Название: Ein Jahr ohne dich
Автор: Caroline Régnard-Mayer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742798015
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Wir fuhren mit dem Aufzug zur höchsten Ebene der spiralförmigen Rampe und liefen an den Kunstwerken vorbei nach unten. Kein Sonnenlicht fiel trotz Glaskuppel auf die Gemälde und trotzdem bekamen sie durch die Bauart des Gebäudes ein ganz besonderes Licht.
Peggy und ich waren sehr beeindruckt von diesem großartigen Monument und den vielen berühmten Gemälden, laut Reiseführer eine der weltweit besten Kunstsammlungen des 20. Jahrhunderts.
»Conny, ich brauche eine Pause und frische Luft. Wir sind jetzt schon fast drei Stunden hier. Ich kann keine Bilder mehr sehen«, sagte Peggy zu mir und schnitt dabei eine Grimasse.
»Habe auch keine Lust mehr. Komm, lass uns wieder in den Central Park gehen und dort etwas in einem gemütlichen Gartenlokal essen.«
In wenigen Minuten spurteten wir zu dem größten, künstlich angelegten See im Park und erwischten noch die letzten zwei Plätze in einer Gaststätte im Freien - bei uns würde man jetzt sagen, Biergarten. Da war es wieder das Gefühl von Sehnsucht und Alleinsein.
Ich fragte: » Hast du auch so Heimweh? Irgendwie habe ich etwas Angst. Ob ich das, was ich vorhabe, auch schaffen werde?«
»Du musst dir etwas Zeit lassen, du bist ja erst kurz hier. Verlangen nach zuhause habe ich nicht. Eher bin ich froh, von diesem Mistkerl Sören tausende von Kilometern entfernt zu sein. Lass uns ein Gläschen Wein bestellen und etwas Leckeres zum Essen, dann wird es dir bald besser gehen.«
»Wenn ich in Zukunft bei jedem Heimweh etwas essen und Alkohol trinken soll, dann kannst du mich in ein paar Wochen rollen und ich muss zum Entzug.« Wir lachten herzlich und ich war von meinen trüben Gedanken abgelenkt.
Peggy und ich verabredeten, dass wir, wenn sie wieder zuhause war, einmal im Monat skypen wollten. Im nächsten Jahr planten wir uns zu besuchen, egal wo die eine oder andere sein sollte. »Wir lassen es einfach auf uns zukommen«, sagte ich zu meiner neugewonnenen Freundin.
***
Am späten Nachmittag, die Hitze ließ endlich nach, traten wir den Rückweg zum Hotel an. Dieses Mal fast komplett mit der U-Bahn, nur die beiden letzten Straßen mussten wir zu Fuß marschieren.
»Conny, ich gehe jetzt erst mal eine Runde schlafen und duschen, dann treffen wir uns unten im Loft zum Abendessen und chillen, ja?«
»Gerne, denn dasselbe werde ich auch tun, schlafen und dann duschen! Spielt nicht heute eine Live-Band?«
»Doch, so eine amerikanische Newcomer Band. Bin gespannt. Bis später!«
Kaum lag ich auf meinem Bett, tauchte ich in einen traumlosen Schlaf ein. Frisch und munter wachte ich zwei Stunden später auf. Überall im Hostel hörte man Stimmen und die Duschen liefen auf Hochtouren. Ein Blick zur Uhr zeigte mir, dass ich mich beeilen musste. Nach dem Duschen zog ich noch schnell eine frische Jeans und eine Kurzarmbluse an und warf mir einen Pulli über die Schultern.
Heute gab es Spaghetti Bolognese und für die Vegetarier kochten sie eine riesige Schüssel mit Tomaten-Gemüse-Soße. Wie das schon duftete!
»Hallo Conny, hier!« Peggy winkte. Sie saß bereits am Tisch bei ihren drei Freundinnen, mit denen sie eigentlich hier in New York zehn Tage verbrachte.
