Jenny. Fanny Lewald
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jenny - Fanny Lewald страница 13

Название: Jenny

Автор: Fanny Lewald

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Erscheinen wohlthuend wirken. Eine gleichmäßige Ausbildung aller Seelenkräfte, bei glücklicher Anlage, machte, daß Leute von dem verschiedensten Charakter sich von ihr angezogen fühlten. Der Kluge nannte sie klug, der Leidende theilnehmend, der Frohe fröhlich, und Alle fühlten sich erquickt durch ihre Güte und das Wohlwollen, mit dem sie Jedem begegnete. Man fand sie liebenswerth, man war für sie eingenommen, ehe sie irgend etwas gethan hatte, dies Urtheil zu rechtfertigen. Solch ein Mädchen könnte und müßte der Schutzgeist eines Hauses sein, sagte sich Eduard, und es that ihm leid, daß dieses milde Wesen einer Familie angehöre, in der es weder glücklich zu sein, noch glücklich zu machen vermochte.

      Als Clara sich beruhigt hatte und das medicinische Examen vorbei war, ermahnte der Doctor sie, sich so viel als möglich zu schonen, sich ruhig zu verhalten. Bedenken Sie, sagte er, daß der Körper durch Ihre Gemüthsbewegung leidet und nicht die frühere Kraft gewinnen kann, und daß Sie, andererseits, bei diesem gereizten Nervenzustande, jedes geistige Leid doppelt schwer empfinden. Mit diesen Worten wollte er von ihr scheiden, aber sie war wieder Herr über sich selbst geworden, und hielt ihn noch zurück. —

      Vergessen Sie, was ich heute sagte, bat sie ihn, ich bin krank, und dabei übertreibt man sein Empfinden. Und denken Sie nicht ungleich von mir, weil ich die Meinen im Unmuth angeschuldigt habe. Glauben Sie, Herr Doctor! fügte sie hinzu, indem sie zu lächeln versuchte, ich bin nicht so undankbar, als ich Ihnen heute erscheinen mußte, und ich möchte nicht, daß Sie mich dafür hielten.

      Liebes, gutes Fräulein, wie mögen Sie glauben, daß ich an Ihnen irre werden könnte? rief Eduard aus. Genügt es denn nicht, daß ich Sie kenne, daß ich seit Wochen Ihre Geduld, Ihre Fügsamkeit bewundere, um ein schönes, ein reines Bild Ihres Wesens in mir festzustellen? Glauben Sie mir, dem Arzte offenbart sich die Schönheit der Menschennatur ebenso oft, als er von der erbärmlichen menschlichen Schwachheit unangenehm überrascht wird. Ihnen danke ich das Erste, und wenn ich als ein kalter Zweifler zu Ihnen gekommen wäre, Ihnen hätte ich die Ueberzeugung zu verdanken, daß im Menschen ein sanfter Strahl der Gottheit lebt.

      O! ein so schlechter Christ sind Sie gewiß nicht, daß Sie jemals an Gott gezweifelt und erst meiner Belehrung zum Glauben bedurft hätten! rief Clara, um ihre Bewegung zu verbergen.

      Indem fiel ihr aber das Thörichte dieser Aeußerung ein, und ihre Verlegenheit nahm zu, als Eduard lächelnd antwortete: Ein Gottesleugner bin ich in der That nicht; aber sicher ein herzlich schlechter Christ, da ich ein Jude bin. Gönnen Sie mir also immerhin die Belehrung durch Ihr Beispiel. Wenn es mich auch nicht bekehrt, so bessert und erfreut es mich, und für Beides bin ich Ihnen nur zu gern verpflichtet.

      Damit empfahl er sich und ließ Clara in eigenthümlicher Bewegung zurück. Sie hatte ihren Arzt liebgewonnen und ein unbedingtes Zutrauen zu seiner Behandlung gefaßt, sie achtete ihn als Mann, heute hatte sie ihn tief in ihrer Seele lesen lassen. Das Unglück ihres ganzen Lebens, das Niemand kannte, hatte sie ihm enthüllt, er hatte sich dabei gegen sie wie ein Bruder mild und gut gezeigt, sie war ihm näher getreten, als jemals einem andern Manne, und — er war ein Jude. Sie erschrak, und mußte doch lächeln, denn sie hatte es gewußt, und die Ihrigen hatten sie damit geneckt, daß sie darauf bestanden, sich nur von einem Arzte des »auserwählten Volkes« behandeln zu lassen. Man hatte sie oft genug um den eigentlichen Grund dieser Wahl gefragt, und doch konnte sie die Thatsache so ganz vergessen, daß sie sie in diesem Augenblicke überraschte. Noch vor einigen Tagen hatte William, der öfter in ihrem Krankenzimmer erschien, mit großer Theilnahme von der Meierschen Familie gesprochen, und dafür eine Strafpredigt der Commerzienräthin aushalten müssen, die er mit verständigen Gründen zurückgewiesen hatte. Jetzt war Clara völlig seiner Ansicht. Sie nannte William in ihrem Herzen einen guten aufgeklärten Menschen — aber Eduard war mehr als das. Sie mußte an sein klares, kluges Auge denken, an seine freie Stirne, und sein jüdisches Gesicht kam ihr fast schön vor.

