Jenny. Fanny Lewald
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Название: Jenny

Автор: Fanny Lewald

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sein Herz frei zu machen, um es bald wieder gefangen zu geben, so soll man einer Corporation zur Befreiung der Negersklaven oder zur Erleichterung der Hunde beitreten; und kein Mensch denkt dabei, daß mich z. B. dies viel mehr ennuyirt, als es irgend einen Neger langweilt, Zuckerrohr zu tragen, oder einen Hund, seinen Karren zu ziehen.

      Es ist freilich nicht allen Menschen möglich, das Leben wie eine Lustpartie zu nehmen, und jedes höhere Interesse als lästiges Hinderniß zu verleugnen, erwiderte Reinhard, dem diese Scherze Erlau’s besonders darum mißfielen, weil Jenny ein Wohlgefallen daran fand, das er nicht billigen konnte.

      Und wie soll man das Leben denn wohl anders nehmen? fuhr der unerschöpfliche Erlau fort. Gott hat uns fraglos für die Freude geschaffen; Gott will, daß wir uns freuen sollen, und daß Ihr mich neulich und heute wieder in meinem besten Vergnügen stört, ist eine wahre Todsünde. Was habt Ihr denn von dem ewigen Moralisiren? Madame Meier und die Frau Pfarrerin hören so andächtig zu, daß ihnen der Thee eiskalt werden wird, und Fräulein Jenny sieht seit der abgeschmackten Unterhaltung so traurig aus, und ist so zerstreut, daß ich noch gar keinen Thee bekommen habe, den schweren Aerger zu ertränken, den Ihr mir verursacht. — Liebes Fräulein, sprach er gegen Jenny gewandt, nur eine doppelte Portion Zucker als Ausgleich für den bittern Verdruß, den Ihr Bruder mir gemacht hat!

      Die kleine Gesellschaft war in ein herzliches Lachen ausgebrochen, das Erlau’s fröhliche Laune hervorgerufen hatte. Auch Jenny riß sich gewaltsam aus den Gedanken heraus, die heute zum ersten Male in ganz neuer Gestalt in ihr erwacht waren. Nur Reinhard blieb in tiefes Sinnen verloren, und sah, aufgelöst in Liebe, zu Jenny hin, die sich eben anschickte, Erlau eine scherzhafte Antwort zu geben, als Joseph und Steinheim in das Zimmer traten. Sie waren zu Fuß aus dem Theater gekommen, und Steinheim entschuldigte ihr spätes Erscheinen mit den parodirten Worten: Spät komm’ ich, doch ich komme; der weite Weg entschuldige mein Säumen.

      Aber warum fuhren Sie nicht auch nach Hause? fragte Jenny.

      Weil leider Freitag Abend ist, antwortete Steinheim, und ich meiner Mutter den Kummer nicht machen wollte, zu fahren. Aus Kindesliebe, aus Frömmigkeit hole ich mir in dem nassen Wetter den Tod, nach dem Echauffement im Theater, und bei meinem reizbaren Nervensystem! Was soll man aber thun?

      Ich habe geglaubt, das Fahren sei nur am Sonnabend verboten, sagte die Pfarrerin.

      O nein! erwiderte Steinheim, der Sonnabend fängt bei uns schon des Freitags an, und alle Ruhe- und Sabbathfeiergesetze müssen von Freitag Abend ab gehalten werden, bis Sonnabends die ersten Sterne blinken.

      Die Pfarrerin erwähnte es lobend, daß Steinheim sich an diese Formen halte. — Mir sind sie ganz gleichgültig, antwortete er, ich halte sie für ein Gesetz, das mißverstanden ist, und befolge es nur meiner Mutter zu Liebe, der ich viele Opfer der Art bringe, obgleich sie meine Gesundheit ruiniren.

      Für solch einen Mustersohn habe ich Sie nicht gehalten, sagte Jenny, die nie der Lust widerstehen konnte, Steinheim zu necken. Ich wußte nicht, daß Selbstverleugnung auch zu Ihren Tugenden gehöre.

      »Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen, und das Erhabne in den Staub zu ziehn,« declamirte Steinheim. Daß Sie, holdes Fräulein, aber an mir zweifeln, verdiene ich nicht, und ich könnte wie Cäsar sagen: »Brutus, auch Du!« — Uebrigens wissen Sie ja, daß Sonnabends unsere Pferde geschont und ich strapazirt werde.

      Das ist das erste Gesetz gegen Thierquälerei, rief Erlau dazwischen, und ich wundere mich, lieber Meier, daß Du, in doppelter Hinsicht triumphirend, nicht längst darauf aufmerksam gemacht hast.

      Wirklich, meinte Madame Meier, gehört aber die stille Sabbathfeier zu den Gesetzen der jüdischen Religion, die mir sehr gefallen und zusagen — obgleich wir sie nicht mehr halten.

      Ich finde es auch sehr schön, sagte Jenny, aber es ist doch nicht für alle Menschen, eigentlich nur für Juden gemeint; denn ich habe bei Madame Steinheim selbst gesehen, daß ihr christliches Dienstmädchen die Lichter putzte, was sie selbst nicht that.

