Der Vaquero. Balduin Mollhausen
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Название: Der Vaquero

Автор: Balduin Mollhausen

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ werden.« Zu ihrer Befriedigung entdeckte sie nach dieser Erklärung in den Zügen des Fremden ungeheuchelte Teilnahme, und dadurch aufgemuntert, gab sie ihrer Neigung, von sich selbst zu sprechen, weiteren Spielraum: »Weichmütigkeit lag nie in meiner Natur, wäre auch der Witwe eines Korporal Knockhimdown unwürdig gewesen; und da meine Pension nicht ausreichte, mich und meine Tochter, ein liebliches Soldatenkind, anständig zu ernähren, so entschied ich mich dafür, als Haushälterin bei dem weit und breit bekannten und geachteten Kunstschlosser King anzumustern, was zu bereuen ich nie Ursache fand, und er noch weniger. Sie ersehen daraus, daß ich berechtigt bin, nicht nur über sein leibliches Wohl zu wachen, sondern auch dafür zu sorgen, daß er ungestört bleibt.«

      »Und ich bekenne ebenso gern, daß ich auf den Namen Bertrand höre und mich auf dem Wege befinde, jemand zu suchen, über den Herr King mir vielleicht Auskunft erteilen kann.«

      »Und wer erlaubte sich, Sie in dieser Angelegenheit auf den Herrn King zu hetzen, wie 'ne Bulldogge auf 'nen wütigen Stier?«

      Zu dem wenig schmeichelhaften Vergleich lächelte Bertrand ergötzt, antwortete aber ernst: »Von der Stadt Kansas komme ich herunter. Dort verbrachte ich längere Zeit mit Nachforschungen nach der betreffenden Persönlichkeit, erfuhr indessen nur, daß ein gewisser Thomas King in St. Charles, wenn er noch lebe und nicht verzogen sei, der einzige sei, von dem vielleicht nähere Aufschlüsse zu erwarten seien. Gestern abend traf ich mit dem Dampfer ein. Bin ich aber trotz zeitraubender Erkundigungen nach dem Herrn King und seiner Wohnung schon hier, so zeugt das sicher für die Dringlichkeit meines Anliegens.«

      »Wie heißt die Persönlichkeit? Wie lautet Ihr Anliegen?« fragte Frau Hickup.

      Bis dahin hatten King und Independence dem deutlich zu ihnen hereindringenden Gespräch gelauscht, ersterer mit verheimlichter Unruhe, Independence brennend vor Neugierde und strahlend im Triumph über die Art, wie ihre Mutter den vermeintlichen Störenfried abfertigte. Bei der letzten Wendung aber, welche das hochnotpeinliche Verhör nah, kehrte King sich mit einer gewissen Entschiedenheit dem Mädchen zu.

      »Geh hinaus und führe den Fremden zu mir,« befahl er. »Gieb das Geld der Mutter, das stimmt sie milder, und wenn ich dein Freund bleiben soll, sorgst du dafür, daß keine unberufenen Ohren, auch die dienigen nicht, an Thür und Fenster horchen.«

      Independence strich ihr braunes krauses Haar, das beim Hämmern wild geworden, hinter die Ohren zurück und schlüpfte hinaus. Ein kurzer, durch die Geldstücke günstig beeinflußter Wortwechsel folgte; die Thür der Werkstatt wurde geöffnet, herein schritt Bertrand, und hinter ihm schlug die Thür krachend in ihre Fugen.

      »Ich hörte Ihr Gespräch mit meiner Haushälterin,« erklärte King nach der ersten Begrüßung in dem fließenden Englisch eines Deutschen, dem die Muttersprache bereits unbequem geworden, und mit unverkennbarem Mißtrauen suchte er in Bertrands Zügen; »wir sind dadurch der gegenseitigen Vorstellung überhoben; außerdem wurde ich vertraut mit dem Zweck Ihrer Anwesenheit hier, so weit Sie für gut befanden, ihn vor der Frau Hickup zu offenbaren. Es hindert daher nichts, ohne weitere Einleitung auf Ihr Anliegen einzugehen.«

      Er verriegelte die Thür und führte seinen Gast in das Schlafzimmer, dessen Einrichtung sehr anspruchslos und nur durch einen großen diebs- und feuersicheren eisernen Geldschrank der kunstvollsten Arbeit sich auszeichnete. Nachdem sie vor einem mit Briefschaften und Federzeichnungen bedeckten Tisch Platz genommen hatten, knüpfte er un- verweilt an das abgebrochene Gespräch mit den Worten an:

      »Da Sie nicht als Geschäftsmann kommen, halte ich für angemessen, Sie zu bitten, mit der dürftigen Umgebung vorlieb zu nehmen. Mehr kann von einem schlichten Handwerker nicht erwartet werden.«

      Eine gewisse steife Zurückhaltung lag in dem Tone, in welchem King sprach. Bertrand glaubte sogar herauszufühlen, daß er wenig willkommen sei, und ebenfalls verschmähend, sich der deutschen Sprache zu bedienen, antwortete er zwar höflich, jedoch nicht verbindlich:

