift angebracht worden. Heute erstreckt sich St. Charles längst über jene bescheidene Heimstätte hinaus. Damals hörte man vom frühen Morgen bis zum späten Abend aus der rechtsseitigen Hälfte des Hauses mit kurzen Unterbrechungen das Pinken und Klopfen meist leichter Hämmer auf Hof und Gemüsegarten herausschallen, oder das Knirschen und Kreischen, womit scharfe Feilen das bildsame Eisen benagten.

      Anfangs, also sechzehn, siebzehn Jahre früher, hatte der Hausbesitzer oft schwer um Arbeit zu kämpfen gehabt. Seine Kundschaft wuchs indessen in demselben Grade, in dem die Leute zu der Erkenntnis gelangten, daß ein nur mit einem bestimmten Schlüssel zu öffnendes Schloß allen vorzuziehen sei, die, aus Fabriken hervorgegangen, es namentlich in den Farmlandschaften einem marodierenden Landstreicher ermöglichten, mit einem und demselben Schlüssel sich überall in jedes Haus, in jede Hütte Zutritt zu verschaffen. Dann verringerte sich die Kundschaft wieder durch eigenes bedachtsames Dazuthun. Das Pinken, Hämmern, Feilen und Schnurren einer neu beschafften Drehbank nahm indessen seinen ungestörten Fortgang. Die an sich schon geräumige Werkstatt erfuhr sogar noch eine Erweiterung durch Anlage eines fensterlosen Nebenraumes, in dem der Meister, gleichviel ob am Tage oder zu nächtlichen Stunde, bei Lampenlicht diese oder Arbeit fortsetzte oder vervollständigte.

      Zu diesem stets verschlossen gehaltenen Raume hatte außer ihm kein anderer Zutritt. So ruhte etwas Geheimnisvolles auf dem Treiben des stillen Mannes. Dieser Eindruck wurde dadurch erhöht, daß hin und wieder einzelne Herren ihn besuchten, mit denen er sich zuweilen auf Stunden einschloß, ferner, daß kaum noch Kunden vorsprachen und dessenungeachtet niemals Not bei ihm einkehrte. Was er hämmerte, was er drehte, feilte und pinkte, ahnten nicht einmal seine Hausgenossen, die sich übrigens auch nicht viel um seine Thätigkeit kümmerten.

      Für einträglich hielten sie dieselbe allerdings, denn ihren scharfen Ohren entging nicht, daß bei Gelegenheit der rätselhaften Besuche Geldstücke in erheblicher Menge klirrend aufgezählt wurden, und das genügte ihnen. In den Verdacht der Falschmünzerei geriet er bei ihnen nicht; dazu kannten sie ihren Hausherrn zu genau. Und daran, daß er, außer einem Lehrling, dessen Verschwiegenheit über alle Zweifel erhaben, keinen Gehilfen um sich duldete, hatten sie sich im Laufe der Jahre gewöhnt. Denn sein einziger Gehilfe war und blieb jener Lehrling, ein großer weißer Spitzköter, den er abgerichtet hatte, innerhalb eines leicht beweglichen Rades einherzuschreiten und dadurch zeitweise den Blasebalg in Bewegung zu erhalten.

      Thomas King selber war ein ursprünglich hoch und schlank gewachsener Mann von etwa achtundfünfzig Jahren, mit weißem Haupthaar und Bart. Sein tief gerunzeltes hageres Gesicht zeigte nur den einzigen Ausdruck ernsten, sogar schwermütigen Sinnens. Auch seine Augen blickten, als ob Jugendfrohsinn und Lebenslust ihnen unbekannte Dinge geblieben wären. Weitere Merkmale einer getrübten Stimmung verheimlichte der starke Vollbart.

      Er hatte eben vor dem mit Instrumenten bedeckten Werktisch sein Frühstück beendigt, als vor dem nach dem Hausflur sich öffnenden Fensterchen ein verwittertes altes Gesicht auftauchte und ihn mit einer gewissen prüfenden Teilnahme betrachtete. Ueberragt wurde es von emporstrebendem kurzem graulockigen Haar. Die kleine runde, fleischige Nase bildete gewissermaßen den Grenzstein zwischen zwei gutmütig schauenden Augen und den Lippen eines erträglich großen Mundes, die einer üppig dampfenden Thonpfeife zum Halt dienten. Zu diesem wunderlichen Haupte gehörte eine nicht minder wunderliche Frauengestalt. Wie das Gesicht schien auch sie ursprünglich für einen Mann bestimmt gewesen zu sein, so hoch und breitschulterig war sie gebaut, so aufrecht und zuversichtlich war ihre Haltung.