      Also meinen Sie, fragte Steinheim, der sich neben Jenny’s Stuhl hingesetzt hatte, da das Dienstmädchen Licht putzen darf, so kann das Pferd auch ziehen?

      Ja! sagte Jenny leise, während sich bereits eine andere Unterhaltung in der Gesellschaft entsponnen hatte. Ja! die Pferde könnten wohl arbeiten, da sie nicht Juden sind.

      Und was sind sie denn? fragte Steinheim ebenfalls leise, um die Andern nicht zu stören.

      Weiß ich’s? war die Antwort, vermuthlich Christen! — oder Heiden! fügte sie schleunig hinzu, bemerkend, daß Reinhard, der an ihrer andern Seite saß, jedes Wort dieser kindischen Unterhaltung gehört hatte, und sich unwillig abwendete, als Steinheim in ein laut schallendes Gelächter verfiel, dessen Grund er aber, auf Jenny’s eifriges Bitten, nicht sagen wollte, so sehr man auch in ihn drang.

      Durch Reinhard’s Brust waren die letzten Worte wie ein fliegendes Weh gezogen, wie ein eisiger Frost über die ersten schönen Blüthen des Frühlings. Diese Leichtfertigkeit, dies Scherzen mit Allem, was Andern heilig ist, das war es eben, was oft so trennend zwischen Jenny und seiner Liebe gestanden hatte. Er liebte ihre reiche, schöne Natur, ihr lebhaftes Gefühl, und wurde es doch nur zu häufig mit Betrübniß gewahr, daß Jenny, in Folge ihrer Erziehung und der Verhältnisse, in denen sie aufgewachsen war, eine Richtung genommen hatte, die seiner ganzen Seele widerstrebte, die auch Eduard mißbilligte, die aber zu ändern ihren beiderseitigen Bemühungen bis jetzt nicht gelungen war. Reinhard glaubte an ihr Herz, er liebte sie, wie ein kräftiges Gemüth nur zu lieben vermag — und doch fühlte er eine Scheidewand zwischen sich und der Geliebten; doch konnte er die bange Ahnung nicht unterdrücken, es stehe ein Etwas trennend zwischen ihm und ihr. Jetzt bei Jenny’s letzten Worten erwachte das Gefühl aufs Neue und heute um so schmerzlicher in ihm. Trüb und verstimmt nahm er, als sich die Gesellschaft trennte, von der Geliebten Abschied, trüb und verstimmt schritt er an seiner Mutter Seite heim, während Jenny in ihrem Zimmer Thränen der bittersten Reue vergoß. Sie wußte, was sie ihm angethan hatte, aber so hatte sie heute doch nicht von ihm zu scheiden geglaubt. — Er hatte keinen Blick für sie gehabt, und jetzt wußte er es doch, daß sie ihn liebte.

      * * *

      Die schöne Clara lag, während sich dies Alles begab, von Schmerzen gepeinigt auf ihrem Krankenlager. Jung, schön und gut, umgeben von Reichthum und Luxus, hatte sie doch niemals das Glück gekannt, für das allein sie geschaffen schien. In ihrem väterlichen Hause war die unglückliche Ehe ihrer Eltern eine Quelle des Leidens für sie geworden. Nur der Wunsch, sich in der Welt vorwärts zu bringen, hatte ihren Vater einst dazu vermocht, um seine Gattin zu werben, die, wie schon früher erwähnt, einer der angesehensten Familien der Kaufmannsaristokratie angehörte. Die Commerzienräthin war einige Jahre älter als ihr Gatte, hatte aber, als sie sich mit ihm verband, noch vollen Anspruch auf die Bewunderung ihrer regelmäßigen kalten Schönheit zu machen, und glaubte, ein Recht auf die Verehrung ihres Mannes, auf seinen Dank zu besitzen, weil sie sich entschlossen, zu einer Verbindung zu schreiten, die damals noch keine glänzende Aussicht geboten hatte. Liebe brachten beide Theile nicht in das neugegründete Hauswesen; und als bald darauf der herrschsüchtige Charakter der Frau dem jungen Manne sein Haus zur Plage machte, und er sich immer mehr von ihr zurückzog, artete ihre Stimmung in eine Bitterkeit, in eine starre Kälte aus, die vollends dazu beitrug, die Gatten von einander zu entfernen. Die Geburt ihres Sohnes schien eine Zeitlang das Herz der Mutter mildern Gefühlen gegen den Vater des Kindes zu öffnen. Es war aber zu spät, um den Frieden herzustellen. Horn hatte sich, fortgerissen von andern Männern und einem sinnlichen Temperamente, einer Lebensart überlassen, welche seiner Frau gerechten Grund zur Klage bot, und als einige Jahre später Clara geboren wurde, fehlte schon an ihrer Wiege das Lächeln beglückter Elternliebe.

      Ihr Sohn war das einzige Wesen, СКАЧАТЬ