Название: Hetzjagd im All
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847648277
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Zu meiner Wohnung gehörte neben einer eigenen Transmitter-Station auch ein separater Gleiter-Hangar mit mehreren Fahrzeugen für unterschiedliche Zwecke.
Ich durchschritt den Schott, der den Hangar vom Rest meiner Residenz trennte.
Die Schiebetür teilte sich, ich machte einen Schritt. Irgend etwas warnte mich. Eine Art unterbewußter Instinkt für Gefahr. Vielleicht war es auch die Bewegung, die ich aus den Augenwinkeln herum wahrnahm. Und das eigenartige Geräusch. Hier stimmte etwas nicht. Die beiden Hälften des Schiebeschotts rasten auf mich zu. Ich warf mich nach vorn, während die beiden Hälften mit einem krachenden Laut gegeneinanderstießen. Dies geschah mit einer geradezu mörderischen Heftigkeit.
Ich hatte mich einigermaßen auf dem Boden abrollen können und rappelte mich wieder auf.
"Systemkontrolle", forderte ich. Mein CyberSensor würde den Wohnungsrechner ansteuern und nach Fehlfunktionen im Programmbereich untersuchen.
Es hatte nicht viel gefehlt und die Tür wäre zu einer Todesfalle für mich geworden. Fehlfunktionen kamen vor - aber andererseits...
Sie waren extrem selten. Vor allem in einer ziemlich perfekt organisierten Stadt mit erhöhtem Komfortniveau wie Barcana.
Ich atmete tief durch, registrierte dabei die Anzeige, die mir in dieser Sekunde im linken Auge angezeigt wurde und mich über den Fortschritt der Überprüfung informierte.
>Es wurde eine Störung im Programsektor WACMXXX festgestellt.>
"Bitte genauer identifizieren."
>Genaure Identifizierung bislang nicht möglich>, erklärte mir die Pseudostimme in meinen Hörnerv hinein. >Fehler beheben und Untersuchung der Ursache fortsetzen?>
"Ja."
>Sie befinden sich im Gleiter-Hangar. Von einer Benutzung der Gleiter wird abgeraten, so lange der aufgetretene Fehler nicht behoben ist.>
"In Ordnung. Aber vielleicht könntest du dafür sorgen, daß der Schott wieder passierbar ist. Ich bin hier ja gewissermaßen gefangen", erwiderte ich. Und dabei fiel mir ein, daß ich soeben ein Computerprogramm mit 'du' angeredet hatte. Wie eine Person, obwohl es sich eigentlich um nichts weiter als eine Folge codierter Befehle handelte. Es gab Leute, die ihren Systemen Namen gaben. Ich gehörte nicht dazu.
Irgendwie ist deine Haltung nicht ganz konsequent, meldete sich eine sarkastische Stimme in mir. Wer der Meinung ist, daß es zwischen Maschinen und biologischen Lebewesen eine natürliche Grenze gibt, sollte nicht mit einem CyberSensor im Nacken herumlaufen...
Das SYSTEM meldete sich einige Augenblicke lang nicht.
Niemand kitzelte meine Hörnerven.
Auch auf dem Anzeigenfeld in meinem linken Auge tat sich nichts.
Mir war nicht klar, ob ich das für ein gutes oder ein schlechtes Zeichen halten sollte.
Dann öffnete sich plötzlich der Schott.
Er ruckelte eigenartig dabei und blieb dann schließlich offen.
>Sie können passieren. Der Fehler ist behoben.>
"Und das Analyseergebnis?"
>Noch unklar. Wollen Sie die Protokolle angezeigt haben?>
"Später."
Ich passierte den Schott mit einem schnellen Schritt. Die beiden Hälften bewegten sich nicht dabei, was ich für ein gutes Zeichen hielt.
