Название: Hetzjagd im All
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847648277
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Ich kam ziemlich hart mit der Schulter auf, das Projektil jagte an mir vorbei auf eine der unzähligen Ruinen zu, die diese trostlose Trümmerlandschaft prägten. Die Trümmer irgendeiner dieser alten Riesenstädte, die es in der Vergangenheit gegeben hatte. Old L.A., Old N.Y., Old London oder dergleichen mehr. Ich hatte es vergessen, welchen Namen DIESER Trümmerhaufen trug. Spielte auch keine Rolle. Das einzige, was in diesem Moment zählte war, daß ein paar Sampor mich töten wollten und ich es geschafft hatte, den ersten von ihnen zu erledigen.
Das Projektil bremste vor der Ruinenmauer ab.
Er verfügte über einen autonomen Antrieb und eine elektronische Gegnererfassung. Einfach ausgedrückt: Es jagte alles, was sich bewegte. Naja, etwas komplizierter war es schon. Jedenfalls war das Ding in der Lage mich zu erkennen und zu verfolgen wie ein Insekt.
Es beschleunigte, surrte mit einem unangenehmen Brummton in meine Richtung.
Mir blieb kaum mehr als ein Augenaufschlag.
Ich griff an meinen Gürtel und aktivierte den Magnet-Schocker.
Gerade noch rechtzeitig.
Das mikroelektronische Innenleben des Projektils wurde erheblich verwirrt. Genau dafür waren diese Magnet-Schocker auch gemacht, obwohl man jedem nur abraten kann, sich auf sie zu verlassen. Das Big-Bang-Projektil surrte an mir vorbei und ich betete.
Wenn es jetzt in die nächte Ruine hineinkrachte, nützte mir das überhaupt nichts. Die Explosion wäre gewaltig genug gewesen, um mich trotzdem in Stücke zu reißen. Ich hätte schon Sampor sein müssen, um eine Detonation jener Größenordnung aus dieser geringen Distanz überleben zu können. Und selbst ein Sampor hätte wahrscheinlich auf das Funktionieren seiner zweiten Hirnsektion vertrauen müssen.
Der Unterschied war nur, daß Sampor psychisch so konditioniert waren, daß ihnen der Tod nichts ausmachte.
Mir allerdings schon.
Ich war schließlich erst hundert Jahre alt, also in den besten Jahren.
Das Ding raste auf die Ruinenwand zu.
Eigentlich war der Magnet-Schocker so programmiert, daß er Geschosse wie das Big-Bang-Projektil auf eine ausreichende Distanz brachte.
Eigentlich...
Wie gesagt, man darf sich nicht darauf verlassen. Manchmal klappte das nicht. Ich zählte die Sekunden. Dann zog das Big-Bang-Projektil im letzten Moment nach oben, in einer schrägen Linie direkt in den aschgrauen Himmel hinein.
Einige Augenblicke lang geschah gar nichts. Dann hörte ich die Detonation. In den Wänden der umliegenden Ruinen entstanden Risse. Hier und da bröckelten Steine aus dem Mauerwerk. Betonbrocken lösten sich, brachen herunter. Ich taumelte durch diese Erdbebenlandschaft, atmete auf und deaktivierte den Magnet-Schocker.
Dann überprüfte ich die Justierung meines Strahlers. Wenn ich Pech hatte, machte sich die Wirkung des Schockers auch dort bemerkbar. Se etwas kam immer wieder vor, auch wenn die Herstellerhinweise vorgaben, das mit angeblich über 99prozentiger Sicherheit ausschließen zu können.
Ich entfernte mich vom Ort der Detonation. Schließlich wollte ich keine giftigen Rückstände mitbekommen. Dann überquerte ich eine breite Straße, die sich wie eine Schneise durch die Ruinenlandschaft zog. Irgendwo in der Ferne waren Trommeln zu hören.
Ich grinste unwillkürlich.
Ja, die Trommeln...
Die hatten eigentlich auch noch gefehlt zur typischen akkustischen Kulisse eines OutlawSector oder kurz OS. Bewaffnete Gangs in martialisch wirkender Kleidung, die sich um eine Feuerstelle herum gruppierten, im Hintergrund der dumpfte Klang der Trommeln. Manchmal hatte ich den Eindruck, daß sich bei den Angehörigen dieser Gangs die Muster altirdischer Stammesgesellschaften wieder durchgesetzt hatten.