      »Forscht man nach jemand, so dürfte das nicht minder als Geschäftssache zu betrachten sein, deren Erledigung keine lästigen und daher störenden Formen bedingt.«

      »Keine Störung,« versetzte King nach Art der Amerikaner, denen Zeit gleichbedeutend mit Geld, kurz und ausdruckslos. »Haben Sie nur die Güte, denjenigen zu nennen, dem Ihre Bemühungen gelten. Liegt es im Bereich meines Könnens, sollen Sie sicher befriedigt werden.«

      »Ich muß auf einem Umwege ans Ziel gelangen,« erwiderte Bertrand. »Als ich mich zur Reise nach den Vereinigten Staaten entschloß, wurde ich beauftragt, in der Stadt Kansas die Spuren eines gewissen Felix v. Pardelstein auszukundschaften und ihnen bis zu ihm selbst nachzufolgen. Was ich dort erfuhr, klang nur wenig ermutigend. Die mühevoll errungenen und daher unverbürgten Nachrichten beschränkten sich nämlich darauf, daß in der That vor vielen Jahren ein Pardelstein dort in tiefer Zurückgezogenheit gelebt habe, jedoch nach kurzer Zeit ohne Angabe seines Zieles weitergewandert sei. Seiner Person entsann sich keiner mehr. Dagegen erwähnte man einen ungefähr vierjährigen Knaben, der sich in seiner Begleitung befunden habe. Man hätte beide längst vergessen gehabt, wäre die Erinnerung an ihn nicht durch einen gewissen King lebendig erhalten worden, der später zureiste und bei einem Schlossermeister sich in dessen Handwerk vervollkommnete. Auch der besaß einen Knaben, in dem man – so berichtete des Schlossermeisters noch lebende Witwe mir selber – den kleinen Pardelstein erkannt haben wollte. Inwieweit ich richtig belehrt wurde, vermag ich nicht zu beurteilen; hoffe aber, daß Sie in der Lage sind, mich über den wahren Sachverhalt zu unterrichten.«

      Solange Bertrand sprach, hatte King regungslos gesessen. Nur die rechte Hand rührte sich mechanisch, indem sie mit einem Federmesser an dem Rande des alten, viel benutzten Tisches schnitzte. Aufmerksam überwachte Bertrand ihn, suchte aber vergeblich auf seinem hageren Gesicht nach einem Merkmal der Ueberraschung.

      So antwortete King auch erst nach einer Pause nachlässig: »Das ist so lange her, daß die Geschichte meinem Gedächtnis beinah gänzlich entschwand. Zugeben muß ich freilich, daß ich in freundschaftlichen Beziehungen zu jenem Pardelstein getreten war; dann aber, nachdem wir uns trennten, hörte ich nie wieder von ihm. Ebensowenig empfing ich Briefe von ihm oder solche, die für ihn bestimmt gewesen wären und die zurückzubehalten er mir aufgetragen hatte. Wo er sein Ende nahm, mag Gott wissen; und so ist es mir vollständig unmöglich, betreffs seiner Person die gewünschten Anhaltspunkte zu bieten. Er war überhaupt ein menschenscheuer, schweigsamer Mann, von dem ich nachträglich den Eindruck gewann, daß er mich zu irgend einem geheimnisvollen Zweck zu benutzen gedachte.«

      »Das ist beklagenswert,« versetzte Bertrand mit einem Ausdruck, der die Aufrichtigkeit seiner Worte verbürgte; »sollte er sich wirklich außerhalb des Bereiches aller Nachforschungen befinden, wohl gar gestorben sein, so würde ich meinen ganzen Eifer darauf zu verwenden haben, wenigstens seinen Sohn zu ermitteln. Das ist Ehrensache für mich geworden, und sein Sohn war der erwähnte Knabe unzweifelhaft, dasselbe Kind, welches er einst mit fortnahm, ohne jemals die geringste Nachricht über ihn nach Europa gelangen zu lassen.«

      King sann wieder nach, bevor er zögernd bemerkte: »Die Mittheilungen, die Ihnen wurden, treffen in den Hauptsachen zu. Ein Knabe begleitete ihn in der That. Ob es sein Sohn war, weiß ich nicht, muß es aber voraussetzen. Richtig ist ferner, daß der Knabe später bei mir gesehen wurde. Mein Verkehr mit Pardelstein fiel in die Zeit zwischen seiner und meiner Anwesenheit in Kansas. In einer südlichen Stadt lernten wir uns kennen. Als wir voneinander schieden, vertraute er mir den Knaben mit der dringenden Bitte an, ihn als meinen eigenen Sohn gelten zu lassen. Er hoffte, ihn dadurch vor Neigungen zu bewahren, die, durch das Bewußtsein, seine Herkunft auf ein altadeliges Geschlecht zurückführen zu dürfen, gefördert, nachteilig auf seine Zukunft einwirken könnten. Vereinsamt, wie ich in der Welt dastand, ging ich bereitwillig auf das Ansinnen ein, aber noch heut soll er kommen, um seinen Sohn zurückzufordern oder sich auch nur von seinem Ergehen zu überzeugen.«

      »Da СКАЧАТЬ