      Zufrieden mit dem Erfolg ihres Spähens, legte die seltsame Erscheinung die brennende Pfeife auf eine Stelle des Fensterbrettchens, die durch vieljährige Benutzung bereits braun angesengt war, und nach einem flüchtig ordnenden Griff mit den gespreizten Fingern durch das Scheitelhaar trat sie in die Werkstatt ein. King sah auf.

      »Was bringen Sie, meine liebe Frau Hickup?« fragte er träumerisch und daher ausdruckslos.

      »Nichts Schlechtes, Mr. King,« antwortete Frau Hickup in dienstlichem Meldeton, »seit beinahe acht Jahren führe ich Ihnen die Wirtschaft, und wenn bis jetzt nicht alles auseinanderfiel, so haben Sie das nur meiner stets hochgehaltenen militärischen Ordnung zu verdanken, wie mein seliger Knockhimdown sie mir als Hauptlebenszweck einprägte.«

      »Gewiß erkenne ich Ihre große Ordnungsliebe und treue Fürsorge dankbar an,« versetzte King wohlwollend auf die unzähligemal gehörte Einleitung, deren Endergebnis er vorhersah, »und daß ich Sie um keinen Preis verlieren möchte, brauch' ich wohl nicht zu beteuern.«

      »Nein, Mr. King, sicher nicht. Aber auch ich darf behaupten, lieber einem Goldschmied mit den vornehmen Manieren eines Colonels zu dienen, als einem Gouverneur mit dem Anstande eines Niggers. Das waren die Grundsätze meines seligen Korporals, und die sind in mein Fleisch und Blut übergegangen. Also militärische Pünktlichkeit: Heut ist der Erste, mithin Traktamentstag.«

      »Schon wieder. Wie die Zeit hingeht, und das Geld mit ihr! Ich werde alt, und an Sparen ist nicht mehr zu denken.«

      »Was wollen Sie noch sparen? Geht's mit der Arbeit nicht mehr, so verkaufen Sie die vier Morgen Land hier herum. Die sind jetzt dreißigmal so viel wert, wie vor fünfzehn Jahren, und von dem Erlös können Sie behaglich leben, wie ein Major auf Halbsold. Hätte der Bob, der Taugenichts, nur nicht so viel verthan –«

      »Nicht weiter, Frau Hickup, ich bitte darum. Mir fällt am wenigsten zur Last, wenn er mißriet. Am liebsten ist mir, wenn ich gar nicht mehr an ihn erinnert werde.«

      »Und doch war er ein prächtiger Junge, ein geborener Flügelmann,« erklärte Frau Hickup mit großer Wärme, »nur Subordination und Disziplin fehlten ihm, die ersten Tugenden eines gebildeten Mannes. Und was für ein Paar wäre es geworden, hätte der Schlingel das Kind, meine Independence, geheiratet.«

      »Ein sehr schönes Paar,« bestätigte King gefällig.

      »Nun, vielleicht kehrt er zurück, und gebessert obenein. Das Kind ist ja noch da, und nebenbei hängt es heut noch mit rechter Liebe an ihm.«

      »Nein, nimmermehr geschieht das,« erklärte King mit scharf hervorklingender Erbitterung, »er besitzt einen Eisenschädel, und wäre ich wirklich geneigt, zu verzeihen, so ginge er lieber zu Grunde, bevor er ein gutes Wort an mich verlöre.«

      »Sie sind immerhin der Vater und nicht der erste, der Kummer an seinem Sohne erfuhr. Doch solange der Mensch lebt, soll er die Hoffnung nicht verlieren, und heut ist Traktamentstag.«

      »Ja, das Geld,« ging King sofort auf die zarte Anspielung ein, »schicken Sie nach zehn Minuten Independence, und es liegt bereit. Sie soll sich das Schurzfell umhängen, um mit dem großen Hammer einige Schläge auf ein unhandliches Stück Eisen zu thun.«

      Frau Hickup, an die Seltsamkeiten ihres Brotherrn ebenso gewähnt, wie er an die ihrigen, entfernte sich mit einem Blick, in dem aufrichtige Teilnahme und Verehrung sich einten. Er selbst begab sich in sein Schlafzimmer, wo er eine Weile mit verschiedenen Schlüsseln klirrte.

      Er СКАЧАТЬ