»Hallo, ich bin Conny.« Ich schüttelte allen die Hände und schnell waren wir miteinander bekannt. Nach dem leckeren Essen hörten wir uns noch eine Weile die Band an, wobei Country nicht unserer Musikrichtung entsprach. Einen Absacker nahmen wir im King´s County, einer typisch amerikanischen Bar, mit gemütlichem Hinterhof und guten Preisen, in der Nähe des Hotels. Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns wehmütig von diesem Ort, in dem das Nachtleben von New York nur so pulsierte.
»Gute Nacht, Mädels.« Lachend und etwas zu laut gingen wir auf unsere Zimmer, um uns am nächsten Morgen gegen acht zu treffen. Wir hatten zu fünft einen Ausflug zum Empire State Building geplant.
***
Nach dem Frühstück nahmen wir wieder die U-Bahn 495 und spazierten die letzten zwei Blocks zu Fuß. Unschlüssig wurden einige von uns langsamer und wir liefen prompt ineinander.
»Hey! Was ist?«, fragte ich.
»Da vorne, schaut doch nur!«, rief Manuela und zeigte nach oben.
»Tatsächlich! Das Empire State Building!«, schrie Petra fast hysterisch.
Um uns herum schüttelten die vorbeieilenden Fußgänger nur den Kopf. Wir hielten den Atem an und genossen den grandiosen Anblick dieses Gebäudes. Kein Wunder, dass es sich hierbei um eine der schönsten Attraktionen New Yorks handelte.
»Los, gehen wir, ich kann es kaum erwarten«, trieb ich die anderen zur Eile an. So schnell wir konnten, überquerten wir die Straße, kein leichtes Unterfangen bei dem Verkehr, noch einmal um die Ecke und wenige hundert Meter später standen wir direkt vor dem Empire State Building. Wie auf Kommando legten wir unsere Köpfe nach hinten um die Spitze zu erkennen, was natürlich aus dieser Perspektive unmöglich war.
Ein freundlicher Aufzugpage fuhr uns nach dem Vorzeigen des New York Passes bis zur berühmten Aussichtsplattform, fast vierhundert Meter über der fünften Straße. Welch ein Nervenkitzel!
Schon Meg Ryan im Film „Schlaflos in Seattle“ drehte hier oben und als wir nun auf die Aussichtsplattform traten, wussten wir warum!
Uns bot sich ein atemberaubender Blick über ganz New York und laut Reiseführer bis zu den angrenzenden Bundesstaaten. Der Himmel zeigte sich von seiner schönsten Seite, keine Wolken und die Sicht so klar wie Kristalle. Wir standen über dem 102. Stockwerk und die Menschen und Häuser waren klitzeklein, sahen fast wie Ameisenstraßen aus. Ich bekam eine Gänsehaut!
»Conny, kneif mich mal.« Peggy war neben mich getreten. »Aua, nicht so fest!«
»Man kann es dir wohl nicht recht machen«, lachte ich sie an.
»Habt ihr auch den Film „Schlaflos in Seattle“ gesehen?« Sabine schwärmte und träumte mit verklärtem Gesicht. »Ach wenn doch nur jetzt so ein toller Mann um die Ecke käme.« Wir lachten und umarmten uns glücklich.
»Schaut mal dort!« Petra flüsterte uns zu. »Dein Wunsch geht in Erfüllung, Sabine.« schmunzelte Manuela.
Tatsächlich. Ein gut gekleideter Mann, nur etwas älter als wir, schlenderte über die Aussichtsplattform. Alleine. Gehen Wünsche so schnell in Erfüllung?
Sabine war nun zur Salzsäule erstarrt und konnte nur noch mit offenem Mund staunen.
Er kam direkt auf uns zu!
»Können die Damen mir vielleicht weiterhelfen?«, lächelte er uns charmant an. Er sprach deutsch. Die Erste, die ihre Sprache wieder fand, war ich. »Was wollen sie denn gerne wissen. Ich bin übrigens Constanze und das sind meine Freundinnen aus Norwegen.«
»Ich heiße Thomas, bin nur drei Tage in New York und möchte gerne mit meiner Familie in der Nähe essen gehen. Kennen sie sich hier aus?«
Fünf Gesichter blickten Thomas enttäuscht an.
»Nein, СКАЧАТЬ