Aber das war ein Zusammenhang, der wohl nur denen auffiel, die sich etwas intensiver mit der Vergangenheit dieses Planeten befaßt hatten. Auf mich traf das zu. Es war eine Art Hobby.
Ich befand mich in der Mitte der Straße und fragte mich einen Sekundenbruchteil lang, ob ich vielleicht in die falsche Richtung ging - den trommelnden OS-Bewohnern direkt in die Arme. Und die gingen nicht unbedingt zimperlich mit denjenigen um, die sich in ihre Gebiete verirrten. Ins OutlawLand. Andererseits waren sie sicherlich angenehmere Gegner als die beiden Sampor, die hier noch irgendwo in den Trümmern herumstrichen und auf der Jagd nach mir waren.
Ich hatte die andere Seite schon fast erreicht, wollte mich in einem verfallenen Hochhaus in Deckung begeben, da nahm ich an einem der glaslosen Fenster im Erdgeschoß dieses monströsen Betonskeletts eine Bewegung wahr.
Ein kurzer Moment der Erstarrung folgte.
Eine Art Lähmphase, gemeinhin auch Schrecksekunde genannt, die meine Konditionierung zwar reduzieren aber nicht völlig aus der Welt schaffen konnte. Ich war ein Mensch. Was immer das im fünfundreißigsten Jahrhundert auch sein mochte. Ein Mensch mit allen Nachteilen seiner Gattung. (Und die Sampor? dachte ich in irgendeinem hinteren Winkel meines Bewußtseins. Du teilst mehr als 99 Prozent deiner Gene mit ihnen...)
"Verdammt, irgendwie habe ich keine Lust mehr auf den Mist!" sagte ich laut.
ETWAS kam aus dem Fenster herausgesprungen. Die Gestalt eines Sampor. Er rollte sich auf dem Boden ab, riß seine Waffen empor und feuerte dann gleichzeitig mit Strahler, Nadler und Big-Bang-Gun auf mich.
Ich verzichtete darauf, den Schocker zu aktivieren oder meinen Strahler abzufeuern.
Warum auch?
Ich stand einfach da und ließ mich erschießen, denn ich wußte, daß es dann am schnellsten vorbei war.
Zuerst traf mich der punktgenaue Laserstrahl. Zischend brannte er mir ein Loch in die Herzgegend, den Aufprall des Nadelgeschosses bekam ich überhaupt nicht mehr mit. Daß der Sampor danebengeschossen hatte, konnte ich allerdings kaum annehmen. Und dann folgte das Big-Bang-Projektil.
Die Explosion war verdammt grell.
Ich schloß die Augen, aber das nützte nichts. Eine sinnlose Reflexreaktion, denn die Daten dieses interaktiven Spiels wurden über den drahtlose CyberSensor in meinem Nacken direkt auf meine Sinnesnerven übertragen. Nichteinmal eine Netzhautentfernung hätte mir diesen grellen Blitz ersparen können.
Mein Cyber-Ich wurde in dieser furchtbaren Detonation förmlich zerrissen. Ich konnte die Hitze spüren, den Druck. Es war sehr realistisch.
Ich konnte das beurteilen, schließlich hatte ich auch in der corporalen Realität (der Begriff 'corporal' war irgendwann im 22. Jahrhundert als Gegenbegriff zur sogenannten 'virtuellen' Realität entstanden) schon in ähnlichen Situationen gesteckt. Ich hatte sogar bereits gegen coroporale - körperlich existierende - Sampor gekämpft und überlebt.
Ihre virtuellen Counterparts waren vielleicht sogar noch etwas cleverer als ihre corporalen Vorbilder.
>Das Programm endete mit Ihrem virtuellen Tod, Benutzer Dak Morley>, klärte mich eine Cyberstimme auf. Es war keine echte Stimme, nichts was jemand außer mir hätte hören können. Genau genommen handelte es sich lediglich um eine Impulsfolge mit der meine Hörnerven СКАЧАТЬ