Ich ging zurück ins Büro und aktivierte eine der alten 2-D-Fassungen von THE MALTESE FALCON, einem uralten Film aus dem zwanzigsten Jahrhundert, bei dem sich die Experten darüber stritten, ob er nun aus künstlerischen Gründen in Schwarzweiß gedreht worden war oder nur deswegen, weil der Aufwand an finanziellen Resourcen für einen Farbfilm zu groß gewesen wäre. Denn daß der Farbfilm um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts bereits erfunden gewesen war, das galt als allgemeine Lehrmeinung der Historiker. Aber vielleicht hatten ja auch die Außenseiterpositionen recht, die behaupteten, daß man den Farbfilm erst im einundzwanzigsten Jahrhundert erfunden hatte und alles, was an archäologischen Gegenbeweisen die Jahrtausende in irgendwelchen Datenspeichern überdauert hatte, in Wahrheit nachträglich koloriert worden war.
Ich blickte auf die Leinwand und verfolgte die Geschichte um den zwielichtigen Detektiv Sam Spade, die noch zwielichtigere Bridgid O'Shaughnessy und einen komischen angemalten Vogel, der für alle Beteiligten von unschätzbarem Wert war. Angeblich war der Film gar nicht die erste Fassung dieses Stoffes. Es sollte ein Roman von einem gewissen Dashiell Hammett existiert haben, der der Verfilmung zu Grunde gelegen hatte. Aber das war kaum mehr als eine Legende, für die es bislang nicht den Hauch eines Beweises gab.
Das SYSTEM meldete sich über die Anzeige in meinem linken Auge.
So wie ich gerade saß und auf die Leinwand sah, überdeckte die Meldung des Systems den Hut von Sam Spade.
>Sämtliche Fehlfunktionen sind behoben. Ursache der Störung war ein eingeschleustes reproduktionsfähiges Fremdprogramm.>
"Ein Virus...", murmelte ich.
>Die fremden Programmkomponenten konnten sämtlich entfernt werden. Mit weiteren Fehlfunktionen ist nicht zu rechnen. Alle Programme arbeiten wieder einwandfrei.>
"Gut", nickte ich zufrieden.
Währenddessen sah ich auf dem gewohnt wackeligen Bild auf der Leinwand ein paar Schlieren. Aber die hatten nichts mit irgendwelchen Systemfehlern oder Viren zu tun. Diese Schlieren machten den Reiz des alten 2-D-Materials aus und zeigen an, daß es sich nicht um eine Fake-Datei handelte, wie man sie manchmal als preiswerte Sonderangebote in GalaxyNet-Flohmärkten angeboten bekam.
Ich saß da, grübelte etwas darüber nach, wieso man in den zweieinhalb Jahrtausenden seit Erfindung des Computers kein wirksames Mittel gegen Viren erfunden hatte, dachte an Sorana und die vergangene Nacht und fragte mich, ob ich mein Leben in Zukunft einfach so weiter laufen lassen sollte wie bisher oder ob es nicht an der Zeit war, etwas zu ändern. Eine ziemlich bunte Mischung von Gedanken und Empfindungen, die sich da gegenseitig überlagerten, dazwischen die federnden Dialoge aus THE MALTESE FALCON, die großen Augen von Joel Cairo, der von einem Mann namens Peter Lorre gespielt worden war; dazu das dicke feiste Gesicht von jemandem, der sich Gutman nannte und die grauen Eminenz im Hintergrund darstellte.
Irgendwann meldete mir meine Sichtanzeige im linken Auge Besuch. Die Buchstaben verdeckten Humphrey Bogarts alias Sam Spades V-förmiges Gesicht.
Ein gewisser Palmon Jarvus aus New Manhattan wollte mich sprechen.
Persönlich und...
...corporal!
Ich gab ihm die Erlaubnis, mein Transmitterportal anzusteuern und deaktivierte THE MALTESE FALCON.
Wenn jemand mich in meinem Büro aufsuchen - und nicht nur über Bildschirm, Holoprojektion oder im Cyberspace mit mir sprechen wollte - dann mußte es um etwas sehr wichtiges gehen. Bei den Klienten, die СКАЧАТЬ