      Ob Christus wohl auch ähnliche Züge gehabt haben mag? fragte sie sich, und immer und immer wieder an ihn denkend, sank sie endlich in einen festen Schlaf, in dessen Träumen William und Eduard und der Heiland, wie die alten Bilder ihn uns zeigen, in einander flossen, und aus dem sie erst am frühen Morgen neu gestärkt erwachte.

      Weniger ruhig sollte dem armen Eduard die Nacht vergehen. Während ihn Jenny längst mit seiner schönen Kranken aufzog und seine Mutter an jenem Abend das Geheimniß seines Herzens entdeckt zu haben glaubte, ja mit mütterlicher Sorge bereits dem Vater davon Mittheilung gemacht hatte, merkte der Doctor es noch nicht, daß Clara ihn mehr, als irgend eine seiner andern Kranken beschäftigte.

      Später als gewöhnlich war er an dem Abende zu den Seinen heimgekehrt. Er fand sie ganz allein. Seine Eltern und Jenny saßen traulich beisammen, er sah, daß man ihn erwartet und vermißt hatte.

      * * *

      Komm her, mein Sohn, rief ihm der Vater entgegen, setze Dich zu uns und erzähle, wo Du so lange geblieben bist.

      Eduard gab den Bescheid, er hätte Fräulein Horn noch besucht. Jenny erkundigte sich nach ihrem Ergehen, er sagte, daß die Genesung nur langsam vorwärts schreite, und daß die Kranke viel Schmerzen ertragen müsse. Da könntest Du Geduld und Ruhe lernen, Jenny, schloß er seine Rede.

      Es scheint, als ob Clara überhaupt eine gute Lehrerin ist, antwortete jene schnippisch, denn es ist nicht zu leugnen, daß sie Dir auch manche Begriffe beigebracht hat, die Dir früher nicht geläufig waren. Ich sagte es noch gestern zur Mutter, das ewige Politisiren hast Du Dir ziemlich abgewöhnt, dafür bist Du aber so zerstreut und träumerisch geworden, daß Du gar nicht hörst, wenn man mit Dir spricht. Entweder macht Dir Deine Patientin solche Sorgen oder Du langweilst Dich bei uns zu Hause.

      Eduard hörte das gelassen an, und seine Mutter meinte: Etwas selten bist Du wirklich in der letzten Zeit zu Hause geworden, und verändert finde ich Dich auch, mein Sohn! Kannst Du uns sagen, woher das kommt, so wirst Du mich beruhigen.

      Was Ihr für närrische Frauen seid! rief der Vater lächelnd. Ist denn das Leben nicht täglich neu, die Natur nicht täglich verändert, und Eduard sollte unwandelbar die gleiche Stimmung haben? Könnt Ihr wissen, was in seinem Berufe sich für neue Verhältnisse seinem Geiste aufdrängen, und wie klein und beschränkt ihm Eure Interessen gegen die seinigen oft erscheinen mögen? Da kommt Ihr mit Euren Haus-und Familiengeschichten und wundert Euch, wenn man nicht mit Antheil danach hört, und nennt das kalt, nennt es zerstreut. Eduard hat, wenn er einst selber Hausherr sein wird, die Kunst zu lernen, mit dem Ohr zuzuhören, ohne daß das Gehörte bis in den Kopf dringt, das lernt sich aber mit den Jahren.

      Wollte Gott! sagte die Mutter, augenblicklich zugreifend, wo ihr eine Handhabe für ihr Lieblingsthema dargeboten ward; wollte Gott, Eduard wäre erst so weit. Ungebunden, wie er jetzt ist, läßt er sich in Dinge ein, die ihn nicht kümmern; er nimmt, wie man so sagt, kein Blatt vor den Mund, er äußert politische Ansichten und Hoffnungen, die unnöthig die Augen der Regierung auf ihn gerichtet erhalten, und wenn man ihn warnt, heißt es ein für allemal: Was thut’s! ich bin ja unabhängig, ich bin ungebunden!

      Das heißt, erläuterte der Vater, Du möchtest unserm Sohne mit dem süßen Rosenband der Ehe zugleich eine tüchtige Kette anlegen, eine möglichst kurze, damit er nicht zu große Sprünge machen könne. Die Mutter macht’s wie Julia in Shakespeare, »so liebevoll mißgönnt sie ihm die Freiheit.«

      Freundlich nahm der Sohn die Hand der Mutter und sagte: Und doch waren heute meine Gedanken mehr mit häuslichen Verhältnissen, als mit allgemeinen Interessen beschäftigt. Ich hatte Gelegenheit, einen Blick in das innere Leben einer Familie zu werfen, in der ein vortreffliches Herz unter dem Druck der widerwärtigsten Verhältnisse blutet, und ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, als ich hier eintrat, und mir so wohl und behaglich wurde in unserm Hause, wie glücklich jene Arme in einem Kreise, wie der unsere, sein würde!

      Und wer ist СКАЧАТЬ